Der Klimawandel ist in vollem Gange! Treibende Eisschollen vor Grönland, steigende Wasserspiegel in Küstenstädten und unberechenbare Waldbrände sind nur einige Folgen davon. Und das 2016 getroffene Pariser Abkommen bezüglich der 1,5-Grad-Grenze? Fast schon gescheitert. Jetzt heißt es: Alle müssen anpacken, auch die Unternehmen – oder besonders die Unternehmen.
Papierloses Büro, E-Autos im Fuhrpark, vegane Kantine: Für Unternehmen gibt es einige Stellschrauben, an denen sie bereits drehen können. Doch ein Bereich wird gar nicht oder zu wenig genannt – die Einrichtung. Ein Thema, mit dem wir uns in diesem Artikel beschäftigen möchten.
Die Möbel: Ein häufig unterschätztes Mittel gegen den Klimawandel
Ohne die richtigen Möbel würden Mitarbeiter im Unternehmen nur leere Räume und blanke Wände zu Gesicht bekommen. Der passende Bürostuhl inkl. Schreibtisch, die TV-Bank im Aufenthaltsraum oder die Regale für Aktenordner – ohne sie geht es einfach nicht. Das Problem? Häufig setzen Unternehmen auf mindere Qualität oder schmeißen aussortierte (gute) Möbel einfach weg, da sie beispielsweise nicht mehr gebraucht werden.
Viele vergessen dabei, dass Möbel einen überraschend großen Teil zur ökologischen Gesamtbilanz eines Unternehmens beitragen. Jedes weggeworfene Möbelstück erzeugt Abfall und Emissionen, und die Zahlen lügen nicht. Denn laut der EU-Kommission fallen in Europa jährlich rund 10,78 Millionen Tonnen Möbelabfall an. Davon werden 80 bis 90 Prozent deponiert oder verbrannt, weniger als 10 Prozent werden recycelt. Der Löwenanteil stammt aus gewerblichen Betrieben, Hotels, Büros oder dem Einzelhandel.
Langfristig denken statt kurzfristig zu sparen
Eines ist klar: Möbel halten selten über 40 oder 50 Jahre hinweg. Dennoch wird ihre Lebensdauer oft durch Billigproduktion, modische Schnelllebigkeit oder fehlende Reparaturmöglichkeiten auch noch drastisch verkürzt. Ein Stuhl wackelt, eine Schublade klemmt, ein Tisch passt nicht mehr ins neue Raumkonzept und landet auf der Mülldeponie.
Besser wäre es, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und auf Billigproduktion zu verzichten! Möbel, die hingegen noch gut sind, müssen trotz neuem Raumkonzept auch nicht auf der Mülldeponie landen. Unternehmen könnten schauen, wo sie diese anderweitig einsetzen können, oder sie an andere nachhaltige Unternehmen oder Privatpersonen abgeben. So ließen sich offensichtliche Umweltauswirkungen wie Materialverbrauch oder Entsorgung drastisch senken.
Alte Möbel zurück in den Kreislauf führen
In der Möbelbranche bewegt sich etwas, besonders durch die sogenannte Circular Economy. Circular Economy greift in gewisser Weise genau das auf, was wir eben schon angesprochen haben: Möbel sollen lange im Kreislauf gehalten werden. Wir sprachen hier über die Wiederverwendung innerhalb des Unternehmens oder den Weiterverkauf. Grundsätzlich geht die Circular Economy aber noch einen Schritt weiter.
5 Grundprinzipien der Circular Economy:
- Langlebiges Design: Möbel werden so konstruiert, dass sie Jahrzehnte halten – z. B. durch verschraubte statt verleimte Verbindungen oder robuste Materialien wie Massivholz oder Metall.
- Modularität & Reparierbarkeit: Einzelteile wie Tischbeine, Schubladen oder Fronten lassen sich austauschen oder reparieren, statt das ganze Möbelstück zu ersetzen.
- Wiederverwendung & Second Hand: Gebrauchte Möbel werden weiterverkauft, überarbeitet („refurbished“) oder an neue Zwecke angepasst (Upcycling).
- Recyclingfähigkeit der Materialien: Möbel werden so gebaut, dass sie am Ende ihres Lebens in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt werden können (z. B. sortenreines Holz, Metall, Kunststoff).
- Sharing-Modelle: In Büros oder Co-Working-Spaces werden Möbel nicht mehr individuell gekauft, sondern gemietet oder geteilt – was die Nutzungseffizienz erhöht.
Circular Economy verhindert also, dass Möbelstücke schon nach kurzer Zeit wieder auf der Mülldeponie landen. Das Ziel ist es, die Möbel so lange wie möglich durch Reparatur, Wiederverwendung, Refurbishment oder Recycling im Kreislauf zu halten. Weg von der klassischen Wegwerf-Logik, hin zur langfristigen Nutzung und Werterhaltung.
Die Vorteile von Circular Economy in der Übersicht
- Weniger Abfall: Die Möbelstücke bleiben länger im Kreislauf, wodurch weniger Abfall entsteht.
- Deutlich reduzierte CO₂-Emissionen: Möbel, die länger im Kreislauf verweilen, können noch jahrelang einen guten Dienst verrichten. Das wiederum senkt die CO₂-Emissionen.
- Kosteneinsparung über die Lebensdauer: Unternehmen profitieren gleich doppelt! Sie kaufen hochwertige Materialien und müssen so nicht innerhalb von wenigen Monaten neue Möbel kaufen, oder sie kaufen gut erhaltene gebrauchte Möbel ein.
- Imagegewinn für Unternehmen: Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema! Schon jetzt achtet man im B2B-, aber auch im B2C-Sektor stark darauf, wie nachhaltig ein Unternehmen agiert. Teilweise neigen Kunden eher dazu, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, denen auch das Klima am Herzen liegt.
Worauf es beim Einkauf wirklich ankommt
Sie sehen also bereits jetzt, wie sehr sich der Möbelkauf auf den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens auswirkt. Anders als Sie vielleicht jetzt denken, beginnt das Thema Nachhaltigkeit aber nicht beim Recycling. Nein, vielmehr beginnt es schon beim Einkauf. Schon dort stellen Sie die Weichen für geringere Umweltauswirkungen und für ein stimmiges Nachhaltigkeitsimage.
Hier die wichtigsten Fragen an den Möbelhersteller oder -anbieter:
- Woher stammen die Materialien? Sind sie zertifiziert (CertiPUR/OEKO‑TEX® Standard 100)?
- Stammt das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft?
- Werden Möbel innerhalb Europas produziert, um lange Lieferwege zu vermeiden?
- Was tut der Hersteller für die Nachhaltigkeit, unterstützt er nachhaltige Projekte?
- Ist der Hersteller im Hinblick auf Lieferketten und soziale Standards transparent?
- Gibt es Angaben zur CO₂-Bilanz des Produkts?
- Gibt es Möglichkeiten zur Rückgabe, Wiederverwertung oder Weitergabe gebrauchter Möbel?
- Wie langlebig und reparaturfreundlich ist das Möbelstück? Sind Ersatzteile verfügbar?
Wer diese Fragen mit „Ja“ beantworten kann, trifft nicht nur eine gute Wahl fürs Klima, sondern auch für die Unternehmenskasse. Denn weniger Ersatz bedeutet weniger Aufwand – und oft auch weniger Frust im Alltag.
Fazit: Nachhaltigkeit beginnt für Unternehmen häufig im Detail
Unternehmen sollten sich vor Augen halten, dass Schreibtisch, Bürostuhl oder TV-Bank widerspiegeln, wie nachhaltig sie denken und handeln. Wenn Sie auf langlebige, modulare und nachhaltige Einrichtung setzen, zeigen Sie Ihren Kunden und Vertragspartnern: Wir setzen uns für die Zukunft ein, der Planet ist uns wichtig. Denn jedes Möbelstück, das nicht vorzeitig auf der Deponie landet, spart CO₂, schont Ressourcen und entlastet die Umwelt.
Es reduziert auch langfristig die Betriebskosten und stärkt das nachhaltige Unternehmensimage. Dabei geht es nicht darum, alles sofort neu zu kaufen oder radikal umzustellen. Vielmehr fängt echte Veränderung oft mit einem Perspektivwechsel an. Stellen Sie sich dazu Fragen wie „Was kann ich im Unternehmen länger nutzen?“ oder „Was lässt sich reparieren, weitergeben oder klüger kaufen?“ Fangen Sie an – wenn nicht schon geschehen – im Unternehmensalltag eine grünere Brille aufzusetzen.
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