Grüne Wirtschaft

Umweltfreundliche Fernreisen – ein Zukunftsausblick von Flix

INTERVIEW | Flix bietet Reisenden nachhaltige Verkehrsmöglichkeiten und bringt dich einfach und umweltfreundlich von A nach B.

INTERVIEW | Flix bietet Reisenden nachhaltige Verkehrsmöglichkeiten und bringt dich einfach und umweltfreundlich von A nach B.

16.03.2023 | Ein Interview von Kai Spleiter und Hannah Chondros | Bild: vadimguzhva, Getty Images

Fahrten in den Urlaub erweisen sich häufig als Stresssituationen. Spätestens nach schier unendlichen Staus und nerviger Parkplatzsuche ist man dann auch wirklich reif für eine Auszeit und einen entspannten Urlaub. Viele Reisende steigen daher auf externe Transportmittel wie zum Beispiel Flugzeuge um. Die sind zwar praktisch und effektiv, aber leider nicht nachhaltig. Wer jedoch entspannt am Reiseziel ankommen möchte und das sogar mit gutem Gewissen, kann Busfahrten als praktische und umweltfreundlichere Alternative nutzen.

Das Unternehmen Flix bietet mit den bekannten Marken FlixBus und FlixTrain Busflotten und nachhaltige Reisemöglichkeiten an und hat damit in den letzten Jahren sowohl den Asphalt als auch die Schienen erobert. Welche Rolle Nachhaltigkeit im Unternehmen spielt, welche Projekte derzeit in Arbeit sind und einen Zukunftsausblick gibt uns Daniel Zellinger als Team Lead der Bus Fleet Strategy.

LifeVERDE: Hallo Daniel, FlixBus ist eines der bekanntesten Fernbusanbieter Deutschlands. Seit wann legt ihr einen Fokus auf alternative Antriebsarten und welche sind das genau?

Daniel Zellinger: Nachhaltigkeit steht im Kern unserer Wachstumsstrategie bei Flix – und das seit Beginn. Durch eine junge Flotte stellen wir sicher, dass unsere Busse einen niedrigen CO2-Ausstoß haben. Laut Umweltbundesamt ist der Fernbus grundsätzlich eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel. Im Durchschnitt spart jede Fernbusfahrt von 400 Kilometer durch den Umstieg vom Auto pro Fahrgast 6,6 kg CO2-Emissionen ein. Während eine Busfahrt von München nach Berlin etwa 15,6 kg CO2 verursacht, werden bei einem Flug auf der gleichen Strecke etwa 143 kg CO2 ausgestoßen.  

Zusätzlich bieten wir seit 2017 unseren Fahrgästen in Kooperation mit atmosfair die Möglichkeit, die durch ihre Fahrten verursachten CO2-Emissionen zu kompensieren. Lange Zeit gab es für uns keine Alternativen zum Diesel, es gab einfach keine Busse mit einer anderen Antriebsart. 

Eine praktikable Lösung für den vollständig klimaneutralen Betrieb von Fernbusflotten im Linienverkehr fehlt aktuell noch. Daher testet Flix verschiedene Lösungen, um den Weg zur Dekarbonisierung zu beschleunigen: Unter anderem wurden bereits erste E-Bus-Pilotprojekte in Frankreich, USA und Deutschland durchgeführt. Im Rahmen des geförderten Projekts HyFleet ist Flix auch an der Entwicklung eines Wasserstoff-Brennstoffzellenbusses beteiligt, außerdem wirken wir maßgeblich beim ELCH-Projekt für batterieelektrische Reisebusse mit. Inzwischen haben wir auch Biogas Busse (aus Abfallgas) zwischen Oslo und Stockholm und zwischen Brüssel und Amsterdam erfolgreich getestet. Auch einige Fahrzeuge mit nachhaltigem Biodiesel werden in unserem Netzwerk betrieben. Es fahren für Flix auch Busse mit Solarpanels, beispielsweise in den Niederlanden. Wir versuchen also möglichst viele Antriebsarten zu testen, um so bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Flix ist technologieoffen und rechnet mit einem zukünftigen Mix verschiedener Technologien in seinem Netz.


Bio-CNG-betriebene Busse wurden schon zwischen Oslo und Stockholm und Amsterdam und Brüssel getestet (Bild: FlixBus).

Warum sind Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betrieben werden, effektiver im Fernverkehr als strombetriebene Busse? 

Ich würde nicht sagen, dass die Brennstoffzellenfahrzeuge immer oder sicher besser sind. Allerdings gibt es einige Faktoren, die sie aus der heutigen Sicht sehr relevant machen: große Reichweiten und eine schnelle Tankdauer ähnlich wie Diesel oder Verbrenner. Das spielt eine sehr große Rolle, da wir sehr viele Kilometer fahren und dabei keine Zeit für längere Ladepausen bleibt. Und natürlich wäre insbesondere ein Zwischenladen auf der Strecke mit unseren Kund*innen auch ein Faktor, der die Gesamtreisezeit verlängern würde.

Wir sind aber offen für alle Technologien, dazu gehören auch Batterie und Bio-LNG. Langfristig erwarten wir einen Technologie-Mix, abhängig von Infrastrukturverfügbarkeit, Weiterentwicklung der Antriebstechnologien und natürlich auch der Preisentwicklung von Kraftstoffen und Fahrzeugen.

Gibt es Hindernisse, die der Umsetzung der neuen Energiegewinnung im Weg stehen?

Wir gewinnen kontinuierlich mehr Erkenntnisse zu den einzelnen alternativen Antrieben. Für uns gibt es dabei drei entscheidende Faktoren: Entfernung der Infrastruktur zu unseren Linien, die Zugänglichkeit für Busse sowie die Bereitstellung der benötigten Mengen Wasserstoff, Bio-LNG oder auch Ladeleistung für große Fahrzeuge. Noch ist dies nur vereinzelt der Fall, aber wir gehen davon aus, dass sich die Situation weiter schnell verbessern wird. 

Beim Einsatz alternativer Kraftstoffe ist anfangs ein Vergleich zum aktuell vorherrschenden Diesel ein wichtiger Faktor. Sollten zum Beispiel die neuen Energien starke Preisschwankungen zum Diesel haben, werden eine sinnvolle Planung und Skalierung sehr herausfordernd sein. Alle genannten Punkte können auch durch die Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartner*innen und mit den Infrastrukturanbieter*innen gelöst werden. 

Wann sollen die ersten Fernbusse mit Wasserstoffantrieb auf der Straße fahren?

Aktuell gehen wir davon aus, das erste Fahrzeug im Rahmen unseres Projektes HyFleet schon nächstes Jahr in Betrieb nehmen zu können. Natürlich werden wir uns dann auch darum bemühen, die Technologie in unserem Netzwerk zu etablieren.


So könnte die Zukunft von Fernverkehr aussehen – mit Wasserstoff nach vorn (Bild: FlixBus).

Wird sich die neue Antriebsart auch im Preis widerspiegeln?

Bei unseren bisherigen Tests waren die Ticketpreise für die Kund*innen nicht teurer als bei Fahrten mit einem Dieselfahrzeug auf der gleichen Linie. Dies sollte idealerweise so bleiben. Natürlich sind die Technologien aktuell aufgrund verschiedener Faktoren noch teurer, aber wir gehen davon aus, dass bei größeren Stückzahlen die Gesamtkosten der Wasserstoff-, Biogas- und Batteriefahrzeuge auf einem ähnlichen Preisniveau wie der klassische Dieselbus sein werden. Dann muss man auch keine Preise für die Reisenden erhöhen.

FlixBus hat im Jahr 2020 als erstes Fernbusunternehmen ein Pilotprojekt gestartet, das Solaranlagen zur Energiegewinnung benutzt. Wie zukunftstauglich ist die Energiegewinnung durch Sonnenenergie?

Bevor wir die Technologie endgültig bewerten, müssen wir noch weitere Resultate unserer wachsenden Solarpanel Flotte abwarten. Aktuell scheint sich zu bestätigen, dass wir durch den Einsatz den Verbrauch von Diesel-Fahrzeugen verringern können. Sobald die Fahrzeuge in BeNeLux, Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Spanien ein Jahr lang Daten geliefert haben, können wir etwa auch die Auswirkungen der Jahreszeiten abschätzen.


Solarbetriebene Busse erweisen sich schon jetzt als Alternative zu dieselbetriebenen Fahrzeugen (Bild: FlixBus). 

FlixBus bietet aktuell ihren Reisenden an, den CO2-Ausstoß, der durch die Fahrt entstanden ist, zu kompensieren. Wohin geht das Geld genau?

Verreisen mit dem Fernbus ist eine der klimafreundlichsten Möglichkeiten im Vergleich zu einer Fahrt mit dem privaten Auto oder einem Flug, aktuell aber noch nicht frei von Treibhausgasemissionen. Deshalb bieten wir unseren Fahrgästen im Buchungsvorgang die Möglichkeit, den CO2-Ausstoß ihrer Reise zu kompensieren. Wir haben uns mit dem international renommierten NGO-Partner atmosfair zusammengetan, um durch UN-Goldstandard-Projekte einen Ausgleich zu schaffen. Die auf der Fahrt entstehenden CO2-Emissionen werden kilometergenau, auf Grundlage der Reisedistanz berechnet. Bei der Buchung wird der errechnete Betrag dann auf den Ticketpreis aufgeschlagen. Der Klimaschutzbeitrag für die Fahrgäste, wenn sie sich für eine Kompensation entscheiden, liegt in der Regel bei etwa 1-3% des ursprünglichen Ticketpreises.

75% des Klimaschutzbeitrags wird verwendet, um brennstoffeffiziente Öfen in Ruanda zu finanzieren. Die Emissionen der Fahrt werden so vollständig kompensiert. Die verbleibenden 25% der Summe fließen in den Future of Mobility Fund – einen Fonds, den atmosfair und FlixBus gemeinsam ins Leben gerufen haben, um eine nachhaltige Verkehrswende voranzutreiben. Darüber hinaus unterstützt der Fonds lokale und gemeinnützige Organisationen, um klimafreundliche Angebote im täglichen Leben für alle zugänglich zu machen.  

Vielen Dank für das Interview, Daniel!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Flix stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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