Grüne Wirtschaft

Palmenteller statt Palmenwedel – nachhaltiges Einweggeschirr

INTERVIEW I Einwegteller & Co. aus Plastik sind gesundheitsschädlich und eine absolute Müllbombe. Leef bietet nachhaltiges Einweggeschirr aus Palmblättern als emissionsarme Take Away-Lösung.

INTERVIEW I Einwegteller & Co. aus Plastik sind gesundheitsschädlich und eine absolute Müllbombe. Leef bietet nachhaltiges Einweggeschirr aus Palmblättern als emissionsarme Take Away-Lösung.

06.09.2021 I Ein Interview geführt von Dorothea Meyer I Bilder: Leef

Egal ob Catering, Grillparty oder Lieferservice – das Verwenden von Einweggeschirr ist hier Gang und Gäbe. Leider sind Teller, Besteck & Co. dabei meist jedoch aus Plastik und damit weder gut für die Gesundheit als auch für unsere Umwelt. Eine emissions- und schadstoffärmere Variante bietet Leef. Das Unternehmen hat sich auf Einwegprodukte aus Palmblättern spezialisiert und leistet so einen Impact zur Reduktion von Plastikmüll.

Wieso verwendet Leef Palmblätter zur Herstellung von nachhaltigem Einweggeschirr? Was macht das Palmblatt besonders nachhaltig und für welche Events eignen sich die kompostierbaren Palmblattteller & Co.? Das und mehr erfährst du von Geschäftsführer Claudio Fritz-Vietta.

LifeVERDE:  Claudio, mit Leef bietet ihr plastikfreies Einweggeschirr aus Palmblättern. Wieso habt ihr euch für dieses Produkt entschieden?

Claudio: Wir sind ja mit dem Ziel gestartet Müll und Umweltbelastungen zu vermeiden. Und Einweggeschirr ist ein sehr schnell drehendes Volumenprodukt, das viel Müll und Schadstoffe produziert. Und das übrigens auch schon in der Produktion. Wir essen ja alle dreimal am Tag und das vermehrt unterwegs oder geliefert. Als ich noch in Hong Kong lebte, fielen mir diese Müllberge besonders auf. Es ist also ein gutes Produkt, um mit unserer nachhaltigen Alternative einen wirklichen „impact“ zu generieren.

Außerdem isst das Auge ja bekanntlich mit. Hier kann das Material Palmblatt auch mit seiner besonderen Schönheit punkten. Vom Fehlen des üblichen Chemiecocktails, der natürlich sonst in das Essen wandert, mal ganz abgesehen.

Und wieso fiel die Wahl auf Palmblatt als Material – was zeichnet es in Sachen Nachhaltigkeit aus?

Auf den Punkt gebracht: Weil es schön, einfach, funktional und natürlich nachhaltig ist wie sonst Nichts anderes. Diese Eigenschaften hat kein anderes Material in dieser Anwendung.

Besonders ist aber der Grad an Nachhaltigkeit. Wir haben ein existenzbedrohendes Klimaproblem durch überhöhte CO2 Emissionen. Ein Massenprodukt wie Essensverpackungen muss also langfristig Klimaneutral hergestellt werden, wenn wir unsere Zivilisation retten wollen. Das kann aber kein einziges anderes Produkt, weil immer viel CO2 freigesetzt wird, um überhaupt erst das Grundmaterial zu erzeugen. Egal ob Bagasse, Papier, PLA, Plastik usw.

Geschäftsführer Claudio am Herkunftsort der Palmenblätter. Bild: Leef

Palmblatt ist anders. Wir leihen uns nur ein Blatt von der Natur, formen es um (emissionsfrei) und geben es nach der Nutzung zurück. Das ist echte Nachhaltigkeit im Einklang mit der Natur und somit auch Zukunftsfähig. „wishcycling“ und greenwashing wird uns nämlich nicht retten.

Welche Geschirrarten umfasst euer Palmblatt-Sortiment und können sie auch häufiger genutzt werden?

Wir haben ein sehr breites Portfolio von über 100 Modellen. Da sind alle Arten von Tellern für Catering, Street Food wie auch private Grillpartys dabei. Kürzlich sind auch Take-Away Lösungen und Besteck dazu gekommen.

Ihr habt auch eine Take Away Kollektion. Ist diese bereits bei vielen Essensanbieter*innen vertreten?

Das stimmt, allerdings haben wir gerade erst mit dem Verkauf begonnen. Wir spüren aber großes Interesse im Markt. Hier hatten wir übrigens eine große Gewissensentscheidung zu treffen. Der Markt verlangt transparente Deckel für das eigentlich nur PLA (Bioplastik) und traditionelles Plastik als Material in Frage kommen. Wir haben uns gegen PLA entschieden, weil es leider einen katastrophalen Fußabdruck hat. Stattdessen sammeln wir nun Plastikmüll aus dem Meer, sortieren es und schmelzen es wieder ein. Überhaupt Plastik zu verwenden ist zwar nicht so ideal für unser Image, aber dafür besser für den Planeten. Und darum geht es ja letztendlich.

Das Leef-Geschirr im Einsatz.Bild: Leef

Das Palmblattgeschirr ist biologisch abbaubar. Wie wird es hergestellt und ohne weitere Zusätze stabil gemacht?

Der Prozess könnte einfacher nicht sein: Ein Blatt fällt, wird aufgesammelt, in der Sonne getrocknet, mit klarem Wasser gewaschen und dann in eine neue Form gepresst. Dann kommt lediglich noch eine kontaktlose Desinfektion durch UV Licht, das wie alles Andere mit Strom aus Wasserkraft betrieben wird.

Die Blätter haben von Natur aus so fantastische Eigenschaften wie es Chemie belastete Alternativen nicht haben.Wir machen hier gar nichts. Keine Chemie, keine Beschichtung, Kleber oder sonst etwas.Schlecht gepresste Teller werden sogar oft an Kühe verfüttert.

Für Interessierte gibt es hier ein ungeschnittenes Video des ganzen Prozesses.

 

Euer Ziel ist es unter anderem, „die Müllberge dieser Welt kleiner werden zu lassen“ – was konntet ihr bisher dahingehend erreichen

Wir haben in der Vergangenheit etwa 120 40ft Container produziert und verkauft. 

Das entspricht grob 8000 Kubikmeter Plastikmüll den wir mit nachhaltigem und klimaneutralem Kompost ersetzt haben. Das ist immerhin schon mal ein Anfang, aber wir haben auch noch viel vor.

Für den Regenwaldschutz setzt ihr euch ebenfalls ein: Ein gekaufter Teller schützt einen Quadratmeter Regenwald. Wie genau funktioniert dieses Prinzip in der Realität?

Das ist richtig. Hier leisten wir einen freiwilligen Beitrag, der eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wer Rohstoffe verwertet, wie Blätter in unserem Fall, sollte der Natur etwas dafür geben. In der Realität funktioniert es folgenden Maßen: Immer, wenn wir ganze Großveranstaltungen geschlossen beliefern wie z.B. der Berliner Karneval der Kulturen, kaufen wir von unserem Gewinn einen Quadratmeter Regenwald pro benutztem Teller. Im Jahr 2020 haben wir das auf unser Privatkundengeschäft ausgeweitet.  Wir wickeln das über den WLT (World Land Trust) ab, der hier sehr effizient und verlässlich arbeitet. Wenn eine neue Parzelle vollständig gekauft wird, wird sie üblicherweise der jeweils betroffenen Regierung übergeben, die im Gegenzug einen Nationalpark daraus macht und diesen für mindestens 10 Jahre vor Holzeinschlag schützt.

Leef Geschirr eignet sich für jeden festlichen Anlass. Bild: Leef

Die Parzellen werden nach einem gewissen Mehrwert durch ihre Lage als Schutzgürtel oder besondere Artenvielfalt ausgewählt.

Die Palmblätter bezieht ihr aus Indien. Wie ist das aus Umweltsicht und gibt es vielleicht auch europäische Alternativen?

Ja, auch das stimmt. Die Emissionen für den Transport gleichen wir natürlich aus.Leider gibt es hier in Deutschland keine regionalen Blätter die sich ebenso einfach, ganz ohne Klebstoff oder Beschichtung verarbeiten lassen.Wir beschäftigen uns jedoch damit und hoffen irgendwann auch aus regionalen Blättern zu fertigen.

Da Plastikmüll jedoch ein globales Problem ist, gehen wir bald auch den Weg in Schwellenländern um dort lokale Fertigungen für lokalen Verbrauch zu schaffen. Es ist schwer verständlich, dass beispielsweise ganz Zentralafrika aus chinesischen Plastiktellern isst.

Von Blättern zu essen kreiert lokale Stoff- und Geldkreisläufe, schafft lokale Arbeitsplätze und produziert natürlich nützlichen Kompost anstatt giftigen Plastikmülls.  

Danke für das Interview.

 

Wir danken Dir für das Interview, Claudio!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Leef stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Hier erfährst du, wie du im Alltag noch mehr Plastik sparen kannst: Klimapositive to go Produkte für deinen Zero Waste Alltag

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