Grüne Wirtschaft

Ökologische Strickwolle und glückliche Tiere – Schoppel Wolle im Interview

INTERVIEW | Schoppel Wolle bezieht seine Wolle von patagonischen Schafen, die tiergerecht gehalten werden. Die bunten Garne, die daraus entstehen, eignen sich super zum Stricken, Filzen und Häkeln.

INTERVIEW | Schoppel Wolle bezieht seine Wolle von patagonischen Schafen, die tiergerecht gehalten werden. Die bunten Garne, die daraus entstehen, eignen sich super zum Stricken, Filzen und Häkeln.

20.12.2017

LifeVERDE: Herr Schoppel, können Sie uns etwas zur Entstehungsgeschichte von Schoppel Wolle erzählen? Welche Firmenphilosophie verfolgen Sie?

Gerhard Schoppel: Ethische Werte haben die Entwicklung des fast 70-jährigen Familienunternehmens Schoppel Wolle maßgeblich mitbestimmt. Eine Handlungsgrundlage um aus schwierigen Phasen gestärkt hervorgehen zu können. Mit einem Anspruch an Qualität und Lebensfreude wurden handwerkliche Produktionsmöglichkeiten in Deutschland geschaffen. Kleine Losgrößen, außergewöhnliche Produkte und Farben, hochwertiges Präsentieren und die Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse sind die Eckpfeiler der Firmenphilosophie.
 


Bei der Gewinnung der Wolle achtet Gerhard Schoppel auf tiergerechte Haltung (Bild: Schoppel Wolle).

Welche Produkte bieten Sie an und an wen richtet sich Ihr Angebot?

Wir produzieren Handarbeitsgarne, welche zum Stricken, Filzen und Häkeln verwendet werden können. Angesprochen sind die weltweiten Kund*innen, welche Spaß an diesem Hobby und der Freizeitbeschäftigung mitbringen. Wolle kaufen ist manchmal wie Pilze suchen. Allein schon die Freude des Entdeckens, die Farbe, das Fühlen erzeugt Glücksgefühle auch in Vorfreude auf die weitere Bearbeitung.

Was schätzen Ihre Kund*innen ganz besonders? Welches Feedback erhalten Sie?

Unsere Produkte messen sich an dem Genussfaktor, den die Kund*innen bei und nach der Verarbeitung haben. Neben Qualität, Farbe und Haptik fokussieren wir uns auf den Anleitungsbereich mit unseren Strickheften. Wir freuen uns immer sehr, wenn die Kund*innen sich mit der Frage “ Wo haben Sie das denn gekauft?“ auseinandersetzen müssen. Damit sind Dinge geschaffen worden, die auch neben der Modeindustrie Bestand haben können.

Was ist das Besondere an Ihrem Produkt - können Sie ein paar Beispiele nennen?

Es gibt einige Besonderheiten:

Passion for Yarn!

Unsere Leidenschaft sind die Garne! 

We are color!

Ein Kunde aus den USA sagte uns einmal, dass man unsere Produkte schon von weitem durch ihre Leuchtkraft in den Läden entdecken könnte. So sind Zauberbälle schon seit fast 10 Jahren weltweit als Farbverlaufsgarn erfolgreich. Selbst Unigarne, auch mit reizvollen Schattierungen, überzeugen mit ihren raffinierten Effekten.


Schoppels Firmenphilosophie: "We are color!" (Bild: Schoppel Wolle).

Made in Germany

Wir produzieren auf patentierten, im Hause selbst entwickelten Anlagen! Die Reggae-Walkgarntechnologie ist weltweit einzigartig. Mit dieser Methode werden die Fasern nicht gedreht, sondern schonend zusammengefilzt. Das gibt ein komplett neues Woll- und Strickerlebnis. Cashmere Queen oder auch Alpaka Queen naturbelassen haben schon ihre eigene Fangemeinde.

We follow the threat!

Zum Beispiel: Wolle von der Wanderschäferei Stotz aus dem Biosphärengebiet der Schwäbischen Alb. Ein Projekt welches vom Land Baden-Württemberg unterstützt wurde. Alb Merino und Alblino sind Produkte, welche wir von der Schafschur bis zum fertigen Knäuel begleiten.

Wolle aus Patagonien

Alle anderen Wollprodukte werden aus Wolle von patagonischen Schafen hergestellt. Durch die klimatischen Verhältnisse ist dort die tiergerechte Haltung selbstverständlich. Der Schritt zur Zertifizierung stellt kein großes Problem für die Farmen dar.

Ganz neu haben sie auch Bio Merino Wolle im Sortiment - wie erleben Sie den Trend zu mehr Nachhaltigkeit?

Bio Merinos wird aus Wolle von patagonischen Schafen produziert! Patagonien ist ein Landstrich und Teil von Argentinien, welcher sich durch die klimatischen Bedingungen und die Trockenheit sehr gut für die Schafhaltung eignet.  Das Gletschergebiet der Anden (das 3. größte weltweit) sorgt für die trockenen Fallwinde und diese machen aus einem Gebiet, doppelt so groß wie Deutschland, ein Steppengebiet.  Große Weideflächen, trockenes Klima ermöglichen daher eine pestizidfreie und auch mulesing freie Haltung der Tiere.  Unsere Farmer haben neuartige Schermesser entwickelt, welche ein verletzungsfreies Scheren mit einem Rest an Wolle ermöglichen.  Dabei stehen wir in engem Kontakt mit den Farmen, auch um den Prozess der nachhaltigen und tiergerechten Produktion vorantreiben zu können.

Wie leben Sie im Unternehmen Nachhaltigkeit?

Das Bewusstsein darüber, eine gemeinsame Welt zu leben, prägt unser Handeln. Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Das fängt damit an, dass wir unsere Produkte auch sehr konservativ behandeln; ein schneller Sortimentswechsel nützt niemandem. Kund*innen sollen uns entdecken, Lieferant*innen sehen wir als Partner. Konservatives Verhalten sichert uns ein beständiges Arbeiten am Thema Nachhaltigkeit zu.

So können wir seit Jahren Erfolge in der Energieeinsparung und einen schonenden Umgang mit Ressourcen nachweisen. Wir arbeiten seit Jahren mit Ökostrom und nutzen Sonnenenergie für das Prozesswasser. In einer Umwelterklärung sichern die Mitarbeiter*innen ein gemeinsames Arbeiten an der nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens zu und die persönliche Entwicklungsmöglichkeiten jedes Einzelnen ist die Basis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens.


Bei der Produktion seiner leuchtenden Garne setzt Schoppel Wolle auf Umweltbewusstsein bei Rohstoffen und Produktion (Bild: pixabay).


Vor welche Herausforderungen stellt Sie der Nachhaltigkeitsaspekt beim Thema Wolle eventuell?

Die Beziehung Mensch und Schaf hat doch einen mythologischen Ursprung? Es handelt sich hier um eine schicksalhafte Beziehung, welche seit Anbeginn der Menschheit besteht. Eine Welt ohne Schafe ist daher nicht vorstellbar. Und die Wollfaser ist zudem die beste Klimafaser, die es gibt. Das hat auch schon die Sportartikel Branche entdeckt und nutzt sie als Funktionswäsche immer mehr.

Natürlich ist die Gefahr bei einer steigenden Produktion, dass Umweltaspekte und Tierwohl vernachlässigt werden. Wir - von unserer Seite - unterstützen dabei Partner, welche sich dieser zukünftigen Aufgabe umweltgerecht stellen werden. So haben wir auf unserem Besuch der Farmen in Patagonien ein noch sehr naturverbundenes Leben der Tiere entdeckt.
Schafe können nicht in einer Massentierhaltung gehalten werden. Schon hier schneidet die Wollproduktion viel besser als jede andere Tierhaltung ab. Schafe können Landstriche kultivieren, welche sonst von der Landwirtschaft nicht mehr genutzt werden können. Dies zeigt auch wieder das Beispiel Patagonien. Hier ist das Klima so rau und unwirtlich, und die Tiere werden so naturverbunden gehalten, dass man auf Insektizide verzichten kann.
In der Zukunft wissen die Farmer um die Anforderungen auch hinsichtlich der Bedeutung des Tierwohles und werden ihre Handlungen nach den Erfordernissen des Marktes ausrichten müssen. Einer Ausweitung von nachhaltiger Produktion sehen wir daher positiv entgegen.

Welche Trends im Bereich „Grünes Leben“ sind für Sie besonders spannend?

Ich denke alle Anstrengungen, welche die Welt als Gesamtheit betrachten machen Spaß und sind glaubwürdig. Das ist für uns eine moderne Denkweise und Haltung. Die Textilindustrie und damit ihre global hergestellten Produkte sind durch ihre Führungsposition in der industriellen Entwicklung von Anbeginn eingebettet in ein globales undurchsichtiges Netzwerk und zeigen ambivalente Strukturen auf. Kleidung zu Spottpreisen ist ein Hohn für alle in der Produktionskette Befindlichen und lassen immer weniger Handlungsspielraum zu. Das Arbeiten an der Transparenz wird unser Handeln in Zukunft bestimmen. Der Kunde hat ein Recht darauf, auch bei Textilien über die gesamte Kette über die Nachhaltigkeit informiert zu werden.

Verraten Sie uns, wie sich Ihr grünes Angebot weiterentwickeln wird?

Wir werden alle unsere Möglichkeiten ausschöpfen, damit Handarbeiten als Hobby nachhaltig wird und damit umso mehr Spaß machen kann. Unsere Kollektion umfasst etwa 900 Positionen. Unser Ziel ist, alles zertifizieren zu lassen. Die Umsetzung ist dabei ein enormer Kosten- und Verwaltungsaufwand. Das wird deshalb schrittweise vorgenommen. Unser Vorteil ist die europäische Produktion, denn da ist der Weg zur Zertifizierung nicht weit. Die meisten Standards ähneln sich schon jetzt.
 

Vielen Dank für das Interview, Gerhard Schoppel!

 

 

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