Grüne Wirtschaft

Netcycler - Tauschen, Handeln und Verschenken im Netz

Netcycler, ein umweltfreundlicher Online-Service, der das Tauschen, Handeln und Verschenken von gebrauchten Gegenständen ermöglicht. Das Interview führten wir mit Christiane Hepp, sie ist zuständig für den deutschen Markt bei Netcycler.

Netcycler, ein umweltfreundlicher Online-Service, der das Tauschen, Handeln und Verschenken von gebrauchten Gegenständen ermöglicht. Das Interview führten wir mit Christiane Hepp, sie ist zuständig für den deutschen Markt bei Netcycler.

Ein Interview mit Christiane Hepp

Frau Hepp, Sie betreiben die Webseite „Netcycler“, einen umweltfreundlichen Online-Service, der das Tauschen, Handeln und Verschenken von gebrauchten Gegenständen ermöglicht. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Seite?

Wir alle kennen das: die Garage und der Keller sind mit Sachen überfüllt, die wir zwar nicht mehr brauchen, aber noch völlig intakt sind. Entweder verstauben sie dann oder sie landen in der Tonne. Mit unserem kostenlosen Service wollen wir der Wegwerfmentalität sozusagen ein Schnippchen schlagen und zu nachhaltigeren Konsumentscheidungen beitragen.

Netcycling soll eine praktische Alternative zum herkömmlichen Shopping für Jedermann sein: für Studenten, Familien und für Leute, die ihre Sachen tauschen oder einfach an andere weitergeben möchten.

Dadurch verlängern wir die Lebensdauer vieler Gegenstände, tragen zur Ressourcenschonung bei, sorgen für ein geringeres Müllaufkommen und das tut nicht zuletzt auch dem Geldbeutel gut.

Sie bezeichnen Tauschen als "cleveres Handeln". Inwiefern hat dieses das Potenzial, den Mainstream zu erreichen?

Ich denke, es hat großes Potential, denn in Finnland haben wir allein schon über 18.000 Nutzer, vom Student, über die junge Mutter bis hin zum Familienvater. Über dieses Phänomen wurde mittlerweile auch schon sehr positiv in mehreren Sendungen des öffentlichen Fernsehens berichtet. Die Nutzer sind Menschen wie Sie und ich, die den Service im Alltag nutzen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass Tauschen den Mainstream erreichen kann.

Das Potential liegt einerseits auch auf der Nutzerseite. Gerade wenn man sich überlegt, wie viele Sachen eigentlich in unseren Kellern lagern und manch einer Lagerräume für seine Gegenstände anmietet und trotzdem ständig neue Sachen ersteht. Das zeigt, wie wichtig ein Service wie Netcycler ist, einerseits um Sachen loszuwerden, die Platz wegnehmen und andererseits um intakte Gegenstände zu erstehen, die denselben Nutzen stiften wie neue Produkte.

Das Potential liegt einerseits auch auf der Nutzerseite. Gerade wenn man sich überlegt, wie viele Sachen eigentlich in unseren Kellern lagern und manch einer Lagerräume für seine Gegenstände anmietet und trotzdem ständig neue Sachen ersteht. Das zeigt, wie wichtig ein Service wie Netcycler ist, einerseits um Sachen loszuwerden, die Platz wegnehmen und andererseits um intakte Gegenstände zu erstehen, die denselben Nutzen stiften wie neue Produkte.

Andererseits liegt das Potential den Mainstream zu erreichen, auch an der Technologie von Netcycler: sie funktioniert und kann in den Alltag integriert werden.

Das Geheimnis ist die einzigartige Tauschringtechnologie, die bis zu fünf tauschwillige Menschen vermitteln und zusammenbringen kann, deren Angebote und Wünsche zueinander passen. Diese Optimierung ist absolut einzigartig und erhöht die Chance einen geeigneten Tauschpartner zu finden um bis zu 400 Mal im Vergleich zu einem Zweipersonentausch. Trotzdem gibt man nur eine Sache weg und erhält im Austausch seinen Wunschgegenstand. Den Rest übernimmt Netcycler - und das ist das Clevere daran. So sind erfolgreiche Handel möglich und auch der integrierte Versandservice unterstützt das.

Ist Tauschen cool oder nur was für Öko-Fundis?

Tauschen ist definitiv cool, aber auch sehr praktisch. Ich glaube, das Tolle ist zu sehen, dass die unterschiedlichsten Dinge in einen Tausch eingebunden sind. Beispielsweise hatte ich einmal einen Tausch, bei dem ich mich von einem Armband trennte und im Gegenzug eine Akupressurmatte erhielt. Bei diesem Vierpersonentausch waren dann noch Kerzen und eine Schlafmaske beteiligt. Dies zeigt, dass nicht der Wert der Gegenstände eine Rolle spielt, sondern vielmehr der Nutzen, den eine Sache stiftet. Den ganzen Tausch habe ich erst einmal über das Internet abgewickelt. Als es dann um die Übergabe meines Armbands ging, habe ich mich mit dem Tauschpartner einfach in der Stadt getroffen und meine Akupressurmatte direkt an meine Haustüre mit dem Versandservice geliefert bekommen.

Durch Freundschaftseinladungen kann man sehen welche Schätze Freunde in ihren Schränken schlummern haben. Man hat außerdem die Möglichkeit auszuwählen welche Sachen an Freunde und/oder Nutzer verschenkt und welche getauscht werden sollen.

Daneben kann man sich unterschiedliche Abzeichen verdienen, sei es als Experte ausgezeichnet zu werden oder weil man besonders viele Sachen verschenkt hat. Ich denke, das sind die Dinge die am meisten Spaß machen und wir haben schon so manchen Nutzer, den förmlich das Tauschfieber gepackt hat.

Warum sind Tausch- und Verschenkplattformen immer noch ein Nischenmarkt? Sind die Menschen nicht bereit für Werte wie Nachhaltigkeit  und lokalem Handel auf den Kauf von neuen, herkömmlichen Produkten zu verzichten?

Es gibt zwei Probleme bei den bisherigen Tauschmodellen. Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit für ein erfolgreiches Zweipersonentauschgeschäft zu gering, als dass es funktioniert. Zum anderen gibt es bei Tauschgeschäften mit virtueller Währung zwar ersteres Problem nicht, dafür aber können Menschen in den Besitz einer größeren Geldmenge dieser Währung gelangen und wissen nicht was sie damit genau anfangen sollen. Deshalb war unser Ziel einen Tauschservice zu entwickeln, bei dem diese zwei Probleme nicht existieren und damit wirklich funktioniert.

Die meisten nachhaltigen Unternehmen setzen auf Glaubwürdigkeit und Transparenz. Ich denke, dass viele Menschen noch nicht von der Möglichkeit gehört haben, fast neue, völlig intakte Sachen ohne Geld zu ertauschen oder sie gar geschenkt zu bekommen. Für viele Menschen ist es neu, dass ein Tauschservice in seiner Art kostenlos sein kann und nur Vorteile mit sich bringt.

Wenn es die Menschen gewohnt sind erst einmal auf Tauschplattformen nach Sachen zu suchen, dann werden sie die Vorteile sehen und Schritt für Schritt auf den Kauf von neuen herkömmlichen Produkten verzichten. Das zeigen unsere sogenannten ”Superswapper” in Finnland, die teilweise schon über 100 erfolgreiche Tauschgeschäfte in kürzester Zeit abgeschlossen haben.

Der Dioxin-Skandal hat den Bio-Lebensmitteln eine erhöhte Nachfrage beschert. Dennoch ist Öko immer noch nicht sexy. Viele Produkte des konventionellen Handels hingegen sind in den Augen der meisten Verbraucher sexy. Muss Öko überhaupt sexy sein und was macht die Öko-Branche eventuell noch grundlegend falsch?

Es stimmt, im Moment werden viele Produkte unter dem Begriff "sexy" vermarktet. Ich denke, auch hier wird es Veränderungen durch Verschiebungen auf dem Markt geben und die Message wird sich dementsprechend anpassen.

Beispielsweise war uns bei der Entwicklung von Netcycler wichtig, dass der Service praktisch ist und funktioniert. Anfangs haben wir Netcycler hauptsächlich Menschen vorgestellt, die sich für Nachhaltigkeitsthemen interessieren, aber natürlich funktioniert er für jeden anderen Nutzer genauso. Das heißt, auch wenn man nur Geld sparen möchte funktioniert er ebenfalls.

Öko und bio sind oft Definitionssache. Beispielsweise werden in Finnland im Winter Biotomaten bei -20 Grad im Gewächshaus, das mit Torf beheizt wird, angebaut: man bedenke hier nur einmal die CO2-Emissionen! Daran sieht man, dass die Marketingleute nur die positive Seite ihres Produkts vermarkten wollen.

Ich glaube, Bioprodukte – oder sagen wir nachhaltige Produkte – können punkten, wenn sie eindeutigen Nutzen für die Konsumenten stiften. Ich spreche davon, dass der Konsum dieser Güter mindestens genauso einfach, wenn nicht noch einfacher in den Alltag integriert werden kann. Man muss ohne geringen Aufwand diese Produkte erstehen können und sie sollten einen konkreten Vorteil während deren Gebrauch aufweisen. Beispielsweise, dass man mit der Internetplattform zeitsparend von zu Hause aus Sachen erstehen kann. Und natürlich am Ende des vermeintlichen Produktlebenszyklus man nachhaltigere Möglichkeiten hat, die Sachen weiterzuverwenden und das natürlich wieder ohne großen Aufwand.

Es reicht nicht nur, dass ”bio” oder ”nachhaltig” drauf steht; neben dem funktionellen Vorteil, sollte ein Produkt sich innovativ durch Design, Individualismus und ausgefallene Ideen absetzen, wie z.B. durch das Herstellen von neuen Produkten aus bereits Existierenden.

Im Übrigen denke ich, dass Öko das neue ”sexy” ist. In Ländern wie beispielsweise Großbritannien stehen nachhaltige Produkte hoch im Kurs; ebenso finden Dienstleistungen rund um Nachhaltigkeitsthemen großen Anklang. Auch wenn man sich die Vermarktungsaktivitäten vieler großen Konzerne anschaut, werden eindeutig grüne Aspekte und CSR Aspekte hervorgehoben. Insofern denke ich sind wir auf dem richtigen Weg.

Engagieren Sie sich neben dem Betrieb dieser Tauschplattform für den Umweltschutz?'

Ja, mit unseren Partnern Utopia und NABU arbeiten wir an verschiedenen Projekten und man darf schon gespannt sein, was wir in den nächsten Wochen bekannt geben werden.

Generell sind alle Mitarbeiter bei Netcycler umweltbewusst. Einige sind „grün angehaucht“ während andere wirkliche Aktivisten in ihrer Freizeit sind. Beispielsweise hat Juha, einer der Gründer, vor 3 Jahren beschlossen, nicht mehr in den Urlaub zu fliegen und auf Fleisch wegen der hohen CO2-Emissionen zu verzichten. Früher ist er immer mit seinem BMW zur Arbeit gefahren, seit der Gründung von Netcycler fährt er ausschließlich mit dem Fahrrad oder mit dem Bus.

Natürlich wollen wir auch unsere Software Algorithmen so optimieren, dass der tatsächliche CPU Fußabdruck des Services so klein wie möglich ist. An dieser Front arbeiten wir noch. Unser Service läuft in einer sogenannten Cloud, die mit vielen anderen Anwendungen geteilt wird; das heißt wir betreiben und kühlen nicht eigene Server.

Weiterhin sind wir bei 1010 dabei und versuchen aktiv innerhalb von Netcycler und unter den Mitarbeitern umweltfreundliche Arbeitsweisen zu implementieren, welche von unserem Umweltexperten überwacht werden.

Konkret heißt das, dass wir nicht nur grünen Strom beziehen und auf Mülltrennung achten, sondern beispielsweise nur gebrauchte IT- und Büroausstattung in Gebrauch haben. Auch vermeiden wir jegliche Art von Papierkram und versuchen grundsätzlich alles digital abzuarbeiten. Wenn wir dann doch einmal den ein oder anderen Block oder Stift benötigen, so beziehen wir das von Memo. Bei uns gibt es kein Stand-by, wir haben besondere Handtuch- und Seifenspender installiert und verwenden nur Sojamilch wenn wir Fairtrade-Kaffee trinken und vieles mehr.

Wie sieht für Sie ein erfolgreiches Umwelthauptstadtjahr aus?

Ich denke, man kann von einem Erfolg sprechen, wenn möglichst viele Unternehmen, Institutionen und vor allem aber auch Bürger an dieser Aktion teilnehmen und auf Möglichkeiten nachhaltiger Lebensweisen aufmerksam machen. Es gibt viele interessante Projekte, wo für jeden etwas dabei ist, in dem er aktiv werden und sich selbst verwirklichen kann und wenn es nur das Fahrrad und die öffentlichen Verkehrsmittel sind, anstatt das eigene Auto zu nutzen.

Wenn das Umwelthauptstadtjahr es schafft, das Bewusstsein für nachhaltige Lebensweisen zu fördern und diese von mehr Menschen in den Alltag integriert werden, dann ist ein großer Schritt getan und darauf freue ich mich schon sehr!

Internet: www.netcycler.de



Kommentar erstellen

Name *
E-Mail *
URL
Kommentar *


Grüne Unternehmen