Was ist die beste Verpackung für Umwelt und Klima? Diese Frage stellen sich immer mehr Unternehmen. Kein Wunder, denn Kund*innen achten vermehrt auf die Bemühungen von Unternehmen, ihre Produkte und Prozesse immer nachhaltiger zu gestalten. Diesen Bedürfnissen nachzukommen, entspricht nicht bloß dem Zeitgeist, sondern ist auch ein notwendiger Schritt für den aktiven Umweltschutz.
Bei den Bella Gracia Spannbettlaken sowie den Bella Donna Clima Schonbezügen hat das Unternehmen nun auf eine plastikfreie Verpackung umgestellt – und das soll erst der Anfang sein. Was viele nicht wissen: Auch hinter einer solch simplen aber effektiven Veränderung stecken jahrelange Planungsprozesse. Von Sonja Jaschke, Geschäftsleiterin bei Formesse, erfahren wir, wie die Verpackungsumstellung im Unternehmen abgelaufen ist, was es dabei alles zu beachten gab und welchen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit Formesse erreichen konnte.
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LifeVERDE: Liebe Sonja, im letzten Interview haben wir bereits viel über eure Bemühungen erfahren, eure Produkte und den Produktionsprozess stetig nachhaltiger zu gestalten. Ein Thema war auch die Umstellung auf plastikfreie Verpackungen. Was hat sich in dieser Hinsicht bei euch getan?
Sonja Jaschke: Wir bei Formesse sind sehr stolz und glücklich darüber, in dieser Hinsicht tatsächlich einen konkreten Schritt weiter gekommen zu sein. Nach einer langen und intensiven Recherchephase, konnten wir im September 2022 endlich die ersten plastikfrei verpackten Produkte an unsere Fachhändler:innen versenden.
Die ersten plastikfrei verpackten Produkte von Formesse (Bild: Formesse).
Welche alternativen Materialien standen für euch zur Auswahl und weshalb habt ihr euch letztendlich für das Recyclingpapier entschieden?
Unter anderem kamen verschiedene Arten von alternativen Kunststoffen, Papieren und Kartonagen sowie unsere eigenen Stoffe als mögliches Verpackungsmaterial infrage. Zum einen haben wir uns die Frage gestellt, was unsere Verpackung alles können muss/soll und zum anderen haben wir aber natürlich auch die Haltbarkeit, den Kosten/Nutzen-Faktor und die Umweltverträglichkeit bzw. echte Nachhaltigkeit der verschiedenen Materialien analysiert. Anhand eines Punkte-Systems haben wir dann anschließend den verschiedenen Eigenschaften, Vor- und Nachteilen eine Note gegeben. Das Rennen hat unsere Banderole aus Kraftkarton gemacht. Das klingt so jetzt natürlich sehr einfach und schnell, aber tatsächlich stecken hinter dieser ganzen Analyse rund zwei Jahre extrem ausführlicher Recherche, Prototypenbau und Praxistests.
Woher stammen die Ressourcen für die neuen Verpackungen und wo werden diese hergestellt?
Das Material ist ein Recyclingkarton gedeckt mit ungebleichten Kraftzellstoffasern auf Vorder- und Rückseite. 93–95 % des Kraftkartons sind somit aus Recyclingmaterial. Davon wiederum ca. 20–27 % aus Industrieabfällen und 73–80 % aus Haushalten.
Gestanzt und gedruckt werden die Verpackungen in Deutschland.
Bei welchen Produkten konntet ihr die nachhaltige Verpackungsvariante bereits einsetzen?
Wir haben uns entschieden mit unseren Bella Gracia Spannbettlaken, sowie unseren Bella Donna Clima Schonbezügen zu beginnen. Diese kommen seit Ende Juli 2022 in sämtlichen Farben und Größen in der plastikfreien Verpackung zu uns ans Lager.
Die luxuriösen Spannbettlaken von Formesse werden nachhaltiger (Bild: Formesse).
Wie lief die Umstellung auf plastikfreie Verpackungen für Formesse ab? Was gab es alles zu berücksichtigen und welche Schritte musstet ihr dafür gehen?
Die gesamte Umstellung ist natürlich ein riesiges Thema und man muss vieles berücksichtigen. Zum einen geht es um die neue Verpackung selber, da hatte ich ja anfangs erwähnt, dass diese bestimmten Kriterien entsprechen muss: Produktschutz, Bedien- und Handhabbarkeit bis zum Endkunden, Finanzierbarkeit etc.
Für die Umsetzung selber mussten wir alle Berührungspunkte mit der neuen Verpackung durchlaufen. Die Mitarbeiter:innen mussten geschult, unser Lager von Schmutz- und Staubquellen befreit werden. Auch die Logistik ist ein wichtiges Thema, denn die Pakete haben einiges hinter sich, bis sie im Fachhandel ankommen. Da unsere Produkte nicht mehr durch einen Polybeutel geschützt werden, mussten wir auch hier einige Vorkehrungen umsetzen.
Auch die Fragen „Mit welchen Artikeln fangen wir an?" und „Wie lange vor offizieller Kommunikation wird schon mit der neuen Verpackung produziert?" galt es zu klären. Eine Übergangsphase, bis das Lager umgeschlagen ist, ist unvermeidbar. Dies kann u. U. dazu führen, dass eine Kund:in in den Fachhandel geht und ein Produkt in der neuen Verpackung erwerben möchte, dieses aber in der gewünschten Größe/Farbe, noch in der alten Verpackung erhältlich ist. Aus Nachhaltigkeitsgründen haben wir uns dagegen entschieden, das bestehende Lager an Produkten mit alter Verpackung umzupacken. Hier stellen wir den Fachhändler:innen Info-Aufkleber zur Verfügung, um die Kund:innen dafür zu sensibilisieren.
Ein anderer sehr wichtiger Punkt ist die Kommunikation nach außen, an den Fachhandel und die Endkund:innen. Viele Unternehmen zögern, denn eine große Zahl von Kund:innen spricht zwar gerne von den notwendigen Veränderungen, aber wenn sie selber davon betroffen sind, dann wird es schwierig. Gewohnheitsmuster der Menschen, Aufwand und auch finanzielle Aspekte stehen einem aktiven Umweltschutz oft im Weg. Wir haben das Glück, dass viele unserer Fachhändler:innen sehr begeistert sind und die Veränderungen trotz Aufwand auf ihrer Seite mit uns gehen. Aber von einigen bekommen wir echten Gegenwind. Für uns vollkommen unverständlich in der heutigen Zeit, denn alle müssen sich bewegen. Wir als Textilunternehmen möchten nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein.
Die Bausteine der Nachhaltigkeit bei Formesse (Bild: Formesse).
Besucht man eure Website, ist es beeindruckend, auf wie viele verschiedene Weisen ihr euch mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Die Umstellung auf die plastikfreien Verpackungen ist ein großer Erfolg in dieser Hinsicht. Was steht bei euch als nächstes an?
Also natürlich würden wir gerne nach und nach alle unsere Produkte auf die plastikfreie Verpackung umstellen. Hierfür müssen wir aber noch ein bisschen weiter testen, auswerten und falls notwendig optimieren.
Ende letzten Jahres ist ein weiterer Solarpark auf unseren Dächern fertiggestellt worden. Unsere Konfektion kann jetzt bei Sonnenschein mit unserem selber generierten Strom betrieben werden. Das ist ein tolles Gefühl!
Ein weiterer sehr großer Meilenstein ist unsere neue Mitgliedschaft im Bündnis für nachhaltige Textilien und damit einhergehend unsere Teilnahme an der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle in Indien – ein Pionierprojekt zum Aufbau einer fairen, umweltfreundlichen und wirtschaftlich tragfähigen Lieferkette für Bio-Baumwolle. Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Jahr eine extra-langfaserige Biobaumwolle aus dieser Initiative verarbeiten dürfen. An dem Projekt Bio-Baumwolle ist Formesse bisher gescheitert, da keine zuverlässige Versorgung in der notwendigen Qualität gewährleistet werden konnte.
Vielen Dank für das Interview, Sonja!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Formesse stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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