Grüne Wirtschaft

Ökologische Mode

Der Geschäftsführer des bremer Modegeschäfts FAIRTRAGEN zieht eine positive Bilanz für die Öko-Modebranche.

Der Geschäftsführer des bremer Modegeschäfts FAIRTRAGEN zieht eine positive Bilanz für die Öko-Modebranche.

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Fellows, Sie betreiben die Seite FAIRTRAGEN, eine Website für ökologische Mode. Sie sind allerdings nicht nur online präsent, sondern auch stationär in Bremen mit einem Ladengeschäft. Wie würden Sie Ihre Kunden beschreiben?

LEON FELLOWS: Wir haben viele unterschiedliche Kunden im Alter von 20 bis 50 Jahren. Es gibt einen kleineren Teil von sehr überzeugten + konsequenten Kunden, denen das Aussehen der Kleidungsstücke relativ egal ist und für die eindeutig der bio-faire Aspekt im Vordergrund steht. Der größere Teil der Kunden ist jedoch sehr modebewusst und legt gleichermaßen oder sogar noch mehr Wert auf modische Schnitte, Farben + Muster als auf die faire Herkunft.

Leute, die sich mit dem Thema Eco-Fashion intensiver auseinandersetzen, werden schnell feststellen, dass es mittlerweile eine Vielzahl an Angeboten gibt. Was ist Ihr Erfolgsrezept, um im Markt bestehen zu können?

Wir bieten den Kunden die Möglichkeit, alles, was mit Kleidung zu tun hat, bei ein und demselben Anbieter zu kaufen. So müssen sie die benötigten Kleidungsstücke nicht in unterschiedlichen Shops zusammenzusuchen, sondern haben bei uns alles aus einer Hand. Und dann ist natürlich die sorgfältige Vorauswahl sehr wichtig: Bei uns gibt es ausschließlich modische, aber gleichzeitig noch tragbare Styles.

Geben Sie eine "Wasserstandsmeldung" ab. Wie ist es in Deutschland derzeit um das Thema ökologische Mode bestellt?

Sehr gut! Es gibt seit Jahren ein stetiges Wachstum: Die Umsätze steigen, neue Marken werden gegründet und neue Läden werden eröffnet. Außerdem sieht man das Wachstum auch in dem Einfluss, den die ökologische Mode auf konventionelle Anbieter hat: Viele kleinere Geschäfte und auch einige große Ketten nehmen bio-faire Kleidung mit in ihr Sortiment auf.

Ist es wirtschaftlich sinnvoll, dass Sie sich neben Ihrem Online-Geschäft auch noch einen stationären Handel "gönnnen", zahlt sich also der direkte Kontakt zum Kunden langfristig aus?

Ja, definitiv. Durch den Offline-Laden hat der Kunde ein größeres Vertrauen, als wenn er sich bei einer beliebigen Internetseite etwas bestellt. Im Laden haben wir unser gesamtes Sortiment, aus dem der Kunde unmittelbar auswählen und verschiedene Kleidunsgstücke anprobieren kann und zudem, bei Wunsch, ein direktes Feedback von unseren Mitarbeitern und ggf. anderen Kunden erhält. Deshalb gibt es sogar viele Kunden, die von außerhalb kommen, um in Bremen bei uns einzukaufen. Zuletzt ist es auch ein bisschen Liebhaberei: Als ich den Laden vor ca. 6 Jahren eröffnet habe, wollte ich eigentlich auf einen Onlineshop verzichten; ich konnte mir nicht vorstellen, dass Menschen im Internet Kleidung bestellen... Nach ca. einem halben Jahr, habe ich dann gemerkt, dass es grade bei bio-fairer Kleidung auch in nicht so gut versorgten Regionen eine große Nachfrage gibt. Diese decken wir mit dem Onlineshop jetzt ganz gut ab.

Jede Branche hat so ihre Wehwehchen. Was müßte Ihrer Meinung nach besser im Eco-Fashion-Bereich laufen, wie und wo könnte man neue Kunden abholen?

Wehwehchen fallen mir auf Anhieb jetzt keine ein. Eine größere Schwierigkeit neue Kunden zu gewinnen bzw. sie davon abzuhalten konventionelle Kleidung zu kaufen, sehe ich darin, dass das "Shoppen" von von vielen Menschen oftmals als Event gesehen wird. Da fahren sie am Wochenende in große Einkaufszentren um dort billige Schnäppchen zu ergattern, die sie nicht wirklich brauchen. Wir kleinen Ökohändler können gegen die Marketingmacht der großen Ketten nicht gegenanstinken, aber eigentlich wollen wir es auch nicht. Denn es gibt wichtigere und schönere Dinge im Leben, als Kleidung zu kaufen!

Ihre Produktpalette ist eher breit als nischig aufgestellt, so bieten Sie beispielsweise Damen/Herren- und Babykleidung, Accessoires und Haushaltsartikel an. Kann man sagen, dass Ihre Kunden durchweg nachhaltig leben?

Ich würde schätzen, dass ein kleinerer Teil (etwa 20%) sehr konsequent lebt und keine konventionellen Produkte mehr kauft.

In Ihrer Unternehmensphilosophie beschreiben Sie das Dilemma der Ausnutzung der Arbeiter in Zweite und Dritte Welt Ländern zum Zwecke unverhältnismäßig günstiger Kleidung. Was sagen Sie einem Menschen mit wenig Geld, wie er sich verantwortungsbewusst kleiden kann?

Als Alternative zu bio-fairer Kleidung empfehle ich Second-Hand Kleidung. Das ist sowohl günstiger, als auch ökologisch sinnvoller, da so weniger Müll anfällt und keine neuen Kleidungsstücke produziert werden müssen.

Haben Sie ein paar Tipps parat, wie man seinen Lebensstil leicht auf nachhaltigen Konsum umstellen kann?

Naja, die Leser dieses Interviews sind wahrscheinlich schon so weit, sich Gedanken zum eigenen Konsum und Handeln zu machen. Aber für den Weg dahin wäre genau dieses drüber Nachdenken mein Tipp!+

Wie geht es mit FAIRTRAGEN in den nächsten Jahren weiter, was sind Ihre Meilensteine?

Wir sind vor einigen Wochen gerade in einen deutlich größeren Laden umgezogen, das reicht für dieses Jahr erstmal an Aktivitäten! In einem der nächsten Jahre werden wir versuchen, das Fairtragen-Festival wieder zu veranstalten. Das Fairtragen-Festival ist eine Mischung aus Musik und aus Fairtrade-Essen, Trinken und Kleidung! Musikalisch gesehen ist es eine interessante Mischung aus elektronischer und Rockmusik.

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