Grüne Wirtschaft

Im Experten-Interview: Herr Wolfgang Kaufholz, Inhaber von „weinlust“ zum Thema nachhaltiger Weinanbau.

Es gab eine Zeit, da brauchte der Kunde schon eine gehörige Portion Solidarität, um sich für Biowein zu entscheiden.

Es gab eine Zeit, da brauchte der Kunde schon eine gehörige Portion Solidarität, um sich für Biowein zu entscheiden.

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Kaufholz, Sie sind Inhaber von weinlust einem stationären- und Online-Weinhandel. Was zeichnet  weinlust aus? 

WOLFGANG KAUFHOLZ: weinlust bietet über 300 Weine aus über 10 Ländern der Alten und der Neuen Welt, immer mehr stammen aus bioölogischem oder bio-dynamischen Anbau. Alle Weine werden auf Qualität und ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis geprüft, bevor sie in den Verkauf kommen. Dabei wird nicht unbedingt auf große Namen sondern eher auf junge, interessante und eher kleine Winzer geachtet. Ein großes Plus sind unsere regelmäßig stattfindenden Weinseminare für Endkunden und Profis, die lange im Voraus schon ausgebucht sind.

Wie kamen Sie zum Wein? 

Das Interesse an guten Weinen hatte ich schon als Student. Später sind dann Freundschaften mit Winzern dazu gekommen, so dass es einfach folgerichtig war, vor 8 Jahren einen Weinhandel zu erwerben. Dabei kamen mir meine langjährigen Erfahrungen als Weinsammler und meine berufliche Tätigkeit als Manager zupass.

Die Regale in Supermärkten und bei Weinhändlern sind mittlerweile voll mit Bio-Weinen. Was ist der Unterschied zwischen Bio-Wein und herkömmlichem Wein und was sind seine Eigenschaften? 

Es gab eine Zeit, da brauchte der Kunde schon eine gehörige Portion Solidarität, um sich für Biowein zu entscheiden. Das lag daran, dass die Winzer in erster Linie Bio aber nicht unbedingt qualitativ hochwertige Weine im Sinn hatten. Auch herkömmliche Weine guter bis sehr guter Qualität sind schon sehr naturnah produziert worden, da die Winzer wissen, dass sich alles, was sie spritzen oder in den Boden verbringen im Wein wiederfindet. omit sind gehobene Weine idR qualitativ deutlich besser als viele Weine im Supermarkt. Man darf dabei nicht vergessen, dass Supermarktweine immer Massenware sind. Und Masse ist nun einmal nicht unbedingt Qualität. 

Mit welchen Strategien setzen Sie sich gegenüber der Supermarkt-Konkurrenz durch, die ebenfalls Qualitätsweine anbieten? 

Nicht überall wo Qualitätswein draufsteht ist auch gehobene Qualität drin. Es bedarf schon einer guten Beratung, um seinen individuellen Geschmack zu treffen. Und genau dies kann nur der Fachhandel leisten. Unbenommen ist die Qualitätsoffensive des Lebensmitteleinzelhandels, der für Wettbewerbsdruck sorgt. Dem setzen wir neben Beratung auch die sorgfältige Auswahl unserer Weine in einem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis entgegen. Der Fachhandel findet immer wieder spannende und qualitativ herausragende Newcomer, sowohl im herkömmlichen als auch im Bioweinsegment, da meine Kollegen und ich einfach risikofreudiger sind als die nur auf  hohe Rendite setzenden Ketten.

Wie kann Nachhaltigkeit bei Weinen gemessen werden, welche Faktoren sind die wichtigsten? 

Nur was langsam und sorgfältig produziert wird, kann auch nachhaltig sein. So ist ein alterungsfähiger Wein auch nur in geringeren Mengen produzierbar als ein für den schnellen Genuss bestimmter Wein. Wichtig für eine nachhaltige Entwicklung ist auch die Generationen übergreifende Weitergabe von Wissen und Erfahrung. So gibt es viele Weingüter, die schon seit vielen Generationen am Markt bestehen. Hier weiß der Winzer, dass er ein Erbe angetreten hat, das er zwar nutzen, aber auch für die folgenden Generationen erhalten muss. Und dann wird er sicherlich auch auf alles verzichten, was seine Böden belastet (z.B. auf Kupfersulfat, das im Bioweinbereich erlaubt ist, aber irgendwann die Böden mit Schwermetall verseucht). Nachhaltige Weine zeichnet aus, dass sie sorgfältige Nutzung der Böden, Verzicht auf Pestizide und Insektizide und schonende, d. h. in Handarbeit erfolgte Vinifikation erfordern.

Bis noch vor ein paar Jahren war der Tenor bei den Deutschen, dass man Rotwein am besten aus Italien, Frankreich oder Spanien und bestenfalls Weißwein aus dem Süden Deutschlands bezieht. Welche deutschen Weine können Sie empfehlen? 

Gerade die Weine der jungen Winzerinnen und Winzer aus Deutschland, die in den 90er Jahren die Weingüter Ihrer Väter übernommen haben, bringen heute Rot- und Weißweine auf den Markt, die mit den internationalen Spitzenqualitäten durchaus konkurrieren können. Hier fallen mir besonders Tina Pfaffmann, Markus Schneider. Christian Bamberger oder Christoph Koenen ein, deren Weine in den letzten Jahren für Furore sorgten und die es bis auf wenige Ausnahmen nur im Fachhandel gibt.

Wird Ihrer Einschätzung nach das Internet als Vertriebskanal für Wein an Bedeutung gewinnen? 

Wie überall im Handel wird auch beim Wein der Vertriebskanal Internet noch an Bedeutung zunehmen, da gerade dort ohne großen Aufwand vertrieben werden kann und somit überwiegend Dumping betrieben wird. Wichtig für den stationären Weinhandel ist es, sich rechtzeitig auf Multichannel-Vertriebswege umzustellen. Dabei sind die "Sozialen Netzwerke", der online-Handel und die stationären Geschäfte gleichberechtigt nebeneinander zu stellen.

Wie wird es mit  weinlust weitergehen? Gibt es Pläne für die Zukunft? 

weinlust wird neben dem Segment Endkunden verstärkt auch auf Hotels, Gastronomie und Caterer als Zielgruppe setzen. Erste Schritte waren unsere Hausmesse für diese Zielgruppe und unser speziell ausgesuchtes Sortiment. Daneben werden auch neue Marketingstrategien für das Endkundengeschäft entwickelt werden (Stichwort Soziale Netze). Mein Traum ist, noch in 20 Jahren eine immer wieder frische, junge und mit spannendem Sortiment ausgestattete weinlust sich am Markt behauptend vor zu finden.




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