Grüne Wirtschaft

Nachhaltig trainieren mit Sportequipment aus Holz

INTERVIEW | Trainingsprodukte gibt es wie Sand am Meer – der Großteil von ihnen besteht allerdings aus Plastik und wird in China produziert. Antworks bietet Alternativen aus Holz, made in Austria.

INTERVIEW | Trainingsprodukte gibt es wie Sand am Meer – der Großteil von ihnen besteht allerdings aus Plastik und wird in China produziert. Antworks bietet Alternativen aus Holz, made in Austria.

25.08.2021 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bild: Jonathan Borba / Unsplash


Training und regelmäßige Bewegung sind für ein gesundes Körpergefühl unverzichtbar. Gerade in der aktuellen Zeit trainieren viele vielleicht lieber zu Hause. Je nachdem was du trainieren möchtest, brauchst du dafür das geeignete Trainingsprodukt – und damit das Home-Workout zum Highlight wird, kannst du dich für ein hochwertiges und besonderes Trainingsstück entscheiden. Zum Beispiel ein handgefertigtes aus Holz. Das findest du zum Beispiel bei dem kleinen österreichischen Unternehmen Antworks, in dem Trainingsprodukte für den Oberkörper hergestellt werden.

Im Interview mit Gründer und Hersteller Christian Miletzky kannst du Antworks und seine Werte kennenlernen, sowie die Vorteile von Sportequipment aus Holz im Training.

 

LifeVERDE: Christian, wie kamst du dazu, Kletterprodukte und Trainingsboards zu designen und zu entwickeln?

CHRISTIAN: Kurz gesagt: durchs Klettern. Ich klettere seit über 20 Jahren und habe mir in den ersten Jahren meine Boards selber gebaut. Das waren noch richtig klobige Trümmer mit mäßiger Funktion. Mit den Jahren sind sie immer vielseitiger geworden, aber es war immer noch ein Hobby. 
Erst 2009 ergab sich die Chance mit ganz wenig Startkapital eine Firma - Antworks - rund um das Klettertraining zu gründen. 

Die Antworks Sportprodukte erfindest du wie gesagt selbst. Welche Produkte gibt es bei dir und was kann damit trainiert werden?

Eigentlich dreht sich bei Antworks alles um die zwei Grundübungen im Rumpftraining – Klimmzug und Liegestütz. Das wird in weiterer Folge deutlich diversifiziert, um beispielsweise speziell die Unterarmmuskulatur zu stimulieren. Die Basis ist dabei immer das Eigengewichttraining. 


Einblick in die Werkstatt von Christian (Bild: Antworks).

Du bist der einzige Mitarbeiter in deinem Unternehmen und stellst den Großteil deiner Produkte auch selbst her. Wie sieht so ein Tag bei dir in der Werkstatt aus?

Das stimmt nicht mehr ganz. Alleine wäre die viele Arbeit gar nicht mehr zu bewältigen. Seit 2019 werde ich von meinem Mitarbeiter Rashid unterstütz, der zwar mit dem Klettern überhaupt nichts am Hut hat – er ist eher monodirektionaler Interkontinentalwanderer (Migrant aus Iran) – der aber mittlerweile auch etwas von Holz und dessen Ver- und Bearbeitung versteht. Nichtsdestotrotz liegt der Löwenanteil der Arbeit noch bei mir. 

Mein Arbeitstag beginnt 4:00 Uhr in der Früh. Meine Händler und Privatkunden kennen das bereits, da sie meine Nachrichten in der Regel vor 6:00 Uhr bekommen. Dann ist Produktion angesagt, bis ca. 16:00 Uhr. Am Abend wird dann noch der Versand für den nächsten Tag vorbereitet. Alles in allem ziemlich viel Arbeit, die ich aber noch nie bereut habe. 

Holz ist der Hauptwerkstoff, den du verwendest. Wieso hast du dich für dieses Material entschieden?

Holz bearbeite ich seit ich denken kann. Mein Urgroßvater war Tischler, wir hatten zuhause seine alte Hobelbank (die ich immer noch verwende) und jede Menge Werkzeuge und Holz. Da wurde nach der Schule, die bei mir immer sehr mühsam war, mit Elan an den verschiedensten Projekten gearbeitet.

Aber warum habe ich mich für Holz und nicht etwa Kunststoff entschieden? Ein entscheidender Punkt: Die Anfangskosten sind im Holz einfach viel niedriger als im Kunststoff. Die erste Losgröße meiner Boards war 20 Stück – das wäre mit Kunststoff nicht annähernd denkbar bzw. finanzierbar gewesen. Um das klarzustellen, ich finde die Trainingsboards aus Kunststoff nicht unbedingt schlecht – wenn diese hinterher wieder einem Kreislauf zugeführt werden können. Und das ist ein weiterer Grund. Kunststoff wird nie die angenehme Haptik von unbehandeltem, geschliffenem Holz haben und auch optisch hat das Holz einen warmen Charme, den Kunststoff einfach nicht substituieren kann. 

Dann hat Holz noch den Vorteil, dass die Abfälle gleich bei uns in der Produktion thermisch verwertet werden und wir somit kaum Restmassen produzieren. Lediglich die Abschnitte der verarbeiteten Sperrholzplatten müssen wir entsorgen. 

Womit wir auch schon bei der nächsten Frage nach dem Stellenwert von Nachhaltigkeit ankommen. Klar ist es mir wichtig, dass wir den kommenden Generationen den Planeten nicht wegkonsumieren. Ich selber habe vier (im Juni fünf) Kinder, allein um deren Willen versuche ich möglichst wenige Ressourcen ungenutzt zu verschwenden. Das ist nicht immer einfach, teilweise unmöglich, denn Holzverarbeitung ist sehr stromintensiv.


Das verwendete Holz für die Antworks Sportprodukte (Bild: Antworks).

Welchen Stellenwert nimmt die Nachhaltigkeit bei Antworks ein?

Das ist die substantielle Frage. Natürlich habe ich ein großes Interesse daran, den Ressourcen-Einsatz so gering wie möglich zu halten. Aber ganz null werden wir wahrscheinlich nicht schaffen.

Holzverarbeitung ist wie gesagt stromintensiv. Wir beziehen unseren gesamten Strom von einem kleinen Wasserkraftwerksbetreiber hier aus dem Ort. Unsere Produktionshalle können wir auch gänzlich mit unseren Abfällen beheizen, wobei die Abschnitte der Sperrholzplatten gesondert entsorgt werden. Lediglich was als Staub in die Brikettierpresse gelangt (wir pressen unsere Späne und Stäube zu kompakten Briketts) wird dann noch thermisch verwertet. Beim Einkauf der Basisrohstoffe schauen wir, dass das so nah wie möglich ist, was beim Roh-Holz recht einfach ist. Unser Lieferant bezieht seine Rundhölzer gänzlich aus Ostösterreich. Bei den Plattenwerkstoffen ist das schwieriger, da es hierfür europaweit nur wenige Hersteller gibt. So werden unsere Sperrhölzer beispielsweise in Finnland hergestellt, wo es große Birken-Bestände gibt. 

Welche Prozesse würdest du gerne noch verändern und mehr Nachhaltigkeit einbringen?

Unsere Produktionshalle hat einen geographisch günstigen Platz auf diesem Planeten, mit viel Sonne und viel Wind. Mittelfristig möchte ich die 500qm Dachfläche zur Stromerzeugung nutzen, sowie den vielen talseitigen Wind verstromen, sodass wir unsere gesamte Elektrizität selbst produzieren können. 

Welches ist dein persönliches Antworks Lieblingsstück und wie wird dieses hergestellt?

Mein Liebling ist der Climbing Burger. Die Idee zu diesem Trum kam von einem Freund, der mich fragte, ob ich auch große Holzkugeln herstellen könnte. Da die maschinelle Gegebenheit für so große Kugeln nicht gegeben war, mussten wir die Kugel eben halbieren. Und wenn schon halbiert werden musste, konnten ja auch gleich Griffmöglichkeiten in dem Spalt untergebracht werden. So war das, im Jahr 2016.

Der Burger ist das aufwändigste Tool, welches wir produzieren. Da geht viel Zeit rein, da allein die Herstellung der Grundblöcke ziemlich viel Hobel und Verleimarbeit ist. Aber der Aufwand lohnt sich immer wieder, weil der Burger einfach so viele Trainingsmöglichkeiten auf so kleine Raum bietet. 

 

Vielen Dank für das Interview, Christian!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Antworks stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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