Grüne Wirtschaft

Wir gehen spazieren – Vergiss den Mehrwegbecher nicht!

INTERVIEW | Täglich verbraucht allein Deutschland enorme Mengen an Einwegbechern für den Kaffee to go. Mit den nachhaltigen Mehrwegbechern von heybico wird dieses Müllproblem zur Geschichte.

INTERVIEW | Täglich verbraucht allein Deutschland enorme Mengen an Einwegbechern für den Kaffee to go. Mit den nachhaltigen Mehrwegbechern von heybico wird dieses Müllproblem zur Geschichte.

08.07.2021 I Ein Interview geführt von Dorothea Meyer | Bild: heybico

Stündlich werden allein in Deutschland rund 320.000 Einwegbecher für Heißgetränke verbraucht, wovon 140.000 Becher im To Go-Geschäft entstehen. Das sind jährlich fast 3 Milliarden Einwegbecher und damit eine Menge Müll, der eingespart werden können. Es gibt zum Glück immer mehr Unternehmen, die sich diesem Müllproblem annehmen – so auch das Unternehmen heybico. Hinter heybico steckt ein Team aus kreativen und innovativen Köpfen, welches kunstvolle und nachhaltige Mehrwegbecher unter umweltfreundlichen Bedingungen herstellt.

Was das Nutzen der Mehrwegbecher von heybico so besonders macht, warum auch Mehrwegbecher aufgrund ihrer Materialien schädlich für unsere Gesundheit sein können und wie die Marke sich neben der Produktion von nachhaltigen Mehrwegbechern noch für Nachhaltigkeit einsetzt, erfährst du im Interview mit Co-Founder Horst Homm. 

LiveVERDE: Horst, heybico steht für natürliche Mehrwegbecher und einen nachhaltigen Lebensstil. Wie kam es zur Gründung eurer Marke?

Horst: heybico haben wir 2019 gegründet, da wir etwas gegen die enormen Mengen an Einwegbechern Unternehmen wollten. Florian, Julian und ich kennen uns schon seit dem Sandkasten. Auch später, als jeder seinen eigenen Weg gegangen ist, haben wir uns noch regelmäßig zum Kaffeetrinken getroffen. Auf die Idee zu heybico kamen wir tatsächlich beim Coffee to go. An einem unseren Kaffeeklatsch Treffen war das Café so voll, dass wir uns entschieden hatten, den Kaffee dieses Mal beim Spazieren gehen zu trinken.

Das heybico-Team. (Bild: heybico)

Nachdem der Einwegbecher leer war, wollten wir diesen wegwerfen. Was wir fanden, war ein Abfalleimer, der so voll mit Einwegbechern war, dass es sich für uns anfühlte, als würden wir gerade Mikado spielen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon oft darüber geredet, dass wir uns beruflich verändern wollen und vielleicht sogar etwas zusammen machen möchten. Die Lust, etwas zu gründen war da, die Idee zu nachhaltigen Mehrwegbechern kam uns bei diesem Spaziergang.

Ein großer Anteil des Mülls auf unserem Planeten entsteht durch Einwegprodukte. Kannst du uns einen Überblick über die Alternativen von heybico geben?

heybico steht aktuell in erster Linie für nachhaltige Mehrwegbecher. Wir möchten mit unseren Bechern dich als Privatperson mit liebevoll gestalteten Motiven erreichen, aber auch Gewerbekund*innen und der Gastronomie einen hochwertigen Mehrwegbecher bieten. Bei Mehrwegbechern muss man generell zwei verschiedene Einsatzzwecke beschreiben.

Entweder wir erhalten den Mehrwegbecher von der Gastronomie gegen Pfand, oder wir bringen unseren eigenen Becher mit in das Café.

Wir können beide Varianten abdecken. In unserem Shop findest du liebevoll bedruckte Becher mit Designs aus unserer eigenen Feder aber auch kleine Kunstwerke von Illustrator:innen und Künstler:innen. Für die Gastronomie und Gewerbebetriebe bedrucken wir Becher mit deren Logos und Designs und können diese somit dabei unterstützen ihre eigenen Mehrwegkonzepte aufzubauen.

heybico klassischer To-Go Becher. (Bild: heybico)

Was genau sind die Probleme, die Einwegprodukte verursachen und was kann jede*r neben dem Nutzen von Mehrwegbechern dagegen noch tun?

Einwegprodukte verursachen grob gesagt 2 Probleme, sie verschwenden Ressourcen und sie verursachen Abfall. Meistens werden Einwegprodukte auch nur für eine sehr kurze Zeit benutzt, bei einem Kaffeebecher zum Beispiel sind das im Schnitt 15 Minuten.

Für diese kurze Verwendungszeit werden aber Unmengen an Ressourcen verbraucht. Um die in Deutschland benötigte Menge Einwegbecher herzustellen, werden jährlich 43.000 Bäume gefällt, 1.5 Milliarden Liter Wasser benutzt, 320 Millionen kWh Strom verbraucht und 22.000 Tonnen Erdöl gefördert. Daraus entstehen dann 40.000 Tonnen Abfall. Das sind unfassbare 320.000 Einwegbecher jede Stunde beziehungsweise 2.8 Milliarden Becher jährlich.

Das Nutzen von Mehrwegbechern, hilft diese Verschwendung einzudämmen. Generell solltest du dir überlegen, ob du wirklich Einwegprodukte nutzen musst oder ob du bereits Alternativen besitzt. Anstelle von Einweggabeln ist es relativ wenig Aufwand, sich eine Gabel von zu Hause mitzunehmen. Anstelle von Einwegwasserflaschen aus dem Supermarkt ist Leitungswasser aus der eigenen Glasflasche eine super Alternative. Mittlerweile findet man viele Ratgeber zu dem Thema und die meisten Abfallverursacher lassen sich relativ schnell abschalten.

Vegan, kompostierbar, faire Produktion und vieles mehr - eure Mehrwegbecher haben viele positive Eigenschaften. Gibt es hier aus deiner Sicht noch Verbesserungspotenzial in puncto Nachhaltigkeit?

Besser machen geht immer, auch wenn wir uns von Anfang an sehr viele Gedanken zu unseren Bechern gemacht haben. Wir produzieren regional im Schwarzwald, das minimiert die Transportwege in der Produktion auf ein Minimum im Vergleich zu Importen aus der EU oder sogar Asien. Trotzdem muss ein Fahrzeug die Becher zwischen Produktionsstätte und Manufaktur 40 km transportieren. Wir überlegen gerade, hier CO2 Ausgleichszahlungen vorzunehmen, um diesen Transport zu kompensieren.

Daneben sind es die üblichen Fragen, welche man sich als nachhaltiges Unternehmen regelmäßig stellen sollte. Wie schaffen wir es, weniger Verpackung beim Versand einzusetzen? Wie bekommen wir unser Büro noch freier von Papier und wie können wir unseren CO2-Fußabdruck noch verkleinern? Das sind Prozesse, welche stetig hinterfragt und weiterentwickelt werden müssen.

heybico-Mehrwegbecher Artist Edition. (Bild: heybico)

Die heybico Mehrwegbecher sind außerdem frei von BPA und Melamin. Was hat es mit diesen Stoffen auf sich und warum sind Produkte aus diesen Materialien schädlich für Gesundheit und Umwelt?

Die Gesundheit ist immer das Wichtigste und ein Mehrwegbecher sollte sich auf keinen Fall negativ darauf auswirken. In konventionellem Plastik sowie in manchen Bechern aus Bambus können Stoffe enthalten sein, welche die Gesundheit negativ beeinflussen.

BPA und andere Weichmacher sind leider oft in Kunststoffgeschirr zu finden. Dieser hormonelle Schadstoff löst sich beim Erhitzen aus den Kunststoffen und überträgt sich auf Lebensmittel und auf den Körper. Dieser Weichmacher besitzt eine östrogen-ähnliche Wirkung und kann den Hormonhaushalt verändern. Die Wirkung von BPA wird vor allem in Zusammenhang mit Entwicklungsstörungen bei Kindern gebracht, aber auch bei Unfruchtbarkeit und Diabetes.

Auch Melamin kann in Kunststoffbechern vorhanden sein. Dieser Stoff steht im Verdacht, Erkrankungen im Blasen- und Nierensystem zu verursachen. Formaldehyd kann Allergien hervorrufen, Haut, Atemwege oder Augen reizen sowie beim Einatmen Krebs im Nasen-Rachen-Raum verursachen.

Wie gesagt sind eure Mehrwegbecher industriell kompostierbar. Was genau bedeutet das für die Entsorgung der Becher und was gibt es hier zu beachten?

Industrielle Kompostierbarkeit ist nach unserer Meinung aktuell eher ein „nice to have“ als ein starkes Argument für oder gegen einen Mehrwegbecher. Fakt ist, dass zum heutigen Zeitpunkt Biokunststoffe nicht industriell kompostiert werden können, da die Laufzeit in den Anlagen zu kurz ist. Die meisten Industriellen Kompostanlagen verarbeiten ihren Bioabfall in weniger als acht Wochen, das reicht oft nicht aus, um auch den Zerfall von Biokunststoffen zu gewährleisten. Sollten Biokunststoffe in der Biotonne entsorgt werden, müssen diese dort meist wieder aussortiert werden.

Das Material für unsere Mehrwegbecher müsste mehrere Monate in den Kompostanlagen verarbeitet werden, damit dieses sich vollständig zersetzt. Aktuell ist das für die Anlagen jedoch nicht wirtschaftlich, es gibt einfach noch zu wenige Biokunststoffe auf dem Markt.

Ein Mehrwegbecher hat im ersten Moment auch nicht das Ziel, frühzeitig wieder im Abfall zu landen. Mehrwegbecher sollten regelmäßig genutzt werden und besonders langlebig sein, um einen spürbaren Effekt auf die Umwelt zu haben.

Sollte der Becher trotzdem irgendwann entsorgt werden, ist aktuell der beste Weg der Restmüll und die thermische Verwertung. Hier wird der Mehrwegbecher verbrannt und setzt nur so viel CO2 wieder frei, wie die Pflanzen bei der Entstehung während ihrer Photosynthese aufgenommen haben.

Sind die heybico Mehrwegbecher trotz der Möglichkeit des Kompostierens lange haltbar oder schneiden sie hierbei gegenüber konventionellen Mehrwegbechern schlechter ab?

Mehrwegbecher aus Biokunststoff haben ähnliche Eigenschaften wie Becher aus Kunststoff auf Basis fossiler Rohstoffe. Sie sind leicht, bruchfest und besonders langlebig. Biokunststoffe schonen fossile Rohstoffe wie Erdöl und es müssen keine gesundheitlich bedenklichen Stoffe wie z.B. BPA beigemischt werden. Somit vereinen unsere Becher alle Vorteile des Kunststoffbechers und schließen gleichzeitig die Nachteile dieser aus.

Das wichtigste Kriterium eines Mehrwegbechers sollte Langlebigkeit sein, gefolgt von umweltschonender Produktion und kurzen Lieferketten.

Porzellan - und Glasbecher können theoretisch sehr regional produziert werden und die Materialien sind unbedenklich für die Umwelt. Ein Sturz auf den Boden überleben diese jedoch selten, was die Langlebigkeit leider sehr einschränkt. Edelstahl ist sehr bruchfest und ein Sturz schadet diesen Bechern wenig. Leider werden Edelstahlbecher nur in Asien produziert, um die Kosten niedrig halten zu können. Somit fährt jeder dieser Becher erst um die halbe Weltkugel, bis dieser von uns eingesetzt werden kann.

Trinkbecher in weiß und schwarz von heybico. (Bild: heybico)

Warentransporte per Containerschiff oder sogar per Luftfracht quer über unseren Planeten sind furchtbar schädlich für unsere Umwelt. Leider wird gerade der Transport per Schiff oft als klimafreundlich gekennzeichnet, dies ist jedoch ein Mythos. Der errechnete CO2-Ausstoß ist auf dem Seeweg zwar relativ gering, das Problem sind jedoch die ausgestoßenen Luftschadstoffe. In der Schifffahrt werden Kraftstoffe eingesetzt, welche einen hohen Anteil an Schwefel und Schwermetallen besitzen. Derzeit darf der Schwefelgehalt in Schifftreibstoffen 3,5 Prozent betragen (Schwefelgehalt von Lkw Treibstoff liegt bei 0,001 Prozent). Hochseeschiffe stoßen deshalb eine große Menge Schwefeldioxid, Feinstaub, Stickoxide und Ruß in unsere Atmosphäre aus. Diese Stoffe sind hochgiftig und schädlich für Umwelt und Gesundheit. Stickdioxide und Ruß tragen zudem erheblich zum Klimawandel bei. Ruß ist sogar als zweitstärkster Klimatreiber nach CO2 anerkannt.

 Wir müssen mehr darauf achten, regional einzukaufen. Wenn wir etwas kaufen möchten, sollten wir sorgfältig aussuchen und auch hinterfragen, wo diese hergestellt werden. Wir produzieren regional im Schwarzwald, nutzen nachwachsende Rohstoffe und unsere Becher sind langlebig und bruchfest. Die Wahl des richtigen Bechers ist jedem selbst überlassen, es ist nur wichtig, dass wir Mehrweg nutzen und Einweg keinen Raum mehr geben.

heybico unterstützt derzeit das Projekt „Kleiner Regenbogen“. Kannst du uns mehr über die Zusammenarbeit erzählen?

Der Kleine Regenbogen entstand im Frühjahr 2020 zu einer Zeit, in der viele Menschen aufgrund der COVID-19 Pandemie vor großen und schwierigen Herausforderungen standen. Sarah Gilgien hat den Kleinen Regenbogen geschaffen, um wieder Mut und Hoffnung zu verbreiten.

Sarah ist eine gute Freundin des gesamten heybico Teams und hat bereits einige wundervolle Motive für unsere Becher entworfen. Sie kam während des ersten Corona-Lockdowns 2020 mit der Idee einer Spendenaktion auf uns zu. Wir waren von Beginn an in ihr Motiv und die komplette Idee dahinter verliebt und waren sofort dabei. Mit dem Erlös der Becher haben wir 3 Monate Spenden für Unternehmen gesammelt, welche von der Pandemie schwer betroffen waren. Auch heute noch sammelt der „Kleine Regenbogen“ Becher Spenden für Projekte wie zum Beispiel Future 4 Kids e.V.

Möchte heybico zukünftig weitere Mehrweg Produkte anbieten und wenn ja, was sind eure Pläne?

Wir haben große Lust, weitere Mehrwegprodukte anzubieten und haben auch schon viele Ideen. Unser Plan ist es aktuell jedoch, uns auf unsere Becher zu fokussieren und eventuell in nächster Zeit auch andere Größen herauszubringen. Der aktuelle Becher hat eine Füllmenge von 400ml, wir können uns sehr gut vorstellen, bald auch eine größere und eine kleinere Variante zu veröffentlichen. Auch Pfandkonzepte sind für uns ein spannendes Thema, an welchem wir Arbeiten. Unser Ziel ist es, Einwegbecher komplett vom Markt zu verdrängen und Mehrweg für alle attraktiver zu gestalten.

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Horst!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an heybico stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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