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Der gemeinnützige Verein TransFair

1992 startete der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.

1992 startete der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Ein Interview mit Claudia Brück - Pressesprecherin

Frau Brück, Sie sind zuständig für die Pressearbeit im Verein zur Förderung des Fairen Handels "TransFair". Was genau macht Ihr Verein und was sind Ihre Hauptaufgabengebiete?

1992 startete der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Als unabhängige Initiative handelt TransFair nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen. TransFair setzt sich dafür ein, den Fairen Handel als Alternative bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern bewusster und bekannter zu machen. Durch vielseitige Aktionen, Events und Informationsveranstaltungen setzen sich die TransFair Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen dafür ein, neue Partner und Unterstützer für den Fairen Handel zu gewinnen.

Wie schätzen Sie die Zukunft des Fairen Handels ein, wo funktioniert er bereits gut und wo sind noch Verbesserungen nötig?

Über 800 Kleinbauernorganisationen und Plantagen arbeiten weltweit unter den Fairtrade-Standards. Somit profitieren gut 1,2 Millionen Kleinbauern, Arbeiterinnen und Arbeiter in rund 60 Ländern vom Fairen Handel. Durch die Mindestpreise und die Fairtrade-Prämien für Gemeinschafts-Projekte konnten ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessert werden. Trotz dieser Erfolge gibt es noch viel zu viele Arbeiter- und Bauernfamilien, die nicht im Fairtrade-System sind. Daher ist es wichtig, den Wirkungskreis des Fairen Handels weiter auszubauen, um möglichst vielen Menschen den Zugang zu fairen Arbeits- und Lebensbedingungen zu ermöglichen.

Erzählen Sie uns etwas über die Fairtrade-Standards. Woraus setzen sich die Standards zusammen und was sind die Ziele?

Ökonomie, Ökologie und Soziales sind die drei Säulen der Fairtrade-Standards. Sie bilden die Spielregeln des Fairen Handels. Alle Produzenten und Händler müssen sich an die Standards halten - nur dann dürfen ihre Produkte mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet werden. Die Standards werden nicht von TransFair entwickelt, sondern von der Dachorganisation Fairtrade International (FLO). Dort gibt es eine eigene Abteilung, die sich nur mit den Fairtrade-Standards beschäftigt.

Die Fairtrade-Standards werden dafür entwickelt, das Leben von Kleinbauern sowie Beschäftigten auf Plantagen, die in den ärmsten Ländern der Welt leben, nachhaltig zu verbessern. Fairtrade hilft ihnen dabei auf vielfältige Weise: Durch garantierte Mindestpreise haben die Bauern mehr Planungssicherheit und bekommen einen fairen Preis für ihre Rohstoffe. Zusätzlich erhalten die Produzenten die Fairtrade-Prämie, die von den Mitgliedern der Kooperativen in Gemeinschafts-Projekte aus Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Umweltschutz oder Infrastruktur investiert werden. Durch direkte Beratung und Fortbildungen vor Ort erhalten die Bäuerinnen und Bauern bessere Einblicke in das Geschehen auf dem Weltmarkt und bekommen Hilfestellung, beispielsweise für die Umstellung auf ökologischen Anbau.

Was sind die Hauptgründe, weshalb es so schwer ist weltweit einen Fairen Handel zu gewährleisten?

Das Fairtrade-Siegel wurde ausdrücklich zur Unterstützung der am meisten benachteiligten Produzentinnen und Produzenten der Welt entwickelt. Dabei stehen die Produzentengruppen in Entwicklungsländer aus Asien, Lateinamerika und Afrika im Fokus, die durch die Weltwirtschaft strukturell benachteiligt sind.

Das System der Fairtrade-Zertifizierung wurde ursprünglich für Produkte des Rohstoffmarktes entwickelt. Bei Produkten, die sich aus verschiedenen Materialien zusammensetzen, eine komplexe ausdifferenzierte Produktionskette aufweisen oder die – wie beispielsweise das Kunsthandwerk –oft aus verschiedenen Materialien bestehen und in ihren Produktionsprozessen und -kosten völlig verschieden sind, wird es schwierig, dieses System anzuwenden. Fairtrade International arbeitet aber intensiv daran, Standards für weitere Produkte auszuarbeiten, damit immer mehr Menschen von Fairtrade profitieren können.

Was ist die Vision von FAIRTRADE für einen nachhaltigen Umweltschutz?

Armutsbekämpfung und Klimawandel, das sind die beiden wichtigsten Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten. In der Diskussion um Klimawandel wird zunehmend der Zusammenhang zwischen Armut und den Folgewirkungen des Klimawandels thematisiert. Es ist inzwischen allgemein anerkannt, dass arme Menschen den Folgen des Klimawandels im hohen Maße ausgesetzt sind und ihnen zugleich wenig entgegensetzen können. Nachhaltigkeit drückt sich für Fairtrade daher in einem Dreiklang aus: sozial, ökologisch und ökonomisch. Alle Faktoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich positiv auf Mensch und Umwelt auswirken. Zum einen werden die Produzenten gestärkt und durch Mindestpreise und Fairtrade-Prämien in eine bessere Lage versetzt, um auf Veränderungen zu reagieren. Zum anderen führen ökologische Kriterien in den Fairtrade-Standards zu umwelt- und klimaschonenden Anbauweisen und einer Sensibilisierung aller Beteiligten für den Umweltschutz. Denn Nachhaltigkeit bedeutet bei Fairtrade nicht nur, dass Menschen genug zu essen haben und ihre Kinder zur Schule schicken können, sondern dazu gehört auch eine Umwelt, die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Außerdem fördert der Faire Handel nachhaltige, direkte Handelsbeziehungen, ohne Umwege über Zwischenhändler. Dies hat nicht nur ökonomische Vorteile für die Bauern, auch die Klimabilanz der Fairtrade-Produkte fällt dadurch oft deutlich positiver aus als die konventioneller Produkte.

Was für positive Beispiele können Sie aus Ihrem Umfeld für den Umweltschutz nennen?

Ein Beispiel ist die Kaffee-Kooperative COOCAFE in Costa Rica. Sie hat ihre Fairtrade?Prämie dazu verwendet, ihren Wasserverbrauch zum Waschen der Bohnen um 90 Prozent zu reduzieren. Die Prämie hat zudem dazu geführt, dass Produzenten wieder Schattenbäume um ihre Kulturen pflanzen, was gut für den Boden, den Wasserhaushalt, die Biodiversität und auch für die Qualität des Kaffees ist. Gerardo Arias Camacho, Kaffeebauer und Mitglied der Kooperative sagt dazu: „Wir haben Bäume gepflanzt und den Einsatz von Pestiziden in den letzen zehn Jahren um 80 Prozent reduziert. Wir haben die Fairtrade?Prämie benutzt um umweltfreundliche Trocknungsöfen für den Kaffee zu kaufen. Diese werden mit Kaffeebohnen und Macadamia?Nussschalen betrieben. Das bedeutet, dass wir für den Betrieb nicht mehr jedes Jahr 20 Hektar Wald abholzen müssen.“

Hamburg ist 2011 europäische Umwelthauptstadt. Welchen Tipp möchten Sie stellvertretend für FAIRTRADE den Hamburgern, den Unternehmen und der Politik in Hamburg für ein ökologisch nachhaltigeres Hamburg geben?

Verantwortlicher Konsum, Nachhaltigkeit und Fairer Handel gehen Hand in Hand. Hamburg setzt hierfür ein positives Zeichen, denn die Hansestadt ist nicht nur Umwelthauptstadt, sondern wird in diesem Jahr auch die Auszeichnung mit dem Titel „Fairtrade-Stadt“ erhalten. Damit zeigt Hamburg, dass sie die Herausforderungen der kommenden Jahre verstanden hat. Was unsere Welt braucht, ist Engagement für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigere und gerechtere Welt. Wir wünschen den Hamburgern viel Energie, Mut und viele motivierte Akteure, die diese Ziele auch weiterhin mit so großem Einsatz verfolgen!

TransFair
Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der "Dritten Welt" e.V.
Remigiusstraße 21
50937 Köln-Sülz

Internet: www.transfair.org

 




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