Grüne Wirtschaft

Naturkosmetik von Martina Gebhardt seit 1986

INTERVIEW | Martina Gebhardt galt 1986, als sie ihr Unternehmen gründete, als Pionier in der Produktion von Naturkosmetik. Ihr Kosmetikunternehmen ist 2010 auch weltweit das erste gewesen, das für das gesamte Naturkosmetik-Sortiment Demter-zertifiziert wurde.

INTERVIEW | Martina Gebhardt galt 1986, als sie ihr Unternehmen gründete, als Pionier in der Produktion von Naturkosmetik. Ihr Kosmetikunternehmen ist 2010 auch weltweit das erste gewesen, das für das gesamte Naturkosmetik-Sortiment Demter-zertifiziert wurde.

24.07.2018 - Das Interview führte Gessica Mirra, Fotos: © Martina Gebhardt Naturkosmetik

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LifeVERDE: Frau Gebhardt, seit wann gibt es Martina Gebhardt Naturkosmetik und welche Firmenphilosophie verfolgen Sie?

Martina Gebhardt: Offiziell gründete ich mein Unternehmen 1986, nachdem ich mein Architekturstudium abgeschlossen hatte. Mit der Produktion von Naturkosmetik und dem Vertrieb im privaten Kreis hatte ich allerdings schon Jahre vorher begonnen.

Seitdem stelle ich 100% konsequent natürliche Kosmetik her. Aus tiefster Überzeugung verwende ich dazu nur Rohstoffe aus kontrolliert-biologischer Landwirtschaft. Vor über 20 Jahren sind wir sogar noch einen Schritt weiter gegangen und brachten unsere ersten Demeterprodukte heraus. Seit 2010 ist sogar unser gesamtes Sortiment Demeter-zertifiziert - als erstes Kosmetikunternehmen weltweit.

Unsere Naturkosmetik ist sinnlich, aber auch sinnvoll und enthält wenige – auf das individuelle Hautbedürfnis abgestimmte Inhaltsstoffe von höchster Qualität. Die Produkte sind so aufgebaut, dass sie der Haut Hilfe zur Selbsthilfe leisten, wenn diese aus der Balance geraten ist.

Dank der bewusst begrenzten Anzahl an Inhaltsstoffen, sind die Cremes und Lotions besonders rein und hautverträglich. Das ist speziell für Menschen mit sehr sensibler und zu Allergien neigender Haut wichtig. Wir bleiben unseren bewährten, auf das Notwendige reduzierten Rezepturen treu und legen Wert darauf, nicht jedem Trend hinterherzulaufen.

© Martina Gebhardt

Worin unterscheidet sich Ihre Naturkosmetik von konventioneller Kosmetik?

Verschiedene Verbände wurden in den letzten 30 Jahren gegründet, die eigene Richtlinien erarbeitet haben, um konventionelle Kosmetik von Naturkosmetik zu definieren und kontrollieren. Im Allgemeinen bezeichnet Naturkosmetik die Beschränkung auf natürliche Rohstoffe. Mineralöle/Paraffine, Parabene sowie andere chemische Konservierungs- oder Duftstoffe sind dabei tabu.

Natürlich gibt es auch innerhalb der Naturkosmetik deutliche Qualitätsunterschiede. Der Kunde sollte dazu einen Blick auf die Etiketten werfen. Sind die Rohstoffe „nur natürlich“ oder kommen sie aus kontrolliert-biologischem Anbau? Und welche Öle werden verwendet? Günstiges Sojaöl oder wertvolles Mandel- oder Olivenöl?

Qualität kann man riechen und fühlen. Echte ätherische Öle vermitteln sich durch ihr natürliches Aroma. Auf Siegel wie Demeter, Natrue, Ecocert sowie IHTN kann der Verbraucher vertrauen.

Wir befolgen bei Martina Gebhardt Naturkosmetik sehr strenge Richtlinien und verwenden ausschließlich 100% natürliche Rohstoffe. 95% der Rohstoffe kommen aus kontrolliert biologischem Anbau oder Demeter-Vertragsanbau. Durch die Produktion nach biologisch-dynamischen Gesichtspunkten und die entsprechende Kombination der Rohstoffe, können wir ohne Konservierungsmittel eine Haltbarkeit der Fertigprodukte von mindestens eineinhalb Jahren garantieren. Die Grundlage unserer Cremes und Balsame stellt Bienenwachs und Wollwachs dar, die mit hochwertigen pflanzlichen Ölen, Kräuterextrakten und ätherischen Ölen kombiniert werden.

Auf dekorative Kosmetik verzichten wir ganz bewusst, da wir synthetische Inhaltsstoffe und auch den natürlichen Farbstoff Carmin, für den Cochenille-Schildläuse pulverisiert werden, ablehnen. Häufig wird dieser Farbstoff jedoch von Naturkosmetikfirmen verarbeitet, was unserem ethischen Ansatz von reiner Naturkosmetik allerdings widerspricht.

Bei uns werden keine Rohstoffe verwendet, für die Tiere gequält oder getötet werden. Denn für mich gehört Naturkosmetik und tierversuchsfreie Kosmetik zusammen. Ebenso werden keine synthetischen oder naturidentischen Rohstoffe eingesetzt: also keine Farb- und Duftstoffe, Konservierungsmittel, Emulgatoren, künstliche Lichtschutzfilter, keine Paraffine und Tenside. Auch werden keine Shampoos, Dusch- oder Schaumbäder in unserem Hause hergestellt, da dafür Tenside erforderlich wären. Selbst Glycerin verwenden wir nicht, da es die Haut langfristig austrocknet.

Welches Feedback erhalten Sie von Ihren Kunden? Welche Produkte kommen besonders gut an?

Unsere Kunden schätzen besonders die reichhaltigen Cremes und zarten Emulsionen. Auch kommt der rückfettende Cleanser sehr gut an, nach dessen Benutzung man keine Nachtcreme mehr benötigt. Das ist ideal, da sich die Haut so über Nacht unbelastet regenerieren kann.

Fragen Sie mich nicht wieso, aber unser Rose Cleanser ist ein wahrer Renner in Japan, was uns immer wieder aufs Neue freut. Extrem positives Feedback erhalten wir auch für unsere Happy Aging Serie. Wir sind der Meinung, dass man sich dem Alterungsprozess nicht widersetzen und sich auch keinen äußeren Schönheitsidealen unterwerfen sollte. Schönheit bedeutet doch seine ureigene Identität zu entdecken, seine Individualität zu entfalten sowie Natürlichkeit und Lebensfreude auszustrahlen. Das heißt für uns, dass wir die Haut mit kostbaren pflanzlichen Ölen und Essenzen verwöhnen, um ihr eigenes Gleichgewicht zu fördern.

Woher beziehen Sie Ihre Produkte? Ist der gesamte Produktions- und Lieferprozess transparent?

In einigen Produkten verwenden wir sehr exotische Rohstoffe, wie beispielsweise Kukuinussöl aus Polynesien, die Kletterpflanze Katzenkralle aus Peru oder Baobab aus Ghana. Diese Inhaltsstoffe beziehen wir seit vielen Jahren von renommierten Bio-Rohstoffhändlern. Heimische Kräuter und Blüten erhalten wir von kleineren Demeter-Höfen in der Nähe. Diese Regionalität wollen wir stetig weiter ausbauen.

Vor vier Jahren kauften wir die Klosteranlage in Wessobrunn und haben dort unseren neuen Firmensitz bezogen. Aus dem angrenzenden Demeter-zertifizierten Klostergarten können wir seit 2016 die ersten eigenen Pflanzen in unsere Rezepturen mit einfließen lassen.

Wie leben Sie in Ihrem Unternehmen außerdem Nachhaltigkeit?

Unsere Nachhaltigkeit ist greifbar und direkt vor Ort. Das bedeutet für uns vor allem Rohstoffe aus Demeter-Anbau einzusetzen und somit einen konsequenten Schritt weiter zu gehen und Bio um den Teil zu erweitern, den die Natur schon immer inne hatte – also die Dynamik der Natur zu integrieren, wie es im bio-dynamischen Arbeiten geschieht.

Darüber hinaus haben wir bei Martina Gebhardt Naturkosmetik keinerlei Umverpackungen und sparen somit wertvolle Ressourcen. Unsere Kosmetik ist in hochwertigen Opalglas-Tiegeln und -Flaschen lichtgeschützt und keimfrei verpackt. Weiterhin kommen unsere Dienstleister überwiegend aus der Region – vom Schreiner bis zur Grafik- oder PR-Agentur. Kunststoffe vermeiden wir wo immer es uns möglich ist.

In naher Zukunft wird im Kloster das ehemalige Schwimmbad zur neuen Heimat für unsere Produktion umgebaut.

Vor welche Herausforderungen stellt Sie die Nachhaltigkeit gegebenenfalls?

Wir sind ständig bestrebt, noch umweltverträglicher zu arbeiten. So verwenden wir seit über 30 Jahren Opalglas aus Überzeugung. Zum einen, weil es sich umweltfreundlich keimfrei halten lässt, zum anderen natürlich aus ökologischen Gründen. Und dennoch kommt man als Unternehmer in Erklärungsnot, wenn ein Kunde sich beklagt, dass seine Lotion Flasche im Badezimmer auf die Fliesen gefallen ist.

Auch hatten wir früher eigene Anbauprojekte: In der Türkei waren wir zum Beispiel an einem Rosen-Projekt beteiligt, in Neuseeland an ökologischer Wollwachsgewinnung und in Burkina Faso habe ich ein Sheabutter-Projekt initiiert. Aber wir haben gelernt, dass solche Aktivitäten sehr eng begleitet werden müssen, um auch langfristig einen hohen qualitativen Output zu bringen und faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Eine anfängliche Zertifizierung reicht da leider nicht aus. Diese Erfahrungen und meine Liebe zu heimischen Heilpflanzen aus dem Klostergarten tragen dazu bei, dass wir in Zukunft wieder verstärkt auf regionale Inhaltsstoffe setzen.

Welche Trends im Bereich Naturkosmetik verfolgen Sie aktuell mit Spannung?

Bei der Frage muss ich ein wenig schmunzeln, denn mein Ziel war es noch nie besonders „hip“ zu sein oder auf Trends zu setzen. Als Jugendliche habe ich mich in alten Archiven mit traditioneller Klosterkosmetik und der Herstellung von Salben beschäftigt und auch die alt-ägyptischen Heilmittel haben mich fasziniert. Vor 35 Jahren galt ich als Pionier mit der Produktion von Naturkosmetik. Später habe ich als eine der ersten auf Bio gesetzt und schließlich auf Demeter-zertifizierte Kosmetik.

Darüber hinaus stellen wir spagyrische Essenzen für unsere eigenen Rezepturen her. Diese Wissenschaft geht auf ein Jahrtausende altes Verfahren zurück und hat sogar Wurzeln in der ayurvedischen Medizin.

Meine persönlichen Trends liegen also eher in historischen Erkenntnissen kombiniert mit spannenden innovativen Rohstoffen, auf die ich während meiner Reisen stoße, wie z.B. Baobab oder Kukuinuss. Denn wenn mich ein Rohstoff begeistert, findet er einen Weg in unser Sortiment. Kurzfristig auf Trendprodukte wie Chiasamen oder Acaibeeren in der Kosmetik zu setzen, entspricht nicht unserer Firmenphilosophie.

Verraten Sie uns, was es künftig Neues von Ihnen geben wird?

Der Umzug ins Kloster hat uns viel Zeit gekostet und die baulichen Maßnahmen sind noch nicht beendet. Das bedeutet, dass wir in den kommenden Monaten die Produktion im Kloster integrieren werden. Neuprodukte wird es natürlich auch wieder geben.

Es macht großen Spaß, mich täglich hier einbringen zu können und den Heilpflanzengarten sowie das Museum und die anderen Räume wieder mit Leben zu füllen.

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