Grüne Wirtschaft

Traverdo.de - faire und umweltschonende Reisen

Traverdo bietet faire und umweltschonende Reisen, die Touristen einen tieferen Austausch mit der bereisten Kultur ermöglichen. Das heißt, es geht neben ökologischen Aspekten auch um die Sozialverträglichkeit der Reisen und um eine Reisekultur, in der sich Reisende und Bereiste auf Augenhöhe begegnen.

Traverdo bietet faire und umweltschonende Reisen, die Touristen einen tieferen Austausch mit der bereisten Kultur ermöglichen. Das heißt, es geht neben ökologischen Aspekten auch um die Sozialverträglichkeit der Reisen und um eine Reisekultur, in der sich Reisende und Bereiste auf Augenhöhe begegnen.

Ein Interview mit Holger Haberstock - Geschäftsführer

Herr Haberstock, Traverdo ist ein Portal für nachhaltiges Reisen – wie suchen Sie Ihre Kooperationspartner?

Genau wie in der Nahrungsmittelindustrie gibt es auch im Tourismus Label, die Veranstalter, Unterkünfte oder einzelne Touren auf ihre Nachhaltigkeit hin prüfen. Der Nachweis eines solchen Nachhaltigkeitssiegels oder eines Nachhaltigkeitspreises ist eine Voraussetzung für eine Aufnahme auf traverdo.de. Dies halten wir so, damit die Nachhaltigkeit von einer dritten Seite gewährleistet wird und nicht nur auf unserer Zusicherung oder der des jeweiligen Kooperationspartners beruht.

Wie viele Menschen reisen Ihrer Meinung nach umweltbewusst und was versteht man unter nachhaltigem Tourismus?

Nachhaltiger Tourismus ist ein ökologisch, sozial und kulturell verantwortungsvolles Reisen. Neben Umweltkriterien wie einer möglichst umweltschonenden Anreise, umweltfreundliche Unterkünfte und Aktivitäten sowie dem schonenden Umgang mit Ressourcen geht es ebenso um faire Gehälter und Arbeitsbedingungen, Respekt für die Menschen und dem Erhalt ihrer Kulturen und Traditionen und darum, dass möglichst viel von den durch die Reise generierten Einnahmen den Menschen in den Regionen zugutekommt. Je nach Reiseziel können diese Aspekte verschieden wichtig sein. In Europa beispielsweise sind Umweltkriterien bedeutsamer als in Entwicklungs- oder Schwellenländern, wo die soziale Komponente wichtiger ist. Dass die Nachhaltigkeitssiegel, die unsere Partner auszeichnen, meist regional aktiv sind und entsprechend andere Gewichtungen in ihren Kriterien haben, trägt dieser Tatsache Rechnung. Umfragen und Studien sprechen von einem Anteil von etwa 30 Prozent der deutschen Urlauber, für die Nachhaltigkeit beim Reisen ein Thema ist. Andererseits zeigen Untersuchungen aber auch, dass es an Informiertheit über das Thema und über konkrete Angebote mangelt. Diese Lücke wollten wir mit traverdo.de schließen. Es gibt jede Menge nachhaltige Tourismusprojekte und Reiseveranstalter auf der Welt, die auf kreative Weise Bildung und Einkommen für lokale Gemeinschaften gewährleisten und zum Erhalt ihrer Umwelt beitragen. Diesen Projekten und Reisen wollten wir eine Plattform geben.

Fernreisen mit dem Flugzeug gelten als große Umweltbelastung. Sollte man überhaupt noch in den Urlaub fliegen oder lieber Urlaub machen nach dem Motto: „Ferien auf dem Bauernhof statt Karibik“?

Von der Klimabelastung her ist der Urlaub auf dem Bauernhof besser als die Fernreise mit dem Flugzeug. Wichtig ist jedoch, dass sich Nachhaltigkeit beim Reisen neben dem Klimaschutz eben auch auf soziale und kulturelle Faktoren bezieht. Gerade in Entwicklungs- oder Schwellenländern werden durch den Tourismus Arbeitsplätze geschaffen, lokales Handwerk und Traditionen wiederbelebt und Einkommen für die Menschen vor Ort gewährleistet. Der Tourismus bringt aber auch Umweltprobleme mit sich und kann die lokale Bevölkerung benachteiligen, wenn sie zum Beispiel mit Hotelketten in einen Wettbewerb um knappe Ressourcen wie Trinkwasser treten. Beim nachhaltigen Reisen geht es darum, die positiven Effekte zu stärken und gleichzeitig negative Auswirkungen zu minimieren. Dies gelingt u.a. dadurch, dass möglichst umweltschonend gereist wird, die Ortsansässigen in die Planung der touristischen Infrastruktur einbezogen werden und dass die Einmahne des Tourismus viel zur lokalen Wertschöpfung beitragen und zum Beispiel helfen, Schulen oder Umweltschutzprojekte zu finanzieren. Zudem ist das Reisen eine Möglichkeit, fremde Kulturen kennenzulernen und einen Einblick in die Lebenswelt anderer Menschen zu erhalten. Wenn sich Reisende und Bereiste auf Augenhöhe begegnen und sich austauschen, fördert dies auf beiden Seiten die Sensibilität für den Anderen und das Verständnis globaler Zusammenhänge, auch das ist nachhaltig.

Aber sogar, wenn man Fernreisen nur in Bezug auf den Klimaschutz prüft, lässt sich die Frage so einfach nicht beantworten. Die GIZ, also die ehemalige GTZ, hat vor kurzem am Fall Bali untersucht, was passieren würde, wenn dort nicht mehr hingeflogen würde. Das Ergebnis: 300.000 im Tourismus Beschäftigte würden ihren Job verlieren und zu einem großen Teil in die Landwirtschaft wechseln. Das hätte u.a. mehr Urwaldrodung oder Palmölanbau und dadurch höhere Emissionen zur Folge, als der gesamte europäische Flugverkehr nach Bali hervorruft. Es geht also nicht darum, Flugreisen komplett zu vermeiden, sondern sie auf das Nötigste zu reduzieren.

Wie kann jeder Einzelne dazu beitragen, die Umweltbelastung durch Reisen zu verringern?

Reisende sollten darauf achten, mit umweltschonderen Verkehrsmitteln wie Bus oder Bahn statt dem Flugzeug zu reisen. Wenn sich eine Flugreise nicht vermeiden lässt, sollten Urlaubsdauer und Entfernung zum Ziel in einem vertretbaren Verhältnis stehen. Der WWF empfiehlt hier: keine Flüge unter 700 km, ab 700 km mindestens acht Tage Aufenthalt und ab 2000 km mindestens 15 Tage Aufenthalt. Weiter ist es sinnvoll, die Klimawirkung des Flugs durch einen entfernungsabhängigen Preisaufschlag, der in Klimaschutzprojekte mit Gold Standard Qualitätssiegel fließt, zu kompensieren. Auch vor Ort sollte man sich umweltschonend fortbewegen und zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein. Ansonsten sollte man öffentliche Verkehrsmittel statt Mietwagen nutzen. Auch damit hilft man lokale Arbeitsplätze zu sichern. Bei der Auswahl von Reiseveranstaltern und Unterkünften sollte man darauf achten, ob sie ökologische und soziale Kriterien einhalten, schonende Aktivitäten wie Klettern, Trekking- und Abenteuertouren sowie landestypische, regional erzeugte Produkte anbieten. Dies schont die Umwelt und schafft wiederum Arbeitsplätze in der Region. In unserem Blog auf www.traverdo.de haben wir weiterführende Tipps zum nachhaltigen Reisen zusammengestellt.

Wie sehen Ihre Urlaube aus? Voll und ganz nachhaltig?

Alle Reisen von Traverdo erfüllen Nachhaltigkeitskriterien verschiedener Label und Siegel. Trotzdem ist es natürlich schwierig, eine Null-Impact- Reise zu unternehmen, da jede Art von Konsum oder Mobilität mit einer Belastung z.B. für das Klima verbunden ist. Wenn wir konsumieren, sollten wir dies daher möglichst reflektiert und umweltschonend tun. Das gilt auch für das Reisen. Zudem ist die Frage nach der Nachhaltigkeit sehr komplex und immer von den Gegebenheiten in einer bestimmten Region abhängig. In Asien zum Beispiel wird Wasser in Flaschen fast überall verkauft, aber leider gibt es nur wenige Einrichtungen, die diese Flaschen recyceln können. Innerhalb der lokalen Bedingungen verringern unsere Partner den Einfluss auf die Umwelt aber so gut wie möglich. Hinzu kommt, dass eine Reise nicht nur ökologisch, sondern auch ethisch und sozial gerecht sein soll. Dies sind Aspekte, die man schwer gegeneinander aufrechnen kann.

Hat Traverdo auch Reisen in die Umwelthauptstadt im Programm? Wie wird in Berlin das Hamburger Umweltjahr wahrgenommen?

Unser Fernziel ist, sukzessive zu der Anlaufstelle für nachhaltige touristische Angebote im Netz zu werden. Da dürfen nachhaltige Reisen in die Umwelthauptstadt eigentlich nicht fehlen. Wir haben zwar viele Reisen innerhalb Deutschlands im Programm, Städtereisen ausschließlich nach Hamburg haben wir jedoch bisher keine. Wir sind aber stets auf der Suche nach Partnern, die nachhaltige Städtereisen anbieten. Vorausgesetzt sie besitzen ein Nachhaltigkeitssiegel. Zum Umweltjahr habe ich mich etwas in unserem Umfeld umgehört. Wir haben viele Kontakte zu anderen Start-Ups und Projekten, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen und leider scheint die Wahrnehmung für das Umwelthauptstadtjahr zumindest in Berlin eher gering zu sein. Ich weiß allerdings nicht, woran das liegt und ob überhaupt Werbung für das Umwelthauptstadtjahr in Berlin gemacht wird.

Wozu könnte das Umwelthauptstadtjahr beitragen?

Ich finde es eine tolle Aktion. Sie sensibilisiert die Menschen für das Thema Umwelt- und Klimaschutz und gibt Initiativen, Unternehmen und Projekten, die sich dem Thema der Nachhaltigkeit verschrieben haben, ein Forum, um sich zu präsentieren. Ich hoffe sehr, dass das Umwelthauptstadtjahr auch über sein bestehen hinaus die Aufmerksamkeit der Menschen nachhaltig auf das Thema lenkt.

Internet: www.traverdo.de

 




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