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Tierwohl: Das Label Haltungsform

Tierwohl spielt für die meisten Menschen eine große Rolle. Das Label "Haltungsform" soll uns beim Fleischkauf eine Hilfestellung geben. Hier erfahrt ihr, was es damit auf sich hat. 

Tierwohl
Designelement

Tierwohl spielt für die meisten Menschen eine große Rolle. Das Label "Haltungsform" soll uns beim Fleischkauf eine Hilfestellung geben. Hier erfahrt ihr, was es damit auf sich hat. 

28.01.2020 - Bild: Pixabay (Symbolbild) Ein Beitrag von Deborah Iber


"Haltungsform" - Das Label mit den vier Stufen, wenn es um das Wohl der Tiere geht

Hunderte Tiere auf engstem Raum, keine Bewegungsfreiheit, kein Tageslicht und keine artgerechte Haltung – so läuft die Tierhaltung in den meisten Betrieben ab. Und das nur, damit schnellstmöglich und günstig eine maximale Menge an Fleisch produziert werden kann. Das muss aber nicht überall so sein. Es gibt auch einige Betriebe, bei denen die Tierhaltung positiver aussieht – bei manchen mehr, bei anderen weniger.  

Und unter welchen Umständen lebte das Tier, dessen Fleisch ich mir gerade kaufen möchte? Diese Frage stellen sich viele Leute beim Fleischkauf im Supermarkt. Eine Antwort darauf sollen bestimmte Siegel und Zertifikate geben, mit denen Fleischprodukte ausgezeichnet werden können. Eines davon ist das Label Haltungsform. Wie das Label funktioniert, was die verschiedenen Stufen bedeuten und welche Siegel in welcher Stufe einzuordnen sind, klären wir hier.
 

Das Label

Entwickelt wurde das Label durch den Lebensmitteleinzelhandel. Mit dabei sind die Supermarktketten Aldi, Edeka, Rewe, Netto, Kaufland, Lidl, Penny und Wasgau. Es wurden vier Stufen erstellt, für die verschiedene Anforderungen an die Tierhaltung gelten. Das Label ordnet die Produkte in die jeweilige Stufe ein und möchte dem Verbraucher damit eine Hilfestellung bei der Fleischauswahl geben. Ziel ist es, das Tierwohl in der Land- und Fleischwirtschaft zu verbessern.
 

Die vier Stufen

Jede Stufe steht für eine Haltungsform. Stufe 1 ist dabei die schlechteste Art der Haltung, Stufe 4 die beste. Im Folgenden zeigen wir euch, welche Anforderungen in den jeweiligen Stufen gelten. Die Bedingungen unterscheiden sich je nach Tierart. Pro Stufe steigen die Anforderungen in Sachen Platz, Futtermittel, Beschäftigungsmaterial der Tiere und Auslaufmöglichkeiten.

Stufe 1, Stallhaltung: Diese Stufe entspricht den gesetzlichen Vorgaben der Stallhaltung. Für Schweine wird die Fläche in m² pro Tier angegeben, für Geflügel und Rinder in m² pro Kilogramm. Bei Rindern muss Tageslicht im Stall gegeben sein. Schweine sowie Geflügel müssen über Beschäftigungsmaterial verfügen, das beweglich ist bzw. zum Picken und Scharren genutzt werden kann. Die Futtermittel müssen durch die Qualitätssicherung zugelassen sein.

Stufe 2, Stallhaltung Plus:  Bei der Stallhaltung Plus ändern sich die Vorgaben zum verfügbaren Platz. So müssen die Tiere nun mindestens 10 % mehr Platz zur Verfügung haben als das Gesetz es vorgibt. Bei Rindern wird die Stallhaltung zur Laufstallhaltung und es wird auf Anbindehaltungen verzichtet. Für Schweine und Geflügel müssen mehr Beschäftigungsmaterialien vorhanden sein.

Stufe 3, Aussenklima: Auf der dritten Stufe ist das Außenklima ein wichtiger Punkt. Schweine sollen demnach mindestens über einen Stall mit offener Front verfügen, Geflügeltieren soll ein ständiger Außenzugang ermöglicht werden. Rinder müssen ebenfalls die Möglichkeit haben, an die frische Luft zu kommen und das an mindestens 120 Tagen im Jahr. Mehr Platz gibt es hier ebenfalls: Die Schweine müssen über 40% mehr Platz verfügen als gesetzlich vorgeschrieben, Geflügel über 30% mehr. Auch die Vorgaben zu den Futtermitteln werden strenger, das Futter darf nicht von Gentechnik betroffen sein.  

Stufe 4, Premium: Mit dieser Stufe werden die besten Haltungsformen gekennzeichnet. Bei Schweinen und Geflügel müssen 20% des Futtermittels aus dem eigenen Betrieb oder einem regionalen Betrieb stammen, bei Rindern mindestens 60%. Schweine sollen hier stets die Möglichkeit zum Auslauf haben, Geflügeltiere müssen mindestens 1/3 ihres Lebens nach draußen können. Für Rinder gelten dieselben Auslaufbedingungen wie in Stufe 3. Für mehr Platz und Bewegungsfreiheit wird hier ebenfalls gesorgt: 100% mehr Fläche als gesetzlich festgelegt soll es demnach für die Schweine geben, für Geflügel 60% mehr. Auch die Rinder verfügen über mehr Platz.

Die folgende Tabelle zeigt die verfügbare Fläche der Tiere in Zahlen und soll euch einen Direktvergleich der jeweiligen Stufen geben:

 

  Stallhaltung

  Stallhaltung Plus

  Aussenklima

  Premium

 Schwein

 0,75 m² pro Tier

 0,825 m² pro Tier

 1,05 m² pro Tier

 1,5 m² pro Tier

 Geflügel

 39 kg pro m²

 35 kg pro m²

 25 kg pro m²

 21 kg pro m²

 Rind, je nach   Gewicht

 1,5 bis 2,2 m²

 1,5 bis 3 m²

 1,5 bis 4 m²

 1,5 bis 5 m²


Die Siegel

Leider erfüllen nicht alle Siegel und Zertifikate die Anforderungen der Stufe 4. Wir möchten euch daher zu jeder Haltungsstufe ein Siegel-Beispiel geben.

QS Prüfsystem, Stufe 1

Das QS Prüfsystem ist ein Qualitätssicherungssystem unter anderem von Fleischwaren, die die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Tierhaltung erfüllen. Dabei wird auf eine hygienische Stallhaltung und eine bedarfsgerechte Fütterung abgezielt, sowie auf einen artgerechten Transport. Die Qualitätssicherung umfasst 3 Stufen: Zuerst erfolgt eine Eigenkontrolle, die der Betrieb selbst durchführt, darauf folgt eine Kontrolle des Betriebs durch unabhängige Auditoren, und zuletzt steht die Kontrolle der Kontrolle an.

Initiative Tierwohl, Stufe 2

Das Tierwohl Siegel kennzeichnet Produkte aus Geflügelfleisch, die aus einem Betrieb stammen, in dem festgelegte Tierwohlkriterien erfüllt werden. Diese Kriterien umfassen unter anderem das Stallklima, die verfügbare Fläche, die Qualität des Tränkwassers sowie die Tiergesundheit. Für die Umsetzung dieser Kriterien und den damit verbundenen Mehraufwand werden die Tierhalter von der Initiative finanziell unterstützt. Im Supermarkt gilt: Pro einem Kilogramm verkauften Fleisch zahlen die Lebensmittelhändler einen festgelegten Betrag an die Initiative. Die Tierhalter werden regelmäßig auf die Einhaltung der Standards durch unabhängige Zertifizierungsstellen überprüft. Produkte mit diesem Siegel gibt es in allen oben genannten Supermärkten.

Nature & Respect, Stufe 3

Bei diesem Siegel stehen Tiere, Züchter und Natur im Mittelpunkt. Nature & Respect kennzeichnet Geflügelprodukte, die aus Freilandhaltung stammen. Die Hühner und Puten verbringen dabei mindestens die Hälfte ihres Lebens im Freien. Außerdem leben im Stall maximal 13 Tiere pro m². Der Bodenbelag wird so gewählt, dass die Tiere ihre natürlichen Angewohnheiten, wie Picken und Schachern, ausleben können. Außerdem gibt es dazu genügend Picksteine und Strohballen. Anforderungen an das Stallklima und das Tränkwasser, an die Fußballengesundheit und den artgerechten Transport der Tiere werden ebenfalls berücksichtigt. Nature & Respect Produkte gibt es bei Kaufland und Rewe.

Neuland, Stufe 4

Dieses Siegel lässt sich zurecht zur Haltungsformstufe 4 zuordnen, denn es steht für eine besonders umweltfreundliche, artgerechte und qualitätsorientierte Tierhaltung. Es bezieht sich auf Produkte von Schweinen, Rindern, Geflügel und Lämmern. Alle Tiere haben die Möglichkeit, ja nach Lust und Laune ins Freie zu gehen und profitieren auch im Stall von Tageslicht. Gefüttert wird ausschließlich mit regionalen Futtermitteln. Unabhängige Kontrollorganisationen sorgen für eine regelmäßige Überprüfung der Richtlinieneinhaltung bei den Landwirten und Schlachtbetrieben. Neuland unterstützt auch die Bauern und setzt sich für einen angemessenen Verkaufspreis der Tiere ein. Außerdem gibt es bei der Organisation eine Bestandsobergrenze: So können nur kleine und mittlere Familienbetriebe Teil von Neuland werden.
 

Fragen über Fragen

Beim Fleischkauf gibt es also einiges zu beachten: Was bedeutet welche Haltungsform, welches Siegel erfüllt welche Kriterien? Welches Fleisch kann ich mit einem einigermaßen guten Gewissen einkaufen und welchem Siegel soll ich mein Vertrauen schenken? Die letzten beiden Fragen muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Doch wir hoffen, wir konnten euch mit diesem Beitrag das ein oder andere Fragezeichen nehmen und eine kleine Hilfestellung geben. 


Weitere Infos zur ökologischen Landwirtschaft und artgerechten Tierhaltung bekommst du hier




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