Frag die Expert*innen!

Nachhaltige Reinigungsmittel – die wichtigsten Fragen und Antworten

Wie kann man umweltfreundlich putzen und was macht ein nachhaltiges Putzmittel aus? Alle Hintergrundinformationen und Antworten zu häufig gestellten Fragen von unserer LifeVERDE-Expertin Rebecca Kramer (Sonett).

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Wie kann man umweltfreundlich putzen und was macht ein nachhaltiges Putzmittel aus? Alle Hintergrundinformationen und Antworten zu häufig gestellten Fragen von unserer LifeVERDE-Expertin Rebecca Kramer (Sonett).

LifeVERDE-Expertin für nachhaltige Reinigungsmittel: Rebecca Kramer (Sonett) | Bild: Towfiqu Barbhuiya

Die eigenen vier Wände rein und sauber zu halten, um sich rundum wohlzufühlen, gehört für viele zur Routine. Was aber, wenn aggressive Putzmittel zu potenziellen Tätern von Krankheiten wie Allergien, Atemnot oder rissigen und kaputten Händen werden? Lohnt es sich daher auf alternative Reinigungsmittel zurückzugreifen? Was unterscheidet schonende und nachhaltige Reinigungsmittel von herkömmlichen Varianten? Und machen diese auch wirklich sauber?

Solche und ähnliche Fragen zum Thema nachhaltige Reinigungsmittel stellen sich hunderte Menschen täglich – ein klarer Fall für unser Informations-Format “Frag die Expert*innen!”. Wir geben eure ausgewählten Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf dem jeweiligen Gebiet sind.

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1. Woraus bestehen nachhaltige Putzmittel?
2. Ist Waschmittelpulver oder flüssiges Waschmittel nachhaltiger?
3. Was ist der Unterschied zwischen herkömmlichen und ökologischen Reinigungsmitteln?
4. Warum sind herkömmliche Reinigungsmittel oft schlecht für die Umwelt?
5. Ist Weichspüler schlecht für die Umwelt?
6. Welche Bestandteile können ein Reinigungsmittel nicht vegan machen?
7. Gibt es Siegel, die die Nachhaltigkeit von Reinigungsmitteln kennzeichnen?
8. Sind nachhaltige Reinigungsmittel biologisch abbaubar?
9. Sind nachhaltige Reinigungsmittel teurer als herkömmliche?

10. Kann man nachhaltige Reinigungsmittel selber machen?

 

1. Woraus bestehen nachhaltige Putzmittel?

Bei ökologischen Wasch- und Reinigungsmitteln bestehen die waschaktiven Substanzen (Tenside) aus pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen. Alle Inhaltsstoffe sollten zu 100% biologisch abbaubar sein. Petrochemischen Konservierungsstoffe sind tabu und auch Duft- und Farbstoffe sollten nicht enthalten sein. Außerdem muss Freiheit von Enzymen, Gentechnik und Nanotechnologie gegeben sein.

Als nachhaltige Seifen gelten reine Pflanzenseifen aus kontrolliert biologisch und biologisch-dynamisch angebauten Ölen. Die Düfte sollten aus reinen, natürlichen ätherischen Ölen komponiert sein. Hier ist dann wieder zu beachten, dass alle Öle, auch die ätherischen, zu 100% aus kontrolliert biologischem Anbau stammen.

Rebecca Kramer (Sonett)

2. Ist Waschmittelpulver oder flüssiges Waschmittel nachhaltiger?

Waschmittelpulver, egal ob konventionell oder ökologisch, hat immer eine höhere Waschkraft.

Die ökologischste und nachhaltigste Art und Weise zu waschen, stellt das Waschen im Baukastensystem dar. Hier können Waschmittel, Enthärter und Bleichkomplex je nach Wasserhärte und Verschmutzung der Textilien optimal eingesetzt werden.

Für mehr Nachhaltigkeit sollte auch auf die Verpackung geachtet werden. Pulverwaschmittel lassen sich z.B. in Kartonagen aus 100% Altpapier verpacken. Zum Schutz vor Feuchtigkeit lassen sich dünne PE-Beutel verwenden anstelle von mit Kunststoff beschichtetem Karton, der als Verbundmaterial schwer recycelbar ist.

Aber auch Kunststoffverpackungen lassen sich nachhaltiger gestalten, zum Beispiel, wenn sie in Unverpacktläden zum Einsatz kommen. Um das mal an einem Beispiel zu verdeutlichen: Wir nehmen seit 2019 von inzwischen 270 Unverpacktläden unsere Kanister zurück. Der Großteil der Kanister wird wieder befüllt. Die Kanister, die aufgrund von Verunreinigungen und Beschädigungen nicht wieder befüllt werden können, werden geschreddert, gewaschen und daraus neue Sonett-Flaschen hergestellt. Recycling-Kunststoff aus dem gelben Sack setzen wir bewusst nicht ein, da sich in diesem Recyclat Pestizidrückstände, Schwermetalle und künstliche Duftstoffe befinden, die in die Produkte übergehen könnten. Dies ist auch der Grund, weshalb PE-Recyclat aus dem Gelben Sack für Lebensmittel nicht zugelassen ist. Nachhaltige Reinigungsmittelhersteller sollten den Anspruch haben, einen eigenen PE-Recyclingkreislauf zu nutzen, denn nur so kann man wirklich wissen, was im Flaschenmaterial drin ist.

Rebecca Kramer (Sonett)

3. Was ist der Unterschied zwischen herkömmlichen und ökologischen Reinigungsmitteln?

Konventionelle/herkömmliche Waschmittel haben eine Fülle von Inhaltsstoffen, die nicht nur die Umwelt, sondern auch den Menschen belasten. So werden gentechnisch veränderte Enzyme eingesetzt, die als Waschmittelrückstände in Textilien die Haut angreifen und vielfach die Ursache von Waschmittelallergien sind. Auch künstliche Duftstoffe greifen unser Immunsystem an. Petrochemische Tenside und Bleichaktivatoren (TAED) sind weitere Substanzen, auf die vollkommen verzichtet werden sollte. Auch die 100%ige aerobe und anaerobe Abbauarbeit aller Inhaltsstoffe, ist bei konventionellen Wasch- und Reinigungsmitteln nicht gegeben.

Rebecca Kramer (Sonett)

Expertin für nachhaltige Reinigungsmittel

Rebecca Kramer, Marketing und Kundenberatung Sonett GmbH

Rebecca Kramer arbeitet seit 2014 bei Sonett. Sie leitet das Marketingteam, den Außendienst und die Kundenberatung.

Sonett stellt als Biopionier seit über 40 Jahren ökologische Wasch- und Reinigungsmittel her unter dem Leitgedanken, Wasser als Träger alles Lebendigen zu achten. Entstanden ist Sonett vor dem Kontext der weit verbreiteten Wasserverschmutzung durch synthetische Tenside in den 60er Jahren. Daraus entstand das Anliegen, die Umwelt nicht nur zu schonen, sondern durch Waschmittelzusätze der Natur einen aufbauenden Impuls mitzugeben.

Alle Sonett-Produkte sind 100% biologisch abbaubar und verzichten vollkommen auf Rohstoffe aus der Gentechnik und Petrochemie wie ethoxilierte Tenside, künstliche Duftstoffe und Konservierungsmittel.  Alle Öle und ätherische Öle sind zu 100% aus Bioanbau.

"Bei ökologischen Wasch- und Reinigungsmitteln bestehen die waschaktiven Substanzen (Tenside) aus pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen." (Rebecca Kramer)

Weitere Hintergrundinformationen zum Thema nachhaltige Reinigungsmittel

(erstellt von Johanna Metz für die LifeVERDE-Redaktion)

4. Warum sind herkömmliche Reinigungsmittel oft schlecht für die Umwelt?

In herkömmlichen Reinigungsmitteln können Bestandteile enthalten sein, die biologisch nicht ausreichend abbaubar sind. Auch werden einige aus endlichen Ressourcen wie Erdöl gewonnen oder entstammen der Tierindustrie, die einer der größten CO2-Produzenten ist.

Hinzu kommt, dass Verpackungen oft aus Kunststoff sind und es bei herkömmlichen Produkten meist keine Nachfüllpackungen gibt, um weniger Müll zu produzieren.

5. Ist Weichspüler schlecht für die Umwelt?

Aufgrund seiner Duftstoffe und weiterer organischer Inhaltsstoffe sollte man sich beim Gebrauch von Weichspülern darüber bewusst sein, dass es sich hierbei um Chemie handelt. Einige dieser Inhaltsstoffe sind oft nur schwer biologisch abbaubar und daher schlecht für die Umwelt. Hinzu kam früher, dass auch die kationischen Tenside, die für die Wirkweise des Weichspülers sorgen, nicht genügend biologisch abbaubar waren. Heute gibt es Vorschriften für die Abbaubarkeit der kationischen Tenside. Diese betreffen allerdings nicht die Endabbaubarkeit.

6. Welche Bestandteile können ein Reinigungsmittel nicht vegan machen?

Insbesondere Tenside tierischen Ursprungs sorgen oft dafür, dass Reinigungsmittel nicht vegan sind. Diese sogenannten Schmutzlöser können aus tierischen Fetten, aus Erdöl oder aus pflanzlichen Quellen gewonnen werden. Pflanzliche Tenside werden als besonders hautschonend beschrieben. Zudem sind die Pflanzen ein nachwachsender Rohstoff und die daraus gewonnenen Tenside biologisch abbaubar.

Ein weiterer Grund, warum einige Reinigungsmittel nicht mit einer veganen Lebensweise vereinbar sind, ist, dass einige Hersteller Tierversuche vornehmen. Das Leaping Bunny Siegel ist hier hilfreich, um tierversuchsfreie Produkte zu finden.

7. Gibt es Siegel, die die Nachhaltigkeit von Reinigungsmitteln kennzeichnen?

Es gibt viele verschiedene Siegel, die auf nachhaltigere Produkte hinweisen können. Hier die wichtigsten:

  • Das Nature-Care-Product-Siegel wird an Reinigungsmittel vergeben, die so nachhaltig wie möglich hergestellt werden. Die strengen Richtlinien werden regelmäßig von Expert*innen überarbeitet.
  • Auch das Ecocert-Siegel wird nach strengen Richtlinien vergeben. Hier muss vor allem auf synthetische Inhaltsstoffe aus Erdgas oder Erdöl verzichtet werden.
  • Das Siegel Ecogarantie wird nicht nur Reinigungsmitteln vergeben. Obwohl Ökobauern und -Bäuerinnen es ihren Produkten selbst verleihen, ist es durch unabhängige Kontrollen vertrauenswürdig. Für diese Produkte dürfen keine Tierversuche durchgeführt werden, die Produkte dürfen keine gentechnisch veränderten Inhaltsstoffe enthalten und es müssen möglichst wenige CO2-Emissionen zustande kommen.
  • Auch der Blaue Engel kann hilfreich sein. Er kennzeichnet in diesem Fall weitestgehend einen Verzicht auf umwelt- und gesundheitsschädliche Konservierungs- und Duftstoffe.
  • Mit dem EU-Ecolabel werden Produkte mit möglichst wenig Chemikalien gekennzeichnet, die zudem in der Produktion nur wenige CO2-Emissionen verursachen.
  • Das Vegan-Label kennzeichnet, dass ein Produkt keine tierischen Inhaltsstoffe enthält und auch bei der Herstellung keine tierischen Hilfsmittel genutzt werden.

8. Sind nachhaltige Reinigungsmittel biologisch abbaubar?

Nicht alle Reinigungsmittel sind biologisch abbaubar, doch viele Hersteller nachhaltiger Reinigungsmittel bemühen sich darum. Oft sind Informationen dazu auf der Verpackung eines Produktes oder auf der Homepage des Unternehmens vermerkt.

Insbesondere bei Hausmitteln kann man sich sicher sein, nur solche zur Reinigung zu verwenden, die biologisch abbaubar sind.

9. Sind nachhaltige Reinigungsmittel teurer als herkömmliche?

Bei nachhaltigen Reinigungsmitteln gibt es – genau wie bei herkömmlichen – günstigere und teurere Produkte. Sie kosten also nicht viel mehr oder weniger als diese.

10. Kann man nachhaltige Reinigungsmittel selber machen?

Essig ist biologisch abbaubar und sehr beliebt zum Reinigen. Dasselbe gilt für Natron und Backpulver. Mithilfe dieser Lebensmittel lassen sich einfach Reinigungsmittel herstellen oder ersetzen. Kernseife eignet sich ebenfalls gut für den Haushalt. Sie benötigt in der Herstellung wenig Energie und ist biologisch abbaubar, weshalb auch sie als nachhaltige Alternative angesehen werden kann. 

Sie eignet sich besonders gut als Fettlöser, zum Beispiel in der Küche. Bei hartnäckigen Verschmutzungen kann es helfen, sie etwas einwirken zu lassen.

Essigessenz kann anstelle von Weichspüler genutzt werden und beseitigt auch unangenehme Gerüche der Wäsche. Auch zum Entkalken eignet sich Essigessenz gut. Sie kann auf eine verkalkte Stelle aufgetragen und je nach Grad der Verkalkung einwirken gelassen werden. Anschließend kann die Stelle mit einem Schwamm oder Ähnlichem gereinigt werden.

Natron kann helfen, Flecken in Textilien zu entfernen. Hierfür muss der Fleck mit kaltem Wasser eingeweicht werden. Daraufhin kann das Natron großzügig darauf verteilt und einwirken gelassen werden. Nach einigen Stunden (am sichersten über Nacht) wird die verschmutzte Stelle mit kaltem Wasser ausgewaschen.

Um den Backofen oder eingebrannte Töpfe zu reinigen, kann Natron eins zu eins mit Wasser vermischt aufgetragen werden. Nachdem es mehrere Stunden eingewirkt ist, können die Verschmutzungen mit Schwamm und Wasser entfernt werden.

Um einen Abfluss zu reinigen, können zwei Esslöffel Natron und eine halbe Tasse Essigessenz hineingegeben und nach einer kurzen Einwirkzeit mit Wasser nachgespült werden.

Um beispielsweise Fugen zu reinigen können drei Esslöffel Natron mit einem Esslöffel Wasser und einem Teelöffel Essigessenz vermengt angewendet werden.

 

Was sind deine Fragen zum Thema nachhaltige Reingiungsmittel?

Schreib uns gerne an expertinnen@lifeverde.de, wir sichten und sammeln die Themen und geben sie dann weiter an unsere Expert*innen.

Du bist selbst Expert*in auf einem nachhaltigen Gebiet und möchtest als LifeVERDE-Expert*in Fragen zu deinem Fachthema beantworten? Wir freuen uns über eine Nachricht an expertinnen@lifeverde.de.




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