LifeVERDE-Experte Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Tagtäglich benutzen wir es - nachhaltiges Hygienepapier. Dazu zählt insbesondere Toilettenpapier aber auch die altbekannte Küchenrolle. Durch den täglichen Gebrauch kommt eine Menge Abfall zustande. Gibt es daher die Möglichkeit auf nachhaltigere Alternativen zurückzugreifen? Und sind nachhaltiges Toilettenpapier und Küchenrolle tatsächlich biologisch abbaubar?
Solche und ähnliche Fragen zum Thema nachhaltiges Toilettenpapier und Küchenrollen stellen sich hunderte Menschen täglich – ein klarer Fall für unser Informations-Format “Frag die Expert*innen!”. Wir geben eure ausgewählten Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf dem jeweiligen Gebiet sind.
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1. Sind Küchenrollen nachhaltig?
2. Wie wird Küchenrolle richtig entsorgt?
3. Wie hygienisch sind Küchenrollen?
4. Ist in Küchenrolle Plastik enthalten?
5. Welches Material eignet sich für nachhaltiges Toilettenpapier?
6. Ist recyceltes Toilettenpapier umweltfreundlicher als herkömmliches Toilettenpapier?
7. Wie umweltschädlich ist Toilettenpapier?
8. Sind Küchenrolle und Toilettenpapier biologisch abbaubar?
9. Gibt es Siegel, an denen man nachhaltige Küchenrollen und Toilettenpapier erkennen kann?
10. Wie viel Umsatz macht Deutschland jährlich mit Toilettenpapier?
11. Sind Klopapierrollen kürzer geworden?
12. Wie viel Toilettenpapier benutzt der Durchschnitt?
13. Wie viel Küchenrolle benutzt der Durchschnitt?
14. Was sind die Alternativen von Küchenrolle und Klopapier?
Grundsätzlich ist es sicherlich immer der nachhaltigste Weg, wiederverwendbare, auswaschbare Materialien, z.B. Stofftücher, zu verwenden. An vielen Stellen des Haushalts bietet die Küchenrolle o.ä. Wischtücher Vorteile, z.B. im Punkt Hygiene bzw. sind im Einsatz auch praktischer und zeitsparend. Aus unserer Sicht ist es auch aus nachhaltiger Sicht legitim, sich dieser Vorteile zu bedienen besonders, wenn man einige Kriterien bei der Produktauswahl berücksichtigt. Recyclingpapier spart z.B. 60% - 70% Energie und Wasser gegenüber Zellstoffprodukten aus Holz. Außerdem schont Altpapier den Waldbestand. Bei der Verpackung sollte man plastikfreie Varianten bevorzugen. Außerdem sollte man auf die Größe der Rollen achten. Viele Produkte haben gerade mal 50 "volle” Blatt auf einer Rolle und der Rest ist Luft. Mehr Blätter sparen Platz beim Transport (und somit auch Emissionen) und benötigen weniger Verpackung.
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Eine Küchenrolle kann vielseitig entsorgt werden. Zum Beispiel werden die benutzen Blätter der Küchenrolle in den Biomüll entsorgt, da diese mit der Zeit verrotten. Vorausgesetzt es handelt sich um aufgewischte Lebensmittel. Unbenutzte Tücher bzw. trocken verschmutze Tücher können dagegen im Papiermüll entsorgt werden und finden so wieder ihren Weg in die Kreislaufwirtschaft.
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Den hygienischen Aspekt darf man wohl als deutlichen Vorteil gegenüber wiederverwendbaren Produkten bezeichnen. Durch den einmaligen Einsatz des Tuchs werden Keime gebunden und deutlich weniger verteilt als beispielsweise bei nassen Lappen. Durch hohe Temperaturen und umfangreiche Hygienerichtlinien gelten diese Vorteile und die hygienische Produktsicherheit ebenso für das unbenutzte Produkt.
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Im Produktionsverfahren von Küchenrollen wird kein Plastik eingesetzt. Durch den Einsatz von Recyclingpapier mit einer lebhaften Vorgeschichte, kann eine Kontamination mit Mikroplastik nicht völlig ausgeschlossen werden.
Regelmäßig kommt Plastik bei der Produktverpackung von Küchenrollen zum Einsatz. Deshalb sollte man auf plastikfrei verpackte Produkte setzen.
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Grundsätzlich ist Altpapier geeignet um nachhaltige Papierprodukte herzustellen. Beim Altpapier lässt sich s.g. Pre-Consumer- vom Post-Consumer-Altpapier unterscheiden. Letzteres bezeichnet Altpapiersorten, die tatsächlich schon bei Konsumierenden zum Einsatz gekommen sind und durch Sammlung seinen Weg zurück in die Kreislaufwirtschaft genommen haben. Pre-Consumer-Altpapiere sind beispielsweise Randabschnitte der Papierproduktion, die zurück in den Produktionsprozess geführt werden, bevor sie Kontakt zu Verbrauchern hatten.
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Definitiv Ja! Beim Recyclingpapier werden 60 bis 70% Energie und Wasser gegenüber Zellstoffprodukten aus Holz gespart und schützen Waldbestände vor der Abholzung. Denn ca. 80% der Frischfaser-Rohstoffe werden importiert und gelangen über weite Strecken aus Südamerika und Asien zu uns nach Europa. Häufig sind zuvor Regenwälder diesen Farmen gewichen.
Leider besteht nicht mal die Hälfte aller Toilettenpapiere aus Recycling-/ Altpapier. Deshalb ist es sehr wichtig, dass hier ein Umdenken stattfindet.
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Toilettenpapier ist ein ressourcenintensives Produkt, auf das wir aber kaum verzichten möchten. Deshalb gibt es einige Stellschrauben an denen wir sehr gut drehen können um den Einfluss auf die Umwelt möglichst zu schonen. Recycling ist ein erster wichtiger Schritt, aber die Verpackung und die Anzahl der Blätter auf jeder Rolle sollten vor Kauf geprüft werden. Außerdem sollte man sich die Frage stellen, wie viele Lagen man denn eigentlich braucht. Zu guter Letzt der eigene Verbrauch: Es müssen nicht immer 10 Blatt pro Wischvorgang genutzt werden.
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Ja, Toilettenpapier sogar schneller als Küchenrollen
Maximilian Nowotny (Green Hygiene)
Weitere Hintergrundinformationen zum Thema nachhaltiges Toilettenpapier und Küchenrolle
(Erstellt von Laura Hampel für die LifeVERDE-Redaktion)

Das Siegel Blauer Engel hilft dabei, Küchenrollen und Toilettenpapier aus recycelten Altpapierfasern leichter zu erkennen (Bild: Blauer Engel).
Das Logo blauer Engel zeigt, dass das enthaltene Papier zu 100% aus recycelten Altpapierfasern besteht. Auch Schadstoffe wie Farbsubstanzen, chlorhaltige Bleichmittel und der Einsatz von anderen Chemikalien ist verboten. Für diese Produkte muss also kein Baum gefällt werden und die Wälder werden geschützt.
Andere Siegel wie z.B. das FSC oder PEFC Siegel sind weniger zu empfehlen. Die Papierfasern, die hierbei verwendet worden, sind zwar aus zertifizierter Waldwirtschaft, allerdings sagen sie nichts darüber aus, ob Altpapierfasern genutzt worden sind oder ob Chemikalien im Einsatz waren.

(Quelle: Statista, Grafik: Laura Hampel)
Einige Verbraucher*innen haben mit dem Verlauf der Jahre gemerkt, dass die Küchenrollen anscheinend schneller leer gehen. Der Verein für Konsumenteninformation aus Österreich konnte das bestätigen: Vor etwa 30 Jahren waren auf einer Rolle rund 250 Blätter, die Rolle war ca. 35 Meter lang. Nun sind es ca. 150 Blätter, also nur noch 18,6 Meter.
Im Jahr 2017 wurde im Durchschnitt 12 Kilogramm Toilettenpapier pro Person verbraucht. Im Durchschnitt wiegt eine Rolle 90 Gramm, was pro Kopf in etwa 134 Rollen Toilettenpapier bedeutet.

(Quelle: Statista, Grafik: Laura Hampel)
Laut einer Statistik von Statista kommen zu den 134 Klopapierrolle jährlich auch noch im Schnitt 41 Küchenrollen pro Person.
Küchenrolle: Für Küchenrolle eine Alternative zu finden, ist wirklich kein Hexenwerk. Die Nutzung von Zewa und Co. ist zwar praktisch, aber ganz einfach durch wiederverwendbare und waschbare Baumwoll-Lappen oder Schwammtücher austauschbar.
Toilettenpapier: Die meisten von uns möchten nicht auf Toilettenpapier verzichten. Hilfreich ist es schon, seine Nutzung zu überdenken und etwas sparsamer damit umzugehen. Zudem ist der Umstieg auf recyceltes Toilettenpapier schon ein dankbarer Beitrag für unsere Umwelt. Wem das nicht reicht, kann natürlich auch hier auf waschbare Lappen zurückgreifen. Zudem gibt es mittlerweile praktische Gadgets wie Poduschen, womit man den Verbrauch von Toilettenpapier deutlich senken kann.
Was sind deine Fragen zum Thema nachhaltiges Toilettenpapier und Küchenrollen?
Schreib uns gerne an expertinnen@lifeverde.de, wir sichten und sammeln die Themen und geben sie dann weiter an unsere Expert*innen.
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