Grüne Wirtschaft

Nachhaltige Alltagstaschen – simply love it im Gespräch

INTERVIEW | Wer auf der Suche nach stylischen, aber auch nachhaltigen Bauchtaschen ist, ist bei simply love it genau richtig. Wie sowas genau aussehen kann, erfährst du hier im Interview.

INTERVIEW | Wer auf der Suche nach stylischen, aber auch nachhaltigen Bauchtaschen ist, ist bei simply love it genau richtig. Wie sowas genau aussehen kann, erfährst du hier im Interview.

19.04.2022 | Ein Interview geführt von Raphael Havemann | Symbolbild – Bild: Unsplash

Ob lässig um den Oberkörper gebunden oder locker an der Hüfte sitzend – einen Alltagsbegleiter in Taschenform können viele gebrauchen. Wenn diese dann noch stylisch aussehen und nachhaltig hergestellt werden, ist es umso besser für den eigenen Look und den Planeten.

Bei simply love it handelt es sich um ein Fair Fashion Label, welches unter anderem genau solche Taschen herstellt. Im Gespräch verrät uns die Gründerin Jule, welche Arbeitsschritte zur endgültigen Kollektion führen und wieso sich Portugal als idealer Produktionsstandort für die im Mai herauskommende Women’s feel good collection anbietet.

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LifeVERDE: Jule, du hast 12 Jahre in der Modeindustrie gearbeitet. Wie kam es dann zu der Idee deines Labels simply love it und welche Erfahrungen kommen dir dabei zugute?

Jule: Mode ist seit klein auf meine Leidenschaft. Als Hobbynäherin bin ich zudem vertraut mit dem Handwerk, auch in Bezug auf Materialien und Schnitte. Während meiner Tätigkeit in einem großen Modekonzern hatte ich die Chance, die Strukturen eines Textilunternehmens kennenzulernen und in viele Bereiche einzutauchen. Ich habe die Trends beobachtet, 12 Kollektionen im Jahr betreut, sowie Abverkäufe und branchentypische Kennzahlen analysiert. Ebenso habe ich viel über die Bedürfnisse und Wünsche der verschiedensten Kund*innen erfahren. Kundenservice wurde sehr großgeschrieben. Aus all diesen Erfahrungen nehme ich jede Menge mit für mein eigenes Label. Zugegeben war mein Interesse an nachhaltigen Themen noch nicht immer so groß, aber zwölf Jahre Fast Fashion Branche haben Spuren hinterlassen. Mein eigener Kleiderschrank war völlig überfüllt. Ich verlor die Übersicht darüber, was ich eigentlich alles besaß und Kleidungsstücke verschwanden fast ungetragen in meinem Schrank. Ich mistete regelmäßig aus, um Platz für noch mehr Neues zu schaffen.

Doch irgendwann kam ich (glücklicherweise) an den Punkt, wo ich entschied, dass ich so nicht weiter machen möchte. Heute ist mein Kleiderschrank zwar nicht minimalistisch, aber immerhin sehr übersichtlich. Und ich fühle mich so viel besser damit. Weniger Kleidungsstücke in Summe, dafür mehr Lieblingsteile. Teile, die ich mir ganz bewusst aussuche. Teile, die zeitlos und vielseitig kombinierbar sind. Teile, an denen ich auch aufgrund ihrer guten Qualität lange Freude habe. Dies brachte mich letztendlich auf die Idee, simply love it zu gründen.

Jule lässt ihre jahrelangen Erfahrungen in die Produktion der Taschen einfließen (Bild: simply love it).

An welchen Stellen will simply love it anders agieren als die Fast Fashion Industrie und inwiefern hebt sie sich von anderen Fair Fashion Labels ab?

Während in der Fast Fashion Industrie mit 12 oder sogar 24 Kollektionen im Jahr ein Trend den anderen innerhalb von wenigen Wochen ablöst, verfolge ich mit simply love it das Ziel, Mode anzubieten, die das ganze Jahr über tragbar ist. Denn wir alle können einen wichtigen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit leisten, indem wir viel bewusster – und weniger – konsumieren. Statt 5 Schnäppchenteile kaufe ich mir lieber ein ganz besonders schönes. Gute Qualität hat ihren Preis, zahlt sich aber am Ende aus. Und nachhaltig handeln bedeutet auch, dass wir die Dinge, die wir kaufen, möglichst oft und lange nutzen.

Und obwohl das Thema Nachhaltigkeit auch in der Textilbranche einen immer wichtigeren Stellenwert einnimmt, ist da noch viel Luft nach oben.
Ich denke, dass viele von uns sich noch mehr Aufklärung auf diesem Gebiet und vor allem Transparenz bei textilherstellenden Unternehmen wünschen. Dieses Bedürfnis möchte ich aufgreifen und das Bewusstsein für nachhaltigen Bekleidungskonsum stärken.

simply love it soll als Marke heranwachsen, die von echten Geschichten lebt, geschrieben von echten Menschen. Für meine Kollektionen spielen zum Beispiel meine Freundinnen eine ganz entscheidende Rolle. Ich beziehe sie beim Designprozess mit ein, hole mir Rat und Meinungen ein und benenne die Styles nach ihnen. Sie stehen für mich vor der Kamera und die entscheidende Botschaft dabei lautet: Du musst nicht perfekt sein, sondern echt.

Laut eigenen Angaben ist simply love it ein Fair Fashion Label für Frauen. Warum ausschließlich für Frauen?

Ich möchte mich zunächst darauf fokussieren, was mir am meisten liegt und womit ich mich am meisten identifizieren kann – und das ist Mode für Frauen. Da ich früher auch in den Bereichen Herren- und Kindermode beruflich zu tun hatte, könnte ich mir aber vorstellen, das Angebot meiner Marke irgendwann einmal zu erweitern. Aber das ist alles noch Zukunftsmusik.

Im Mai kommt deine erste Kollektion raus. Was ist das Konzept und wie entsteht so eine Kollektion von der ersten Idee bis zu den finalen Produkten, die man schlussendlich bei dir kaufen kann?

Das ist eine komplexe Frage, die sich nur schwer in Kürze beantworten lässt. Tatsächlich stecken hinter so einer Kollektion viele, viele Arbeitsschritte, die man als Konsument*in gar nicht wahrnimmt. Von der ersten Designidee bis zur Fertigstellung der Kleidungsstücke dauert es mehrere Monate, nicht selten sogar über ein Jahr. Im ersten Schritt werden aus den Designideen digitale Schnittmuster entwickelt. Erste Musterteile entstehen und oft werden die Schnitte dann noch einmal angepasst. Parallel erfolgt die Stoffauswahl und wie in vielen anderen Bereichen auch gibt es hier unzählige Möglichkeiten in Sachen Stoff-Kombinationen, Strick- und Webarten. Ist der gewünschte Stoff dann produziert, gibt es weitere Muster, bis es dann letztendlich in die finale Produktion geht.

Während des gesamten Prozesses arbeite ich mit einer Produktionsmanagement-Agentur zusammen, die mich in den Punkten unterstützt, die ich selbst nicht leisten kann, wie z.B. Schnittentwicklung und Erstellung von Produktionsunterlagen. Gleichzeitig vermittelt mir die Agentur wertvolle Kontakte zu Stoffherstellern und Nähbetrieben, worüber ich natürlich sehr dankbar bin.

Teile der feel good Kollektion (Bild: simply love it).

Für die Kollektion selbst habe ich mich im Sinne der Nachhaltigkeit für Fasern und Stoffe natürlichen Ursprungs entschieden. Da, wo ein Kleidungsstück besonders viel Elastizität braucht, wie z.B. an den Bündchen eines Pullovers oder in der enganliegenden Leggins, ist es allerdings unmöglich, auf Elasthan zu verzichten. Aber auch hier habe ich mit ROICA eine umweltfreundlichere Lösung gefunden. Es ist sozusagen das nachhaltige Gegenstück zum herkömmlichen Elasthan, da es sich am Ende seines Lebenszyklus intelligent abbaut, ohne Schadstoffe freizusetzen. 2017 wurde ROICA sogar mit dem Cradle-to-Cradle-Gold-Zertifikat ausgezeichnet – ein Qualitätsstandard, der die Wiederverwertbarkeit von Materialien belegt.

Die Produktion von deiner neuen Kollektion findet laut eigenen Angaben in Portugal statt. Warum ausgerechnet in Portugal und wie kannst du garantieren, dass die Arbeitsbedingungen dort deinen Ansprüchen entsprechen?

Portugal ist ein Land mit einer langen textilen Infrastruktur. Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass zwischen den einzelnen Produktionsschritten – von der Stoffherstellung über den Logostick bis hin zur Fertigung – nur kurze Transportwege liegen. Die Kleidungsstücke müssen nicht um die halbe Welt reisen, wie es oft in der Fast Fashion Industrie der Fall ist, wo es nur darum geht, möglichst billig zu produzieren.

Der Betrieb, mit dem simply love it zusammenarbeitet, ist ein traditioneller Familienbetrieb und GOTS zertifiziert. Das GOTS Siegel definiert einen kontrollierbaren Standard hinsichtlich sozialer und ökologischer Verantwortung in der Textilherstellung. Außerdem stehe ich während der gesamten Produktionszeit in ständigem Kontakt und engem Austausch mit meinen Ansprechpartner:innen vor Ort.

Zurzeit sind primär Bauchtaschen auf deiner Website zu finden. Wie kam es dazu, dass du dich zuerst Bauchtaschen gewidmet hast?

Die LUNI Bag Idee entstand Ende 2021 relativ spontan, als der Launch der feel good collection um mehrere Monate verschoben werden musste. Wochenlang war pandemiebedingt alles wie lahmgelegt: Kommunikation, Produktion – nichts ging mehr. Ich war frustriert und verspürte den Wunsch, etwas auf die Beine zu stellen, was ich selber in der Hand habe. Etwas, das weniger von anderen Zulieferern und den andauernden Corona-Auswirkungen, mit denen alle zu kämpfen haben, abhängig ist.

Ich kaufte wunderschöne nachhaltige Bio-Stoffe bei einem deutschen Hersteller ein und machte mich zusammen mit meiner Freundin ans Werk. So entsteht bis heute jede einzelne Luni Bag hier in Berlin. Die Nachfrage ist jedoch so groß, dass wir mit dem Nähen kaum hinterherkommen. Es gibt daher die ersten Überlegungen, die Produktion der Taschen nach Portugal auszulagern. Vielleicht gibt es die Luni Bags dann nicht nur online, sondern auch in ausgewählten Shops vor Ort – das wäre toll!

Gründerin Jule hat sich höchstpersönlich für das Shooting der Luni Bags vor die Kamera gestellt (Bild: simply love it).

Gibt es neben deiner bald erscheinenden Kollektion schon weitere Projekte, die du im Blick hast?

Ich könnte mir vorstellen, das Luni Bag Projekt etwas auszuweiten, um die Taschen auch im lokalen Einzelhandel anbieten zu können. Vielleicht wird es neue Farben geben und kleine Veränderungen. Darauf freue ich mich sehr und es bleibt in jedem Fall spannend!
Für die nächste Kollektion, die wahrscheinlich im späten Frühjahr 2023 erscheint, habe ich jede Menge Ideen. Erst einmal möchte ich mich jedoch voll und ganz dem Launch der ersten Kollektion widmen. Das Feedback meiner Kund*innen ist mir super wichtig und werde ich daher auf jeden Fall für meine weiteren Pläne berücksichtigen.

 

Vielen Dank für das Interview, liebe Jule!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an simply love it. stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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