Im Interview mit Katrin Klug, Mitarbeiterin im Team Quality/CSR, sprechen wir über eine nachhaltige Herstellung von Outdoor-Produkten.
LifeVERDE: Frau Klug, was bedeutet „Vordenken für Nachhaltigkeit“ für die Firma Schöffel?
Katrin Klug: Als traditionsreiches Familienunternehmen mit einer Geschichte von mehr als 200 Jahren, haben wir schon immer langfristig gedacht und unser Handeln danach ausgerichtet. „Vordenken für Nachhaltigkeit“ bedeutet für uns zudem, uns aktiv in entsprechenden Initiativen wie der Fair Wear Foundation (FWF), dem „Bündnis für nachhaltige Textilien“ sowie auch als Systempartner von Bluesign, zu engagieren und internationale Standards voranzubringen.
Was sind die größten Aufgaben in Sachen Nachhaltigkeit für die Outdoor-Branche?
Eine große Aufgabe stellt das Chemikalienmanagement und in diesem Rahmen speziell der Verzicht auf poly- und perfluorierte Chemikalien (PFC) dar. Die lückenlose Kontrolle der Lieferkette vom Rohstoff bis zum Handel bedeutet eine weitere Herausforderung, da die Entwicklung unserer Produkte sehr komplex ist.
Ein großer Teil Ihrer Stofflieferanten ist Bluesign zertifiziert, die Mehrzahl der Vorlieferanten erfüllt die Richtlinien des Öko-Tex100 Standards. Was kann noch aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten bei Ihrer Lieferkette optimiert werden?
Neben zertifizierten Stoffen beziehen wir vermehrt auch Bluesign zertifizierte Zutaten. Somit sind wir in der Lage, im kommenden Jahr komplette Produkte nach Bluesign Standard anzubieten. Es gibt immer Raum für Verbesserungen, deshalb arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnern ständig an der Optimierung unserer Prozesse und einer transparenten Lieferkette.
Sie haben eine interne Verbotsliste von sogenannten Restricted Substances. Welche sind das?
Die Schöffel Restricted Substance List (RSL) beinhaltet Chemikalien, die auf europäischer und internationaler Ebene gesetzlich geregelt sind. Zudem verweist die RSL auf die Informationspflicht, die bei besorgniserregenden Stoffen besteht. Diese werden in der Liste der ECHA (European Chemical Agency) geführt, und sind durch die REACH Chemikalienverordnung reguliert.
Schöffel setzt vermehrt auf Bluesign zertifizierte Materialien. (Bild Schöffel)
Wie würden Sie Ihre Käufergruppe beschreiben und weshalb spielt das Thema Nachhaltigkeit für Ihre Kunden eine Rolle bei der Kaufentscheidung?
Unser Kunde hält sich gerne in der Natur auf und gibt sich naturnah. Unsere Produkte sollen in jeder Wettersituation warm und trocken halten, also wind- und wasserabweisend und dabei atmungsaktiv sein. Sie sollen in jeder Wetterlage und bei allen Outdoor-Aktivitäten Sicherheit geben. Dabei ist wichtig, dass die Produkte langlebig sind und möglichst wenig negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, sowohl bei der Herstellung als auch bei der Nutzung der Bekleidung. Zudem zeigen die Verbraucher auch vermehrt Interesse für die Herkunftsländer und die dortigen Arbeitsbedingungen. Die gesamte Outdoor-Branche arbeitet gemeinschaftlich an optimalen Lösungen für eine umweltfreundliche und sozialgerechte Herstellung der Produkte.
Würden Sie sagen, dass sich Ihre nachhaltige Ausrichtung auch finanziell lohnt beziehungsweise irgendwann einmal lohnen kann?
Nachhaltiges Handeln betrifft uns alle und sollte immer ein lohnenswertes Ziel sein. Die Umwelt für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen zu schützen und zu erhalten, steht im Vordergrund, die Gewinnoptimierung halten wir dabei für nachrangig. Wir arbeiten engagiert daran, unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht zu werden.
Erklären Sie doch bitte einmal die Vorteile der C6-Chemie und die Problematik der C8- Chemie für die Textil-Branche?
Bei C8 und C6 handelt es sich um Fluorverbindungen. Per- und polyfluorierte Chemikalien werden dazu verwendet, Materialien schmutz-, öl- und wasserabweisend auszurüsten. Der Unterschied zwischen C8 und C6 liegt in der Länge der Molekülketten. Die Problematik bei C8- Chemie ist die schlechte Abbaubarkeit in der Umwelt. Durch die Verkürzung der Molekülkette bei C6 wird dieser Effekt reduziert. Schöffel war im Jahr 2013 eines der ersten Unternehmen, welches die komplette Umstellung von C8 auf C6-Chemie vollzogen hat. Dennoch war dies nur ein erster großer Schritt auf einem langen Weg zum Ziel C0.
Ihrer Website ist zu entnehmen, dass Sie die Umstellung auf vollständige Nachhaltigkeit Step by Step gehen wollen. Warum?
Uns geht es darum, realistische Ziele zu setzen und keine falschen Versprechungen zu machen. Die Entwicklung unserer Produkte dauert in der Regel zwei Jahre, deswegen sind kurzfristige Änderungen nicht zu realisieren, sondern nur auf lange Sicht machbar. Schon heute haben wir verschiedene Etappenziele erreicht. So zum Beispiel den Leader-Status bei der Fair Wear Foundation. Damit gehören wir zu den 10 Prozent der engagiertesten Mitglieder dieser Nonprofit-Organisation bei der Umsetzung von internationalen Sozialstandards in den Produktionsstätten.
Auf welche Produktneuheiten dürfen sich Ihre Kunden 2016 freuen und welche Großthemen stehen bei Ihnen demnächst noch so an?
Ab der Sommersaison 2016 werden wir erste PFC-frei ausgerüstete Produkte anbieten. Ebenfalls werden Bluesign zertifizierte Modelle im Handel sein. Beides erkennbar an den entsprechenden Etiketten. Neu ist die Verwendung von Materialien, denen Kaffesatz beigemischt wird, um die Feuchtigkeit zu regulieren und Körpergerüche zu neutralisieren. Diese Produkte tragen den Zusatz S.Café® oder P4Dry™. Ein weiteres Highlight wird unsere neue Unterwäsche aus Merinowolle und Lyocell (TENCEL®) sein, die im Sommer kühlend und im Winter wärmend ist.
Vielen Dank für das Interview, Frau Klug!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Schöffel stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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