Grüne Wirtschaft

Klettern, spielen, Spaß haben: Nachhaltige Kletterbögen aus Holz

INTERVIEW | Kindliche Kreativität und Neugierde wecken – das ist die Mission, die hinter den Spielgeräten von Frechling steckt.

INTERVIEW | Kindliche Kreativität und Neugierde wecken – das ist die Mission, die hinter den Spielgeräten von Frechling steckt.

19.01.2022 l Ein Interview geführt von Deborah Iber l Bild: Frechling

„Kinder sind die beste Inspirationsquelle für großartige, neue Ideen“, sagt Elias, einer der Gründer des Unternehmens Frechling. Das ist den Kletterbögen auch anzusehen. Sie werden nicht nur nachhaltig, liebevoll und von eigener Hand hergestellt, sondern auch von den Kindern selbst vor dem Verkauf getestet.

Gerade die Bedürfnisse der Kleinen werden häufig vergessen, nicht so bei Frechling. Um kindliche Bedürfnisse zu verstehen, muss man die Welt durch Kinderaugen betrachten, und genau das tun die Gründer. Wie sie dafür sorgen, dass Eltern gemeinsam mit Kindern kreativ werden und Abenteuer ins Kinderzimmer bringen können, erklärt Elias Holocher im folgenden Interview.

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LifeVERDE: Elias, Frechling steht für nachhaltige Spielgeräte aus dem Allgäu. Wer steckt hinter der Marke und was ist eure Mission?

Elias: Hinter der Marke Frechling stecken eigentlich vier Freunde, die normalerweise Vollholzmöbel und -küchen bauen. Wir alle sind aber mittlerweile Papas geworden und da lag es nahe auch für unsere Kleinsten etwas zu bauen. Plötzlich wurde jedoch die Nachfrage von Freunden und Bekannten immer größer, sodass wir beschlossen haben, unsere Bögen allen zur Verfügung zu stellen.

Schnell war für uns aber auch klar, dass wir nicht der X-te Kletterbogenbauer sein wollen, sondern uns deutlich von der Masse der Hersteller abheben möchten. Hierzu geben wir ein „Frechling-Versprechen“, dass da heißt: „Beste Qualität zum besten Preis“. Wir wollen keine Wegwerfprodukte bauen, sondern Spielzeug für Generationen. Wir wollen, dass auch noch unsere Enkel auf den gleichen Bögen klettern, wie jetzt unsere Kinder. Deshalb geben wir auch 18 Jahre Garantie.

Auch wenn sich unsere Mission sehr bekehrend anhört, haben wir dennoch das Ziel, nicht auf Kosten der Natur und unserer Kinder Profit zu schlagen. Wir wollen beweisen, dass sich Qualität sehr wohl nachhaltig und vor allen Dingen bezahlbar herstellen lässt. Deshalb haben wir neben unserem Versprechen auch unser Nachhaltigkeitsstatement abgeben, nach dem wir unsere Rohstoffe auswählen und unsere Arbeit gestalten.

Frechling-Gründer Elias Holocher (Bild: Frechling).

LifeVERDE: Stell uns einmal das Frechling-Sortiment vor. Welche Spielgeräte bietet ihr bisher an und was macht sie besonders?

Aktuell haben wir unser Spiel- und Kletterbogenset mit insgesamt vier Größen, eine Rutsche und ganz neu unser Lenkrad im Sortiment. Das Lenkrad hat sich wirklich zum Bestseller entwickelt, da es die Kreativität der Kinder nochmal richtig anfeuert. Ein wichtiger Aspekt bei unserer Arbeit ist neben der Zweckmäßigkeit vor allem das Design. Die Bögen sollen ja zum Spielen einladen und sich geschmeidig in die Wohnung einfügen und nicht wie klobige Halbkreise daherkommen. Hier haben wir uns am Vorbild der Natur orientiert. Dem einen oder anderen ist vielleicht der „goldene Schnitt“ ein Begriff. Der sorgt dafür, dass wir etwas als schön, harmonisch oder vollkommen wahrnehmen, und dies haben wir mit unserer elliptischen Form umgesetzt.

Wir haben uns nicht am Bestehenden orientiert, sondern bei der Produktentwicklung von vorn begonnen. Dabei haben wir dann festgestellt, dass unsere Bögen deutlich größer sind als übliche auf dem Markt erhältliche Bögen.Dass hat uns dann selber ganz verwundert, denn wer klettern will oder eine Höhle baut, braucht die entsprechende Größe damit es auch Spaß macht. Das gleiche Thema haben wir bei den Rutschen. Viele Händler oder Hersteller haben Rutschbretter im Programm. Diese sind meist nur einen Meter lang und haben auch keinen seitlichen Rausfallschutz. Das ist für uns ein No-Go. Sicherheit steht bei uns an erster Stelle. Die Eltern bekommen von uns die Bögen fix und fertig montiert. Ganz ohne Schrauben. Da wackelt nichts und da lockert sich nichts.

Aber da möchte ich gar nicht so viel darauf eingehen. Ich denke alle Hersteller versuchen gutes Spielzeug zu bauen, aber genau hinschauen und vergleichen sollte man unbedingt, damit man am Ende keinen kleinen wackeligen Bausatz aus Osteuropa bekommt.

Die Kletterbögen lassen sich miteinander verbinden (Bild: Frechling).

LifeVERDE: Aus welchen Materialien sind die Spielgeräte von Frechling? Achtet ihr dabei auf Nachhaltigkeit und zertifizierte Rohstoffe?

Holz und Leim. Punkt. Um es etwas konkreter zu sagen, verwenden wir Buchenholz und Birke Mulitplexholz. Das sind ineinander querverleimte Birkenholzschichten. Wir verwenden mit 30mm Stärke rund doppelt so starkes Holz wie andere Hersteller. Hier wollen wir auf keinen Fall sparen. Dies gibt unseren Bögen trotz des filigranen Designs die nötige Stabilität.

Wie schon gesagt, verzichten wir komplett auf Schrauben. Das hat mehrere Gründe: Zum einem erhöht sich die Standfestigkeit, nichts kann sich lockern, und die Verletzungsgefahr wird geringer. Zum anderen aber auch aus ästhetischen Gründen. Unser Holz kaufen wir bei uns im Ort bei den dort ansässigen Holzhändlern ein und achten dabei selbstverständlich auf nachhaltige Waldwirtschaft.

LifeVERDE: Elias, Du bist ja kein unbeschriebenes Blatt. Über dich liest man ja so einiges. Vom Waldorfschüler zum Musiklehrer und nun Designerküchenbauer und Spielzeughersteller. Wie kommt das?

Ja das stimmt im Wesentlichen. Ich war tatsächlich mal Waldorfschüler und auch Musiklehrer an einer Waldorfschule. Das waren sehr schöne und erfahrungsreiche Zeiten und das hat sicherlich auch jetzt noch großen Einfluss auf unsere Arbeit.

Doch meine Leidenschaft gilt voll und ganz dem Holz. Dazu kommt, dass ich einfach ein Technik-Junkie bin, und dass lässt sich wunderbar kombinieren. Sehr viele Leute haben meine Ideen anfangs belächelt, Banken haben mich weggeschickt. Mittlerweile bauen wir sprachgesteuerte Küchen und haben weltweite Patente. Das war schon ein Durchbruch für uns. Aber wir bauen nicht nur abgedrehte Sachen für die High Society, sondern einfach schöne Dinge aus Vollholz für Jedermann. Diese Idee wollen wir jetzt mit Frechling fortführen und in jedes Kinderzimmer bringen, quasi Waldorf-Flair für Zuhause. Ich kenne die allermeisten meiner Kunden persönlich. Da kann ich nur beste Qualität abliefern, dafür stehe ich, dafür bin ich verantwortlich. Und das zu einem fairen Preis, denn ich will allen weiterhin in die Augen schauen können.

LifeVERDE: Auf eurer Homepage heißt es, dass ihr Fair & Sozial agiert. Wie genau sieht faires und soziales Arbeiten in eurem Fall aus?

Wir sind ein kleines familiäres Team, auch stets mit dem Fokus auf den Menschen an sich. Bei uns wird für die Familie und nicht auf Kosten der Familie gearbeitet. Die Belange jedes einzelnen sind wichtig und werden bei uns so gut es geht berücksichtigt. Mit Sozial verbinden wir eher unseren Wunsch möglichst vielen Kindern den Zugang zu unseren Kletterbögen zu ermöglichen. Klar sagen wir, dass wir den besten Preis haben, dennoch bleibt es für einige Familien eine Investition, die die finanziellen Möglichkeiten übersteigt. So unterstützen wir Kindergärten und Tagesmütter, Hebammen, die Spielraumkurse, Pekip oder DELFI anbieten. Also alle, die beruflich zur Entwicklung und Förderung unserer Kids beitragen. Hier darf sich gerne jeder bei uns melden, der solch eine Einrichtung betreut oder eine entsprechende pädagogische Arbeit leistet. Bisher haben wir mit allen eine gute Lösung gefunden.

Sicherlich ist wirtschaftliches Handeln wichtig, damit die ganze Unternehmung erfolgreich wachsen kann, jedoch steht bei uns nicht Profitmaximierung im Vordergrund.


LifeVERDE: Außerdem seid ihr im Besitz einer CNC Anlage, die eine CO2 schonende Produktion ermöglicht. Was genau hat es mir der Anlage auf sich und warum kann dadurch CO2 gespart und Ressourcen geschont werden?

Ja, das war für uns eine große und wichtige Entscheidung, die wir nicht bereut haben. Klar ist das für uns eine enorme Investition gewesen, doch damit besitzen wir tatsächlich eine der modernsten Anlagen, die es derzeit gibt. CO2 ist ja ein sehr wichtiges Thema und wird immer akuter. Wir haben das für unsere Produktion mal berechnet. Durch die Produktion eines Kletterbogens verursachen wir rund 1.350 Gramm CO2. Das hört sich erstmal viel an, ist aber nur ein Viertel so viel wie bei einer herkömmlichen Produktion und entspricht ca. 9 km Autofahren. Jedoch wollten wir unbedingt CO2-Neutral sein. Deshalb arbeiten wir mit einer gemeinnützigen Organisation zusammen, die weltweit Bäume pflanzt. Dann kam eben die Idee auf, einfach für jeden verkauften Bogen einen Baum zu pflanzen. Und das machen wir nun. Das steht ganz transparent auf unserer Homepage. Dadurch haben wir tatsächlich eine positive Klimabilanz, da jeder Baum ca. 12-16 KG CO2 pro Jahr aufnimmt. Somit werden durch unseren kleinen Frechling® Wald bereits jetzt schon mehrere Tonnen CO2 aufgenommen. Und das Jahr für Jahr.


LifeVERDE: Was ist dir persönlich besonders wichtig, wenn es um mehr Nachhaltigkeit in der Spielzeug-Branche geht? Was sollte sich aus deiner Sicht verändern?

Weg von Plastik, weg von fertigen Konzepten. Back to the roots. Fakt ist doch, dass wir alle einem Überfluss an Eindrücken ausgeliefert sind. Insbesondere die Kinder. Die Kinder brauchen Raum und Einfachheit – gedanklich eine weiße Leinwand. Nur so kann wirkliche persönliche Entfaltung, Entwicklung und Kreativität entstehen. Weniger ist hier einfach mehr. Die Eltern müssen auch mal die Langeweile der Kinder einfach aushalten. Denn Langeweile verwandelt sich nach ca. 20 Minuten in Kreativität. Ich kann nur allen ans Herz legen, dass selber mal auszuprobieren.


Da kommt wieder meine eigene Waldorf-Erfahrung ins Spiel. Sowohl meine eigene Schulzeit als auch meine Tätigkeit als Lehrer an einer Waldorfschule. Das kann ich auch im Waldorfkindergarten meines Sohnes beobachten. Hier ist der Fokus ein anderer. Weg von einer Beschäftigungstherapie hin zum Wecken der ganz natürlichen Neugier und Begeisterung. Die Faszination zweier Kinder beim Beobachten einer Schnecke ist auch für mich ein Quell der Inspiration. Das erdet einen wieder und ermöglicht die Sicht auf das Wesentliche. Hier sind wieder die Eltern in der Pflicht, den nötigen Rahmen zu bieten und zu halten. Und wir möchten unseren kleinen Beitrag dazu leisten. Die Kinder werden es danken.

Nachhaltiger Abenteuerspaß im Kinderzimmer (Bild: Frechling).

LifeVERDE: Die Marke Frechling steht noch ganz am Anfang. Was plant ihr für die Zukunft hinsichtlich eurer nachhaltigen Spielkreationen?

Das ist richtig, wir sind mit Frechling noch nicht sehr lange auf dem Spielzeugmarkt tätig, aber die Resonanz ist einfach überwältigend. Damit haben wir nicht gerechnet. Wir mussten uns erstmal neu sortieren, um der ganzen Nachfrage gerecht zu werden. Unser Kerngeschäft sind ja unsere Küchen und Möbel, dennoch werden wir jetzt unsere neue Spielzeugsparte weiter ausbauen. Ideen gibt es viele. Wir müssen ja nur Zuhause in unsere Kinderzimmer schauen. Unsere Kinder sind unsere Inspiration, wir müssen nur mit Kinderaugen hinsehen. Neue Prototypen werden dann auch immer fleißig von unseren Kindern getestet und nur, was den kritischen Prüfern standhält, wird auch produziert. Was aber konkret in Zukunft kommt bleibt noch geheim. Aber was ich schonmal verraten kann ist, die Kinderaugen werden wieder leuchten.

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Elias!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Frechling stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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