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Die Energiewende in Deutschland

INTERVIEW | Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Bereits 2030 sollen 80 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Ist die Energiewende bereits in den deutschen Unternehmen angekommen? Im Interview ist Philip Gutschke, Bereichsleiter bei der wattline GmbH.

INTERVIEW | Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Bereits 2030 sollen 80 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Ist die Energiewende bereits in den deutschen Unternehmen angekommen? Im Interview ist Philip Gutschke, Bereichsleiter bei der wattline GmbH.

07.11.2024 - Bild Wattline.de

Unser Interview mit Philip Gutschke, Bereichsleiter bei wattline GmbH, zeigt die Herausforderungen und Chancen der Energiewende für Unternehmen in Deutschland auf. Er erklärt, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien zwar mit hohen Kosten und komplexen Anpassungen der Betriebsprozesse verbunden ist, aber auch viele neue Möglichkeiten und Wettbewerbsvorteile bietet, zum Beispiel durch den Einsatz von Eigenenergiequellen wie Photovoltaik und den Zugang zu Förderprogrammen. 

LifeVERDE: Wie weit ist die Energiewende in Deutschlands Unternehmen schon fortgeschritten?

Philip Gutschke: Vor allem in den letzten beiden Jahren hat die Energiewende in Deutschland noch einmal deutlich an Dynamik gewonnen. Ende Juni 2024 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland bereits rund 57 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 betrug der Anteil noch 17,1 Prozent.

Diese Entwicklung – zu der Unternehmen einen nicht unwesentlichen Beitrag leisten –  ist mehr als erfreulich. Trotzdem existiert natürlich noch weiteres Potenzial, das ausgeschöpft werden kann, damit Deutschland seine Klimaziele auch tatsächlich erreichen kann.

Wo hapert es noch?

Wir dürfen nicht unterschätzen, dass der Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energiequellen für viele Unternehmen zunächst mit großen Herausforderungen verbunden ist. Allen voran stehen dabei die Kosten, da Unternehmen im ersten Schritt oft hohe Investitionen tätigen müssen, um erneuerbare Energien nutzen zu können. 

Gut erkennbar ist das in den Ergebnissen unserer Studie zur Energiewende 2024. Darin geben 53 % der befragten Unternehmen an, dass die finanziellen Ressourcen für sie die größte Herausforderung bei der Umsetzung der Energiewende sind.

Quelle: www.wattline.de

Gibt es Lösungsansätze, wie Unternehmen mit den hohen Kosten umgehen können?

Ja, aktuell gibt es zahlreiche Förderprogramme für Unternehmen, die der Bund zur Verfügung stellt. Darüber hinaus haben vor allem kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) die Möglichkeit, sich zu Gemeinschaften beim Energieeinkauf zusammenzuschließen und so Kosten zu sparen.

Welche Herausforderungen betreffen Unternehmen noch, abseits der teils hohen Investitionskosten?

Für viele Unternehmen geht die Energiewende auch mit einer Umstellung der internen Prozesse einher. Zum Beispiel, wenn Energiemanagementsysteme (EMS) eingeführt werden müssen oder Energieprozesse digitalisiert werden, etwa durch moderne Smart Meter anstelle von analogen Stromzählern.

Dazu muss man aber sagen, dass Unternehmen diese Maßnahmen selbst in der Hand haben. Anders sieht es aus, wenn eine Abhängigkeit von äußeren Umständen besteht. Das betrifft zum Beispiel den Ausbau der öffentlichen Netze und die Bereitstellung von erneuerbaren Energieträgern, wie Wasserstoff oder Biogas. In diesen Bereichen gibt es wesentliche Fortschritte, allerdings vielerorts noch erheblichen Ausbaubedarf.

Gibt es also keine Möglichkeit, wie Unternehmen den Energiemarkt beeinflussen können?

In einem Wirtschaftssystem, das im Wesentlichen auf Angebot und Nachfrage basiert, können Unternehmen auf jeden Fall ein Zeichen setzen. Wird gezielt Ökostrom oder Biogas bei den Energieanbietern nachgefragt, treibt dies natürlich auch den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur voran. Ein weiterer Vorteil ist übrigens, dass die Energiekosten selbst dadurch im Laufe der Zeit sinken. 

Worin besteht der Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und günstigeren Preisen?

Zum einen können Unternehmen mit Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen einen großen Teil Ihres eigenen Energiebedarfs erzeugen. Wer sich selbst mit Energie versorgen kann, ist unabhängig von den Preisen auf dem Energiemarkt.

Gleichzeitig senkt ein größerer Anteil erneuerbarer Energien im Versorgungsnetz die Energiepreise an der Börse. Bislang geben viele Netzanbieter diese günstigeren Preise noch kaum an die Endverbraucher weiter, was auch am massiven Netzausbau und den damit zusammenhängenden Umlagen liegt.

Man sieht aber: Die Energiewende ist nicht nur mit großen Herausforderungen verbunden, sondern bringt auch interessante neue Möglichkeiten mit sich.

Welche weiteren Chancen haben Unternehmen in der Energiewende?

Wer sich jetzt aktiv an der Energiewende beteiligt, sendet ein starkes Signal nach innen sowie nach außen. Ob bei bestehenden Mitarbeitern, Geschäftspartnern oder potenziellen neuen Fachkräften: Es hinterlässt in jedem Fall einen seriösen Eindruck, wenn sich Unternehmen aktiv mit den drängenden Themen ihrer Zeit auseinandersetzen.

Ihren positiven Zugang zur Energiewende können Unternehmen auch als Wettbewerbsvorteil zur Gewinnung neuer Kunden nutzen. So ging aus unserer Studie zur Energiewende auch hervor, dass Nachhaltigkeit, Regionalität und Innovation im Alltag der Deutschen eine große Bedeutung einnehmen, dicht gefolgt von der Energiewende an sich.

Was kann denn Unternehmen geraten werden, die sich gerade mitten im Transformationsprozess befinden?

Wichtig ist, sich stets gut zu informieren: Welche Variante der Energieversorgung ergibt für mein Unternehmen den meisten Sinn? Wo können sich die Mitarbeiter weiterbilden? Welche gesetzlichen Vorgaben sind bis wann einzuhalten? Für einige Unternehmen kann es sich lohnen, betriebsinterne Experten auszubilden bzw. einzustellen, die sich gezielt mit der Energiewende beschäftigen und anderen Mitarbeitern bei Fragen zur Verfügung stellen können.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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