Grüne Wirtschaft

Schau auf die inneren Werte – auch bei Obst und Gemüse

INTERVIEW | Ob lang oder kurz, dünn oder dick, fleckig oder rein – bei Gemüse und Obst sollte uns das Aussehen genauso egal sein wie beim Menschen. Erfahre hier, wie unperfekte Lebensmittel gerettet werden.

INTERVIEW | Ob lang oder kurz, dünn oder dick, fleckig oder rein – bei Gemüse und Obst sollte uns das Aussehen genauso egal sein wie beim Menschen. Erfahre hier, wie unperfekte Lebensmittel gerettet werden.

22.06.2020 | Ein Interview geführt von Deborah Iber I Bilder: etepete

Nicht jede Karotte ist kerzengerade, nicht jeder Apfel hat die perfekt glänzende Schale – und doch schmecken sie alle gleich. Trotzdem wird ein großer Teil von Obst und Gemüse nach der Ernte nicht zum Verkauf gebracht, weil sie nicht gut genug aussehen. Das ist eine ziemliche Verschwendung und dagegen will etepetete etwas tun. Das Münchner Unternehmen sorgt dafür, dass unperfektes Obst und Gemüse von Bio-Landwirt*innen verkauft werden kann und versendet deutschlandweit verschieden gefüllte Boxen mit Leckereien.

Wie genau das Konzept von etepetete funktioniert, wie wichtig dem Unternehmen Nachhaltigkeit dabei ist und welches Obst und gemüse es in die etepete-Boxen schafft, erfährst du im Interview mit Stephanie. 

LifeVERDE: Stephanie, bitte stelle uns etepetete einmal kurz vor.

STEPHANIE: Wir sind etepetete. Ein junges, Münchner Unternehmen, dem Form und Größe von Lebensmitteln ziemlich egal sind. Unser Ziel? Wir möchten den Online-Markt für Bio-Gemüse und -Obst revolutionieren - hin zu mehr Nachhaltigkeit. Denn ein erheblicher Teil einer Ernte bleibt ausschließlich aufgrund seines Aussehens auf dem Feld liegen, wird vernichtet oder zur Energiegewinnung zweckentfremdet. Nicht bei uns! Wir haben zusammen mit einem Netzwerk an Bio-Landwirt*innen ein Auffangbecken für Bio-Obst und -Gemüse, das nicht ganz den Normen entspricht, geschaffen und versenden dieses deutschlandweit - und zwar klimaneutral.

Eure Mission ist es, Gemüse und Obst zu retten – bisher habt Ihr auch schon über 2.500.000 kg gerettet. Welches Konzept steckt dahinter?

Bei uns zählen die inneren Werte von Obst und Gemüse. Für uns spielt es also keine Rolle, ob die Karotte drei Beine, die Paprika einen Sonnenbrand oder der Apfel Schalenfehler hat. Denn was zählt, ist der Geschmack. Wir nehmen den Bio-Landwirt*innen also all das Obst und Gemüse ab, mit dem der konventionelle Handel nichts anfangen kann. Wir packen es in recycelbare Kartons und senden es unseren Kund*innen im gewünschten Lieferintervall direkt vor die Haustüre. Es gibt reine Obst- bzw. Gemüse-Boxen aber auch die Rohkost- und Mix-Box aus einem Obst- und Gemüse-Mix. Diese bieten wir in den Größen “Classic” und “Family” an. Zu Mix- und Gemüse-Box gibt’s dann sogar noch die passende Rezeptinspiration obendrauf. Seit kurzer Zeit gibt es zwei neue Boxen-Familienmitglieder: Die Retter-Snack-Box versorgt die Kunden mit herzhaften sowie süßen Bio-Snacks mit “unperfektem” Charakter. Cashew Bruchstücke, Kokoswasser mit zu kurzem (aber nicht abgelaufenem!) Mindesthaltbarkeitsdatum für den konventionellen Handel oder auch Bruchschokolade landen nicht selten in der Box. Die Basic-Box liefert all die Bio-Lebensmittel, die man immer zuhause haben sollte. Basic-Lebensmittel wie Reis, Pasta oder auch bspw. Dosentomaten sind die perfekte Ergänzung zu den Obst- und Gemüse-Boxen, sodass es direkt mit dem Kochen losgehen kann.

Die Obst- & Gemüse-Box von etepete. (Bild: etepetete)

Wie entstand die Idee für etepetete und wie hat sich Euer Konzept entwickelt?

etepetete wurde 2014 von den drei Freunden Christopher Hallhuber, Georg Lindermair und Carsten Wille gegründet. Durch Zufall wurden sie auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam. Davon, dass 30-40% einer Ernte auf dem Feld liegen bleiben oder zweckentfremdet werden, mussten sie sich erst einmal selbst überzeugen. Also klapperten sie Bio-Landwirte im Münchner Umland ab und stießen dabei auf offene Ohren und mehrere Tonnen krumme, aussortierte Karotten. Die Idee von etepetete war geboren und ohne Startkapital, aber dafür mit viel Grün hinter den Ohren, starteten sie das Projekt “Retterboxen”. Los ging es mit der reinen Gemüse-Box, die sie in der Garage packten und von dort aus an die ersten Kunden verschickten. Die Nachfrage stieg und so packten immer mehr Freunde, die Familie und Freunde von Freunden mit an. Heute führen Christopher und Georg das Unternehmen zu zweit und beschäftigen knapp 90 Mitarbeiter.

Zwei der etepetete Gründer. (Bild: etepetete)

Nachhaltigkeit spielt bei Euch eine zentrale Rolle. Welche Aspekte sind Euch besonders wichtig und wie setzt ihr diese um?

Nachhaltigkeit wird bei uns sehr groß geschrieben. Angefangen damit, dass wir Lebensmittel vor der Verschwendung bewahren. Die Verpackung, in der wir die Lebensmittel versenden, ist zu 100% recycelbar, unsere Obst- und Gemüse-Boxen sind plastikfrei und seit Januar 2020 ist etepetete sogar komplett klimaneutral. Gemeinsam mit Climatepartner gleichen wir unsere unvermeidbaren CO2-Emissionen durch ein Klimaschutzprojekt im Amazonas Regenwald in Brasilien aus. Des Weiteren legen wir sehr viel Wert auf eine nachhaltige, effiziente und vor allem kurze Lieferkette. Bei uns gibt es keine unnötigen Zwischenstationen. Wir bekommen unser Obst und Gemüse meist direkt von den Landwirt*innen, verpacken vor Ort und senden die Boxen an unsere Kunden. Aber da geht noch mehr! Wir arbeiten tagtäglich daran, unsere Prozesse und unseren Alltag noch nachhaltiger zu gestalten - aus Respekt vor unserer Umwelt und Natur.
 

Mit welchen Landwirten arbeitet ihr zusammen und welche Kriterien müssen diese erfüllen?

Ein umweltbewusster Umgang mit unserer Natur liegt uns sehr am Herzen, weshalb wir auf ökologische Lebensmittel und Landwirtschaft setzen. Unsere Partner-Betriebe müssen also mindestens EU-Bio-zertifiziert sein. Ansonsten gibt es keinerlei Kriterien, sodass sich unsere Partnerlandwirt*innen voll und ganz auf nachhaltigen Bio-Anbau konzentrieren können. Unsere Partnerlandwirt*innen kommen überwiegend aus Deutschland, aber auch bspw. aus Spanien, Griechenland oder Italien. Denn wir retten überall dort, wo es eben etwas zu retten gibt.

Außerdem ist uns wichtig, dass wir dauerhaft gute Beziehungen zu unseren Landwirt*innen aufrechterhalten. Da die Produkte trotz teilweise unkonventioneller Form perfekt sind, kaufen wir diese den LandwirtInnen auch zu regulären, handelsüblichen Preisen ab. Denn fairen, umweltbewussten Bio-Anbau unterstützen wir gerne.

  

Beispiel für nicht ganz perfektes Gemüse. (Bild: etepetete)

Krummes und schiefes Gemüse und Obst ist genauso gut wie „gutaussehendes“ Gemüse. Was denkst Du, wieso spielt das Aussehen für die Gemüse- und Obst-Auswahl in den Supermärkten eine so große Rolle?

Das hat verschiedene Gründe. In der EU gelten sogenannte Vermarktungsnormen für Obst und Gemüse. Diese geben vor, wie bspw. eine Orange oder eine Gurke auszusehen haben und die Supermärkte müssen sich daran halten. Außerdem ist es für den Supermarkt von Vorteil, wenn alle Produkte dieselbe Form und Größe haben. So lassen sich Lebensmittel leichter stapeln, transportieren, lagern und auch verpacken. Zu guter Letzt liegt es aber auch an der Gewohnheit und am Kaufverhalten der Konsumenten.
 

Welche Bedingungen und Vorgänge würdet ihr in der Lebensmittelindustrie gerne ändern?

Es ist nicht so sehr die Lebensmittelindustrie, die wir ändern wollen, sondern generell der Umgang mit Lebensmitteln. Wir alle haben dazu beigetragen, dass eine krumme Karotte heute scheinbar nicht mehr so viel wert ist, wie ein gerades Exemplar. Das finden wir problematisch. Denn für jedes Lebensmittel, das produziert wird, verbrauchen wir wertvolle Ressourcen dieses Planeten. Das Endergebnis dann nicht wertzuschätzen und einfach auszusortieren, nur weil es nicht ganz so perfekt ist, wie wir es gerne hätten, ist sowohl gegenüber der Umwelt respektlos als auch gegenüber den Erzeuger*innen. Wir wollen, dass da ein Umdenken stattfindet und Menschen sich wieder auf Qualität und Geschmack fokussieren, statt immer nur nach den schönsten und günstigsten Produkten Ausschau zu halten.

Was sind Eure Wünsche für die Zukunft von etepetete und welche Ziele wollt ihr erreichen?

Wir hoffen, dass wir mit unserem Konzept immer mehr Menschen davon begeistern können, mit uns etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu tun und für gute Bio-Qualität einzustehen. Unsere Box ist für dieses Ziel ein guter Einstieg, sie bringt den Menschen “Unperfektes” nahe und zeigt, was wirklich auf den Feldern wächst, bevor es aussortiert wurde. Doch auf lange Sicht wollen wir unser Konzept weiter ausbauen. Der Kampf gegen die Verschwendung von Produkten mit bester Bio-Qualität hört bei uns nicht mit dem Retten einiger krummer Karotten auf. Daher entwickeln wir täglich neue Ideen und Strategien, um noch mehr für unsere Umwelt, die Landwirt*innen und unsere Kund*innen tun zu können. Ernährung im Einklang mit der Natur, fairer Handel und das kluge Einsetzen von Technik und den Möglichkeiten unserer Zeit – das alles gehört zu den etepetete Visionen.

Aufgepasst: Bis zum 31. Juli 2021 gewährt etepetete Dir 5 € Rabatt auf Deine erste bestellte Box, mit dem Code lifeverde! Lass es dir schmecken. :) 

 

Vielen Dank für das Interview, liebe Stephanie!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an etepete stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Lies auch: Aufgepasst! Wusstest Du, dass diese Produkte tierische Stoffe beinhalten?

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