Grüne Wirtschaft

Vegan, hormon- und parabenfrei – Naturkosmetik ohne Gedöns von vary vace

INTERVIEW I Kosmetik zu finden, die frei von jeglichen schädlichen Substanzen und Hormonen ist, ist schwer. Das Unternehmen vary vace versucht dies zu ändern – mit Naturkosmetik, die frei von Tierprodukten, Hormonen und Parabenen ist.

INTERVIEW I Kosmetik zu finden, die frei von jeglichen schädlichen Substanzen und Hormonen ist, ist schwer. Das Unternehmen vary vace versucht dies zu ändern – mit Naturkosmetik, die frei von Tierprodukten, Hormonen und Parabenen ist.

21.04.2022 I Ein Interview geführt von Dorothea Meyer I Symbolbild: Pexels - dids

Puder, Make-Up & Co. sind alltägliche genutzte Produkte ohne die so manch eine*r gar nicht mehr das Haus verlässt. Was in den meisten Kosmetikartikeln drinsteckt, ist aber alles andere als gesund für unsere Haut oder unser Hormonsystem, denn künstliche Hormone, Parabene und weitere Schadstoffe finden sich nahezu in allen kosmetischen Artikeln. Hinzu kommt, dass dekorative Kosmetik nahezu immer in einer Menge Plastik und Einwegverpackungen erhältlich sind. Alternativen dazu sind leider rar.

Das junge Unternehmen vary vace möchte das nun ändern und hat nachhaltige dekorative Kosmetikprodukte entwickelt, die sowohl frei von Tierprodukten als auch von Hormonen und Parabenen sind. Wie die Naturkosmetikmarke das umsetzt und was es mit Mineralkosmetik auf sich hat, erfährst du im Interview mit Gründer Axel Klafs.

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LifeVERDE: Axel, was ist vary vace und was macht euch besonders?

Axel: Nach Jahren in der Naturkosmetik fielen mir immer mehr Brüche in der ganzheitlichen Wertewelt auf. Bereits vor der Gründung von vary vace habe ich mich mit alternativen Verpackungen beschäftigt, da mir die hochwertigen Naturkosmetikprodukte in nicht- oder kaum recyclingfähigem Kunststoff nie stimmig erschienen. Teilweise wanderten auch Kunststoffbestandteile in die Produkte aus, was sich zwar als harmlos herausstellte, aber sicher nicht mehr mit Naturkosmetik in Einklang zu bringen war.
Als sich die Gelegenheit dazu bot, haben wir begonnen, eine Kosmetik zu entwickeln, die natürlich ist, gut funktioniert und von Natur aus ohne Zusätze haltbar ist. So haben wir das aktuelle, weitgehend vegane und vollständig hormon- und parabenfreie Sortiment geschaffen. Trotz unseres hohen ökologischen Anspruchs sollte unsere Kosmetik ein elegantes, zeitloses und modernes Design erhalten, um darzustellen: Bio und Eleganz ist kein Widerspruch. Ergänzend haben wir ein Refill System gebaut, das der nahezu unbegrenzten Lebensdauer unserer Metallverpackungen Rechnung trägt.


Das Team hinter der Kosmetikmarke vary vace. (Bild: vary vace)

Was ist Mineralkosmetik und welche Vorteile bringt sie mit sich?

Die Mineralkosmetik setzt sich fast ausschließlich aus zu vermahlenen Gesteinen zusammen. Da unsere Puder nahezu ausschließlich aus diesen Mineralien bestehen, sind sie auch ohne sterile Verpackungen nahezu unbegrenzt haltbar. Natürlich ist auch das Produkt selbst sowohl in Anwendung als auch der Standfestigkeit auf der Haut konventionellen Produkten mindestens ebenbürtig, wir finden sogar, überlegen, da es sich so leicht anfühlt. Durch die Möglichkeit alle Produkte miteinander zu kombinieren und auch übereinander bzw. miteinander zu arbeiten entsteht ein breites Spektrum aus Looks, die sich mit unseren Produkten kreieren lassen.

Was war die größte Hürde eurer Idee, plastikfreie Naturkosmetik anzubieten?

So verblüffend es sein mag, haben uns die Lippenstifte am allermeisten gefordert. Die Idee, die Farben in Holzstifte abfüllen zu lassen und somit auch hier jedes Plastik zu vermeiden, war schnell geboren, jedoch sahen wir uns der Herausforderung gegenüber, diese Stifte auch handtaschentauglich zu verschließen. Dass dies mit Kappen leicht zu bewerkstelligen ist war klar, aber plastikfreie Kappen mit den richtigen Maßen in einer wertigen Optik zu finden, war jedoch unmöglich. Am Ende gelang es uns einen Hersteller zu finden, der uns diese produziert.


Nachhaltige Lippenstifte ohne Plastik von vary vace. (Bild: vary vace)

Wo seht ihr bei euch selber noch Nachholbedarf im Hinblick auf Nachhaltigkeit?

Unsere Produkte wurden von Anfang an auf Nachhaltigkeit hin entwickelt. Daher sind bei unseren Produkten sowohl die Rohstoffe, als auch die Produktionsschritte von Anfang an optimiert worden. Wir haben aber beispielsweise auch handgefertigte Pinsel für die verschiedenen Anwendungen mit unseren besonderen Pudern im Sortiment. Hier mussten wir uns in der Tat entscheiden, ob wir die Pinsel vegan oder plastikfrei gestalten wollten. Wir haben uns für den veganen Weg entschieden, da wir uns natürlich auch über die Haltungsbedingungen für Tiere der Haarindustrie informiert hatten. Inzwischen sind aber auch hier Entwicklungen zu Pinseln aus nachhaltigen Rohstoffen im Einsatz, so dass wir hoffen, in Zukunft auch hier durch Innovation Nachhaltigkeit bieten zu können. Eine Herausforderung ist aber, die Plastikfreiheit über die gesamte Lieferkette zu wahren. Es ist nicht einfach, Lieferanten zu erklären, dass man die Produkte (wie z.B. Pinsel) nicht in kleinen Tütchen einzeln verpackt haben möchte. Wie wir die Plastikfolie, die bei der Anlieferung bei uns, über die Paletten gezogen ist, ersetzen können, wissen wir noch nicht. Sie dient ja nicht nur dem Schutz unserer Produkte, sondern hält auch alles zusammen. Unser Büro selbst haben wir schon zum großen Teil optimiert, aber auch hier findet sich immer wieder ein in Plastik verpackter Katalog oder Proben, die uns ein Lieferant geschickt hat.

Was sind Aspekte in der Kosmetikbranche, die dich stören, die Laien vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben?

Tatsächlich bin ich hier neben Produkten, die nicht die Qualität bieten, die Anwender*innen erwarten, stark im Verpackungs- und Nachhaltigkeitssegment. Es werden zum Beispiel wunderschöne Verpackungen aus Holz angeboten, die in allen mir bekannten Fällen aus Hygienegründen verklebte Kunststoffeinsätze im Inneren haben. So entsteht nicht weniger Müll, sondern noch mehr, da der so entstandene Verbundstoff nicht mehr zu trennen ist und nur noch thermisch verwertet werden kann.
Es gibt kaum sinnvolle Nachfüllkonzepte im Kosmetikbereich. So kenne ich einige Serien, die lobenswerterweise Nachfüllkonzepte entwickelt haben, bei genauerem Hinsehen war aber die Nachfüllverpackung weder mit weniger Material, noch aus anderem Material hergestellt. Im Gegenteil, sie ließ sich nutzen wie das Original, war nur etwas weniger ansprechend gestaltet.

Warum produziert ihr nicht vollständig in Deutschland, sondern habt auch beispielsweise einen Standort in Italien?

Wir sind noch nicht so groß, dass wir uns einen eigenen Standort in Italien aufbauen konnten, richtig ist aber, dass wir teilweise in Norditalien Entwicklungs- und Produktionspartner haben. Wir sitzen ganz am südlichen Rand Deutschlands, sodass die Entfernung deutlich größer klingt als sie ist. Fakt ist aber auch, dass wir gezielt das Knowhow gesucht haben, das heute unsere Produkte ausmacht und dies war in Norditalien in der gesuchten Qualität zu finden. Wo immer möglich, beziehen wir unsere Ware aus regionalen Quellen, so haben wir viel Energie aufgewandt, unsere Pinsel in einer kleinen Manufaktur in Franken produzieren zu lassen. Aber obwohl diese in Franken und damit auch in Bayern liegt, ist der Transportweg zu uns fast genauso lang, wie der aus Norditalien.

Gibt es ein Kosmetikprodukt, welches ihr schon immer produzieren wolltet, aber es bisher noch nicht euren Bedürfnissen und Ansprüchen genügt hat?

Das wichtigste Produkt für alltägliches Schminken ist Mascara. Das ist auch uns bewusst. Allerdings stellt hier die Plastikfreiheit eine besondere Herausforderung dar. Inzwischen haben wir schon erste Prototypen entwickelt und wissen auch, wie die Verpackung aussehen sollte. Leider haben wir auf dem Markt aber noch nichts gefunden, was für unseren Einsatz sinnvoll wäre. Wir sind aber dran – Ihr könnt gespannt sein! Wir haben einige sehr vielversprechende Prototypen in Arbeit und natürlich war die ersten Versuche nicht immer auf Anhieb wie gewünscht.

Sind weitere Kosmetikprodukte von vary vace in Planung, auf die sich Konsument*innen freuen können?

Ideen haben wir viele. Wir möchten uns aber weiterhin auf die dekorative Kosmetik konzentrieren. Spannend wäre es, ein Gebinde zu entwickeln, durch das unsere Kosmetik vollständig unverpackt in Unverpackt-Läden angeboten werden kann. Oben genannte Produkte sind bereits in einem späten Entwicklungsstadium. Wir haben noch einen ganzen Reigen an Ideen für Produkte, aber auch, um unsere Refill Idee in Unverpackt-Läden zu tragen. Es bleibt spannend.

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Axel!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an vary vace stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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