Grüne Wirtschaft

Regenwald schützen plus grüne Rendite – The Generation Forest im Interview

INTERVIEW | Aufforstungsprojekte für die Regenwälder sind häufig spendenfinanziert. Mittlerweile gibt es hier ertragreiche Konzepte des Impact Investments. Gutes für Mensch & Umwelt samt grüner Rendite.

 

INTERVIEW | Aufforstungsprojekte für die Regenwälder sind häufig spendenfinanziert. Mittlerweile gibt es hier ertragreiche Konzepte des Impact Investments. Gutes für Mensch & Umwelt samt grüner Rendite.

 

Datum: 22.03.2022 | Ein Interview geführt von Dorothea Meyer und Luis Niehoff | Bilder: The Generation Forest

„Lunge der Erde“ werden sie auch genannt. Unsere Regenwälder sind essentieller Bestandteil im Kampf gegen den Klimawandel. Als Gegenspieler zum CO2 Ausstoß entziehen sie unserer Atmosphäre CO2 und speichern es in ihrem Holz. Spendenfinanzierte Aufforstungsprojekte versuchen der massiven Abholzung der Wälder entgegenzuwirken, doch es müssen neue, langfristigere Lösungen her.

Die Genossenschaft „The Generation Forest“ gibt Geldgebern solcher Projekte die Möglichkeit zusätzlich zum sozialen, ökologischen Impact eine Rendite zu erhalten. Über die Neupflanzung von sogenannten Generationenwälder in Abholzungsgebieten werden Aufforstung und Investitionserträge kombiniert. Aber woher kommt die grüne Rendite, wie kann man investieren und wo passiert das Ganze überhaupt? Alle Antworten, jetzt im Gespräch mit Oliver Jacobs von The Generation Forest.

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LifeVERDE: Oliver, The Generation Forest steht für den Kampf gegen den Klimawandel durch die Pflanzung von „Generationenwäldern“. Wie müssen wir uns diese grüne Mission vorstellen und was ist überhaupt ein Generationenwald?

Oliver: Eine der Hauptursachen des Klimawandels ist die Abholzung der globalen Wälder – besonders die Regenwälder stehen dabei massiv unter Druck. In Rekordgeschwindigkeit verlieren wir diese wundervollen und vielfältigen Ökosysteme, die der Atmosphäre normalerweise große Mengen an CO2 entziehen und die enormen Kohlenstoffemissionen zumindest ein Stück weit kompensieren. Unser Ziel ist es, die tropischen Wälder wieder aufzubauen.

Um diese jedoch dauerhaft zu schützen, verbinden wir Klimaschutz und Wirtschaft miteinander, indem wir einzelne Bäume entnehmen und deren Edelholz verkaufen. Die entstandenen Lücken werden sofort mit jungen Setzlingen geschlossen. So entsteht ein Mischwald aus vielen Generationen von Bäumen. Durch den Ertrag eröffnen wir den Menschen vor Ort eine echte Alternative zu ökologisch bedenklichen Landnutzungsformen wie Viehwirtschaft oder Reisanbau: Der Generationenwald ist also wirtschaftlich attraktiv und dennoch nachhaltig.

Ein Mann guckt in die Kamera vor einer Mauer

Oliver Jacobs (Managing Director bei The Generation Forest) gibt Einblicke in die grüne Mission und Vorteile des Impact Investings.

Regenwälder finden sich im Bereich der Tropen auf der ganzen Welt. In welcher Region seid ihr aktiv und warum?

Momentan sind alle unsere Projekte in Panama angesiedelt. Das hängt damit zusammen, dass unser Forstpartner – der mittlerweile auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in nachhaltiger Forstwirtschaft zurückblicken kann – hier seinen Sitz hat. Zudem sind in Panama viele Wälder der Abholzung zum Opfer gefallen. Wir forsten also genau dort auf, wo der Bedarf aufgrund der enormen Zerstörung besonders hoch ist. Zudem speichert keine andere Waldart so erfolgreich CO2 und ist so wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt, wie der tropische Wald. Demnach ist eine Aufforstung in dieser Region sehr effizient in ihrer Wirkung für eine gesunde Umwelt.

Das gesamte Projekt beruht zentral auf dem Prinzip der „nachhaltigen Forstwirtschaft“. Was versteht man darunter und wie wird es bei euch umgesetzt?

Unser wichtigster Grundsatz ist: Mit dem Wald auf Augenhöhe arbeiten. Wir nutzen ihn zwar einerseits als Lieferant edler Hölzer, andererseits entnehmen wir ihm aber nur so viele Bäume, wie das Ökosystem verkraften kann. Unser Ziel ist es, den Wald wiederherzustellen und ihn dahingehend zu unterstützen, dass er seine ökologischen Aufgaben wahrnehmen kann. Einen Kahlschlag wird es bei uns also niemals geben. Da wir nur vereinzelt Bäume entnehmen, gefährden wir weder den Wald noch die in ihm vorkommende biologische Vielfalt.

Im Gegensatz zu vielen Plantagen arbeiten wir ausschließlich mit in Zentralamerika heimischen Baumarten. Auf diese Weise kann sich der natürliche Reichtum dieses fantastischen Biotops vollends entfalten.

Für einige ist das Thema der "nachhaltigen Geldanlage mit grüner Rendite” nicht direkt greifbar und verständlich. Worin liegen die Unterschiede zwischen eurem Projekt und einem spendenfinanzierten? 

Wir verleihen dem Klimaschutz eine wirtschaftliche Attraktivität und nutzen Impact Investing als Hebel zur Lösung unserer dringendsten ökologischen Herausforderungen. Der große Unterschied zu einem spendenfinanzierten Engagement besteht zunächst einmal in der grünen Rendite: Sowie der Wald ausreichend gewachsen ist und wir die ersten Edelhölzer verkaufen, generieren wir einen Ertrag, welchen wir an die Mitglieder ausschütten.

Neben diesem gibt es aber noch einen weiteren überzeugenden Aspekt: Im Gegensatz zu einer Spende bleibt man den Projekten langfristig verbunden und begleitet deren Entwicklung. Man kann gemeinsam mit den anderen Genossenschaftsmitgliedern eine grüne Zukunft gestalten und ist damit Teil der so wichtigen Lösung. Mit einem Anteil in Höhe von 1.431 Euro erschaffen wir derzeit 500 m2 neue Generationenwälder. Da wir das Land, auf welchem wir aufforsten, auch kaufen, wird es für immer geschützt.

Bäume und Sträucher des Regenwalds

Es gilt sie zu schützen. Die Flora und Fauna unserer Regenwälder ist stark bedroht und findet durch die Generationenwälder zu neuer Stärke. 

Euer wirtschaftliches Ziel ist es, Edelhölzer fair zu produzieren und rentabel zu verkaufen. Wie lange dauert es, bis das Edelholz eine Rendite für die Investor*innen abwirft?

Das kommt ganz auf den Zeitpunkt an, zu dem man in die Genossenschaft eintritt. Nach ca. 20 Jahren entnehmen wir die ersten Bäume für den Verkauf der Hölzer. Ab dann werden Erträge erzielt und eine Rendite gezahlt. Da wir den Wald gemeinschaftlich besitzen, wird der Ertrag unter allen Mitgliedern ausgeschüttet – unabhängig von deren Eintrittstermin. Allerdings steigt der Anteilspreis über das Eintrittsgeld einmal jährlich, um die Wertentwicklung für alle fair abzubilden. Denn: Mit jedem Tag, an dem unsere Wälder gedeihen, leisten sie einen effektiven Beitrag für das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten, während der ökonomische Wert eines Genossenschaftsanteils kontinuierlich wächst. Ein frühzeitiger Beitritt lohnt sich finanziell also immer.

Die ökologischen und ökonomischen Vorteile der Investition liegen auf der Hand. Aber welche sozialen Faktoren sprechen für die Geldanlage bei The Generation Forest?

Viele Klimaschutzprojekte, wenn auch gut gemeint, laufen an den realen Bedürfnissen der lokalen Gemeinden vorbei. Wir sind davon überzeugt, dass wir nur dann erfolgreich sein können, wenn wir mit den Menschen vor Ort zusammenarbeiten. Tatsächlich gibt es viele soziale Aspekte in unserer Arbeit: Wir schaffen Arbeitsplätze zu fairen Bedingungen, zahlen ein Gehalt weit über den Mindestlohn hinaus und helfen den Mitarbeitenden und deren Familien bei Aus- und Weiterbildungen. Damit leisten wir einen Beitrag gegen ländliche Armut und Landflucht.

Darüber hinaus unterstützen wir die Gleichberechtigung der Frauen vor Ort, indem wir ihnen dieselben Möglichkeiten eröffnen wie ihren männlichen Kollegen.

Menschen zeigen Daumen hoch und Winken mit Bauhelmen auf dem Kopf

Die Projekte funktionieren nur in enger Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort für den großen sozialen und ökologischen Impact.

Als Anbieter von Anlagen gilt es, eine höchstmögliche Transparenz für die Geldgeber*innen zu gewährleisten. Wie setzt The Generation Forest das um und wie wichtig ist eine transparente Berichterstattung für eure Mission?

Transparenz ist unser zentrales Versprechen. Ohne einen transparenten Umgang mit unserer Arbeit und der Mittelverwendung können wir kein Vertrauen erwarten. Dabei ist Vertrauen die wichtigste Grundlage der über 5.000 Menschen, die uns ihr Geld bereits überantworten. Auf Nachfrage kann man Einblick in alle Berichte erhalten, die uns vorliegen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, alle Informationen auch über unsere Website anzubieten. Das ist zum großen Teil möglich, aber wir wollen uns weiter verbessern.

Wiederaufforstung der Regenwälder als Mittel gegen den Klimawandel – Was muss eurer Meinung nach jetzt und zukünftig geschehen, damit diese Lebensräume als “Lunge der Erde” erhalten bleiben?

Regenwälder sind eine natürliche Klimalösung und eines der effektivsten Mittel zur Speicherung von CO2 – einem der Hauptauslöser der globalen Erderwärmung. Deshalb muss es uns gelingen, den massiv fortschreitenden Verlust an Regenwäldern aufzuhalten. Nur so können wir den Klimawandel stoppen. Und wir gehen noch einen Schritt weiter, denn Regenwälder unter Schutz zu stellen, wird als alleinige Maßnahme nicht mehr ausreichen: Wir müssen die verlorengegangenen Ökosysteme wieder aufbauen um CO2-Senken, aber auch, um die für die Erde so wichtige Biodiversität zu erhalten.

Manchmal steht der Schutz der Regenwälder den Interessen der Menschen gegenüber, die mit ihren Flächen einen Ertrag erwirtschaften müssen. Diesen Menschen wollen wir eine wirtschaftliche Alternative zu Viehwirtschaft, Reis- und Sojaanbau aufzeigen. Das tun wir mit dem Konzept unserer Generationenwälder. Einerseits wollen wir so viel tropische Wälder wie möglich pflanzen, andererseits wollen wir auf der ganzen Welt Menschen finden, die es uns gleichtun. Nur so können wir einen echten Wandel erzeugen!  

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Oliver!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an The Generation Forest stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

 

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