Seit Jahrzehnten gilt die Sheabutter als beliebtes Hautpflegeprodukt. Der in Afrika wildwachsende Karitébaum aus dessen nussähnlichen Früchten die Sheabutter gewonnen wird, gilt in Afrika als Quelle für Speise- und Hautpflegefett. Der Beginn der Erntezeit im Mai wird mit einem Fest und alten Ritual Begu eingeläutet. Danach wird aus dem erst gewonnenen Fett der Früchte zunächst eine Speise aus braunen Bohnen zubereitet, bevor die Früchte zu Sheabutter verarbeitet werden.
Nicht nur in Afrika, sondern mittlerweile auch in der Kosmetikbranche bekommt die Sheabutter durch ihre hautpflegende Eigenschaft viel Anerkennung. Was die Sheabutter noch so einzigartig macht, was sie von anderen pflanzenbasierten Wirkstoffen unterscheidet und welche Naturkosmetikprodukte das Unternehmen balmyou noch anbietet, erfährst du im Interview mit den Gründern Paul und Tuna.
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LifeVERDE: Paul und Tuna, ihr habt balmyou im Jahr 2016 gegründet. Könnt ihr uns etwas zur Entstehungsgeschichte erzählen und welche Mission ihr verfolgt?
Paul arbeitete einige Zeit in Uganda und ist dort sowohl auf die besondere Sheasorte „Nilotica“, welche nur in Ostafrika entlang des Nils wächst, als auch auf die kleine, nachhaltige Farm gestoßen, welche die Nilotica-Sheanüsse durch Kaltpressung zur wunderbaren Sheabutter verarbeitet. So entstand die Idee, dieses natürliche Pflegeprodukt auf den europäischen Markt zu bringen und gleichzeitig vor Ort Wertschöpfung zu schaffen, durch die Unterstützung und Zusammenarbeit mit der kleinen Farm und einer im gleichen Ort ansässigen NGO (Y.E.S. Uganda). Mit der Zeit und der Entwicklung der Produkte entstand unsere Mission: Gesundheit, Pflege und Schönheit der Natur, Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung zu verbinden und dabei die Produkte auf möglichst nachhaltigem, ökologischem und sozialem Weg herzustellen.
Die beiden Gründer von Paul und Tuna (Bild: balmyou).
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung sind die fehlenden Kapazitäten und Ressourcen eines Start-Ups. Wir waren zu Beginn 100 % eigenfinanziert, daher von finanziellen Restriktionen betroffen und mussten alles selbst stemmen. Besonders ein gutes Marketing, sowie der Aufbau eines Teams sind bei fehlenden Ressourcen schwierig. So kommt es, dass eine Person sich für viele Bereiche einsetzen muss und mehrere Tätigkeiten gleichzeitig ausübt. Natürlich bringt das den Vorteil, dass man unheimlich viele neue Dinge und Kenntnisse erlernt. Balmyou ist in vieler Hinsicht organisch gewachsen, worauf wir stolz sind.
Einige Naturkosmetikprodukte werden von den Früchten des wildwachsenden Nilotica-Karitèbaum hergestellt. Was unterscheidet die Verwendung von Nilotica Sheabutter von anderen pflanzenbasierten Wirkstoffen?
Die Nilotica Sheasorte unterscheidet sich zunächst einmal deutlich von der herkömmlichen, westafrikanischen Paradoxa-Sorte. Sie ist cremiger und hat einen deutlichen dezentren Duft nach Nüssen und einem Hauch Schokolade. Des Weiteren ist sie reich an ungesättigten Fettsäuren wie Linolsäure, Betakarotin, Vitamin E und Allantoin. Das bedeutet, ein einziger, kaltgepresster Inhaltsstoff, die Nilotica-Sheanuss, macht unsere Sheabutter so reichhaltig und pflegend, ohne dass andere Zusatzstoffe hinzugefügt werden müssen. Dabei ist sie für alle Hauttypen und jedes Alter geeignet. Besonders empfindliche Hauttypen können also von der reizfreien Pflege profitieren. Wir sind große Fans davon, unsere Pflegeprodukte so einfach und rein wie möglich zu gestalten. Die Nilotica-Sheanüsse aus ugandischer Wildsammlung sind dafür einfach unschlagbar.
Eure Naturkosmetik wird in einer kleinen Farm in Urganda produziert. Wie stellt ihr sicher, dass unter Einhaltung arbeitsrechtlicher Bedingungen produziert wird?
Von Anfang an begleiten wir den Entstehungsprozess unserer Rohstoffe Nilotica Sheabutter, Arabica Kaffee-Öl und Moringa-Öl und stehen mit der Kleinbauerninitiative im engen Kontakt. Wenn wir nicht selbst vor Ort sind, haben wir dort unsere Ansprechpartner*innen und Freunde Nancy Nakiboneka und Dr. Ibrahim Okumu, mit denen wir uns regelmäßig austauschen. Faire Arbeitsbedingungen haben für uns Priorität und die Farm gewährleistet diese stets zuverlässig. So werden beispielsweise keine Jahresverträge ausgestellt, über ein Drittel der Beschäftigten arbeitet schon seit mindestens zehn Jahren dort und der Lohn wird pünktlich und konstant ausgezahlt. Ãœber 50 % der Beschäftigten sind Frauen, darunter viele alleinerziehende Mütter. Schwangere Frauen erhalten bezahlten Mutterschaftsurlaub. Die Farm hat eine eigene „health clinic“ mit Ärztin und Krankenschwester und der Lohn wird im Krankheitsfall fortgezahlt. Dies sind einige der Faktoren, die nicht nur außergewöhnlich fair im Landesdurchschnitt sind, sondern uns auch nachhaltig überzeugen.
Produktionsstätte in Urganda (Bild: balmyou).
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei balmyou und welche Bedingungen in der Naturkosmetikbranche würdet ihr gerne ändern, damit alles noch etwas nachhaltiger abläuft?
Nachhaltigkeit hat einen enormen Stellenwert bei uns. So sind wir zum Beispiel auf der Mission „Zero Waste“ und wollen unsere Produkte so müllvermeidend verpacken, wie nur möglich. Mittlerweile haben wir es geschafft, fast 80 % unseres Produktsortiments plastikfrei zu verpacken. Dabei setzen wir aus Tiegel und Fläschchen aus recyceltem und recyclebarem Glas, Deckel aus schnell nachwachsendem Bambus, sowie Hülsen und Banderolen mit ressourcenschonendem Graspapier. Gleichzeitig sind viele unserer Verpackungen zum Upcycling oder DIY geeignet. Damit die Naturkosmetikbranche noch nachhaltiger wird, wünschen wir uns allgemeine Regulierungen oder Vorgaben, die es erfordern, ressourcenschonender und am besten plastikfrei zu produzieren! Denn: denn unsere Erfahrungen und Produkte zeigen, dass es möglich ist.
Trotz des großen Angebot von Naturkosmetik auf dem Markt, setzen viele Menschen immer noch auf herkömmliche Kosmetik. Woran könnte das liegen?
Obwohl oder gerade weil das Interesse an Naturkosmetik in letzter Zeit stetig gewachsen ist, wird häufig noch zu langjährigen und bekannten Markten gegriffen, da das vergrößerte Angebot an Marken und Produkten auch bedeutet, sich intensiver mit den einzelnen Unternehmen, deren Philosophien und Herstellungsverfahren auseinandersetzen zu müssen. Gleichzeitig betrieben die länger operierenden und großen Marken „greenwashing“ und passen sich den Naturkosmetiktrends auf den ersten Blick an, vor allem was Design und Vokabular betrifft. Dass es sich dabei oft um nicht nachhaltige Unternehmen handelt, die teilweise auch noch ihre Produkte an Tieren testen, ist auf den ersten Blick deshlab oft gar nicht sichtbar. Gleichzeitig sind Produkte in Plastikverpackung, mit Rohstoffen aus Paraffinen und Parabenen sowohl günstiger in der Produktion als auch im Verkaufspreis. Auch wenn es vielleicht erst überfordernd wirkt, sich mit den größeren Marken- und Produktangebot im Naturkosmetikbereich auseinanderzusetzen, so lohnt es sich auf jeden Fall auf Produktqualität, nachhaltigem Lebensstil und Umwelt- und Tierschutz.
Neben der Nilotica Sheabutter bietet ihr auch Naturkosmetikprodukte wie Arabica Kaffee-Öl und dem Moringa-Öl an. Auf welche Produktneuheiten dürfen sich die balmyou Kunden in der nächsten Zeit freuen?
Gerade in den letzten zwei Jahren haben wir unser Produktsortiment sehr erweitert. So haben wir mittlerweile drei Varianten eines plastikfreien Deo Sticks ohne Aluminium und Alkohol, eine Gesichtsreinigung aus 100 % verseifter Nilotica Sheabutter, sowie eine Lippenpflege im plastikfreien Glastiegel im Angebot. Wir freuen uns sehr, dass unsere Produktvielfalt in letzter Zeit so gewachsen ist. Gerade neu im Sortiment angekommen, ist die 4 ml Probengröße unseres Bestsellers Nilotica Sheabutter. Viele hatten uns gefragt, ob es möglich wäre die Sheabutter einmal zu testen. Wir haben lange nach einer optimalen und vor allem plastikfreien Lösung gesucht und sind mit einem kleinen Glastiegel mit Bambusdeckel im gewohnten balmyou Design fündig geworden. Natürlich haben wir auch schon viele Überlegungen für neue Produkte und Produktvarianten, verraten wollen wir aber noch noch nichts.
Vielen Dank für das Interview Paul und Tuna!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an balmyou stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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