LifeVERDE-Experte für Gätnern für Wildbienen: Yannick Schauwecker (Pollinature GmbH) I Bild: Kunal Kalra
Wildbienen sind in unserem Ökosystem nicht wegzudenken und in Deutschland sind sie nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Dennoch sind unsere Bienen durch die industrielle Landwirtschaft und Zersiedelung des Menschen vom Aussterben bedroht. Doch jede*r Einzelne kann etwas zum Erhalt der Wildbienen bei sich Zuhause tun und den Garten oder Balkon zum Schlaraffenland für die fleißigen Insekten gestalten. Doch wie können Garten oder Balkon bienenfreundlich gestaltet werden? Was gibt es beim Gärtnern für Wildbienen zu beachten? Und warum ist es sinnvoll Bienenhäuser aufzustellen?
Solche und ähnliche Fragen zum Thema Gärtnern für Wildbienen stellen sich täglich hunderte Menschen – ein klarer Fall für unser Informations-Format “Frag die Expert*innen!”. Wir geben eure ausgewählten Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf dem jeweiligen Gebiet sind.
1. Wieso sollte man ein Insektenhotel aufstellen?
2. Wie kann ich meinen Balkon insektenfreundlich bepflanzen?
3. Wann sollte man ein Bienenhäuschen aufstellen?
Insekten sind für die Natur unersetzlich. Als vielfältige und effiziente Bestäuber übernehmen Insekten und vor allem Wildbienen eine Schlüsselrolle für unser Ökosystem. Sie sorgen dafür, dass die unzähligen heimischen Wildpflanzen bestäubt werden, die dann Früchte und Samen produzieren, um sich fortzupflanzen. Aber ihre Lebensräume schwinden. Ohne Wildbienen sterben schon bald viele Wildpflanzen aus, was zu einem enormen Verlust und einer starken Verarmung der Biodiversität führt. Dagegen kann jede*r etwas tun. Viele sehr spannende und schöne Wildbienenarten lassen sich leicht auf dem eigenen Balkon in einem Wildbienen-Häuschen vermehren. Das Schöne daran: Die Wildbienen lassen sich so wunderbar beobachten. Da Wildbienen nicht stechen und sich nicht fürs Essen interessieren, können Menschen und Wildbienen sehr gut in direkter Nachbarschaft leben. Für einige Arten bieten Wildbienen-Häuschen einen hervorragenden Ersatz für rar gewordene natürliche Niststrukturen, zum Beispiel tote Bäume. Wir sprechen übrigens treffender von Nisthilfen oder Wildbienen-Häuschen. Denn für die Insekten sind diese Konstruktionen wertvoller Lebensraum und keine “Urlaubsdomizile”.
Yannick Schauwecker (Pollinature GmbH)
Mit den ersten Sonnenstrahlen im März schlüpfen bereits die ersten Wildbienen. Zu diesen Frühaufstehern gehört auch die Rote Mauerbiene. Erwachen die Wildbienen aus ihrem Winterschlaf, machen sie sich sofort auf die Suche nach Pollen und Nektar. Es muss dann also schon etwas in der Nähe blühen, damit die Bienen Kraft tanken können. Mit diesen Wildblumen können Roten Mauerbienen und anderen Frühfliegern, wie etwa die Königin der Erdhummel oder der Frühlingspelzbiene, eine wertvolle Stärkung geboten werden:
- Blausterne (Scilla siberica)
- Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum)
- Blaukissen (Aubrieta deltoidea)
- Lungenkraut (Pulmonaria obscura)
- Christrosen (Helleborus niger)
- Nieswurz (Helleborus foetidus)
- Taubnessel (Lamium maculatum)
- Lerchensporn (Corydalis cava)
Tipp: Zwiebelpflanzen wie Blausterne und Traubenhyazinthen können auch im Herbst als Zwiebeln gepflanzt werden.
Die größte Auswahl gibt es bei den so genannten Wildstauden. Darunter versteht man zwei bis mehrjährige einheimische Blütenpflanzen, von denen viele dutzend Arten wichtig für Wildbienen sind. Dazu zählen Glockenblumen, Rainfarn, Färberkamille und viele mehr.
Einige einheimische Wildblumen sind so genannte einjährige Pflanzen. Sie keimen, wachsen, blühen und stecken dann die gesamte Energie in die Samen. Danach stirbt die Mutterpflanze ab, die Samen überdauern im Boden bis sie meist im Folgejahr erneut keimen.
Da sie kurze Zeit nach dem Aussähen bereits blühen, sind sie besonders geeignet für Saatmischungen. Besonders wertvolle Pollen- und Nektarspender sind:
- Kornblume (Centaurea cyanus)
- Klatschmohn (Papaver rhoeas)
- Wilde Möhre (Daucus carota)
- Kamille (Matricaria chamomilla)
- Ackersenf (Sinapis arvensis)
Tipp fürs Aussäen: Weniger ist mehr! Es ist wichtig nicht zu viele Samen pro Fläche zu sähen. Sonst erdrücken sich die Keimlinge gegenseitig und werden schwach und krautig. Und: Samen nie in den Rasen oder in die Wiese säen. Die Keimlinge können sich gegen das Gras nicht durchsetzen und verkümmern. Streue Samen immer auf eine offene Bodenstelle oder ins Blumenbeet.
Yannick Schauwecker (Pollinature GmbH)
Am Wichtigsten ist, dass man überhaupt für Wildbienen aktiv wird. Der Zeitpunkt ist gar nicht so wichtig. Ideal ist es, wenn das Wildbienen-Häuschen bis spätestens Anfang März an einem trockenen und sonnigen Ort steht oder hängt. Denn dann startet die Gehörnte Mauerbiene zu ihren Bestäubungsflügen und ist auf der Suche nach Nistplätzen. Andere Hohlraumnister, die ebenfalls Bienen-Häuschen besiedeln, folgen ihr.
Yannick Schauwecker (Pollinature GmbH)
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