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PHYNE: Die nachhaltige Streetwear-Variante

Interview | PHYNE steht für slow-fashion und Nachhaltigkeit in Sachen Streetwear und stellt nun auch Stoffmasken her. Gründer Andri gibt einen Einblick in die Modewelt von Phyne.

Interview | PHYNE steht für slow-fashion und Nachhaltigkeit in Sachen Streetwear und stellt nun auch Stoffmasken her. Gründer Andri gibt einen Einblick in die Modewelt von Phyne.

04.05.2020 - Ein Interview geführt von Deborah Iber

Die Mode von PHYNE überzeugt nicht nur durch Nachhaltigkeit und Qualität, sondern auch durch den lässigen Style. Aktuell findest du bei der Streetwear-Marke auch nachhaltige Gesichtsmasken aus Stoff. Der Gründer Andri verrät uns im Interview mehr über die Besonderheiten von PHYNE.


LIFEVERDE: Andri, bitte stelle uns PHYNE einmal kurz vor. 

ANDRI STOCKER: Wir haben PHYNE 2017 gegründet mit der Vision, Streetwear nachhaltig zu revolutionieren. Mit unserer Mode möchten wir nicht nur diejenigen, die sich bereits für slow-fashion und Nachhaltigkeit interessieren, sondern auch die breite Masse ansprechen. Und genau dort differenzieren wir uns von vielen anderen nachhaltigen Modemarken. Anstatt Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen, überzeugen wir mit unseren Styles und der hohen Qualität unserer Produkte. Für uns ist Nachhaltigkeit selbstverständlich und unseren Kunden zeigen wir natürlich auch ganz transparent was nachhaltig bei uns bedeutet.

Was ist das Besondere an der PHYNE Streetwear und was macht sie besser gegenüber konventioneller Mode?

Wir wollen uns nicht als “besser" gegenüber konventioneller Mode positionieren. Uns geht es nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu erheben und andere als schlecht oder unmoralisch darzustellen. Was uns als Marke auszeichnet, ist zum einen natürlich die Nachhaltigkeit. Wir produzieren ausschließlich mit nachhaltigen Materialien wie Bio-Baumwolle und TENCEL™. Vor Kurzem wurden wir auch von der EU für unser innovatives Material "merzerisierte Bio-Baumwolle" ausgezeichnet. Die Merzerisierung verleiht der Baumwolle den typisch glänzenden Look wie man ihn von Bomberjacken kennt. Weltweit sind wir die einzige Marke mit solchen Produkten. Uns ist es aber auch genauso wichtig, dass unsere Produkte eine herausragende Qualität haben. Wenn unsere Kunden ihre Produkte doppelt so lange tragen können, entsteht auch nur die Hälfte der Emissionen.
 

Dank Corona kann man Gesichtsmasken aus Stoff nun auch bei Euch finden. Was zeichnet diese als nachhaltige Alternative aus?

In der Corona Krise wurde unseren Produzenten aus Portugal ein Großteil der Aufträge storniert. Gemeinsam haben wir uns dann überlegt, wie wir sie unterstützen können, und sind auf die Idee mit den Gesichtsmasken gekommen. Wir haben uns direkt in Verbindung mit Portugal gesetzt und den Plan in Realität umgesetzt. Seither produzieren wir die nachhaltige Gesichtsmasken-Alternative. Unsere Masken sind wie gewohnt aus 100% Bio-Baumwolle, mit einem wasserbasierten Druck, welcher ebenfalls biozertifiziert ist. 

Dieses Jahr haben wir die beiden Kampagnen "FEARLESS FUTURE" und "PROTECT WHAT YOU LOVE" gestartet, die nun aktuell natürlich nicht nur zu einem nachhaltigeren Lebensstil aufrufen. Wir wollen unsere Kunden motivieren, damit wir gemeinsam diese Krise durchstehen. Die Masken gibt es mittlerweile in den verschiedensten Styles und mit den unterschiedlichsten Sprüchen. Mein persönlicher Favorit ist die orangene "Don't forget to smile" Maske.

Nachhaltigkeit zieht sich durch Euer Unternehmen. Welche Aspekte setzt Ihr wie bei PHYNE um?

Wir beschreiben uns als "transparent nachhaltig, hochwertig und einzigartig innovativ". Das sind unsere drei Main Values auf denen wir unsere ganzen Prozesse aufbauen.

Wie eben schon erwähnt, produzieren wir ausschließlich mit nachhaltigen Materialien. Diese bieten viele Vorteile gegenüber konventionellen Stoffen. So wird bei Bio-Baumwolle deutlich weniger Wasser verwendet, weniger CO2 ausgestoßen und auch keine toxischen Chemikalien eingesetzt. Somit wird auch die Gesundheit der Arbeiter geschützt.

Qualität ist bei uns das A und O. Für jedes Produkt durchlaufen wir einen aufwendigen Prozess, mit dem wir unserem Qualitätsversprechen treu bleiben können. Wir erhalten häufig positives Feedback von Kunden, die sich darüber freuen wie gut die Produkte auch noch nach mehrmaligem Waschen aussehen. Das motiviert uns natürlich extrem.

Durch Innovationen können wir die beiden genannten Punkte auch in Zukunft sicherstellen und sogar noch weiter ausbauen. Wir sind stetig auf der Suche nach neuen Produktionsprozessen und innovativen Materialien. Zurzeit beschäftigen wir uns z.B. viel mit dem Recyclingprozess von Baumwolle. Gemeinsam mit unseren Produzenten aus Portugal arbeiten wir an Möglichkeiten, die Qualität von recycelten Produkten genauso hoch wie die der restlichen Produkte zu halten.
 

Die Herstellung eines konventionellen T-Shirts ist mit einigen negativen Stationen verbunden – wie läuft die Reise eines Phyne-Shirts ab?

Unsere Bio-Baumwolle stammt aus Ländern wie Tansania, Indien und Ägypten. Dort können wir kleine Farmer mit einem fairen Lohn und guten Arbeitsbedingungen unterstützen. Von dort wandert die Baumwolle weiter nach Portugal, wo auch unsere Produzenten arbeiten. Wir stehen im stetigen Austausch mit ihnen und sind regelmäßig vor Ort. Sobald die Produkte fertig sind, werden sie dann nach Deutschland in unser Lager geliefert und von dort aus an die Kunden verschickt. Bei unserer Verpackung achten wir auch auf Nachhaltigkeit, der Karton besteht aus Recycling Material und unsere Verpackung ist ebenfalls abbaubar.
 

Phyne-Mode besteht unter anderem aus Bio-Baumwolle und TENCEL™. Was sind die Besonderheiten dieser Materialien?

Über Bio-Baumwolle habe ich bereits ein bisschen erzählt. Hier überzeugen natürlich die ökologischen Aspekte. Zusätzlich könnte man den Tragekomfort hervorheben, denn Bio-Baumwolle soll etwas weicher sein als konventionelle Baumwolle. Hier gilt: einfach mal probieren.

TENCEL™ ist eine aus Cellulose bestehender Regeneratfaser. Damit kann jetzt keiner auf Anhieb etwas anfangen. Vereinfacht gesagt ist es eine Kunstfaser. Das hört sich erstmal nicht nachhaltig an. Allerdings ist der einzige künstliche Prozess die Umwandlung von Holzfasern zu Garn. Aber keine Sorge, bei dem Arbeitsschritt werden lediglich organische Substanzen verwendet. Die Kleidung ist somit auch biologisch abbaubar. Lenzing, die Firma hinter TENCEL™, nutzt weitestgehend Holz aus Wäldern welche FSC oder PEFC zertifiziert sind. TENCEL™ bietet auch nochmal ein ganz besonderes Tragegefühl, viele Kunden vergleichen es sogar mit Seide. 

Der Preis nachhaltiger Mode ist oft ziemlich hoch. In welchem Preissegment sind Eure Produkte angesiedelt und welche Rolle nimmt das Thema Preis bei Euch ein?

Unsere Produkte liegen im mittleren Preissegment. Uns ist es wichtig, dass die Produkte bezahlbar bleiben. Gleichzeitig sind unsere Kosten aber deutlich höher als die konventioneller Produzenten. Der Preis für zertifizierte Bio-Baumwolle liegt beispielsweise bei 11,00 € pro kg während konventioneller Stoff lediglich 8,60€ kostet. Beim Lohn wird es nochmal deutlich sichtbarer, der monatliche Lohn in Portugal ist mehr als 6-mal so hoch wie der in Bangladesch. Jedoch können wir durch unsere Qualität eine deutlich längere Lebenszeit bei den Produkten bieten. Somit spart man wieder, weil man sich nicht nach einem Monat wieder ein neues T-Shirt kaufen muss. 
 

Welche aktuellen Trends und Entwicklungen findest Du im Bereich faire und nachhaltige Mode besonders spannend?

Der Wandel in der Branche ist faszinierend und frustrierend zugleich. Für uns aber vor allem eine große Motivation, smarter zu agieren.

Dass die Modebranche eine der schmutzigsten Industrien weltweit ist, ist vielen bereits klar.  Doch was ändert sich wirklich? Viele Konsumenten achten mehr auf Nachhaltigkeit und auf Transparenz. Der Anteil von nachhaltiger Mode bei den Einkäufen ist aber immer noch verschwindend gering. Wie kann das sein?

Ein Grund ist, dass das Thema Nachhaltigkeit auch bei großen Konzernen angekommen ist, welche sich allmählich dem Thema annehmen. Immer häufiger sieht man in Schaufenstern Kollektionen aus Bio-Baumwolle oder recycelten Materialien. Oft sind das aber nur Marketing Aktivitäten und keine ernsthaften Umstellungen des Geschäftsmodells. Diese Modelle sind rein auf Wachstum ausgelegt, also darauf, möglichst viel zu verkaufen. Und fast-fashion ist einfach nicht nachhaltig, auch wenn die Materialien umweltfreundlicher sind, bringt es nichts, wenn die Anzahl der verkauften Produkte stetig steigt. Ich denke, dass dort ein Umdenken im Markt gefragt ist. Man könnte z.B. das Service Angebot erweitern, indem man eine Station für Recycling anbietet oder Produkte wieder repariert.

 




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