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Ein Interview mit Prof. Dr. Hoffmann und Prof. Dr. Röth von der FH Aachen

Umwelthauptstadt.de befragte die beiden Professoren unter anderem zu der Zukunft des Studiengangs Elektrotechnik und des an der FH Aachen entwickelten ec2go-Projektes, dem ersten e-Car-Sharing-Auto

Umwelthauptstadt.de befragte die beiden Professoren unter anderem zu der Zukunft des Studiengangs Elektrotechnik und des an der FH Aachen entwickelten ec2go-Projektes, dem ersten e-Car-Sharing-Auto

Bildquelle: FH Aachen/Jeanne Niermann

Umwelthauptstadt.de: Sie bieten unter anderem den Studiengang Elektrotechnik an der FH Aachen an. Warum hat dieser Studiengang Zukunft und wie sieht diese aus?

Herr Prof. Dr. Hoffmann: Die Elektrotechnik ist eine Disziplin, die weite Verzweigungen in viele andere Branchen hat. Sie existiert nicht nur „für sich“, sie ist eher als Teil anderer Vorgänge nicht wegzudenken: zum Beispiel Sensoren und Überwachungen, Datenübertragungen, Steuerungen, Visualisierung und Bedienung von Abläufen, Energieversorgung und -verteilung im Maschinenbau, der Biotechnik und Chemie oder der Medizin sind ohne die Elektrotechnik nicht möglich.

Dieser Bedarf an Elektrotechnikern und deren Möglichkeiten, dort in der Planung, der Inbetriebnahme, der Produktion, der Forschung oder gar des Vertriebs zu arbeiten, eröffnen ein breites Spektrum zukunftssicherer Arbeitsplätze.

Wir leisten mit unseren breit angelegten Grundstudium, das bis zum 3. Semester gleich ist, und den Vertiefungen Automatisierungs- und Antriebstechnik, Nachrichtentechnik und Fahrzeugelektronik im Kernstudium einen  wichtigen Beitrag dazu.

Welche Kompetenzen sollten Bewerber des Studienganges Elektrotechnik mitbringen, um mit guten Voraussetzungen ins Studium starten zu können?

Herr Prof. Dr. Hoffmann: Eine gute Voraussetzung ist das Interesse an technischen Zusammenhängen und Abläufen, sowohl in der Praxis als auch in der Theorie. In der Praxis ist es zum Beispiel die Frage, wie die vielen Hochleistungsgeräte vom Elektroantrieb im Auto bis zum Smartphone funktionieren, in der Theorie sind es  unter anderem mathematische Grundlagen, ohne die viele Phänomene nicht zu beschreiben und Probleme nicht zu lösen wären. Diese technischen Zusammenhänge sind nicht nur solche in der Elektrotechnik. Diese Disziplin findet auch weite Anwendung unter anderem in der Informatik, dem Maschinenbau, der Chemie und Biotechnik, der Medizin sowie in den Wirtschaftswissenschaften. Da ist ein gewisser Weitblick über die Elektrotechnik hinaus hilfreich.

Welche Soft-Skills muss ein ausgelernter Elektrotechniker besitzen, damit er sich im Arbeitsmarkt behaupten kann?

Herr Prof. Dr. Hoffmann: Ganz wichtig sind Teamfähigkeit, Ausdauer, Sprachen. Die Teamfähigkeit wird schon ganz früh eingefordert: in den Praktika, spätestens in der Prüfungsvorbereitung. Die gemeinsame Arbeit, die Orientierung am anderen, die gegenseitige Unterstützung sind sowohl für ein effektives Studium als auch später im Beruf wichtig. Unter anderem in Wahlpflichtfächern wird deshalb Wert auf Projektarbeiten in Gruppen gelegt. Ausdauer hilft über manche zäh erscheinenden Inhalte hinweg und ist gepaart mit der Fähigkeit, sich zu organisieren. Nur so lassen sich anspruchsvolle Aufgaben in begrenzter Zeit lösen. Sprachen sind in der Literatur während des Studiums und dem Umgang im internationalen Umfeld, sei es im Praxissemester oder im Beruf, nicht mehr wegzudenken. Englisch ist ein Muss, eine weitere Fremdsprache vorteilhaft.

Ich sage den Studierenden schon mal: Die nötigen Soft-Skills für das Studium sind zu je einen Drittel Inspiration, Transpiration und Organisation:
Inspiration steht für Begeisterung und Fähigkeiten, Transpiration für Arbeit und Ausdauer und Organisation dafür, die richtigen Dinge zum geeigneten Zeitpunkt mit dem nötigen Aufwand zu tun. (vielleicht etwas holzschnittartig, hilft aber als „Soft-Skill“ ein Stück weiter).

Ab dem 4. Semester werden Ihre Studierenden innerhalb der zahlreichen Spezialgebiete der Elektrotechnik in drei möglichen Vertiefungen ausgebildet: Nachrichtentechnik, Automatisierungs- und Antriebstechnik oder Fahrzeugelektronik. Sind Ihre Absolventen nach Ende des Studiums dann wirklich schon so weit ausgebildet, dass sie in ihren Spezialbereichen für Arbeitgeber eine vollwertige Arbeitskraft darstellen oder was genau muss dann noch in der Praxis nachgeholt werden?

Herr Prof. Dr. Hoffmann: Natürlich ist ein Bachelorabschluss nicht das Ende einer beruflichen Qualifikation. Der Bolognaprozess sieht ihn als Einstieg, lebenslanges Lernen folgt. Konkret: In unseren Vertiefungen werden sehr solide Grundlagen als auch der praktische Umgang mit modernen Werkzeugen zur Arbeit auf diesen Gebieten vermittelt. Dadurch sind unsere Absolventen oft sofort in beruflichen Arbeitsprozessen einsetzbar: Sie sind fachlich kompetent und können mit Hard- und Software umgehen. Grundlegende Kenntnisse in wirtschaftlichen Belangen haben sie auch. Und wenn was fehlt: Sie werden neue Anforderungen einordnen können und sie gezielt angehen. Das ist es, was die Arbeitgeber suchen.

Meinen Sie, dass der Bachelorabschluss für den Elektrotechniker im Hinblick auf die Karriere ausreichend ist oder wird von den Unternehmen ein Master vorausgesetzt?

Herr Prof. Dr. Hoffmann: Der Bachelorabschluss ist ein wesentliches Element, in der international ausgerichteten Tätigkeit der Ingenieure bei vergleichbaren Qualifikationen voranzukommen. Vor dem Hintergrund, sich auch nach dem Studium weiterbilden zu müssen, sind der direkte Berufseinstieg nach dem Bachelor und der spätere nach dem Master zwei Wege zum gleichen Ziel. Die Unternehmen sehen das inzwischen viel entspannter als es in der Hochschul- und universitären Diskussion erscheint: Außer in Bereichen, die ein erhöhtes Maß an Grundlagen fordern, zum Beispiel in der Forschung, spielt diese Unterscheidung kaum eine Rolle.

Die FH Aachen entwickelt aktuell mit dem ec2go-Projekt das erste e-Car-Sharing-Auto. Wann und wo gehen Sie mit Ihrem Angebot an den Markt und zu welchen Bedingungen wird es zu nutzen sein?

Herr Prof. Dr. Röth: Bei dem ec2go handelt es sich um das erste rein für CarSharing entwickelte Fahrzeug, welches ausschließlich elektrisch betrieben wird. Es handelt sich bei diesem Projekt um ein sehr großes Forschungsvorhaben, welches seit 2009 läuft und zum Ende dieses Jahres abgeschlossen wird. Die noch nicht veröffentlichten Forschungsergebnisse (einschließlich diverser Prototypen) werden in 2013, vorrangig der Fachwelt, vorgestellt. Ziel  des Projektes ist es, einen möglichst hohen Anteil der Ergebnisse zu industrialisieren. Über eine „publizistische“ Veröffentlichung wird daher erst im nächsten Jahr entschieden.

Soviel aber schon einmal  vorweggenommen. Bei dem Fahrzeug des ec2go-Projektes handelt es sich um ein sehr spannendes Kleinfahrzeug für drei Personen, obwohl es ungefähr zehn Prozent kürzer ist als der Smart. Nach heutigem Stand des Wissens gibt der ec2go eine klare Antwort auf zukünftige Mobilitätsfragen rund um das Thema eCarSharing.

Abschließend die Frage, weshalb sollten sich junge Menschen für ein Studium an der FH Aachen entscheiden?

Herr Prof. Dr. Hoffmann: Mich überrascht immer wieder die Aussage erfolgreich Studierender: Sie fühlen sich persönlich wahr- und ernstgenommen. Der Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden ist gut. Die Themen in praxisorientierter Lehre, aber auch in der exzellenten und hoch angesehenen Forschung des Fachbereichs macht das Studieren attraktiv. Nicht immer ist es einfach, sondern durchaus mal anstrengend, aber der Erfolg unserer Absolventen zeigt, dass es die Mühe wert ist.




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