Politik, Kultur & Wissenschaft

Mooswände für mehr Lebensqualität

Ohne Moos nichts los: Heidelberger Pilotprojekt testet das Potential von Mooswänden an Gebäuden für die Verbesserung der Lebens- und Luftqualität in Stadtquartieren.

Ohne Moos nichts los: Heidelberger Pilotprojekt testet das Potential von Mooswänden an Gebäuden für die Verbesserung der Lebens- und Luftqualität in Stadtquartieren.

12.12.2017 - Gastbeitrag von Qiaozhi Meng

Außerhalb von Aquarien und Krippen in der Weihnachtszeit sind Moospflanzen in Vergessenheit oder Verruf geraten. Dabei birgt die Grünpflanze viel Potential und kann ein wahrer Helfer in den schadstoffbelasteten Städten sein.

Die wurzellosen Moose nehmen Schadstoffe, darunter Schwermetalle und radioaktive Substanzen, ungefiltert aus der Luft auf. Aufgrund dieser biologischen Eigenschaften sind Moose als Bioindikatoren ideal geeignet. Seit 1981 setzt das Bayerische Landesamt für Umwelt Schlafmoos als Zeigerpflanze für Umweltveränderungen ein. Das Ergebnis: der Gehalt in der Luft an Schwermetallen wie Cadmium, Blei und Kupfer ist seither deutlich zurückgegangen.

Etwa 50 Millionen Tonnen Stickstoff binden Moose, neben Algen, Flechten und Pilzen, pro Jahr weltweit. Feinstäube werden gespeichert und in mineralische Bestandteile umgewandelt. Sie verbessern nicht nur die Luft und mindern den Feinstaubgehalt, sondern können aufgrund ihrer Oberflächenstruktur große Mengen an Wasser speichern. Durch langsame Wasserdampfabgabe wird die Luft befeuchtet und Sauerstoff produziert. Sie tragen infolgedessen zu einem qualitativ besseren Klima bei.

Um die hilfreichen Moospflanzen in städtische Quartiere einzubinden und die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern, sind vertikale Fassaden-Begrünungen eine der Lösungsansätze.

Pilot-Projekt in Heidelberg gestartet

Vor der Verkleidung der Fassaden von Heidelberg Village mit Moosen wurde ausgiebig getestet, unter welchen Bedingungen die Anzucht und Vermehrung von Moosen für vertikale Fassaden optimal und nachhaltig verläuft.

Hierfür wurden spezielle Pflanzenwannen aus Eisen hergestellt, die folgende Eigenschaften aufweisen: 1) eine Basis aus Rollkies, so dass die zugeführte Bewässerung einer gleichmäßigen und großflächigen Verteilung folgt, 2) Vlies zur Stabilisierung des Kiesbodens und Weiterleitung des Wassers und 3) Netzgitter zur weiteren Fixierung.

Darauf aufbauend wurden Blähton-Kügelchen eingesetzt, die als Wasserspeicher dienen und somit eine dauerhafte Bewässerung gewährleisten, sowie eine Mischung aus Torf und Bonsaisubstrat, um das notwendige saure Wachstumsumgebung für das Moos-Wachstum herzustellen.
Finalisiert wurde die Moos-Wanne mit einer Wachstumskur aus Wasser, Buttermilch und Zucker sowie Netz- und Lochstahl-Gitter zu jeweils zu 50%.

Der Aufbau der zweiten Mooswanne wurde vergleichsweise auf eine Mischung aus Blähton-Kügelchen, Torf und Bonsaisubstrat reduziert. Auch in diesem Fall wird mit der Wachstumskur und den alternativen Gittern geforscht. Um die optimale Material-Zusammensetzung und Wachstumsbedingungen zu definieren, werden weitere Testprojekte durchgeführt.

Pilotprojekte und Tests dieser Natur setzen Zeichen für eine grüne Lebensraum-Gestaltung: es werden Oasen in Städte geschaffen, die für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen positiv sind.

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