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Nachhaltigkeit bei Ritter Sport

INTERVIEW | Wirklich nachhaltig ist Schokolade für die Alfred Ritter GmbH & Co. KG dann, wenn die gesamte Wertschöpfungskette - vom Rohstoffanbau bis zum fertigen Produkt - unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten als nachhaltig bewertet werden kann. Im Interview Andreas Ronken, Vorsitzender der Geschäftsführung.

INTERVIEW | Wirklich nachhaltig ist Schokolade für die Alfred Ritter GmbH & Co. KG dann, wenn die gesamte Wertschöpfungskette - vom Rohstoffanbau bis zum fertigen Produkt - unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten als nachhaltig bewertet werden kann. Im Interview Andreas Ronken, Vorsitzender der Geschäftsführung.

22.09.2017 - das Interview führte Gessica Mirra

LifeVERDE: Herr Ronken, wann ist für Ritter Sport Schokolade wirklich nachhaltig?

Andreas Ronken: Wirklich nachhaltig ist Schokolade dann, wenn die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoffanbau bis zum fertigen Produkt unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten als nachhaltig bewertet werden kann. Das heißt, dass für alle Beteiligten menschenwürdige, sichere Arbeitsstandards gelten und sie ein zufriedenstellendes Einkommen erhalten. Dass zum Beispiel natürliche Ressourcen geschont, der Klimaschutz sichergestellt und die Artenvielfalt bewahrt werden und Nachhaltigkeit damit für die Natur und die Menschen vor Ort wirksam wird. Und dass der langfristige Erfolg für alle nicht dem kurzfristigen Profit einiger weniger geopfert wird. Das gilt im Übrigen nicht nur für Schokolade, sondern für jedes Produkt.

Was sind aus Ihrer Sicht und für Ihr Unternehmen dabei die größten Schwierigkeiten?

Für einen Schokoladehersteller wie uns ist der Kakaobezug natürlich das zentrale Nachhaltigkeitsthema schlechthin. Den Produktionsprozess nachhaltig zu gestalten ist vergleichsweise einfach. Um ein wirklich nachhaltiges Produkt herzustellen, müssen wir uns vor allem auch um den Beginn der Wertschöpfungskette, den Anbau unseres wichtigsten Rohstoffs, kümmern. Der weltweite Kakaomarkt wird von einigen wenigen großen Playern dominiert und ist höchst intransparent. Gleichzeitig wissen wir, dass die sozialen und ökologischen Bedingungen im Kakaoanbau noch immer vielfach problematisch sind. Im Vergleich zu vielen Wettbewerben sind wir ein relativ kleines, mittelständisches Familienunternehmen. Unsere Möglichkeiten sind daher sehr begrenzt. Wir sind nicht so einflussreich, dass sich etwas änderte, weil wir als Abnehmer des Kakaos das verlangen. Weil wir aber trotzdem die Bedingungen im Kakaoanbau zum Besseren verändern wollen, haben wir uns schon vor vielen Jahren entschieden, unseren eigenen Weg zu gehen. 

Dieser Weg scheint Sie ja bald an ein Ziel zu führen. Sie wollen in Zukunft nur noch nachhaltigen Kakao verarbeiten. Welche Maßnahmen treffen Sie dafür und worin sehen Sie ggf. noch Schwierigkeiten?

Unser Ziel ist es, unsere gesamte Produktion so schnell wie möglich auf ausschließlich nachhaltig zertifizierten Kakao umzustellen. So wie es heute aussieht, werden wir das sehr bald schaffen. Aktuell sind rund 70 Prozent unseres Kakaos nachhaltig zertifiziert und ich bin optimistisch, dass wir die noch fehlenden 30 Prozent auch in Kürze erreichen werden.  Grundsätzlich setzen wir beim Kakaobezug auf drei Säulen: den Direktbezug, den Einkauf zertifizierter Waren und langfristig auch auf den Eigenanbau. Für den Direktbezug spielt unser seit fast 30 Jahren bestehendes Programm Cacao-Nica eine zentrale Rolle. Dabei arbeiten wir inzwischen mit über 3.500 Bauern zusammen. Wir unterstützen unsere Cacao-Nica Partner beim nachhaltigen Anbau und haben ein Preismodell entwickelt, das aus verschiedenen Zuschlägen zum Weltmarktpreis und feste Abnahmegarantien besteht. Eine unabhängige Studie des Südwind Instituts hat übrigens ergeben, dass dieser Ansatz tatsächlich zu einer Verbesserung der Lebenssituation der Bauern beigetragen hat. Das Prinzip des Direktbezugs setzen wir inzwischen zusammen mit unserem französischen Partner Cémoi auch an der Elfenbeinküste um. Auch dort beziehen wir Kakao von Kooperativen, die wir direkt kennen und die meine Kollegen aus dem Einkauf regelmäßig besuchen, so, dass wir wissen, wie der Kakao dort angebaut wird. Für eine zeitnahe Umstellung auf ausschließlich nachhaltigen Kakao ist aber auch der Einkauf zertifizierter Ware zwingend notwendig. Viele Kakaoproduzenten haben in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um das Angebot von zertifiziertem Kakao am Weltmarkt zu steigern. Wir begrüßen das sehr und beziehen auf diesem Weg auch immer mehr UTZ- und Fairtrade-zertifizierten Kakao. Die große Herausforderung dabei ist, dass die Rohstoffe nicht nur unseren Nachhaltigkeitskriterien, sondern auch unseren strengen Anforderungen an Qualität und Geschmack entsprechen müssen. Denn Kakao ist nicht gleich Kakao!

Ritter Sport hat vor einiger Zeit eine 2.500 Hektar große Brachfläche in Nicaragua gekauft, um dort nachhaltig Kakao zu kultivieren. Verraten Sie uns mehr dazu? Wie sieht die Arbeit dort aus, wer arbeitet dort und was unterscheidet die Kakaoplantage von anderen?

Unsere eigene Plantage El Cacao zeigt sicherlich am deutlichsten, dass wir beim Thema nachhaltiger Kakaobezug unseren ganz eigenen Weg gehen. Zum einen ist El Cacao für uns die logische Konsequenz und Weiterentwicklung unseres langjährigen Engagements in Nicaragua im Rahmen von Cacao-Nica, zum anderen zahlt El Cacao auf unser langfristiges Nachhaltigkeitsziel ein: größtmögliche Transparenz im gesamten Kakaobezug. Wir wollen wissen, woher unser Kakao stammt und wie er angebaut wird. Das geht deutlich über „nur“ nachhaltig zertifiziert hinaus.  El Cacao ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Plantage. Wir bauen dort Kakao im Agroforstsystem an, das heißt wir kombinieren land- und forstwirtschaftliche Methoden und pflanzen neben Kakao verschiedene Schattenbäume, was sich zum Beispiel positiv auf den Nährstoffgehalt der Böden und die Artenvielfalt auswirkt. Ein System, das wir auch mit unseren Cacao-Nica Partnern seit langem erfolgreich umsetzten. Im Übrigen dient nur knapp die Hälfte der 2.500 Hektar dem Kakaoanbau, der andere Teil sind Wald- und Feuchtgebiete, die zum Schutz der Biodiversität erhalten bleiben. Durch diese Art des nachhaltigen Anbaus generieren wir außerdem unsere eigenen CO2-Zertifikate, die es uns ermöglichen, voraussichtlich ab 2022 unsere Schokolade CO2-neutral zu produzieren. Neben diesen ökologischen sind es vor allem auch soziale Aspekte, die El Cacao zu einer Plantage mit Modellcharakter machen. Inzwischen arbeiten dort rund 300 Menschen. Sie alle sind Mitarbeiter von Ritter Sport und wir nehmen unsere Verantwortung als Arbeitgeber in Nicaragua genauso ernst wie in Deutschland. Das heißt, wir zahlen gute Löhne und bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Beispiel ebenso Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge wie Weiterbildungsmöglichkeiten. Wir wollen mit El Cacao zeigen, dass es möglich ist, Kakao unter anständigen ökologischen und sozialen Bedingungen anzubauen und dennoch wettbewerbsfähig zu sein. 

Wann wird es die erste Schokolade von dieser Plantage mit dem Namen „El Cacao“ zu kaufen geben?

Wir erwarten Anfang 2018 die erste Ernte auf El Cacao. Dieser Kakao wird aber noch nicht für die Herstellung von Ritter Sport Schokolade genutzt, sondern zunächst für sensorische Tests. Ob es in Zukunft eine Sorte geben wird, die ausschließlich Kakao von unserer Plantage enthalten wird, kann ich heute noch nicht sagen. Wie gesagt, Kakao ist nicht gleich Kakao. Um eine gute Schokolade zu machen, braucht man zum Beispiel die perfekte Kombination von Kakao unterschiedlicher Provenienz und Sorte – wie bei einem guten Cuvée.  

Wo kommen die Kakaobohnen bisher her? Wo produzieren Sie die Schokolade? Ist der Liefer- und Produktionsprozess für Sie komplett transparent?

Als Lebensmittelhersteller ist unser Liefer- und Produktionsprozess selbstverständlich insofern transparent, als dass wir bei jedem Produkt immer genau wissen, welche Rohstoffe dafür verarbeitet worden sind und woher diese stammen. Das gebietet allein schon die Lebensmittelsicherheit. Was wir mit Transparenz meinen, geht aber noch darüber hinaus. Wir wollen bei allen Zutaten genau wissen, unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen sie angebaut werden. Wir messen Transparenz nicht nur auf Länderebene, sondern auf der konkreten Plantage. Das ist – wie eingangs schon geschildert – beim Kakao nicht ganz so leicht wie zum Beispiel beim Milchpulver. Ein Großteil des am Weltmarkt gehandelten Kakaos stammt aus Westafrika. Die Rückverfolgbarkeit dieser, Westafrika-Mischung genannten, Sorte ist aus unserer Sicht oftmals nicht zufriedenstellend. Zumal wir um die schwierigen sozialen und ökologischen Bedingungen dort, die häufig Folge instabiler politscher Verhältnisse sind, wissen. Deshalb setzen wir auch bei ivorischem Kakao auf den direkten Bezug. Nochmal: Wir wollen bei jeder Tafel Schokolade, die unser Werk in Waldenbuch – übrigens das einzige weltweit – verlässt, genau wissen, woher die Rohstoffe stammen und unter welchen Umständen sie angebaut werden.

Was wird es künftig Neues von Ritter Sport geben?

Leckere Schokolade. Ganz einfach. Wir halten an unserem kompromisslosen Qualitätsanspruch fest und merken auch, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher das honorieren. Unsere intensive Arbeit am Rohstoff Kakao wird das noch unterstreichen. Was es also von Ritter Sport geben wird: qualitativ hervorragende Schokolade, beliebte Klassiker und immer wieder innovative neue Sorten, alle mit Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt produziert. 

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