Grüne Wirtschaft

Im Interview: Marike Paulsen, Produktmanagerin im Bereich Fisch bei der Frosta AG

Frosta ist Deutschlands nachhaltigste Marke 2012. Wie sich das Unternehmen für bestandserhaltende Fischerei engagiert erzählt Marike Paulsen im Interview.

Frosta ist Deutschlands nachhaltigste Marke 2012. Wie sich das Unternehmen für bestandserhaltende Fischerei engagiert erzählt Marike Paulsen im Interview.

Das Interview führte Maja Walter

UMWELTHAUPTSTADT.DE: Seit 2003 produziert Frosta nach dem Frosta- Reinheitsgebot. Mit Maßnahmen wie dem konsequenten Verzicht auf Zusatzstoffe, der Auflistung aller Zutaten auf den Verpackungen oder der Teilnahme am "Product Carbon Footprint Pilotprojekt" gelten Sie als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Woher kam der Impuls diesen Schritt zu gehen?

Marike Paulsen: Frosta war vor 2003 in einer schwierigen Situation. Die Produkte unterschieden sich nicht wesentlich von denen des Marktführers (Iglo), und in den Tiefkühltruhen des Handels war nur Platz für den Marktführer und für eine günstige Handelsmarke.
Wir schauten uns unsere damaligen Produkte sehr kritisch an und befragten Verbraucher. Daraus wurde die Idee des Frosta Reinheitsgebots geboren: der komplette Verzicht auf Zusatzstoffe. Unser Sortiment wurde komplett überarbeitet, 200 verschiedene Zusatzstoffe gefunden und aus den Rezepturen entfernt.
Aber leider wurde der neue Ansatz erst einmal nicht von den Verbrauchern honoriert: der Umsatz brach an, obwohl wir mit dem Gegenteil gerechnet hatten. Wir hielten dennoch an dem Konzept fest, auch weil wir viele sehr positive Rückmeldungen von Verbrauchern erhielten. Wer die neuen Frosta Produkte probiert hatte war in aller Regel begeistert. Nur schreckte zunächst der etwas höhere Preis viele Verbraucher ab und es dauerte einige Zeit, bis es wieder bergauf ging.
Mit dem CO2- Fußabdruck begannen wir uns im Jahr 2008 im Rahmen des PCF Pilotprojektes unter der Trägerschaft des Öko- Instituts und des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zu beschäftigen, weil wir wissen wollten, wie der CO2- Fußabdruck unserer Produkte aussieht. Tiefkühlgerichte stehen ja in dem Ruf, schädlich für das Klima zu sein. Wir wollten genau wissen, ob das stimmt und haben deshalb auch ein Frosta Produkt mit einem selbstgekochten Gericht verglichen. Das Ergebnis hat uns alle überrascht: das Frosta Gericht verursacht über die gesamte Produktionskette nicht mehr CO2 als ein vergleichbares selbstgekochtes Gericht.


Bei Fischprodukten ist es für Verbraucher oftmals besonders schwierig auf Nachhaltigkeit zu achten. Es gibt häufig mehrere Fischbestände einer Art, welche sich je nach Region in ganz unterschiedlichem Zustand befinden. Zudem gelten nur wenige Fangmethoden als schonend. Frosta nutzt das Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) um den Verbrauchern Produkte aus nachhaltiger Fischerei zu garantieren. Welche Standards beinhaltet das Siegel?

Das MSC-Siegel steht für den Einsatz umweltverträglicher Fangmethoden und für eine verantwortungsvolle Nutzung der Fischbestände. Der MSC hat in Kooperation mit Wissenschaftlern, Fischereiexperten und Umweltschutzorganisationen Standards für nachhaltige Fischerei und für die Rückverfolgbarkeit von Fischerzeugnissen entwickelt. Diese Standards gelten für alle Fischereien und beinhalten Maßnahmen zum Schutz der Fischbestände, des Ökosystems und Vorgaben für ein effektives Fischerei-Management.
Weitere Infos: http://www.msc.org/ueber-uns/standards-de/msc-standard-und-methodik.


Auf den Verpackungen Ihrer Fischprodukte fällt neben dem MSC-Siegel ein sogenannter Tracking-Code auf. Welche zusätzlichen Informationen können die Verbraucher mit diesem Code abrufen?

Der Tracking Code ermöglicht es dem Kunden im Internet alle wichtigen Informationen über den Fisch in seinem Produkt abzurufen- wie zum Beispiel das Fanggebiet, die Fangmethode und das genaue Fangdatum. Der Verbraucher muss hierfür lediglich den auf der Verpackung aufgedruckten Code auf der Webseite www.fischtracker.de/frosta eingeben. Ein QR-Code ermöglicht außerdem das bequeme und schnelle Abrufen der Seite via Smartphone.


Überprüfen Sie darüber hinaus z.B. vor Ort die Abläufe der Fischerei und wie die Produkte verarbeitet werden?

Im Rahmen von Qualitätsaudits sind unsere Fisch-Einkäufer und die Mitarbeiter der Qualitätssicherung regelmäßig bei unseren Lieferanten vor Ort, um die Qualität der Rohwaren und die Produktionsabläufe zu überprüfen.


Der Anteil von Fischen aus Aquakulturen liegt heute bei fast 50 %. Allerdings stehen konventionelle Aquakulturen aufgrund von gravierenden Auswirkungen für die Umwelt und die lokale Bevölkerung massiv in der Kritik. Verwendet Frosta bereits Erzeugnisse aus Aquakulturen, und falls nicht, sehen Sie Perspektiven Fisch und Meeresfrüchte zukünftig aus ökologisch nachhaltigen Aquakulturen zu beziehen?

Die Frosta Marke verwendet ausschließlich Fisch & Meeresfrüchte aus Wildfang mit MSC-Zertifikat. Der Einsatz von Fisch aus Aquakultur ist aktuell nicht geplant- zumal die für uns relevanten Fischarten auch (noch) gar nicht zertifiziert sind. Grundsätzlich stehen wir dem Thema aber offen gegenüber und werden die Entwicklung der Zertifizierung genau beobachten.


Die Ausbeutung der Meere rückt zunehmend in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Weltweit gelten 30 % der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt. Stellen Sie bei Frosta bereits Veränderungen im Konsumverhalten der Verbraucher fest bzw. sehen Sie einen Trend zu mehr Verzicht auf Fisch?

Der Markt für TK-Fisch ist stabil, das heißt es wird nicht weniger Fisch verzehrt. Jedoch sehen wir einen klaren Trend in Richtung Nachhaltigkeit. Bestandserhaltende Fischerei hat einen deutlich höheren Stellenwert bei der Kaufentscheidung als noch vor ein paar Jahren. Das spielt uns auch der Handel zurück. Fisch-Produkte ohne MSC-Siegel werden gar nicht mehr ins Sortiment aufgenommen.




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