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Sanfter Tourismus - Im Interview Alexander Geißler vom Biohotel Mattlihüs

Sanfter Tourismus, was genau bedeutet das und welche Vorteile ergeben sich für den Reisenden, wenn Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt? All das erklärte uns Alexander Geißler vom Biohotel Mattlihüs in Oberjoch im schönen Allgäu.

Sanfter Tourismus, was genau bedeutet das und welche Vorteile ergeben sich für den Reisenden, wenn Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt? All das erklärte uns Alexander Geißler vom Biohotel Mattlihüs in Oberjoch im schönen Allgäu.

18.11.2016 - Bild: Mattlihüs

lifeVERDE: Wie definiert das Hotel Mattlihüs nachhaltigen beziehungsweise sanften Tourismus?

ALEXANDER GEIßLER: Das Biohotel Mattlihüs verknüpft Bioqualität sowohl im Lebensmittelbereich als auch in der Baubiologie mit der natürlichen Umgebung im Landschaftsschutzgebiet Allgäuer Hochalpen und dessen Freizeit- und Sportmöglichkeiten.
Gesunder Schlaf in einer natürlichen Umgebung ist uns ein besonderes Anliegen. Die Schlichtheit lässt die Natur wirken und hochwertige Zimmer aus natürlichen Materialien wie Lehmputz und Zirbenholz sorgen für eine besondere Urlaubsqualität. Der Kraftplatz und die besondere Lage des Mattlihüs mitten im Landschaftsschutzgebiet ist etwas Besonderes.

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Laut der Reiseanalyse 2014 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) im Auftrag des BMUB möchte über ein Drittel der deutschen Bevölkerung sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig verreisen. Wie sehen Ihre Erfahrungen aus der Praxis hierzu aus?

Der sensible Gast sucht besondere Angebote im ökologisch und sozial nachhaltigen Segment. Die Urlaubsqualität muss den Erfahrungen aus dem eigenen Lebensumfeld entsprechen oder diese besser noch übertreffen. In der Ferienhotellerie werden daher die Angebote immer sorgfältiger hinterfragt und nach diesem Anspruch bewertet.  Eine ökologische Ernährung und gesundes Wohnen werden immer mehr zur Grundvoraussetzung. Die Bewertung unseres Hauses nach dem ökologischen Fußabdruck und das sensible unternehmerische Handeln wird immer wichtiger.

Was macht sanften Tourismus einzigartig und an wen richtet sich diese Art des Tourismus?

Der Massentourismus tritt in den Hintergrund und ökologische Modelle werden nachgefragt. Der bewusste Gast, der sich ökologisch als auch spirituell mündig weiterentwickelt unterscheidet bewusst Mogelpackung und ernst gemeinte Unternehmenskonzepte. Das Ökomodell Bad Hindelang ist ein Beispiel dafür, als dies jahrelang Vorreiter in der Region war und erst jetzt umso aktueller wird, da es seiner Zeit um Jahre vorausgeeilt ist. Der Rückzug in Häuser, die Ruhe und Ausgeglichenheit in harmoischer Raumenergie anbieten können ist gefragter denn je.

Welche Angebote im Segement „sanfter Tourismus“ gibt es in der Regel? Unterscheidet sich sanfter Tourismus prinzipiell von konventionellem Reisen?

Bei uns wird das Schneeschuhwandern in die Stille des Winterwaldes Ergänzungsprodukt zum alpinen Skilauf. Winterwandern und Skilanglauf erhalten mehr Zulauf, die Skipisten werden zunehmend durch moderne Bergbahnen mit der Kapazität überfüllt, künstlich beschneit und dadurch gefährlicher und turbulenter. Unser Haus ist diesem Spagat während der Wintersaison ausgesetzt, da mitten in der alpinen Skipiste positioniert. Hier merken wir die Entwicklung hin zum sanften Tourismus umso deutlicher.

Wie schätzen Sie die Entwicklung in diesem Bereich ein. Wird es zukünfitg mehr Menschen geben, die auf Nachhaltigkeit bei ihrer Reise Wert legen und was sind hierbei die Kriterien?

Menschen, die bereit sind höhere Preise für nachhaltige Konzepte zu geben, erwarten durchgängige und ehrliche Konzepte ohne Kompromisse. Die Entwicklung wird sich parallel mit wachsendem Wohlstand beschleunigen. Spezialisierung bedeutet nicht mehr nur sich auf Kundengruppen zu beschränken, sondern Philosophien darzulegen und Geschichten zu erzählen. Die kontrollierte Zertifizierung und Authentizität tragen zur Glaubwürdigkeit der Angebote bei.

Damit nachhaltiger Tourismus möglich ist, müssen Rahmenbedingungen geschaffen sein. Welche sind das und wo besteht noch Nachholbedarf, vielleicht auch seitens der Politik?

Die Förderung der Gemeinwohlökonomie anstatt der Massenproduktion wäre wünschenswert. Das Festhalten an den Alpenkonvention ist dabei in unserer Region ein wichtiger Punkt. Die Entwicklung alternativer Winterkonzepte wird immer wichtiger.

Warum ist Ihre Region besonders geeignet um sanften Tourismus zu erleben?

Die Region Oberallgäu mit Bad Hindelang bietet mit einer hervorragenden Infrastruktur sowohl Bergbahnen und andere Einrichtungen, als auch einsame Bergtäler. Somit ist das Spannungsfeld zwischen alpinem Massentourismus und sanftem Tourismus allgegenwärtig. Dennoch kann der Gast individuell auswählen für welche Seite er sich entscheidet oder kann dies auch auf seiner Wandertour individuell planen bzw. kombinieren. Gerade in der Kombination beider Möglichkeiten und der individuellen Entscheidung wird der Wert der Erholung von sanftem Tourismus erkennbar, indem man abseits der Piste und der Wanderrouten den Weg in die Natur findet.

Wie sieht Ihr Vorschlag für einen erholsamen Winterurlaub aus?

Urlaub mitten auf der Skipiste mit der Möglichkeit zum Winterwandern und zur Schneeschuhtour. Am Morgen noch das Yoga im Panoramaruheraum und gemütliche Abende am Kamin, wenn sich die Pisten geleert haben. Die Möglichkeit zum Rückzug sowohl in der Natur als auch im Biohotel ist ein entscheidender Faktor.

 

Zur Website des Biohotel Mattlihüs




Kommentare
Soulcover
23.12.2020
Hallo, ein wunderbares Interview! Es ist schön zu sehen, dass das Mattlihüs mit seinem Konzept ein so klares Ziel vor Augen hat. Mitten im Skigebiet! Der Skitourismus ist ja schon sei Längerem dafür bekannt, nicht besonders umweltfreundlich zu sein... Ruhe scheint immer ein wichtiger Faktor beim sanften Tourismus zu sein. Kann sich Herr Geißler auch Feiern und Ausgelassenheit in Verbindung mit Ökotourismus vorstellen?
Viele Grüße

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