SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN macht Schluss mit dem komplizierten, undurchsichtigen veganen Shopping-Dschungel. Hier geht’s um Mode, die nicht nur gut aussieht, sondern fair produziert, nachhaltig gedacht und sozial engagiert ist. Wie das gelingt? Mit klaren Werten, Transparenz trotz Lieferketten-Herausforderungen und einer Einladung, den eigenen Konsum bewusst zu gestalten. Ein Blick hinter die Kulissen einer Plattform, die Verantwortung als coolen Lifestyle feiert.
Bild: SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN
LifeVERDE: Was war die Motivation hinter der Gründung von Shop Like You Give a Damn, und was bedeutet der Name für Dich persönlich?
STEPHAN STEGEMAN, Mitgründer und CEO von SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN: Die Idee für SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN entstand aus meiner eigenen Frustration. Ich lebte bereits vegan, aber ich stieß immer wieder auf dasselbe Problem: Ich konnte keine Kleidung und Schuhe finden, die wirklich vegan, fair und nachhaltig sind – alles an einem Ort. Jeder Kauf verlangte stundenlange Recherche, und selbst dann war es schwer, den Angaben zu vertrauen.
Am 2. April 2017 saß ich mit zwei Freunden, darunter meinem Mitgründer Alex Jansen, in einem Yoga-Café in Berlin und trank einen Cappuccino. Irgendwann landete eine Taube auf Alex und machte dort ihr Geschäft. Die Kellnerin lachte und sagte ihm, das sei ein Zeichen – dass etwas Gutes passieren würde.
Danach begannen wir darüber zu sprechen, wie frustrierend es für mich war, vegan einzukaufen. Ich ließ meinem Ärger freien Lauf, und Alex sagte: „Nun, du bist wahrscheinlich nicht die Einzige mit diesem Problem. Vielleicht können wir etwas bauen, das dir – und allen anderen mit diesem Problem – hilft.“ So nahm die Idee für SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN Gestalt an.
Für mich erinnert der Name an diesen Moment und an eine größere Wahrheit: Verantwortung zu übernehmen ist wichtig. Wenn du beginnst, Verantwortung zu übernehmen – selbst für etwas so Alltägliches wie deinen Einkauf – hörst du auf, passiver Teilnehmer zu sein, und wirst zum Veränderer. Wie Viktor Frankl in „…trotzdem Ja zum Leben sagen“ schrieb: „Wenn wir eine Situation nicht mehr verändern können, sind wir gefordert, uns selbst zu verändern.“ Indem du „einkaufst, als würde es dir wirklich etwas bedeuten“, übernimmst du die Kontrolle über deine Entscheidungen, deinen Einfluss und letztlich dein Leben. Du erkennst, dass deine Entscheidungen, so klein sie auch sein mögen, Macht haben. Und wenn du das einmal erlebt hast, kannst du es nicht mehr ignorieren. Du beginnst zu sehen, dass jede Wahl ein Ausdruck von Fürsorge für Tiere, Menschen und den Planeten sein kann – und dass Veränderung bei dir selbst beginnt.
LifeVERDE: Dein Onlineshop fokussiert sich konsequent auf vegane, faire und nachhaltige Produkte. Wie stellst Du sicher, dass alle Marken auf Ihrer Plattform diese Standards erfüllen?
Bei SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN dreht sich alles um unsere fünf starken Kernwerte. Diese leiten unseren gesamten Auswahlprozess – von der ersten Prüfung bis zu fortlaufenden Kontrollen.
Vegan
- Wir bieten nur Produkte an, die komplett frei von tierischen Inhaltsstoffen oder Nebenprodukten sind. Das schließt alles von Leder und Knöpfen bis zu Klebstoffen und Farbstoffen ein.
- Unser Onboarding-Prozess für neue Marken kombiniert gründliche Recherche, ausführliche Fragebögen und eine abschließende manuelle Prüfung. Produktmanager überprüfen jedes einzelne Produkt, damit nichts durchrutscht.
Fair
- Jede neue Markenpartner*in muss einen detaillierten Fragebogen zu Arbeitsbedingungen, Zertifikaten und Lohnstrukturen ausfüllen.
- Bei Zweifeln fordern wir Audit-Berichte an und akzeptieren nur Marken mit starken Ergebnissen. Transparenz in der gesamten Lieferkette ist Pflicht.
Mehr Nachhaltigkeit
- Marken werden nach Materialien, Produktionsmethoden und Umweltauswirkungen geprüft. Das bedeutet keine toxischen Substanzen, Fokus auf Kreislaufwirtschaft, geringe Emissionen und reduzierten Fußabdruck.
- Nur Marken, die klar nachweisen können, dass sie unsere Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, werden zugelassen.
Inklusiv
- Wir suchen gezielt Marken, die von BIPOC oder Frauen geführt werden und die Diversität in Größe, Alter, Hautfarbe, Geschlechtsidentität und Körpertyp fördern.
- Marketing und Produktpräsentation müssen stereotype oder gedankenlose Verwendung von „Nude“-Tönen vermeiden und Körperpositivität sowie echte Repräsentation zeigen.
Sozial
- Wir unterstützen mission-getriebene Marken, die echten sozialen Impact schaffen, z.B. durch Unterstützung von vulnerablen Gruppen, Empowerment oder Social Entrepreneurship.
- Marken müssen zeigen, dass sie ihre Mission leben und nicht nur darüber sprechen.
Wie funktioniert das in der Praxis?
- Erste Prüfung
Wir recherchieren Website, „Über uns“-Seite, Materialien und Mission, ob sie mit unseren Werten übereinstimmen. - Fragebogen und Gespräch
Wir stellen detaillierte Fragen zu Inhaltsstoffen, Zertifikaten, Lohnpolitik, Arbeitsbedingungen, Inklusionsrichtlinien, Umweltinitiativen und sozialem Engagement. - Audits bei Bedarf
Wenn Zweifel bestehen, z.B. zu fairer Produktion, fordern wir Audit-Berichte an und prüfen sie sorgfältig. - Onboarding und Produktprüfung
Nach Zulassung erfolgt das Onboarding, und unsere Produktmanager überprüfen manuell die veganen Angaben, inklusives Marketing, nachhaltige Materialien und soziale Mission. - Fortlaufende Evaluation
Marken, die nicht mehr unseren ethischen Standards entsprechen – sei es vegan, inklusiv, nachhaltig oder anders – werden entfernt oder pausiert. Wir passen unseren Rahmen auch regelmäßig an neue Erkenntnisse an.
Mehr Transparenz und Bildung
- Auf unserer Website teilen wir Artikel und Guides zu unfairen Modepraktiken, veganer Kosmetik, nachhaltigen Materialien, Greenwashing und mehr.
- Wir wissen, dass Perfektion nicht existiert, aber wir wollen uns ständig verbessern durch Lernen und Anpassen.
Kurz gesagt: Wir kombinieren gründliche Recherche, Zertifikate, Audits, menschliche Prüfung und kontinuierliche Überwachung – alles basierend auf unseren fünf Kernwerten. So stellen wir sicher, dass jedes Produkt in unserer Kollektion vegan, fair, nachhaltig, inklusiv und sozial wirksam ist.
Bild: SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN
LifeVERDE: Welche Herausforderungen begegnen Dir bei der Zusammenarbeit mit nachhaltigen Marken, besonders in Bezug auf Transparenz und Lieferketten?
Eine der größten Herausforderungen ist Transparenz. Viele Marken wollen wirklich das Richtige tun, wissen aber oft nicht genug darüber, was tiefer in ihrer Lieferkette passiert, jenseits der ersten oder zweiten Ebene. Die erste Ebene sind die Fabriken oder Werkstätten, bei denen die Marke direkt bestellt und in denen die Endprodukte gefertigt werden. Die zweite Ebene sind meist Zulieferer für Materialien oder Komponenten wie Stoffe, Knöpfe, Reißverschlüsse oder Sohlen. Darüber hinaus gibt es oft weitere Stufen – z.B. Bauern, die Bio-Baumwolle anbauen, Spinnereien oder Färbereien – die noch schwerer zu verfolgen sind.
Selbst mit guten Absichten fällt es kleinen und mittelgroßen Marken oft schwer, verlässliche und überprüfbare Informationen aus all diesen Ebenen zu bekommen. Sie sind meist abhängig von dem, was ihre Hersteller*innen oder Materiallieferant*innen ihnen sagen.
Wir sehen auch, dass einige Marken zögern, alles offenzulegen, weil sie Angst vor Kritik haben, wenn sie nicht perfekt sind. Aber wir setzen stark auf Glaubwürdigkeit statt Perfektion. Wir erwarten nicht, dass Marken von Anfang an jedes Detail kennen oder in jedem Bereich höchste Standards erfüllen. Wichtig ist uns, dass sie mit unseren Kernwerten übereinstimmen, transparent über ihren aktuellen Stand sind und bereit sind, sich Schritt für Schritt zu verbessern.
Wenn eine Marke zeigt, dass sie sich wirklich kümmert, positive Wirkung erzielen will und Verantwortung übernimmt, wenn etwas nicht ideal ist, dann vertrauen wir ihr. Wir glauben, Fortschritt entsteht durch Offenheit und Verantwortung, nicht durch Vortäuschen von Perfektion. Unsere Rolle sehen wir darin, Marken zu ermutigen und zu unterstützen, weiterzulernen und die Messlatte höher zu legen – statt sie für ehrliche Herausforderungen zu bestrafen.
So schaffen wir eine Gemeinschaft von Marken und Konsument*innen, die verstehen, dass nachhaltige Veränderung ein Prozess ist und dass Transparenz über Unvollkommenheiten letztlich Glaubwürdigkeit schafft.
LifeVERDE: Nachhaltiger Konsum bedeutet oft auch bewussten Konsum. Wie gehst Du mit der Kritik um, dass Online-Shopping an sich nicht nachhaltig sei?
Wir stimmen vollkommen zu, dass weniger zu konsumieren immer die nachhaltigste Wahl ist. Unser Ziel ist nicht, mehr Konsum zu fördern, sondern eine bessere Alternative anzubieten, wenn Menschen etwas brauchen. Wir ermutigen unsere Kund*innen, achtsam einzukaufen, Qualität vor Quantität zu wählen und nur zu kaufen, was sie wirklich brauchen. Deshalb erstellen wir auch viele Bildungsinhalte zu bewusstem Konsum.
LifeVERDE: Viele Konsument*innen möchten nachhaltiger einkaufen, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Welche Tipps gibst Du für einen bewussten Einstieg?
Beim Kleiderschrank ist das Wichtigste, klein anzufangen und nicht alles auf einmal verändern zu wollen. Du musst nicht alle deine Kleider wegwerfen und über Nacht einen komplett nachhaltigen Kleiderschrank haben. Tatsächlich ist das nachhaltigste Kleidungsstück das, das du bereits besitzt.
Fang damit an, deinen Bestand zu erfassen und richtig zu pflegen, damit die Kleidung länger hält. Repariere, was du kannst, tausche mit Freund*innen oder besuche Second-Hand-Läden, wenn du deinen Stil auffrischen möchtest.
Wenn du etwas Neues brauchst – vielleicht, weil ein Teil kaputt ist oder du eine Lücke schließen willst – ist das ein guter Moment für eine bewusste Wahl. Statt zu Fast Fashion zu greifen, suche nach Stücken, die vegan, fair und aus umweltfreundlichen Materialien sind. Genau deshalb haben wir SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN gegründet: um es dir einfach zu machen, Mode zu finden, die deinen Werten entspricht.
Also Schritt für Schritt. Fang mit einem Teil an, und im Laufe der Zeit wird dein Kleiderschrank von selbst widerspiegeln, wie du dir die Welt vorstellst. Jede Entscheidung zählt, und kleine Veränderungen können eine große Wirkung haben.
LifeVERDE: Was sind Deine nächsten großen Ziele für SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN, und wie möchtest Du die nachhaltige Bewegung weiter voranbringen?
Unser größtes Ziel ist, SHOP LIKE YOU GIVE A DAMN zur Standard-Wahl für alle Menschen weltweit zu machen, die vegan, fair und nachhaltig einkaufen wollen. Wir wollen beweisen, dass Ethik und Bequemlichkeit zusammenpassen, sodass Mitgefühl für Tiere, Respekt für Menschen und Sorge für den Planeten die einfachste und natürlichste Entscheidung wird.
Dafür arbeiten wir auf mehreren Ebenen: Erstens wollen wir unsere Community vergrößern und mehr Menschen erreichen, die unsere Werte teilen – oder die gerade erst anfangen und Orientierung brauchen. Wir möchten sicherstellen, dass jeder, der nach veganen, fairen oder nachhaltigen Alternativen sucht, uns findet, sich willkommen fühlt und uns vertraut.
Wir erweitern unser Produktsortiment durch Partnerschaften mit mehr mission-getriebenen Marken, besonders solche mit innovativen, neuen Materialien und transparenten Praktiken. Wir wollen die Pioniere dieser Branche sichtbar machen und ihre Produkte für alle zugänglich machen.
Bildung bleibt ein großer Teil unserer Mission. Wir planen, noch mehr Inhalte, Guides und Ressourcen zu schaffen, die Konsument*innen befähigen, informierte Entscheidungen zu treffen – nicht nur, was sie kaufen, sondern auch, wie sie das, was sie besitzen, pflegen und wie sie die Systeme hinter den Produkten hinterfragen.
Unsere Vision geht über einen Shop hinaus. Wir wollen die Diskussion darüber voranbringen, wie echte Nachhaltigkeit und Mitgefühl beim Konsum aussehen. Wir wollen zeigen, dass Fortschritt möglich ist und jeder Kauf ein Schritt in Richtung einer besseren Welt sein kann. Und wir wollen eine globale Plattform bauen, die es Menschen überall einfach macht, so einzukaufen, als würde es ihnen wirklich etwas bedeuten, also to shop like they give a damn.
Vielen Dank für das Gespräch!
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