Der Frühling rückt immer näher und langsam zieht es uns in den Garten – zur Entspannung oder zum Gärtnern. Wer schon mal versucht hat, selbst Obst und Gemüse anzubauen, weiß, dass gute Qualität bei besonders guter und nährstoffreicher Erde beginnt. Eine umweltschonende Geheimwaffe im Gemüsebeet ist dabei der Einsatz von Wurmhumus, um die Bodenqualität zu verbessern.
Langes Gemüseglück hat sich auf die Herstellung von Wurmhumus spezialisiert. Außerdem bietet das Unternehmen Workshops und Seminare zum richtigen und umweltschonenden Anbau von Obst und Gemüse an. Im Interview spricht Gründer Vladyslav Lange über die Herstellung des besonderen Humus, seine Motivation, Menschen den Anbau von Obst und Gemüse näherzubringen und verrät außerdem, wie es überhaupt zur Gründung des Unternehmens kam.
LifeVERDE: Hallo lieber Vladyslav, erzähl unseren Leser*innen doch kurz, was Langes Gemüseglück genau macht.
Vladyslav Lange: Langes Gemüseglück bietet großen Gemeinschaften, wie Schulen, Wohngemeinschaften, Unternehmen eine dezentrale Verwertungsanlage an, in der alle organischen Stoffe zu Wurmhumus umgewandelt werden. Wir bieten die komplette Betreuung der Anlage an, sowie Workshops zum Anbau von Obst und Gemüse auf dem Wurmhumus. So können wir eine Kreislaufwirtschaft aus einer Hand bereitstellen.
- Dezentral, weil wir so Transportwege sparen und die Nutzer*innen direkt erleben, wie aus den Ressourcen Wurmhumus hergestellt wird.
- Alle organischen Stoffe meint, gekochte und rohe Essensreste (Fisch, Fleisch, Knochen, Kerne, Zitrusfrüchte, Brot, Teigwaren etc.), (kranke) Pflanzenreste, biologisch abbaubare Kunststoffe, Kartonage.
- Wurmhumus, weil unsere Würmchen das Herzstück unserer Anlage sind, dieser mehr Wasser speichern kann, den Boden wieder regeneriert und der Ernteertrag bis zu drei Mal höher ist.
- Workshops, weil wir damit ganz nah am Kund*innen sind und Ihnen Wertschätzung für Lebensmittel, Lebensmittelreste und gesunden Boden vermitteln möchten.
Langes Gemüseglück hilft dir, deinen Kindern eine gesündere Ernährung aus eigenem Anbau zu ermöglichen (Bild: Langes Gemüseglück).
Wer gehört alles zu eurem Team und welche Gründungs-Geschichte steckt hinter Langes Gemüseglück?
Als meine Frau und ich unser erstes Kind erwarteten, wollten wir, wie alle Eltern, nur das Beste für unser Kind. Gesunde Ernährung wurde zum zentralen Thema. In der Stadt merkten wir schnell die Grenzen und die finanzielle Hürde, sich frisch, regional und saisonal zu versorgen. Wir begannen mit den ersten Anbauversuchen auf dem Balkon und stießen auf immer weitere Probleme – unter anderem an das Problem an gute Erde für den Anbau zu kommen. Auch die begannen wir dann selbst zu produzieren – ein Fulltimejob Job also. Wir optimierten unseren Prozess so lange, bis wir das an die Leute in der Stadt weitergeben konnten. Mit Lean-start Up Programmen, wagten wir uns dann an die geschäftliche Umsetzung der Idee und trafen durch die Vernetzungen von Acceleratoren auf wundervolle Menschen, die nun in unserem Team sind und uns aus Überzeugung unterstützen.Darüber freuen wir uns besonders, denn nur dank unserer Expert*innen haben wir es so weit geschafft.
Das Team von Langes Gemüseglück verarbeitet organische Abfälle zu Wurmhumus (Bild: Langes Gemüseglück).
Warum ist es euch wichtig, Menschen zu zeigen, wie man Gemüse selbst anbaut?
Wir waren selbst erschrocken, als wir erfahren haben, unter welchen Bedingungen die Bio-Tomate aus Spanien heranwächst. Viele Menschen wissen kaum etwas über Herkunft, Produktion oder Qualität ihrer Lebensmittel. Wie denn auch, die Recherche ist wie ein Selbststudium und dafür hat kaum einer Zeit. Mit dem Anbau von Obst und Gemüse, möchten wir die Menschen erden, entschleunigen und die Wertschätzung zur Natur vermitteln, von der wir so abhängig sind und eigentlich in Konsens leben sollten.
Ihr stellt auch eure eigene Anbauerde her. Was macht diese so besonders?
Eigentlich stellen nicht wir sie her, sondern unsere Kunden*innen. Das machen sie auf ihrem eigenen Gelände und wir betreuen sie, sodass die Qualität der Erde bzw. Wurmhumus gewährleistet wird. Im Vergleich zum Kompost ist Wurmhumus bis zu 5 mal nährstoffreicher. Er steckt voller Leben, was wichtig für ein gesundes Pflanzenwachstum ist, und bindet gleichzeitig Kohlenstoff im Boden. Das Beste daran ist die uneingeschränkte biologische Verwertung und das man sie in kürzester Zeit produziert-nämlich ungefähr 12 Wochen. Zusätzlich lässt sich 37 Mal mehr CO2-Emissionen einsparen, als mit der herkömmlichen Abfallentsorgung.
Der Einsatz von Wurmhumus verbessert die Bodenqualität, damit dein Obst und Gemüse besonders gut wächst (Bild: Langes Gemüseglück).
Welche Dienstleistungen bietet ihr euren Kund*innen an?
Wir vermieten die Anlage mit einer kompletten Betreuung. Das heißt, der oder die Kund*in bzw. Nutzer*in erfährt, wie die neue Tonne genutzt wird, wo er bzw. sie lediglich alle organischen Stoffe entsorgen darf. Wir sind regelmäßig vor Ort und kümmern uns um die Leerung der Tonne in die Wurmfarm, die direkt daneben steht. Mit Sensorik prüfen wir, wann die Veredlung in Wurmhumus abgeschlossen ist und stellen den Wurmhumus dann zum Anbauen zur Verfügung. Wenn man, beispielsweise als Unternehmen, keinen Bedarf am Wurmhumus hat, wird dieser an einen regionalen Betrieb zur Nutzung weiterverkauft. Die Workshops zum anbauen sind natürlich auch optional und werden individuell nach den Bedürfnissen des KundIn gestaltet.
Warum ist Gemüseanbau für den Klimaschutz wichtig?
Klimaschutz bedeutet für uns den Erhalt und Wiederaufbau der Biodiversität. Laut Umweltminister Christian Meyer ist das Artensterben dramatisch. Bei Insekten haben wir teilweise Bestandsrückgänge um bis zu 80%. Ebenso bedeutet Klimaschutz für uns die Aufhaltung der Bodendegradation. Denn 75% unserer weltweiten Böden eignen sich nicht mehr zum Anbauen. Gemüseanbau im permakulturellem Sinne ist ein wunderbarer weg, um Klimaschutz zu fördern, den Boden aufzuwerten und Insekten in der Stadt mehr Lebensraum zu bieten.
Und zu guter Letzt: Habt ihr mit Langes Gemüseglück noch zukünftige Projekte, die ihr gerne umsetzen möchtet?
Derzeit sind wir B2B orientiert. Da möchten wir nun Erfahrungen in weiteren Städten deutschlandweit machen. Da aber mehr als 50% Lebensmittelreste des gesamten Volumens in Deutschland in privaten Haushalten anfallen, möchten wir in Zukunft auch für private Haushalte ein kleineres System entwickeln und dies dann online betreuen.
Vielen Dank für das Interview, Vladyslav!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Langes Gemüseglück stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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