Grüne Wirtschaft

Mit den Hochbeeten von Gartenallerei kann jede*r zum Gartenprofi werden

INTERVIEW | Nachhaltige Produktion und faires Miteinander – in diesem Umfeld entstehen die Hochbeete von Gartenallerlei, in Standardausführung oder tiefergelegt für Rollstuhlfahrer*innen. Erfahre, was dahintersteckt.

INTERVIEW | Nachhaltige Produktion und faires Miteinander – in diesem Umfeld entstehen die Hochbeete von Gartenallerlei, in Standardausführung oder tiefergelegt für Rollstuhlfahrer*innen. Erfahre, was dahintersteckt.

18.02.2021 | Ein Interview von Deborah Iber | Bilder: Gartenallerlei

Bald steht der Frühling wieder vor der Tür und die Gartenarbeit kann losgehen. Gärtnern sollte man aber nicht nur für sich, sondern auch für und mit der Natur. Auch ohne Garten – oder zusätzlich dazu – kann ein Pflanzen- (bzw. Bienen)paradies entstehen, und zwar in einem Hochbeet. Gartenallerlei stellt nachhaltig produzierte Hochbeete aus heimischem Holz her und arbeitet dafür zusammen mit Behindertenwerkstätten. Dort werden auch Spezialbeete hergestellt: Hochbeete, die an Rollstuhfahrer*innen angepasst sind. Somit kann jede*r zum Gartenprofi werden! Wie haben mit Geschäftsführer Axel Jang über das Unternehmen, die Hochbeete und die Produktion gesprochen und ein paar Tipps für die nachhaltige Gartengestaltung eingeholt.

LifeVERDE: Herr Jang, bitte stelle uns das Unternehmen Gartenallerlei einmal kurz vor.

Axel Jang: Gartenallerlei ist eine Marke der Jürries und Jang GmbH. Wir entwickeln und produzieren gemeinsam mit einigen Behindertenwerkstätten der Stadt Dresden hochwertige und attraktive Hochbeete aus Lärchen- und Douglasienholz. 

Neben unseren Standardbeeten haben wir Spezialbeete für Rollstuhlfahrer entwickelt. Diese Beete sind mittlerweile auch TÜV zertifiziert und der ganze Stolz der Firma.

Wofür steht Gartenallerlei?

Wir stehen für ein faires Miteinander mit Produzenten und Kunden. Auch innerhalb unserer Firma ist uns ein angenehmes, freundschaftliches Miteinander wichtig. Unsere Arbeit soll Spaß machen und für uns und andere Menschen etwas bewirken. Wir bemühen uns, in allen Bereichen nachhaltig zu wirtschaften und Ressourcen zu schonen. 

Erkläre unseren Leser*innen bitte einmal, welche Rolle für euch das Thema Nachhaltigkeit spielt und wie es sich in eurer Arbeit und eurem Angebot widerspiegelt?

Unsere Produkte müssen nicht aus Asien oder Übersee kommen und man kann für unsere hochwertige Qualität unseren Vorlieferanten auch angemessene Preise bezahlen. Wir sind dadurch sicher nicht die Billigsten am Markt – das ist aber auch nicht unser Anspruch! Gartenallerlei möchte mit hoher Qualität und der sozialfördernden Produktion überzeugen.  

Wir versuchen unser Verpackungsmaterial so zu optimieren, dass wir wenig verbrauchen und dass das Material, was wir verbrauchen, kompostierbar oder wieder zu verwenden ist. Hier gibt es mit Sicherheit noch sehr viel zu tun, aber auch die Verpackungsindustrie entwickelt sich hier rasant in Richtung Nachhaltigkeit.

Durch welche Eigenschaften würdest du sagen, sind eure nachhaltigen Produkte besser als die konventionellen Produkte dieser Art bzw. was sind eure Alleinstellungsmerkmale?

Unsere Hochbeete bestehen zu 100% aus heimischer Lärche. Wir liefern keine Bretter zum Zusammenschrauben, sondern wirkliche Pfosten, welche ohne Werkzeug schnell und unkompliziert innerhalb weniger Minuten im Garten platziert sind. Die Oberfläche unserer Hölzer ist glatt gehobelt und gefast, sodass Verletzungen ziemlich ausgeschlossen sind.

Unsere Rollibeete für Rollstuhlfahrer sind einmalig auf dem deutschen Markt. Das 2020 erworbene TÜV- Zertifikat bescheinigt unserem Rollibeet eine 1A- Qualität und Funktionalität. Auch mit diesem Zertifikat sind wir derzeit allein am deutschen Markt.

„Unsere Rollibeete für Rollstuhlfahrer sind einmalig auf dem deutschen Markt." (Axel, Bild: Gartenallerlei)

Thema Preis: In welchem Preissegment sind eure Produkte angesiedelt und welche Rolle nimmt das Thema Preis bei euch ein?

Der Preis ist immer ein Totschlagargument. Hätten wir bei der Entwicklung unserer Hochbeete immer nur an den niedrigsten Preis gedacht, wären unsere Produkte nie entstanden. Wir hatten bei der Entwicklung eher die Anwender*innen im Blick und wussten auch, dass wir mit unseren Beeten nie den Massenmarkt bedienen können. Ich denke, wir sind mit unserer Strategie auf einem richtigen Weg, da wir sehr langlebige Produkte schaffen, die hervorragend verarbeitet sind. 

Das Nischensortiment unserer unterfahrbaren Rollibeete ist weit weg vom massentauglichen Preis. Aber auch und gerade bei diesem Produkt steht der*die Nutzer*in im Mittelpunkt. Wir haben dieses Rollibeet über zwei Jahre mit dem Behindertenverband der Stadt Dresden entwickelt und die ersten Prototypen in einer befreundeten Schreinerei produziert. Wenn man dieses unterfahrbare Hochbeet dann in Behinderteneinrichtungen, Altenheimen oder auch Schulen im Einsatz sieht und erfährt, welche Veränderungen zum Beispiel bei Menschen mit Demenz vor sich gehen, weil sie in der Lage sind, nun im Rollstuhl zu gärtnern, macht uns das als Mannschaft richtig stolz.

Wie nah seid ihr prinzipiell am Kunden dran?

Sehr nah und das ist uns auch ganz wichtig! Wir bauen in unserer Region auch schon mal Hochbeete selber auf, um die Reaktion der Kund*innen aus erster Hand zu erfahren. Über eine Stiftung wurden in den letzten drei Jahren viele Hochbeete inklusive Erde und allem Zubehör an Schulen geliefert. Auch hier waren wir bei der Übergabe der Beete ab und an dabei und konnten mit Schüler*innen und Lehrer*innen reden. In diesen Schulen war es immer besonders interessant, da die Kinder, welche sonst immer zurückhaltend und eher unscheinbar agierten, eine ganz andere Seite von sich zeigten.

Als Onliner sind wir aber selbstverständlich auch am Telefon präsent. Einige Ideen sind durch lange Telefonate mit Hobbygärtner*innen entstanden, die uns auch schon mal anrufen, um die Qualität der Hochbeete zu loben. Solche Anrufe sind für uns alle natürlich immer wieder Ansporn.

Welchen Tipp hast du für die nachhaltige Gestaltung des eigenen Gartens?

Ganz wichtig finde ich, dass ein Garten nicht nur uns Menschen, sondern auch allen Insekten, Wildbienen, Schmetterlingen und kleinen Säugetieren gefallen sollte. Ich bin also für viele bunte Blumenwiesen, die man ruhig auch mal eine komplette Saison wachsen lassen kann. Man sollte sich ggf. auch einmal die Gärten der Oma- und Uroma-Generation anschauen. Hier wurde noch mit der Natur gearbeitet und nicht alles zubetoniert. Kiesgärten z.B. finde ich weder schön noch nachhaltig!

Noch ein Tipp: Kauft eure Pflanzen in eurer Region. Das stärkt den Fachhandel und die Pflanzen sind an die Standortbedingungen angepasst.

Am besten sollte man seine Pflanzen in der Region kaufen. (Bild: Gartenallerlei)

Und welche Bedingungen würdest du gerne in der Deutschen Wirtschaft ändern, damit alles noch etwas nachhaltiger abläuft?

In erster Linie müssen wir, denke ich, als Verbraucher*innen umdenken. Denn die Wirtschaft bewegt sich dorthin, wo sie Geld verdient. Wenn wir also mehrheitlich den kleinen Fachmetzger vor Ort besuchen, um unsere Wurst und unser Fleisch zu kaufen, kann der uns auch erzählen woher die Ware kommt und wie die Tiere gehalten werden. Ganz nebenbei erhalten wir unsere kleinstädtischen und dörflichen Strukturen und halten den ländlichen Raum lebens- und liebenswert. 

Ich denke, dass die kommende Generation an Manager*innen und Wirtschaftslenker*innen bereits einen anderen Fokus auf die wesentlichen Herausforderungen dieser Zeit hat. Es wird sich in den nächsten Jahren vieles tun in Bezug auf Nachhaltigkeit. Auch und gerade deshalb, weil sich mittlerweile viele hinterfragen, ob Konsum der Hauptsinn unseres Daseins sein sollte.

 

Vielen Dank für das Interview, Axel!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Gartenallerlei stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Inspiration für Hobbygärtner*innen ohne Garten und den nahenden Frühling: Gärtnern ohne Garten – Wie du Balkon und Terrasse nachhaltig gestalten kannst

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