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US-Kultspiel mit Münsteraner Anstrich – im Gespräch mit konifez

INTERVIEW | Ein Holzbrett und ein paar mit Mais gefüllte Säckchen – Wie daraus ein Spiel für jeden Anlass aus fairer und nachhaltiger Produktion wird, zeigt uns konifez. 

INTERVIEW | Ein Holzbrett und ein paar mit Mais gefüllte Säckchen – Wie daraus ein Spiel für jeden Anlass aus fairer und nachhaltiger Produktion wird, zeigt uns konifez. 

01.12.2022 | Ein Interview geführt von Ursula Korsen und Philipp Schreiner | Bild: David Prahl, Canva

Hierzulande werden viele wahrscheinlich noch nie etwas von Cornhole gehört haben. Bei diesem US-amerikanischen Spiel versucht man, einen kleinen Sack in ein Loch in einem Brett zu werfen. In den USA ist es total beliebt, hier in Deutschland ist es bis dato noch nicht angekommen.  

Das wollten Marvin Wanders und Florian Wintterlin ändern und konzipierten eine deutsche Adaption – konifez. Dabei ist ihnen als stolze Münsteraner ein regionaler Bezug sowie eine nachhaltige und faire Produktion wichtig. Mehr zu der Produktion, den Werten von konifez, der Entstehungsgeschichte und noch weiteres erzählt uns Marvin Wanders, Co-Gründer von konifez, im Interview. 

LifeVERDE: Woher stammt die Idee für das Spiel und wie kam es zur Gründung von konifez?

Marvin Wanders: Die Idee zu konifez® entstand durch einen Zufall im Jahr 2015: Ein guter Freund hatte ein halbes Jahr in den USA verbracht und dort ein Spiel kennengelernt, das dort fast so etwas wie ein Nationalsport ist: Cornhole. Man wirft aus rund sechs bis acht Metern Entfernung abwechselnd vier mit Mais (engl. „Corn“) gefüllte Stoffsäckchen auf eine schräge Holzplattform mit Loch („hole“). Trifft man aufs Brett, gibt es einen Punkt, ins Loch drei. Hört sich simpel an – macht aber vielleicht gerade deshalb einen Riesenspaß! Die Amis sind total verrückt danach: Es steht so gut wie in jedem Vorgarten, es gibt einen eigenen Cornhole-TV-Kanal und sie wollen es sogar olympisch machen.

Wir haben dann mit einer Gruppe von Freund:innen  mit einem selbstgebauten Exemplar am Hafen in Münster gespielt. Es hat sich immer mehr herumgesprochen, wie viel Spaß es macht, sodass die Gruppe jede Woche größer wurde. Und immer wieder kamen wildfremde Leute vorbei, waren interessiert, was wir da machen, und haben gefragt, ob sie mitspielen dürfen. Unzählige Male wurden wir gefragt, wo man ein solches Spiel kaufen kann. Unser Cornhole war ja allerdings selbst gemacht – mit über 200 Euro Materialkosten und rund 20 Stunden Arbeit. Da haben wir uns gesagt: Wieso produzieren wir nicht einfach mal die ersten 50 Stück und schauen, wie sie angenommen werden. Das haben wir dann zusammen mit einer lokalen Werkstatt für Menschen mit Behinderung umgesetzt. Und nun, viele Hundert Spiele später, gibt es uns seit 2016.


konifez Gründer: Florian Wintterlin und Marvin Wanders (Bild: konifez).

Für welche Altersgruppen und Anlässe ist das Spiel geeignet? 

Das ist der ganz, ganz große Vorteil gegenüber anderen Spielen und Sportarten: dass es wirklich jede und jeder nach ein paar Versuchen kann – egal, ob man fünf oder 80 Jahre alt ist. Deshalb wird Cornhole in den USA auch bei wirklich jeder Gelegenheit gespielt: als Spiel für Familienfeiern, Geburtstage, Hochzeiten oder Firmen-Events und Messen. Wir merken das auch bei unserer Kundschaft: Meist sind es Familien mit Kindern und Enkeln. Und Bildungseinrichtungen oder Firmen, die es für die Schüler:innen beziehungsweise Mitarbeiter:innen kaufen. Dort spielen dann alle Altersklassen und Geschlechter zusammen, indoor und outdoor. Wir haben schon Bilder aus Grundschulen und sogar einem Seniorenheim geschickt bekommen. 


konifez ist für jede Situation und jede Altersklasse super geeignet (Bild: konifez).

Da wir oft Anfragen bekommen, ob man die Cornholes individualisieren könnte – besonders, wenn sie als Geschenk gedacht sind – haben wir seit Kurzem auch eine  Special-Version als Hochzeitsspiel sowie eine komplett individualisierbare Blanko-Version für Firmen.

Wo und wie werden die Einzelteile produziert und welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Regionalität dabei? 

Unsere Spiele werden von Hand und mit nachhaltigen Materialien in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Münster hergestellt. Wir sind oft selbst vor Ort und freuen uns immer wieder, mit wie viel Liebe und Begeisterung die Beschäftigten bei der Sache sind. Zu Beginn haben sie nur die Säckchen genäht, mittlerweile werden auch die Bretter in der Schreinerei herstellt, dann jedes Paket einzeln verpackt und versendet. So konnten wir über das Spiel ganz neue, sinnvolle Aufgaben schaffen. Quasi ein komplettes Fullfillment – nur halt nicht über Amazon, sondern in einer Werkstatt in Münster.


Die Säckchen von Konifez sind mit Futtermaisresten gefüllt (Bild: konifez).

Für uns ist auch der regionale Bezug wichtig, wie unser Name zeigt: In Münster gibt es eine alte Geheimsprache, die Masematte. Und da man mit Säckchen („koni“) wirft und es richtig viel Spaß („fez“) macht, heißt unsere Cornhole-Marke „konifez®“. Unser Säckchen werden mit Futtermaisresten aus dem Münsterland gefüllt, die Bretter sind aus Fichte und Lärche aus nachhaltiger Forstwirtschaft, der Stoff kommt von einem kleinen Stoffladen in der münsterschen Altstadt, und auch das Bedrucken geschieht von Hand in Münster.

Was waren eure Highlights im Laufe der Zeit von der Gründung bis heute?

Was immer richtig Spaß gemacht hat, waren unsere „konifez® World Cups“, die wir schon einige Male gemeinsam mit befreundeten Startups aus Münster ausgetragen haben. „World Cup“ ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen, denn es ist ja das einzige explizite „konifez®“-Turnier weltweit. Denn gegenüber den offiziellen Cornhole-Regeln haben wir die Regeln beim konifez® etwas vereinfacht, um es noch zugänglicher für alle zu machen. Trotzdem kamen aber sogar der Präsident des Deutschen Cornhole-Verbands, der Deutsche Meister und die Europameisterin im Cornhole vorbei und haben mitgespielt. Einmal standen sogar die Profis im Finale gegen ein Team, das zum ersten Mal gespielt hatte. Bei konifez® steht immer der Spaß und das Miteinander im Mittelpunkt, nicht der Wettkampf.

Weitere Highlights waren sicher die Fernsehauftritte im WDR und auf RTL. Nicht nur für uns, sondern auch vor allem für unsere Beschäftigten der Werkstatt, die Teil des Beitrags waren – und natürlich stolz wie Bolle, zum ersten Mal im Fernsehen zu sein.


Auch bei besonderen Anlässen sorgt konifez für eine Menge Spaß (Bild: konifez).

Habt ihr bereits Pläne für die Zukunft geschmiedet und könnt uns verraten, wo ihr konifez in 5 Jahren seht?

Im Gegensatz zu vielen anderen Startups, bei denen Wachstum ein Hauptziel ist, geht es bei unserer Gründung genau wie beim Spiel vor allem um den Spaß. Wir machen das Ganze nebenberuflich, sodass die Zeit, die wir in die Vermarktung von konifez® stecken können, begrenzt ist. Dazu haben wir durch die regionale Herstellung mit nachhaltigen Materialen sehr hohe Produktionskosten, was wir auch sehr transparent auf unserer Website zeigen. Da es aus betriebswirtschaftlicher Sicht also nicht so mega lukrativ für uns ist, ist unsere Vision eher, dass wir, wie die letzten Jahre, kontinuierlich jedes Jahr ein paar mehr Spiele verkaufen als im Vorjahr. Ein gesundes Wachstum also. Dazu immer mal wieder eine neue Kooperation starten, wie mittlerweile mit einigen Händlern für nachhaltige Produkte. Wir machen konifez® jetzt seit 2016 und wenn es so weiterläuft wie bisher, sind wir absolut zufrieden.


konifez ist für jede Situation und jede Altersklasse geeignet (Bild: konifez).

Was würdet ihr jungen Start-up Gründer*innen raten oder empfehlen? Wo seht ihr Herausforderungen oder Handlungsbedarf?

Das Wichtigste ist sicherlich, Ideen einfach schnell mit einem MVP („Minimum Viable Product“) zu starten. Also nicht so lange zu warten, bis man glaubt, dass alles perfekt ist. Wir haben von der Idee bis zu den ersten Verkäufen keine sechs Monate gebraucht, dann mit dem Feedback unserer sehr netten Kund:innen alles immer weiter verbessert: vom Spielgerät bis zum Online-Shop. Und jetzt glauben wir, dass es kein besseres Cornhole-Spiel auf dem Markt gibt. Eines, das dazu auch noch fair produziert ist.


Die Produktion von Konifez erfolgt mit nachhaltigen Materialien (Bild: konifez).

Wie sollte eine nachhaltige und umweltbewusste Welt von morgen aussehen und was tragt ihr persönlich mit konifez dazu bei?

Wir sind davon überzeugt, dass mehr nicht immer besser ist, dass man auch mit weniger genauso glücklich sein kann. Also sich lieber einmal eine hochwertige Sache gönnen, als fünf „Schnäppchen“ zu kaufen, bei denen man in Summe dann mehr bezahlt, aber nichts richtig Gutes hat. So ist auch unsere Denke bei konifez®. Klar, es kostet mehr, es fair und regional herzustellen, aber dafür hat man etwas richtig Wertiges in der Hand, was verschiedenen Generationen viele Jahre Spaß bereit. Denen, die es mit Leidenschaft herstellen, genauso wie denen, die damit spielen und gemeinsam eine gute Zeit haben. Eine Anekdote dazu: Wir haben das Spiel mal bei einer Veranstaltung gespielt, wo Touristen aus den USA zu Gast waren, dem Mutterland des Cornhole. Sie haben eine Weile mit konifez® gespielt, kamen dann auf uns zu und sagten: „Unbelievable, eine solche Qualität haben wir bei uns zuhause noch nie in der Hand gehabt.“ Genau das Gefühl wollen wir unseren Kund:innen vermitteln: Dass sie ihr Geld gut und sinnvoll investiert haben. Und natürlich einfach gemeinsam eine richtig gute Zeit haben.

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Marvin!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf, die du gerne an konifez stellen möchtest? 

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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