Politik, Kultur & Wissenschaft

Den Gedanken der Nachhaltigkeit im Design stärker verankern

Die ecosign / Akademie für Gestaltung wurde gegründet, um den Gedanken der Nachhaltigkeit im Design stärker zu verankern. In der konventionellen Ausbildung dient Design vor allem als Konsumfördermaßnahme, wobei die Voraussetzungen und Konsequenzen von Produktion und Konsum kaum reflektiert werden, erläutert die Gründerin Prof. Karin-Simone Fuhs.

Die ecosign / Akademie für Gestaltung wurde gegründet, um den Gedanken der Nachhaltigkeit im Design stärker zu verankern. In der konventionellen Ausbildung dient Design vor allem als Konsumfördermaßnahme, wobei die Voraussetzungen und Konsequenzen von Produktion und Konsum kaum reflektiert werden, erläutert die Gründerin Prof. Karin-Simone Fuhs.

20.03.2017 - Bilder © ecosign

LifeVERDE: Die ecosign / Akademie für Gestaltung bietet in Kooperation mit der Alanus Hochschule den ersten staatlich anerkannten Bachelor-Studiengang „Nachhaltiges Design“ an. Was versteht man generell unter nachhaltigem Design?

PROF. KARIN-SIMONE FUHS: Nachhaltig ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können – so der Brundtland-Bericht von 1987. Nur eine gleichberechtigte Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Belangen führt zu nachhaltigen Entscheidungen. An diesem Leitbild orientieren sich Lehre und Gestaltung an der ecosign.

Mit ihrer Arbeit können Kommunikationsdesigner/-innen jenen Kulturwandel fördern, der unsere Gesellschaft benötigt, um die epochalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Kreative Kampagnen und durchdachte Medienbeiträge können Menschen für gesellschaftliche Probleme sensibilisieren oder sie zu einem besseren Umgang mit ihrer Umwelt bewegen. Genauso können Produktdesigner/-innen Produkte und Dienstleistungen so gestalten, dass sie einen möglichst großen Nutzen für den Menschen haben und Ressourcen und Umwelt möglichst wenig belasten. Nachhaltiges Produktdesign basiert auf einem Bewusstsein für die komplexen Zusammenhänge in Gesellschaft und Umwelt und bezieht den Kontext in die Gestaltung der Objekte ein.

Woher kam der Impuls zur Entwicklung dieses Studienganges?

Ich habe die ecosign 1994 gegründet, um den Gedanken der Nachhaltigkeit im Design stärker zu verankern. Prägenden Einfluss für diese Entscheidung hatte meine in Kairo (Ägypten) verbrachte Kindheit, die mich bereits früh mit heftigen sozialen, ökologischen und ökonomischen Missständen konfrontierte. Ich habe Design studiert. In der konventionellen Ausbildung dient Design vor allem als Konsumfördermaßnahme, wobei die Voraussetzungen und Konsequenzen von Produktion und Konsum kaum reflektiert werden. Die ecosign bietet eine ganzheitliche Designausbildung, die die Auseinandersetzung mit ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Faktoren beinhaltet.

An wen richtet sich das Studienangebot?

An jeden, der eine allgemeine Hoch- bzw. Fachhochschulreife oder andere Abschlüsse nach weiteren Umständen (abgeschlossene Berufsausbildung, besondere Begabung, Praxiserfahrung) verfügt. Bedingung für die Aufnahme ist jedoch die erfolgreiche Teilnahme an einem unserer regelmäßig stattfindenden Bewerbertage. An der ecosign geben nicht, wie andernorts üblich, anonym abgegebene Zeichenmappen den Ausschlag. Vielmehr laden wir Bewerberinnen und Bewerber zu unverbindlichen Bewerbungstagen ein, an denen neben einer schriftlichen und einer praktisch-kreativen Prüfung ein persönliches Vorstellungsgespräch durchgeführt wird. Wir möchten jede und jeden unserer zukünftigen Studierenden persönlich kennenlernen!

Was ist das Einzigartige an diesem Lehrkonzept?

Nachhaltigkeit spielt quer durch alle Fächer eine sehr wichtige Rolle. Inhaltlich ist das Studium sehr interdisziplinär und der Studienverlauf offen, flexibel und praxisnah. Die Studierenden können jederzeit Schwerpunkte in verschiedenen Designbereichen, wie zum Beispiel Kommunikationsdesign, Produktdesign, Fotografie, Illustration, Animation etc. setzen. Die Studierenden werden in der ecosign individuell und intensiv betreut. Über 50 hoch qualifizierte Dozentinnen und Dozenten kümmern sich um die rund 240 angehenden Designerinnen und Designer. Das Resultat sind kleine, produktive Lerngruppen und eine individuelle Betreuung. An der ecosign ist jede/r Studierende eine Persönlichkeit, keine anonyme Matrikelnummer.

Welche Inhalte vermittelt die ecosign?

Bei uns studiert man Nachhaltiges Design. Die Studierenden setzen dann ihre Schwerpunkte zum Beispiel in Kommunikationsdesign, Produktdesign, Fotografie, Illustration oder Animation; die meisten erproben nicht nur eine Disziplin, um adäquate gestalterische Problemlösungen zu finden. Eine konsequente Orientierung an der Praxis erfordert ein theoretisches Pendant, um eine ganzheitliche Bildung zu gewährleisten: Neben den Praxiskursen und dem Fach „Nachhaltiges Design“ stehen auch Ethik, Psychologie, Philosophie, Soziologie, Kunstgeschichte, Designtheorie und andere geisteswissenschaftliche Fächer auf dem Lehrplan. Nicht fehlen dürfen auch die wirtschaftlichen Grundlagen für nachhaltige Gestalter, aber auch Fachenglisch für Designer.

Wie praxisorientiert werden die Lerninhalte vermittelt, können Sie zwei bis drei Beispiele geben?

Die meisten Designdozent/innen der ecosign sind selbstständig und üben selbst erfolgreich den Designberuf aus. Sie bringen ihre eigene Berufserfahrung mit in die Lehre hinein. In jedem Semester arbeiten die Studierenden an mehreren Projekten in Kooperation mit externen Partnern. Dabei treten Unternehmen, Institutionen oder NGOs als Auftraggeber und die Studierenden (betreut von einem fachkompetenten Dozenten) als Auftragnehmer auf.

Zum Beispiel hat ecosign im Wintersemester 2015/16 ein Projekt mit dem Club of Rome, dem Wuppertal Institut und weiteren akademischen Partnern realisiert, unter dem Titel „Alle Wege führen nach Rome“. 1972 erregte der Club of Rome mit dem Buch „Die Grenzen des Wachstums“ international Aufmerksamkeit. Zu einer Zeit, als ökologische Herausforderungen noch Zukunftsmusik zu sein schienen, verwiesen die Autoren aus wissenschaftlicher Perspektive auf die Endlichkeit des Wirtschaftswachstums auf Kosten der Umwelt. Doch auch über 40 Jahre später ist der Sprung von der trockenen Wissenschaft um endliche Ressourcen und ökologisch-ökonomische Zusammenhänge hin zu menschlichen Alltagsgewohnheiten und persönlichen Lebensstilen groß. Und hier kommt das Design ins Spiel: Ziel des groß angelegten, internationalen, von wissenschaftlichen Partnern begleiteten Projektes war es, durch gutes Design zu einem nachhaltigeren Alltag beizutragen – denn alltägliche Entscheidungen bilden die Grundlage für Veränderung. Die Studierenden wurden aufgefordert, selbstständig einen Aspekt des menschlichen Alltags zu finden, in dem durch positive Kommunikation zu mehr Nachhaltigkeit aufgerufen werden kann. Im Rahmen der Konferenz zwanzig52, die am 15. März 2016 im Sanaa-Gebäude an der Essener Zeche Zollverein stattfand, prämierte schließlich der Club of Rome die besten zwei studentischen Arbeiten aus dem Semesterprojekt mit Preisgeldern und kostenloser Business-Begleitung.

Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „WomenCraft“ im Sommersemester 2015. Dabei kooperierte ecosign mit dem sozialen tansanischen Unternehmen „WomenCraft“, das in der Region um die Stadt Ngara Frauen als Kunsthandwerkerinnen/Artisans einstellt, um ihnen persönliche und finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen. In Arbeitsgruppen fertigen die Frauen aus Naturfasern und traditionellen Stoffen hochwertige Decor-Produkte für den Export. Um das Vermarktungspotenzial der Korbwaren für den europäischen Markt zu steigern und die angestrebten Standards zu erreichen, erarbeiteten die Studierenden in einem Projektkurs verschiedene Medien zur Erleichterung der Qualitätssicherung sowie ein neues Erscheinungsbild.

Wo können die Absolventen anschließend tätig werden und mit welchen Alleinstellungsmerkmalen können sie punkten?

Je nach den individuellen Karrierewünschen und Zukunftsplänen entscheiden sich unsere Studierenden zwischen dem nicht-staatlichen Diplom der ecosign oder dem staatlich anerkannten Bachelor of Fine Arts (B.F.A.), den wir in Zusammenarbeit mit der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft anbieten. Der Großteil von über 80% der ecosign-Absolventen und Absolventinnen lässt sich grob in drei Gruppen einteilen: Selbstständig arbeitende Designer/-innen, Designer/-innen in Festanstellung sowie Agenturinhaber/-innen und Geschäftsführer/-innen von Werbeagenturen und Designbüros; das ist eine außerordentlich gute Erfolgsbilanz in Sachen beruflicher Qualifizierung.

Die Kreativbranche gilt gemeinhin als schnelllebig: Schon morgen ist veraltet, was heute noch im Trend liegt, und junge Talente werden den gängigen Klischees folgend in zwielichtigen Werbeagenturen verheizt. Designer/-innen, die interdisziplinär arbeiten, komplexe Kontexte erfassen können, konzeptstark gestalten und nicht zuletzt über hohe Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen verfügen, sind anders – und das macht ecosigner sehr gefragt.

Wie und wo können sich Interessierte informieren und bewerben?

Auf unserer Website www.ecosign.de oder direkt bei uns:

ecosign/Akademie für Gestaltung

in Kooperation mit

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

Vogelsanger Straße 250

50825 Köln

Telefon: 02 21 / 5 46 13 32

Telefax: 02 21 / 2 40 13 13

E-Mail: akademie@ecosign.net

Öffnungszeiten

Akademie: Montag bis Freitag: 9.00 – 18.00 Uhr

Büros: Montag bis Freitag: 9.00 – 15.00 Uhr




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