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ConnectingHelp - eine bunte Mischung von Sachspenden

„Ich denke, dass es in Zukunft insbesondere darum gehen wird, dass zwischen Nehmern und Gebern mehr Partizipation als die reine Scheckübergabe stattfindet.“ (Clemens Frede, Leiter Programmentwicklung, Stifter-helfen.net & ConnectingHelp)

„Ich denke, dass es in Zukunft insbesondere darum gehen wird, dass zwischen Nehmern und Gebern mehr Partizipation als die reine Scheckübergabe stattfindet.“ (Clemens Frede, Leiter Programmentwicklung, Stifter-helfen.net & ConnectingHelp)

8. Juli 2015

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Frede, ConnectingHelp ist ein Angebot der Haus des Stiftens gGmbH, die über 1.200 Stiftungen mit einem Gesamt-Vermögen von mehr als 225 Millionen Euro verwaltet. Von wem und mit welcher Motivation wurde ConnectingHelp ins Leben gerufen?

CLEMENS FREDE:  Die Idee zu diesem Spendenmarktplatz lag fast auf der Hand. Denn sie beruht auf unseren Erfahrungen mit dem IT-Spendenportal Stifter-helfen.de, über das wir seit 2008 bereits mehr als 650.000 IT-Spenden im Wert von über 180 Millionen Euro an Non-Profits in Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilt haben. Mit ConnectingHelp erweitern wir dieses Angebot um viele weitere Ressourcen, die Non-Profits für ihre Arbeit brauchen.

Sie bringen die verschiedenen Akteure des gemeinnützigen Sektors zusammen und vernetzen sie miteinander. Welche sind das und wie organisieren Sie das?

Zum einen sind das jene Stiftungen und Unternehmen, die bereit sind, Geld, Zeit, Beratung oder Produkte zu spenden.  Über ConnectingHelp sparen sie sich eine Menge Zeit und Geld und vermeiden Streuverluste, indem sie Gestaltung und Abwicklung der Spenden­ausschrei­bung abgeben. Darüber hinaus haben sich uns bereits andere gemeinnützige Mittler - wie die beiden Sozialunternehmen innatura und proboneo - angeschlossen. Mit ConnectingHelp versuchen wir, die limitierten Kräfte und Kapazitäten jedes einzelnen für gemeinwohlorientierte Zwecke zu bündeln. Je mehr mitmachen, desto mehr bringt es. Im Endeffekt sollen möglichst viele Spenden da ankommen, wo sie dringend gebraucht werden: bei den gemeinnützigen Organisationen.

Welche Art von Sachspenden wird über ConnectingHelp vermittelt, können Sie ein paar Beispiele geben?

Man findet auf ConnectingHelp eine bunte Mischung von Sachspenden – das reicht von Bettwäsche bis hin zur Sonnenmilch. Das Angebot ändert sich aber laufend, denn wenn Bestände vermittelt sind, nehmen wir es natürlich aus den Angeboten heraus. Im Bereich IT gibt es das bewährte Soft- und Hardwarespendenangebot von Stifter-helfen.de – wer sich auf ConnectingHelp registriert hat, kann hier zum Beispiel auf eine Buchhaltungssoftware oder ein Projektmanagement-Tool zugreifen.

Gibt es Sachspenden, die von Empfängerseite nachgefragt werden und die Sie gerne noch ins Spenden-Repertoire aufnehmen möchten?

Die Sachspenden werden extrem stark nachgefragt. Wir könnten weitaus mehr Angebote vermitteln, als wir momentan auf ConnectingHelp anbieten, insbesondere alles, was zur Büroausstattung gehört – wie Schreibtische, Stühle und Büromaterial. Auch das Thema Mobilität ist interessant, beispielsweise Gutscheine für Bahn, Bus oder Flug. Deshalb halten wir die Augen offen nach weiteren Kooperationspartnern.

Neben Sachspenden vermitteln Sie sogar Experten-Know-how in Form von pro-bono Weiterbildungs- und Beratungsangeboten.  Wie funktioniert das und können Sie hierfür auch ein bis zwei Praxisbeispiele nennen?

Wenn Sie beispielsweise vor Veränderungen in Ihrer Organisation stehen, für die Sie professionelle Unterstützung brauchen, lohnt sich ein Blick auf ConnectingHelp. Sie sehen dort nach, welche Beratungsangebote ausgeschrieben sind. Sobald Sie fündig werden, bewerben Sie sich und beschreiben Ihren Beratungsbedarf. Entsprechend Ihren Bedürfnissen wird dann Ihr persönlicher Berater ausgesucht, der sein Wissen kostenlos zur Verfügung stellt. Eine wirklich tolle Form der Unterstützung! Zu vielen Themen finden Sie auch Webinare auf ConnectingHelp, also Online-Seminare. Momentan läuft beispielsweise eine 14-teilige Webinarreihe zum Thema Online-Fundraising. Dieser ganze Know-how-Spendenbereich steckt zwar noch in den Kinderschuhen, wird aber jetzt schon gut angenommen. So haben wir bei vielen Webinaren mehr als 100 Teilnehmer.

Welches Feedback erhalten Sie von Spender- und Empfängerseite?

Das Feedback, das wir von Spendenempfängern bekommen, ist sehr positiv. Darüber freuen wir uns natürlich sehr.  Viele sind beispielsweise erstaunt, wie hochkarätig die Pro-bono-Beratungen sind, die ConnectingHelp vermittelt. Die Spendengeber schätzen vor allem unseren Prüfservice – durch unsere Validierung ist sichergestellt, dass ihre Spenden dort ankommen, wofür sie gedacht sind, nämlich bei einer gemeinnützigen Organisation. Durch unseren Vermittlungsservice sparen sie sich außerdem Zeit und interne Ressourcen. Nicht zuletzt ist unsere große Reichweite interessant. Bei rund 25 Tausend Non-Profits, die wir mit Mailings direkt anschreiben, erreichen die Spendengeber in jedem Fall ihre Zielgruppe, auch wenn sie ihre Ausschreibung auf eine bestimmte Region oder ein bestimmtes Tätigkeitsfeld einschränken wollen.

Welche Non-Profit-Organisationen können von den über Ihre Plattformen gesammelten Spenden profitieren und wie bewerben sie sich?

Ob Freiwillige Feuerwehr, Kita oder Kulturverein – ConnectingHelp richtet sich wie Stifter-helfen.de wirklich an alle Gemeinnützigen in Deutschland, an alle Rechtsformen und alle Tätigkeitsschwerpunkte.  Das sind in Deutschland rund 600.000 Organisationen. Die Bewerbung um eine Spende kann sehr unterschiedlich aussehen. Bei einigen Produkten leiten wir zum Beispiel weiter auf die Webseite der ausschreibenden Stiftung. Bei anderen kann man sich direkt auf ConnectingHelp über ein Online-Formular bewerben.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Glauben Sie, dass das reine Ausstellen von Schecks ein Auslaufmodell ist und innovativen Spendenkonzepten die Zukunft gehört?

Ich denke, dass es in Zukunft insbesondere darum gehen wird, dass zwischen Nehmern und Gebern mehr Partizipation als die reine Scheckübergabe stattfindet. Der Spender will wissen, was mit seinem Geld, seiner Produktspende oder mit seiner Wissensweitergabe konkret bewirkt worden ist. Die Organisation muss ein Interesse entwickeln, die Verwendung und Wirkung der Förderung an den Spender zurückzuberichten. Nur so lassen sich Beziehungen oder im Idealfall Partnerschaften auf Dauer entwickeln, und daran sollten beide Seiten, durchaus auch aus Eigennutzgründen, ein originäres Interesse haben.

Wird es in 2015 noch weitere Plattform-Angebote in Ihrer Portallandschaft geben?

Frede: ConnectingHelp und Stifter-helfen.de verlangen momentan unsere ganzen Kräfte. Mit ConnectingHelp stehen wir außerdem erst am Anfang dessen, was möglich ist. Momentan findet man 320 Spendenangebote auf der Plattform – das sollen aber noch weitaus mehr werden. Mit größerem Angebot steigt ja auch der Nutzen für die User.

Werden Sie auch Angebote für die Zielgruppe der Privatpersonen als Spender ins Leben rufen?

Es gibt bereits Portale, auf denen sich Non-Profits um Geld von privaten Spendern bewerben können. Da benötigt es meines Erachtens kein weiteres Angebot. Wir fokussieren uns derzeit ausschließlich auf institutionelles Engagement von (Sozial-)Unternehmen und Stiftungen.

Vielen Dank!


Über Clemens Frede,
Leiter Programmentwicklung, Stifter-helfen.net & ConnectingHelp

Clemens Frede ist Diplom-Soziologe und CSR-Manager (FA). Er begann seine Tätigkeit bei der Haus des Stiftens gGmbH nahezu zeitgleich mit dem Start des IT-Spendenportals Stifter-helfen.de – IT für Non-Profits im Oktober 2008. Seitdem ist er für Weiterentwicklung, Marketing und Kommunikation des Portals sowie dessen Internationalisierung nach Österreich 2012 und in die Schweiz Ende 2013 verantwortlich. Zudem ist er in engem Kontakt mit den IT-Stiftern, den Dachverbänden der Non-Profit-Branche und TechSoup Global, dem amerikanischen Partner von Stifter-helfen.net. Aufbauend auf seiner Erfahrung mit dem IT-Spendenportal entwickelte er mit Kollegen die Idee für ConnectingHelp, dem neuen Spendenmarktplatz für Non-Profits, zur Marktreife. Start von ConnectingHelp: Anfang 2015.




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