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B.A.U.M. e.V - Verbraucher brauchen Informationen und Orientierung bei Kaufentscheidungen

Der Vorsitzende des "Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V" Prof. Dr. Gege beantwortete uns einige Fragen zum Thema Nachhaltigkeit und spricht über die Motivation zu mehr Umweltbewusstsein durch Wettbewerbe und Öffentlichkeitsarbeit.

Der Vorsitzende des "Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V" Prof. Dr. Gege beantwortete uns einige Fragen zum Thema Nachhaltigkeit und spricht über die Motivation zu mehr Umweltbewusstsein durch Wettbewerbe und Öffentlichkeitsarbeit.

Interview mit Prof. Dr. Gege - Vorsitzender von B.A.U.M. e. V

Herr Prof. Dr. Gege, Sie sind Vorsitzender von B.A.U.M. e. V. Unter dem Kürzel B.A.U.M. verbindet der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management seit 1984 erfolgreich und zukunftsorientiert ökonomische, ökologische und soziale Fragen, also die Prinzipien der Nachhaltigkeit, miteinander. Bei wie viel Prozent der deutschen Unternehmen spielt umweltbewusste Unternehmensführung wirklich eine Rolle?

Das lässt sich nicht eindeutig beziffern. Tatsache ist aber, dass es zahlreiche Unternehmen gibt, die in Sachen Nachhaltigkeit Vorbildliches leisten – natürlich auch in Hamburg: ob große, international erfolgreiche Unternehmen wie die Otto Group, Panasonic, Unilever, Airbus und Aurubis oder Mittelständler wie Effenberger Vollkornbäckerei, Globetrotter, Hamburg Airport, tesa, Hamburg Wasser, die Stadtreinigung, der HVV oder auch der Tierpark Hagenbeck. Erfolgreiche Unternehmensführung ist ohne Nachhaltigkeitskonzept nicht möglich: diese Erkenntnis setzt sich mehr und mehr durch. Dass das Interesse an diesem Thema wächst, sehen wir auch an den zahlreichen Anfragen, die uns erreichen, sowie an den Neumitgliedern in unserem Netzwerk.

Ziel von B.A.U.M. ist es, Unternehmen, Kommunen und Organisationen für die Belange des vorsorgenden Umweltschutzes sowie die Vision des nachhaltigen Wirtschaftens zu sensibilisieren und bei der ökologisch wirksamen, ökonomisch sinnvollen und sozial gerechten Realisierung zu unterstützen. Wie genau sieht diese Unterstützung aus?

Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, Plattformen zu schaffen für vielfältigen Informations- und Erfahrungsaustausch. Durch Projekte und in unserer Öffentlichkeitsarbeit kommunizieren wir Positivbeispiele, die Anregungen und konkrete Hilfestellungen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Unternehmensalltag liefern. Die Wettbewerbe, die wir z. B. zu Umweltschutz im Büro oder zu betrieblicher Radverkehrsförderung durchführen, motivieren durch Anerkennung der geleisteten Arbeit und ermöglichen den teilnehmenden Unternehmen, die eigenen Leistungen mit denen anderer Unternehmen zu vergleichen. In unserem Netzwerk können wir aber auch konkrete Beratung zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen anbieten. Durch Kampagnen wie „Solar- na klar!“, Klimawettbewerbe oder Kommunikation von erfolgreichen Maßnahmen zu Energie- und Ressourceneffizienz tragen wir konkret zum Klimaschutz bei.

Der Begriff Nachhaltigkeit hat Hochkonjunktur und wird sicherlich von einigen Unternehmen mehr aus Marketing-Gründen und weniger aus Gründen echten nachhaltigen Handelns verwendet. Was müssen Politik, Umweltverbände, Unternehmen und Bürger tun, damit noch mehr Unternehmen auch wirklich nachhaltig handeln? In wie weit steht der Konsument in der Pflicht beim Kauf auf Kriterien wie Nachhaltigkeit zu achten?

Die Konsumenten können hier sehr viel bewirken. Wir von B.A.U.M. betrachten es auch als unsere Aufgabe, die Öffentlichkeit in Sachen Nachhaltigkeit zu informieren und dadurch die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten zu erhöhen. Aus diesem Grund kooperiert B.A.U.M. z. B. mit der Verbrauchermesse goodgoods, die im Mai in Hamburg stattfinden wird, und auf der Unternehmen ihre innovativsten und attraktivsten nachhaltigen Produkte und Dienstleistungen, die sie heute oder in unmittelbarer Zukunft anbieten können, präsentieren werden.

Der Dioxin-Skandal hat den Bio-Lebensmitteln eine erhöhte Nachfrage beschert. Dennoch ist Öko immer noch nicht schick. Viele Produkte der konventionellen Lebensmittelindustrie hingegen werden von den Verbrauchern durch die Konsumierung von Werbung als hip empfunden. Muss Öko überhaupt hip sein und was macht die Öko-Branche eventuell noch grundlegendes falsch?

Ich denke, Öko gilt heutzutage durchaus als schick. Das „Birkenstock-Image“ hat die Branche längst abgelegt und erreicht heute breite Bevölkerungsschichten. Das beweist auch die Diskussion um die sog. LOHAS, deren Konsumverhalten u. a. das B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmen stratum untersucht hat. Wichtig ist hier aber auf jeden Fall verstärkte Kommunikation. Die Verbraucher brauchen Informationen, und sie brauchen Orientierung bei Kaufentscheidungen, z. B. durch eindeutige Label –nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für energieeffiziente Geräte u. a. Bei den Haushaltsgeräten ist das EU-Effizienzlabel in der A-Klasse ja Ende 2010 erfreulicherweise um A+++ erweitert worden, für Fernseher wird es wohl ab 2012 endlich ein Effizienzlabel geben.

Was ist die Vision des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management e.V. für einen nachhaltigen Umweltschutz?

Ich möchte Ihre Frage gerne erweitern: reden wir doch über unsere Vision für eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft. Dazu gehört meiner Ansicht nach ein Wirtschaftswachstum, das Wohlstand für alle garantiert, ohne unsere Umwelt und die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen zu gefährden. Wie so ein nachhaltiges Wachstum aussehen könnte, haben wir 2010 auf unserer Jahrestagung intensiv diskutiert. 2011 möchten wir diese Diskussion unter dem Motto “Keine moderne Wirtschaftspolitik ohne Nachhaltigkeit“ fortsetzen. Die B.A.U.M.-Jahrestagung 2011 findet übrigens am 22.-23. September in Hamburg statt.

Wie ist es um den Umweltschutz Ihrer Meinung nach in Hamburg bestellt und was müsste noch verbessert werden?

In Hamburg wird schon eine Menge getan – dies ist durch die Auszeichnung als Umwelthauptstadt Europas 2011 ja auch honoriert worden. Gleichzeitig ist die Auszeichnung aber auch ein Anspruch, dem es gilt gerecht zu werden. Wichtige Themen sind u. a. die energetische Sanierung von Gebäuden, ein nachhaltiges Mobilitäts-Konzept, Umwelt- und Klimaschutz im Hafen – z.B. eine praktikable Lösung für die Landstromversorgung. Bei der Mülltrennung steht Hamburg im europäischen Vergleich schlecht da, aber hier werden ja nun Anstrengungen unternommen. Natürlich setzt dies alles auch die Einbeziehung der Bürger voraus: nur wenn jeder von uns seinen Beitrag leistet, kann Hamburg seine Klimaschutzziele erreichen. Dies schafft auch neue, sichere Arbeitsplätze, reduziert Energiekosten und CO2-Belastungen und sichert Hamburg zusätzliche Steuereinnahmen und gezielte Investitionen in energetische Sanierung und Energieeffizienzmaßnahmen. Wichtig wäre dafür ein stringenter, umfassender Klima-Energie-Masterplan 2050. Das ist etwas, das ich mir für Hamburg dringend wünsche!

B.A.U.M. e. V.
Osterstraße 58
20259 Hamburg

www.baumev.de - B.A.U.M. e. V.-Homepage
www.forum-csr.net - Website zum Portal rund um das Thema Nachhaltiges Wirtschaften




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