Grüne Wirtschaft

Wiederverwendbare Notizbücher von MOYU - aus Liebe zum Handschriftlichen

INTERVIEW | Was früher Schreiben, Kritzeln und Skizzieren war, ist heute Tippen, Wischen und Zoomen. Welche Vorteile das Schreiben mit der Hand hat und wie du deine Gedanken nachhaltig in wiederverwendbaren Notizbüchern festhalten kannst.

INTERVIEW | Was früher Schreiben, Kritzeln und Skizzieren war, ist heute Tippen, Wischen und Zoomen. Welche Vorteile das Schreiben mit der Hand hat und wie du deine Gedanken nachhaltig in wiederverwendbaren Notizbüchern festhalten kannst.

18.03.2022 | Ein Interview geführt von Veronika Gruber | Bild: MOYU

“Du hast ja schon viereckige Augen” – diesen Satz kennen alle, die zu viel Zeit am Bildschirm verbringt. Doch nicht nur unsere Augen wollen sich von der Beschäftigung mit Smartphone, Laptop und Co. erholen, auch unsere Hände und unser Geist freuen sich über Abwechslung zum ewigen „Getippe“.

Das Schreiben mit der Hand bringt viele Vorteile, doch ein großes Manko bei der Verwendung analoger Notizbücher ist der hohe Papierverbrauch und die damit verbundenen Umweltschäden. Gibt es also nachhaltige Alternativen zum konventionellen Notizbuch? Ja, die gibt es – darüber haben wir uns mit Jordy von MOYU Notebooks unterhalten. Das Unternehmen bietet wiederverwendbare Notizbücher aus Steinpapier an. Wie genau das funktioniert, was es mit Steinpapier auf sich hat und welche Geschichte hinter der Gründung von MOYU Notebooks steckt, erfährst du in unserem Interview mit Jordy.

LifeVERDE: Durch die fortschreitende Digitalisierung halten wir unsere Ideen zunehmend durch Tippen auf PCs und Smartphones fest, anstatt handschriftliche Notizen zu machen. Was sind die Vorteile des handschriftlichen Schreibens?

Jordy: Ja, unser Leben ist immer digitaler geworden - vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die Mehrheit der Menschen (60 %), die Zugang zu digitalen Werkzeugen haben, immer noch lieber mit der Hand schreiben. Betrachtet man zudem die Papierindustrie als Ganzes, so wird sich der weltweite Papierverbrauch bis 2030 voraussichtlich verdoppeln. Leben wir also wirklich im Zeitalter der Digitalisierung?

Was die Vorteile des Schreibens mit der Hand betrifft:

Das Schreiben mit der Hand ist eine komplexere Aufgabe, die eine sehr präzise motorische Übung erfordert - das Erfühlen von Stift und Papier und das Lenken der Stiftbewegung durch Gedanken. Bei einer Tastatur muss man nur die richtigen Tasten drücken. Aus diesem Grund haben Studien gezeigt, dass man das Geschriebene besser erfassen und verstehen kann, wenn man mit einem Stift schreibt und nicht mit einem Laptop. Außerdem bietet Papier oft eine größere grafische Freiheit, da man nicht gezwungen ist, einem bestimmten Muster zu folgen.

Paul und Roel, die Gründer von MOYU Notebooks. (Bild: MOYU Notebooks)

Wie hat Roels’ (einer der Gründer von MOYU) Reise nach Kenia ihn dazu inspiriert, nach einer nachhaltigen Alternative für Notebooks zu suchen?

Vor der Gründung von MOYU arbeitete Roel bei einer Geschäftsbank (Rabobank), wo ihm die Menge an Papiermüll auffiel (Fun Fact: 50% des Büroabfalls ist Papier). Nachdem er seinen Job in der Bank gekündigt hatte, um zu reisen, kam er nach Kenia und traf hierbei auf das Problem der Abholzung der Wälder. Neben der Abholzung von Wäldern für landwirtschaftliche Zwecke wurde ihm auch die Abholzung von Bäumen für die Papierindustrie bewusst. Nach einigen Recherchen stellte er fest, dass die Papierindustrie im Vergleich zur Luftfahrtindustrie dreimal so umweltschädlich ist.

Aus diesem Grund suchte Roel nach einer nachhaltigen Alternative, die die Wälder schont und gleichzeitig die steigende Nachfrage nach (Schreib-)Papier befriedigt. Die Lösung: Steinpapier! Da Roel mehr tun wollte, als nur eine nachhaltige Alternative anzubieten, pflanzt MOYU nun in Zusammenarbeit mit der Organisation "Trees for Kenya" einen Baum pro verkauftem Notizbuch. Diese Organisation unterstützt die lokale Gemeinschaft durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und hilft bei der Wiederaufforstung von abgeholzten Wäldern.

Die Seiten der MOYU-Notizbücher werden aus Steinpapier hergestellt. Was genau ist Steinpapier und wie werden MOYU-Notizbücher dadurch zu einem nachhaltigen Produkt?

Steinpapier besteht aus 80% Stein und 20% HDPE. Der Stein ist ein Restprodukt aus dem Kalksteinabbau, welches sonst keine Verwendung finden würde. HDPE ist ein recycelbarer Kunststoff, der als Bindemittel für den (zerkleinerten) Stein fungiert und das Material in brauchbare Seiten verwandelt. Für die Herstellung von normalem (Zellstoff-)Papier müssen Wälder abgeholzt werden, pro A4-Papier werden 10 Liter Frischwasser verbraucht, und es werden viele Chemikalien wie Bleichmittel verwendet, die in der Natur landen können. Bei der Herstellung von Steinpapier hingegen werden keine Bäume, kein Wasser und keine zusätzlichen Chemikalien verwendet. Insgesamt werden 67 % weniger CO2 benötigt, um eine ähnliche Menge Zellstoffpapier herzustellen.

Darüber hinaus wurde Steinpapier als Material mit dem Cradle to Cradle (C2C) Silber-Zertifikat ausgezeichnet - das bedeutet, dass es vollständig recycelt werden kann und sein Lebenszyklus ein geschlossener Kreislauf ist. Die einzigartigen Eigenschaften der MOYU-Produkte bestehen darin, dass sie wasserfest, reißfest und (vor allem) wiederbeschreibbar sind. Mit anderen Worten: Das Produkt hat eine sehr lange Lebensdauer, da jede Seite bis zu 500 Mal wiederverwendet werden kann.

Schreiben auf Stein? Die Notizbücher von MOYU machen's möglich und bieten somit eine wiederverwendbare Alternative. (Bild: MOYU Notebooks)

Welche anderen nachhaltigen Alternativen neben Steinpapier gab es, als die Gründer Roel und Paul mit der Entwicklung von MOYU begannen? Warum haben sie sich schließlich für Steinpapier entschieden?

Ja, es gibt Alternativen. Zum Beispiel Notizbücher aus Bambus. Aber dieses Material bietet nicht das gewohnte Schreibgefühl (es fühlt sich nicht sehr angenehm an). Und obwohl diese Notizbücher auch wiederbeschreibbar sind, bleiben oft Tintenflecken auf den Seiten zurück, da das Material nicht sehr gut trocknet. Dann gibt es wiederbeschreibbare Notizbücher, die zu 100 % aus Kunststoff bestehen. Genau wie Bambus bieten sie jedoch kein besonders gutes Schreibgefühl - und das Radieren mit der Rückseite des Stifts dauert sehr lange. Schließlich gibt es noch Notizbücher aus Steinpapier (mit einem tollen Schreibgefühl), aber das Papier ist nicht wiederbeschreibbar. Was die Produkte von MOYU einzigartig macht, ist, dass die Seiten aus Steinpapier mit einem feuchten Tuch gelöscht werden können. Diese Eigenschaften machen die MOYU-Notizbücher zu einem qualitativ hochwertigen und extrem langlebigen Produkt. 

Die Steine für Euer Steinpapier kommen aus Taiwan. Warum habt ihr Steine aus Taiwan ausgewählt und inwieweit achtet ihr auf faire Handelsbeziehungen?

Zurzeit befindet sich die einzige Steinpapierfabrik der Welt in Taiwan. Die Fabrik ist ein Familienunternehmen mit etwa 60 Mitarbeitern und wird zu 100 % mit Solarstrom betrieben. Sie verfügt über einen unterzeichneten Verhaltenskodex und wurde zuletzt im November 2018 im Hinblick auf die Arbeitnehmerrechte inspiziert.

Ein Blick in die Zukunft: Auf welchen Materialien werden wir in 10 Jahren unsere Gedanken und Gefühle niederschreiben? Wird Steinpapier das "New Normal" bei Schreibwaren werden?

Eine gute Frage. Wenn wir unsere Arbeit bei MOYU gut machen, denke ich, dass Steinpapier die neue Norm für das Schreiben werden wird. Und vor allem wird es die perfekte Ergänzung zur Digitalisierung unseres Lebens sein. Die Menschen lieben es immer noch, zu schreiben. Und wenn sie es tun, dann wollen sie es (zunehmend) nachhaltig tun. Wiederbeschreibbares Steinpapier bietet ein großartiges Schreiberlebnis, einen nachhaltigen Produktionsprozess und die Möglichkeit, jede Seite wiederzuverwenden.Trotzdem möchte man manchmal seine Notizen behalten - deshalb stellen wir euch 4 Schritte zur Verwendung unserer Notizbücher vor:

1) Schreiben

2) Scannen (digitalisieren)

3) Löschen

4) Wiederholen

Was ist derzeit die größte Herausforderung für MOYU in Bezug auf die Nachhaltigkeit?

Die größte Herausforderung ist der nicht nachhaltige Aspekt des Imports des Steinpapiers aus Taiwan, der zu CO2-Emissionen in der Luft führt. Außerdem kann das Steinpapier nur in der Steinpapierfabrik recycelt werden - was bedeuten würde, dass wir die nicht mehr verwendbaren Notebooks zurück nach Taiwan transportieren müssten. Aus diesem Grund lagern wir derzeit die (gebrauchten/zerbrochenen) Notebooks in einer MOYU-Anlage hier in den Niederlanden. Einen Teil davon verkaufen wir als Second-Hand-Notebooks. Die restlichen Notebooks bleiben hier, bis der Bau der geplanten Steinpapierfabrik in Europa abgeschlossen ist.

Wo können unsere Leser*innen MOYU-Notizbücher erwerben?

Du kannst unsere Notizbücher unter moyu-notebooks.com finden. Verwende an der Kasse den Rabattcode MOYUFORFRIENDS, um 20% Rabatt auf deine Bestellung zu erhalten. :-)




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