Das Interview führten wir mit Konstantin Strasser. Konstantin Strasser ist Gründer und Geschäftsführer der MEP Werke GmbH, eine Tochter der Strasser Capital GmbH. Er ist seit vielen Jahren erfolgreich in der Solarbranche, sowohl im Kraftwerksbau als auch im B2C Bereich, aktiv.
LifeVERDE: Wie würden Sie den Status quo der Solarenergie weltweit und in Deutschland beschreiben?
KONSTANTIN STRASSER: Solarenergie als Teil der erneuerbaren Energien spielt weltweit eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen. Auf der Klimakonferenz in Marrakesch wurde erst vor kurzem diskutiert, wie wir diese Ziele realisieren können. Der Ausbau der Solarenergie weltweit hat dabei eine Schlüsselrolle inne, sei es durch Investitionen in das weltgrößte und modernste Solarkraftwerk in Marokko oder durch Entwicklungszusammenarbeit in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Auch in Deutschland erlebt Photovoltaik in den letzten Jahren wieder einen Boom. Mehr als 7 % des gesamten Netto-Stromverbrauchs konnten 2016 bereits über Solarenergie aus über 1,5 Millionen PV-Anlagen gedeckt werden. Dennoch sind wir von unseren Ausbauzielen aktuell noch weit entfernt. Damit wir diese erreichen können, muss jeder seinen Beitrag zur Energiewende leisten, egal ob Unternehmen, Politik oder Privathaushalte.
Das Image der Solarenergie hat gefühlt in den letzten Jahren etwas gelitten. Wie ist Ihre Erfahrung, sind die Menschen weiterhin interessiert an der Solarenergie?
Ich glaube nicht, dass das Image der Solarenergie generell gelitten hat. Vielmehr war ein Umdenken bei den Menschen und auch den Anbietern nötig, denn durch hohe Subventionen bzw. eine hohe Einspeisevergütung war es früher sinnvoll, so viel Solarpanele wie möglich auf dem Dach zu haben und den produzierten Strom ins Netz zu verkaufen. Dies lohnt sich heute nicht mehr, weshalb Solarstromproduktion für viele als nicht mehr rentabel angesehen wurde. Heute geht es jedoch vielmehr darum, sich selbst mit günstigem Solarstrom vom eigenen Dach zu versorgen und sich damit unabhängiger vom immer teurer werdenden Netzstrom zu machen. Anstatt so viel wie möglich einzuspeisen ist das heutige Ziel, ein Maximum des eigen produzierten Solarstroms selbst zu nutzen. Damit dieses Umdenken bei den Endverbrauchern stattfinden konnte, waren neue Angebote von Seiten der Anbieter notwendig. Wir haben beispielsweise ein Solaranlagen-Mietmodell für Hauseigentümer auf den Markt gebracht und eine Vertriebsstruktur aufgebaut, durch die auch mehrere Stadtwerke unser Modell anbieten können. Viele weitere Anbieter sind dem gefolgt und haben ähnliche Modelle entwickelt. Damit gibt es für den Endverbraucher nun wieder Angebote, die zu den aktuellen Marktgegebenheiten passen, wodurch auch die Nachfrage, oder um auf Ihre Frage zurückzukommen, das Image wieder positiver ist.
Die Solaranlage auf dem eigenen Dach ist eigentlich eine wunderbar autarke EnergieLösung und dennoch hat nur die Minderheit aller Hausbesitzer Solarpanele auf dem Dach. Woran liegt das?
Die meisten Menschen möchten unabhängig und nachhaltig sein, doch für viele ist es ein Hindernis, wenn dies teuer, kompliziert oder aufwändig ist. Auch wenn die Kosten für Solaranlagen in den letzten Jahren gesunken sind, ist es dennoch eine Investition über mehrere Tausend Euro. Zudem muss die passende Anlagengröße gefunden, die Eignung des Daches geprüft, eine Versicherung für mögliche Schäden abgeschlossen, die Montage organisiert und an regelmäßige Wartung gedacht werden. Das ist für viele schlichtweg zu aufwändig, zu teuer und zu zeitintensiv.
Wie aufwendig ist das Nachrüsten einer Solaranlage und muss man unbedingt immer kaufen oder kann man auch mieten?
Um genau die Menschen anzusprechen, die sich zwar Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit wünschen, jedoch nicht bereit sind, dafür viel Geld und Zeit zu investieren, haben wir uns dazu entschlossen, Solaranlagen als mietbares Rundum-sorglos-Paket anzubieten. Der Kunde braucht sich dabei um nichts kümmern, sämtliche Leistungen von der individuellen Planung über Montage und Wartung bis hin zu Versicherung und Service werden zum monatlichen Festpreis von MEP übernommen. Dadurch wird es für den Kunden einfach, günstig und unkompliziert, mit der eigenen Solaranlage grüne Energie zu erzeugen und damit seinen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Das Modell wird im Markt sehr gut angenommen. Wir sind Mitte 2013 damit gestartet und konnten innerhalb kurzer Zeit mehr als 3.500 Kunden davon überzeugen. Der Trend „Mieten statt Kaufen“ ist auch in der Solarbranche angekommen. Die Menschen möchten nicht mehr alles kaufen und selbst besitzen. Viel wichtiger ist ihnen, dass sie die Dinge ohne großen Zeit- und Kostenaufwand nutzen und davon profitieren können.
Die Stromkosten für Privathaushalte nehmen seit Jahren zu. Welche Möglichkeiten gibt es, sich der Kostensteigerung zu entziehen?
Die beste Möglichkeit sich vor steigenden Stromkosten zu schützen, ist sich so weit wie möglich unabhängig von großen zentralen Energieversorgern zu machen. Um unseren Kunden dies zu ermöglichen, haben wir vor drei Jahren das MEP Mietmodell für Solaranlagen auf den Markt gebracht. Zu einem monatlichen, über 20 Jahre gleichbleibenden Mietpreis ab 49 € können MEP Kunden mit ihrer Solaranlage ganz einfach einen Großteil ihres Energiebedarfs durch eigenen Solarstrom abdecken. Am meisten spart der Kunde, wenn er möglichst viel seines Solarstroms selbst nutzt und damit so wenig wie möglich zusätzlichen Strom aus dem Netz benötigt. Um den Eigenverbrauch zu erhöhen gibt es viele Möglichkeiten, von der Nutzung eines EAutos über das bewusste Ausüben von energieintensiven Tätigkeiten an sonnigen Tagen bis hin zur Nutzung von energieeffizienten Geräten, insbesondere wenn diese auch nachts verwendet werden. Auch wir bieten unseren Kunden hier natürlich verschiedene Produkte und Services, um ihren Eigenverbrauch zu erhöhen. Zum Beispiel einen intelligenten Stromzähler mit Monitoring Tool, mit dem die Kunden ihre Stromkosten, die Erzeugung, den Verbrauch, die Einspeisung und den Eigenverbrauch ganz einfach und per App von überall im Blick haben.
Wie sieht aus Ihrer Sicht ein modernes Smart-Home aus?
In einem modernen Smart Home sind zwei Dinge besonders wichtig: Convenience und Energieeffizienz. Für den Nutzer sollte das Smart Home nicht nur bequem und einfach zu bedienen sein, es sollte vor allem auch so aufgebaut sein, dass eine möglichst hohe Energieeffizienz ermöglicht wird. Daher gehört aus meiner Sicht auch unbedingt eine Solaranlage zu einem Smart Home. Die Idee sollte sein, die benötigte Energie weitestgehend selbst zu produzieren und diese dezentral produzierte Energie dann so nachhaltig, intelligent und effizient wie möglich selbst zu nutzen. Damit wird der Nutzer nicht nur nachhaltiger, sondern vor allem auch unabhängiger.
Sie kümmern sich auch um die Finanzierung von Solarkraftwerken. An wen richten Sie sich hierbei konkret und was kann der Kunde von Ihnen erwarten?
Wir kommen historisch bedingt aus dem Bereich Solarkraftwerke und haben insgesamt 21 Solarparks in ganz Europa gebaut, betrieben und zum Teil wieder veräußert. Auch die Finanzierung war und ist Teil unseres Handlungsbereichs. Zudem haben wir für das Solaranlagen-Mietmodell gemeinsam mit unserer Partnerbank eine Finanzierungsstruktur aufgebaut, mit der wir es erstmals auch institutionellen Investoren ermöglichen, über zertifizierte und geratete Finanzprodukte in die private Energiewende zu investieren. Insgesamt geben wir also sehr unterschiedlichen Investorengruppen, vom Privatanleger bis hin zum institutionellen Investor, die Möglichkeit in verschiedene Erneuerbare-EnergienProjekte zu investieren. Je nach Zielgruppe und Anlage variieren dabei auch die Laufzeiten, die Zinsen und die Höhe der Anlagesumme.
In diesem Rahmen führen Sie auch ein sogenanntes Asset Management durch. Was ist das?
Das bedeutet, dass wir die Solarparks nicht nur bauen und finanzieren, sondern uns auch um den reibungslosen Betrieb kümmern. Dazu gehören das kontinuierliche Monitoring und der technische Support. Mehrmals pro Jahr stattfindende Modulprüfungen sowie die fachgerechte Entsorgung von Altmaterialien nach Wartungs- oder Austauscharbeiten sind wesentliche Bestandteile der technischen Betriebsleitung, um Investoren zu jeder Zeit einen maximalen Ertrag des Solarkraftwerks zuzusichern. Auch bei den Dachsolaranlagen gehört das Asset- bzw. Portfolio-Management, sprich die Sicherstellung eines reibungslosen Betriebs, zu unseren Aufgaben im Rahmen des Rundumsorglos-Pakets. Wir kümmern uns darum, dass die Anlage regelmäßig gewartet wird und sorgen im Schadensfall für eine schnelle Reparatur und die Versicherungsabwicklung.
Die Entwicklung der Solarenergie am Standort Deutschland wird sich in den nächsten fünf Jahren wie entwickeln?
Ich bin überzeugt davon, dass der Green Energy Trend weiter anhalten wird und immer mehr Menschen nicht nur nachhaltiger, sondern auch unabhängiger werden wollen. Auf dem Dach die eigene grüne Energie zu erzeugen, ist ideal um beides zu erreichen. Zudem kommen immer neue Smart Home- und Speicher-Lösungen auf den Markt, mit denen die erzeugte Solarenergie noch effizienter und intelligenter genutzt werden kann, wodurch der Bedarf an Netzstrom weiter sinkt. Funktionieren wird dies jedoch nur dann, wenn der Kunde nicht gezwungen ist, unter großem Zeitaufwand zahlreiche technische Produkte miteinander vergleichen zu müssen. Vielmehr müssen wir es den Kunden so einfach wie möglich zu machen, funktionierende Systeme zu beziehen ohne sich dabei groß um Details wie technische Komponenten kümmern zu müssen. Unsere schnell wachsende Kundenanzahl zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und in Deutschland eine große Nachfrage nach einfachen und günstigen Möglichkeiten besteht, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Auch in Hinblick auf die PhotovoltaikAusbauziele können wir davon ausgehen, dass die Solarenergie am Standort Deutschland noch bedeutender werden wird. Wir freuen uns, Teil dieser Entwicklung zu sein!