Grüne Wirtschaft

Themenreihe „Elektromobilität in der Praxis“ - Im Interview Dirk Breuer, Pressesprecher Technik TOYOTA DEUTSCHLAND GMBH

Das Ziel der Bundesregierung von einer Million E-Autos in 2020 ist laut Dirk Breuer unrealsitisch, da eine stringente, verzahnte und abgestimmte Strategie nicht zu erkennen ist.

Das Ziel der Bundesregierung von einer Million E-Autos in 2020 ist laut Dirk Breuer unrealsitisch, da eine stringente, verzahnte und abgestimmte Strategie nicht zu erkennen ist.

01.08.2016 - Bildquelle: Toyota Deutschland GmbH

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Breuer, wie würden Sie den Status quo bei der Elektro-Mobilität in Deutschland beschreiben?

DIRK BREUER: Die Luftreinhaltepläne der EU und die daraus resultierenden Maßnahmen sind in der Bevölkerung unterrepräsentiert. Entsprechend schwach ist die Nachfrage nach umweltschonenden Fahrzeugen. Wenn die Luftverschmutzung weiter sanktionsfrei toleriert wird, dann kann auch nicht wirklich Begehrlichkeit für alternative Antriebsformen enstehen. 

Die Bundesregierung hält noch immer an Ihrer Prognose von einer Million E-Autos in 2020 fest. Was sagen Sie, realistisch oder unrealistisch und weshalb?

Ohne Ziele irrt man orientierungslos umher, daher ist diese Vorgehensweise grundsätzlich einmal sinnvoll. Wenn aber der Umgang mit E-Fahrzeugen im Alltag umständlich, teurer und betreuungsintensiver ist, zudem viele unterschiedliche und nicht harmonisierte Bezahlmethoden den Alltag erschweren, dann fehlt es an der Kaufbereitschaft. Das Ziel ist daher unrealistisch weil eine stringente, verzahnte und abgestimmte Strategie dahinter nicht zu erkennen ist.



Die E-Mobilität hat es paradoxerweise besonders schwer unter den Autobauern, viele Anhänger der Old-Economy wollen sie schlichtweg nicht. Was entgegnen Sie Ihren Kollegen?

Die alte Weisheit: „Stillstand ist Rückschritt“ beinhaltet, dass nur der dauerhaft besteht, der auch die Bedürfnisse einer sich wandelnden Welt erkennt und in sein Handeln einfließen lässt. Seit dem Jahr 1973 hat Toyota in der Konzernstrategie auch immer eine Entwicklung hin zu größeren Umweltbewusstseins verankert. Alle Fachbereiche wurden animiert Ideen einzubringen, wie sich zum Beispiel der Treibstoff oder Ressourcenverbrauch künftig reduzieren lässt. Mit der im Dezember 2015 vorgestellten „Enviromental Challenge 2050“ gibt es den sechsten Umweltplan, der die umweltrelevanten Ziele bis zum Jahr 2050 konkret definiert.

Dieser Plan verdeutlicht die Philosophie von Toyota, dass die Zukunft eines Unternehmens davon abhängt wie sehr es sich auf die Bedürfnisse der Gesellschaft einzustellen vermag. 

Künftig erhalten Käufer eines Hybrid- oder Elektro-Fahrzeuges einen sogenannten Umweltbonus, eine Art Kaufprämie, die sich der Bund und die Autoindustrie teilen. Welche weiteren Kauf-Argumenten nennen Sie Ihren Kunden, wenn Sie ein Hybrid oder E-Auto verkaufen möchten?

Aspekte wie monetäre Vorteile durch geringen Treibstoffverbrauch, niedrigen Unterhaltskosten oder verminderten Verschleiß stehen genauso auf der Liste wie das gute Gefühl der Umwelt weniger zu schaden, aber auch der Komfort mit weniger Geräuschemission durch die Stadt zu gleiten. Bei der Nutzung im Alltag gibt es das gewohnte Erlebnis und die perfekte Infrastruktur der vorhandenen Tankstellen. All das sind Argumente die bei unseren Hybriden gelten.  

Toyota ist sicherlich Vorreiter bei alternativen Antrieben, seit Jahren spielt das Thema Hybrid bei Ihnen im Unternehmen eine große Rolle. Was lässt Sie so sehr an die E-Mobilität glauben?

Seit 19 Jahren produzieren wir nun den Hybridantrieb in Serie. Derzeit werden pro Minute fünf Hybridfahrzeuge gebaut, mehr als 1,3 Millionen pro Jahr. Über neun Millionen zufriedene Kunden in aller Welt geben uns das Gefühl richtig zu liegen.

Wie sieht für Toyota die Mobilität der Zukunft aus?

Für das urbane Umfeld mit Kurzstrecken sehen wir batterieelektrische „People Mover“, die ein oder zwei Personen wettergeschützt an ihren Bestimmungsort bringen. Der Hybridantrieb und der Plug-in Hybrid sind die idealen Antriebe um sehr effizient auch größere Distanzen, aber auch immer wieder Etappen der Fahrstrecke rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei, zurückzulegen. Für die Langstrecke, oder hohe Transportgewichte sehen wir die Brennstoffzelle als den geeigneten Antrieb. Unser bereits verfügbare Serienlimousine Mirai zeigt dass sich praktisch alle Distanzen ohne schädliche Emissionen darstellen lassen.

Mit welchen technologischen Highlights werden Sie in den nächsten Jahren aufwarten?

Das Ziel ist klar in der Challenge 1 formuliert: Reduktion des Fahrzeug CO² Ausstoßes um 90 Prozent. (im Vergleich zum Jahr 2010). Der schrittweise Abschied von der fossilen Mobilität ist mit Hybrid und Brennstoffzelle bereits Alltag und wird künftig konsequent und intensiv weiter vorangetrieben.

Ihr persönlicher Appell an die deutsche Politik: Wie können die Rahmenbedingungen für die E-Mobilität in Deutschland noch verbessert werden?

Das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2050 vollständig auf regenerative Stromerzeugung umzustellen, bedarf einem Speichermedium, da sehen wir Wasserstoff als ideale Lösung. Jetzt wäre es an der Zeit sichtbare Modellregionen aufzubauen und Stadtteile, Gemeinden oder Dörfer aus der fossilen Abhängigkeit zu befreien. Wenn ein stabiles Stromnetz, dank Wasserstoff, gepaart mit leiser und sauberer Mobilität für alle erlebbar wäre, dann würde auch sicher eine Begehrlichkeit geweckt. Dann käme die Million E-Fahrzeuge von ganz alleine. 

Mehr Informationen:

"Dirk erklärt´s" auf youtube  https://www.youtube.com/playlist?list=PLpim-8rnMO4TrAWYqW1OXj5BZ0Ti4vCzG



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