LifeVERDE : Coffee-To-Go kann auch umweltfreundlich sein, aber wie?
Florian Pachaly: Als einziges flächendeckendes Pfandsystem für Coffee-to-go schafft RECUP eine einfache und nachhaltige Alternative, nicht nur zum Umweltproblem Einwegbecher, sondern auch als bequemes Pendant zum kaufbaren Mehrwegbecher. Wir sehen unser Pfandsystem als Lösungsansatz für ein akutes Problem: Es reduziert die Anzahl der benötigten Einwegbecher in Deutschland, reduziert die Abfallmengen und schont wertvolle Ressourcen.
Wie seid ihr auf die Idee zu RECUP gekommen?
Die Idee für ein Pfandsystem hatten Fabian und Florian unabhängig voneinander in der Uni. Bei Fabian in Schweden gab es nur Einwegbecher und bei Flo gab es zwar Tassen, aber die hat keiner genutzt und jeder Student stand in den Pausen auf dem Campus mit Einwegbechern herum. Vernetzt wurden sie dann erst von Julia Post (Coffee to go again), nachdem ihr beide davon erzählt hatten. Inspiriert hat sie das Vorbild des deutschen Pfandsystems. Die sehr deutsche Sache „Pfand“ ist nichts Neues für die Menschen und daher lag es nahe, diese Idee auf Kaffeebecher zu übertragen.
Die wahrscheinlich wichtigste Frage: Wie funktioniert RECUP und wie kann man mitmachen?
So funktioniert das RECUP-Pfandsystem: Kaffeegenießer kaufen ihren Coffee-to-go im RECUP, hinterlegen 1€ Pfand und erhalten als Anreiz einen Vorteil gegenüber dem Kaffee im Einwegbecher. Leere Becher können deutschlandweit bei allen RECUP-Partnern wieder abgegeben werden, um das Pfand zurückzuerhalten. Die Becher werden direkt im Café gereinigt und anschließend direkt wieder im System eingesetzt. Bei über 1.900 Standorten steht die RECUP-Karte für den besseren Überblick auf der Website (www.recup.de/app) und als App zum kostenlosen Download bereit. Sie zeigt dem Nutzer den kürzesten Weg zum nächsten RECUP-Partner. Auch für die Kaffeeanbieter ist das System so einfach wie möglich gestaltet worden. Nach der (unverbindlichen) Registrierung kann alles unkompliziert auf der Partner-Plattform abgewickelt werden: Die RECUPs gibt es zum Pfandpreis und mit der Mitgliedsgebühr von 1€ pro Tag und Standort finanziert RECUP das System. Direkt nach der ersten Bestellung ist das Café in der RECUP-App aufzufinden und erhöhen somit Ihre Sichtbarkeit. Partner können alle Cafés, Bäckereien, Restaurants aber auch Kantinen oder Mensen werden, die Getränke to go anbieten.
Das Thema „Partner finden“ beziehungsweise „Partner werden“. Wie läuft dieses Thema bei euch technisch ab?
In unserem schnell wachsenden und jungen Team arbeiten Vertrieb und Marketing eng zusammen. Über unsere Partner-Plattform können sich interessierte Anbieter für Coffee-to-go informieren, registrieren und als Partner an unser System anbinden. Je mehr Anbieter mitmachen, desto überzeugender ist das System für die Kaffeegenießer, die ihren Kaffee im RECUP-Mehrwegbecher bei jedem Partner mitnehmen und zurückgeben können.
Gebt mal ein bisschen Farbe zum Thema Coffee-To-Go. Worüber reden wir hier eigentlich zahlenmäßig und was richtet der Konsum mit der Umwelt an?
Gäbe es die Abfallwirtschaft nicht, würde sich das Einwegbecherproblem direkt vor unserer Haustür stapeln – buchstäblich bis zum Mond. Aber so sind wir uns der 320.000 Einwegbecher, die stündlich allein in Deutschland im Müll landen, nicht so deutlich bewusst. Insgesamt 2,8 Milliarden Einwegbecher jährlich alleine in Deutschland. Das ist eine Menge Müll, aber auch eine große Ressourcenverschwendung: 43.000 Bäume, 15,5 Milliarden Liter Wasser, 3.000 Tonnen Rohöl und 320 Millionen Kilowatt Strom werden für den deutschen Einwegpappbecher-Konsum jährlich verbraucht. Recycling ist wegen der hohen Kosten und des enormen Aufwandes derzeit nicht wirtschaftlich, weshalb die Pappbecher schlichtweg im Restmüll landen und am Ende in der Verbrennungsanlage - ein wenig Wärme nach dem schnellen Kaffeekonsum.
Jeder Einwegbecher ist also Grund genug, sich etwas gegen die Ressourcenverschwendung einfallen zu lassen: Insgesamt also 320.000 Gründe für ein Mehrweg-System für Coffee-to-go!
Für uns ist der Becher aber auch der Schlüssel zum Umweltbewusstsein der Kaffeetrinker: Auf einmal wird der Alltagsgegenstand Einwegbecher nachhaltig und führt bei vielen Menschen zu der Frage, wie sich das eigene Konsumverhalten noch anderweitig positiv verändern lässt. Diesen gesellschaftlichen Wandel wollen wir aktiv mit unserer Alternative vorantreiben.
Wie viele Kunden konntet ihr seid Eurer Gründung schon gewinnen und was schätzen eure Kunden besonders an euch?
Mittlerweile haben wir über 1.900 Partner deutschlandweit und es werden täglich mehr.
Kunden schätzen besonders unser authentisches und sympathisches Auftreten. Für uns sind alle Partner gleich, egal ob Klein- oder Großunternehmen. Kommunikation auf Augenhöhe ist der Grundsatz nach dem und wie wir Handeln. Vollkommen ehrliche und transparente Arbeit ist für uns Voraussetzung.
Habt ihr Konkurrenz und wenn ja, was macht ihr anders als der Wettbewerb?
In Deutschland gibt es mehrere Anbieter von Pfandsystemen. Bisher sind wir allerdings das einzige das flächendeckend über ganz Deutschland verfügbar ist und auch das erste, dass noch existiert. Mit den anderen beiden, die zeitgleich gestartet sind, Refill it in Hamburg und justswapit in Berlin, haben wir uns für das gemeinsame Ziel zusammengeschlossen.
Wer steckt dahinter und was ist eure Vision?
Ein großartiges, 23-köpfiges, RECUP Team, das täglich versucht, das Pfandsystem in Deutschland noch bekannter zu machen. Unsere Vision ist es, das Coffee-to-go Geschäft zu revolutionieren und den Kaffee im Einwegbecher für immer von der Bildfläche verschwinden zu lassen. #coffeetogorevolution Damit alleine retten wir nicht die Welt. Vielleicht geben wir aber bei dem ein oder anderen den Anstoß, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen und zu optimieren. Eine Menge Müll sparen wir damit auf jeden Fall heute schon ein.
Auch interessant: Keine Lebensmittelverschwendung mit "The Good Food"
DU möchtest zum Thema Nachhaltigkeit auf dem Laufenden bleiben? Dann abonniere unseren kostenlosen LifeVERDE-Newsletter & JOBVERDE-Newsletter.