Grüne Wirtschaft

Nachhaltiger Genuss

Laut Frederik von Paepcke von Better Foodprint bedeutet nachhaltiger Genuss: [...] „etwas mit Wohlbehagen tun". Kein Wunder, immerhin betreibt Paepcke einen Online-Shop, auf dem sich alles um nachhaltigen Genuss dreht. 

Laut Frederik von Paepcke von Better Foodprint bedeutet nachhaltiger Genuss: [...] „etwas mit Wohlbehagen tun". Kein Wunder, immerhin betreibt Paepcke einen Online-Shop, auf dem sich alles um nachhaltigen Genuss dreht. 

15.03.2019 - Interview

LifeVERDE: Herr von Paepcke, was bedeutet für Sie nachhaltiger Genuss?

FREDERIK VON PAEPCKE: Die Frage nach "Genuss" ist schnell beantwortet: Etwas mit Wohlbehagen tun. Das kann, muss aber nicht mit Konsum zusammenhängen. Über das komplexe Thema Nachhaltigkeit könnte ich Bücher schreiben, die nur wohl leider niemand lesen würde. Deswegen in einem Wort: Suffizienz. Das meint die Berücksichtigung der natürlichen Grenzen, sowohl beim Thema Ressourcennutzung als auch bei Emissionen wie CO2.

Ihr Unternehmen Better Foodprint gleicht den überdurchschnittlich hohen CO2-Fußabdruck von Fleisch aus, wie und wodurch?

Ihre Frage impliziert, dass der CO2-Fußabdruck von Fleisch immer überdurchschnittlich hoch ist. Doch hier kommt es darauf an. Wenn zum Beispiel ein Jäger im Wald ein Wildschwein schießt, anschließend verarbeitet und verzehrt, ist die CO2-Bilanz besser als von einem Bio-Salat auf dem Wochenmarkt. Die Bilanz der Ressourcennutzung übrigens auch: Für das Fleisch wildlebender Tiere wird kein Feld bearbeitet und kein Stall gebaut.

Bei Better Foodprint kompensieren wir den CO2-Fußabdruck unserer Produkte und unseren eigenen in doppelter Höhe. Dabei hilft uns unser Partner Climate Extender.

Natürlich können wir nicht bei jeder verkauften Salami den exakten CO2-Fußabdruck berechnen. Wir kalkulieren deswegen mit einem hohen CO2-Wert von 10,5kg pro Kilo Wildfleisch. Das ist laut klimatarier.de der durchschnittliche Emissionswert allen Wildfleischs, das in Deutschland verkauft wird. Dazu zählt sehr viel Wild aus Neuseeland, das wegen des langen Kühltransports den Durchschnitt stark nach oben verzerrt. Wir haben uns dennoch für den zu hohen Wert entschieden, damit wir auf jeden Fall unser Versprechen halten, dass Genuss bei Better Foodprint immer auch ein Beitrag zum Klimaschutz ist.

Bei der Kompensation investieren wir in Klimaschutzprojekte nach dem sogenannten Gold Standard, dem höchsten Qualitätsstandard bei Kompensationsprojekten. Zur Zeit sind das 4 Projekte, mit denen wir übrigens auch 10 der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen. https://climate-extender.de/klimaneutrales-unternehmen/better-foodprint-ug/DE-1932-0927

Geht es bei Ihnen nur um Fleisch oder kann der Kunde auch andere Produkte erwerben?

Neben Wildfleisch in vielen Variationen verkaufen wir zum Beispiel Spitzenkaffee aus Honduras. Der wird per Segelschiff importiert. Dabei werden 90% C02 eingespart.

Außerdem verkaufen wir neben demeter-Wein die Premiumschokolade von Original Beans. Nachhaltiger und leckerer geht es nicht! Jeden Monat kommen neue Produkte dazu, die natürlich auch als Geschenk in unserer Holzbox verschickt werden können.

Zu Weihnachten gibt's außerdem wieder unsere "Hidden Beauties". Das sind Tannen, die es aufgrund angeblicher Schönheitsmängel nicht in den Verkauf schaffen und die wir als "klappriger Kevin", "albtraumhafte Angela" oder "potthässliche Pénélopé feilbieten. Kurz nach unserer Gründung 2018 haben wir gleich fast 300 Stück verkauft und für jeden mit unserem Partner Plant-for-the-Planet einen Baum gepflanzt. 2019 wollen wir die 2.000er-Marke knacken!

Am Besten einfach einmal unter www.better-foodprint.de vorbeischauen!

Die Produkte werden in Boxen verschickt. Wer stellt die Boxen zusammen, Sie oder der Kunde?

Sowohl als auch: Wir haben einige Boxen zusammengestellt. Weil dann steuerrechlich aber die "Dienstleistung des Zusammenstellens" im Vordergrund steht und wir dadurch 19% Mehrwertsteuer zahlen müssen, freuen wir uns besonders über Kunden, die stattdessen ihre Box selbst zusammenstellen - das ist sogar günstiger!

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Fleisch und im Speziellen für Wild?

Meine Leidenschaft gilt vor allem der Nachhaltigkeit. Die wurde entfacht, als ich als Aushilfs-Diplomat 2011 den Inselstaat Tuvalu bei den Vereinten Nationen in New York vertreten habe. Anschließend habe ich 2 Jahre zu dem Thema promoviert, was mit diesen Inselstaaten rechtlich passiert, wenn ihr Staatsgebiet aufgrund des Meeresspiegels unbewohnbar wird.

In meiner späteren Zeit als Redakteur bei dem Online-Medium Perspective Daily habe ich außerdem viel über die psychologischen Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeit gelernt. Dass das Zeichnen von Schreckensszenarien kontraproduktiv ist. Dass belehrendes Auftreten Gift ist (fällt mir und vielen anderen schwer!). Dass Verzicht eine nicht zu unterschätzende Hürde ist, wenn es um den "Beitrag von jedem und jeder Einzelnen" geht.

Gleichzeitig stamme ich aus einer Jägerfamilie. Meine Jagdpassion ist gleich Null. Aber mich stört, dass wegen der geringen Nachfrage in Norddeutschland oft weniger Geld für ein Kilo Wildschwein als für ein Mastschwein gezahlt wird.

Better Foodprint ist also so etwas wie meine Synthese aus Klimaschutz, Genuss und einer Aufklärungsmission in Sachen Wildfleisch.

Werden Sie zukünftig weitere Produkte in Ihr Sortiment aufnehmen und wenn ja, welche könnten das sein?

Neue Produkte wird's bei uns ständig geben. In der Grillsaison wollen wir zum Beispiel die klimaneutrale Grillbox anbieten. Auch zu Ostern haben wir uns was überlegt - was genau, soll noch eine Überraschung bleiben!

Mittelfristig wollen wir der Marktplatz für Alternativen zu den vielen Umwelt- und Klimasünden des Alltags werden, bei dem das Versprechen gilt: ein Einkauf ist immer auch Klimaschutz!

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