Grüne Wirtschaft

Im Interview: Dr. Florian Skiba von ARKTIK, dem unabhängigen Klimaschutz-Start-Up

Dr. Skiba: „Ganzheitlicher Klimaschutz muss immer heißen: CO2 vermeiden und reduzieren, wo möglich, und den nicht vermeidbaren Rest ausgleichen."

Dr. Skiba: „Ganzheitlicher Klimaschutz muss immer heißen: CO2 vermeiden und reduzieren, wo möglich, und den nicht vermeidbaren Rest ausgleichen."

Das Interview führte Marcus Noack

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Dr. Skiba, ARKTIK bietet Unternehmen als Beratungspartner des TÜV Nord die Möglichkeit, CO2-Emissionen zu bilanzieren und nicht vermeidbare CO2-Emissionen auszugleichen. Wie funktioniert das genau?

Dr. Florian Skiba: Die CO2-Bilanz bzw. der Carbon Footprint stellt eine umfassende Bestandsaufnahme aller relevanten Treibhausgasemissionen von Produkten aber auch Unternehmen oder Verwaltungen dar.

Um die CO2-Bilanz zu erstellen, bieten wir unseren Kunden ein Datenerfassungs-Tool, mit dem alle Emissionsquellen identifiziert, erfasst und nach anerkannten Standards wie z. B. der ISO 14064 bilanziert werden. Die CO2-Bilanz bildet die Basis für die Kommunikation der Klimawirkung des Unternehmens nach innen und außen und für die Identifizierung von Einsparpotenzialen.

Leider lassen sich aber noch nicht alle CO2-Emissionen im Alltag eines Unternehmens einsparen bzw. vermeiden. Deshalb bieten wir Unternehmen ebenfalls die Möglichkeit, mit ARKTIK Klimaschutzprojekte zu unterstützen, welche die CO2-Emissionen an anderer Stelle zu 100% wieder einsparen, und so klimaneutral zu werden.

Im Rahmen eines Wasseraufbereitungsprojektes werden z. B. über 900.000 Wasserfiltersysteme in Kenia verteilt, die 4,5 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen. Gleichzeitig reduziert das Projekt auch den Holzverbrauch und die Menge CO2, die sonst durch das Abkochen von Trinkwasser entstehen. So können jedes Jahr bis zu 2 Millionen Tonnen eingespart werden.

2009 hat ARKTIK mit einem Modell zum klimaneutralen Tanken begonnen. Woher kam der Impuls für die Ausweitung Ihres Klimaschutzengagements, z. B. im Bereich klimaneutrales Erdgas mit LichtBlick?

Dr. Florian Skiba: CO2-neutraler Versand von Briefen, Kompensation von Flugreisen: Maßnahmen zum CO2-Ausgleich sind vielfältig und als Ergänzung zu Maßnahmen zur Reduktion und Vermeidung von Treibhausgasen als wichtiger Klimaschutzbaustein etabliert.

Viele Unternehmen, deren Fuhrpark wir klimaneutral stellen, fanden die Idee so toll, dass wir im gemeinsamen Gespräch auch klimaneutrale Lösungen für andere Bereiche entwickelt haben. Dazu zählen u.a. klimaneutrales Erdgas mit LichtBlick, der erste klimaneutrale LKW-Anhänger von Burg Silvergreen und die erste klimaneutrale Grönland Expedition von Stella Polaris.

Glauben Sie, dass Kompensationsprogramme der beste Weg sind, um dem Klimawandel entgegenzuwirken oder wären Radikalkuren, wie beispielsweise die sofortige Abschaffung aller PKWs mit fossilen Brennstoffen, weitaus effektiver?

Dr. Florian Skiba: Ganzheitlicher Klimaschutz muss immer heißen: CO2 vermeiden und reduzieren, wo möglich, und den nicht vermeidbaren Rest ausgleichen. Natürlich wünschen wir uns, dass es in vielen Bereichen des Lebens zukünftig Technologien gibt, die CO2-Emissionen erst gar nicht entstehen lassen. Leider ist es bis dahin noch ein langer Weg. Wir haben aber keine Zeit zu warten, vielmehr müssen wir alle heute schon anfangen, CO2 einzusparen. Damit ein Temperaturzuwachs von 2°C nicht überschritten wird, müssen die weltweiten Emissionen bis 2050 auf unter 50 % der Menge von 1990 reduziert werden - und bislang steigen die CO2-Emissionen noch jedes Jahr weiter.

Der Ausgleich von CO2-Emissionen ist in vielen Bereichen daher als eine effektive und oftmals auch die einzige Lösung für klimaneutrales Handeln zu verstehen, eben als Brückenschlag bis andere Lösungen zur Verfügung stehen.

Für welche CO2-intensiven Produkte würden sich Kompensationsprogramme noch lohnen?

Dr. Florian Skiba: Wie bereits gesagt, die Kompensation muss immer zusammen mit Einsparen und Vermeiden von CO2 erfolgen. Für alle Bereiche, in denen CO2-Emissionen noch nicht vollständig vermieden werden können, ist der Ausgleich von Emissionen durch Unterstützung von Klimaschutzprojekten eine zeitgemäße und effektive Lösung, Verantwortung für die Klimawirkung des eigenen Handelns zu übernehmen.

Häufig diskutiert wird, dass öffentlich zugängliche Güter, wie beispielsweise saubere Luft oder Trinkwasser fast frei zu haben sind und besser mit einem Preis belegt werden sollten. Wie stehen Sie dazu?

Dr. Florian Skiba: Wir teilen diesen Gedanken, der auch Grundsatz des Kyoto-Abkommens ist.

Die evangelische Kirche versteht CO2-Ausgleich beispielsweise als Reparaturzahlung für die Klimawirkung des eigenen Handelns. Wir nutzen gerne den Vergleich zum Hausmüll. Natürlich trennen wir Müll und kaufen Mehrwegverpackungen – natürlich versuchen wir alle auch, CO2 einzusparen und zu vermeiden. Es würde heute aber niemand auf die Idee kommen, den nicht vermeidbaren Müll einfach auf die Straße zu kippen. Wir benutzen Mülltonnen und zahlen die Müllabfuhr.

Auch für die nicht vermeidbaren CO2-Emissionen müssen wir Verantwortung übernehmen. Das Einsparen der nicht vermeidbaren CO2-Emissionen an anderer Stelle ist daher, als eine Art Müllabfuhr unseres Klimamülls zu verstehen.

Wie sieht die Zukunft von ARKTIK aus – wird es weitere Produkte oder Dienstleistungen geben?

Dr. Florian Skiba: Natürlich! Gerade zum Ende des letzten Jahres hat es viele spannende Entwicklungen bei uns gegeben, und wir freuen uns schon sehr auf die Zukunft und unseren Beitrag zum Klimaschutz.

Neben Lösungen zum Ausgleich von Unternehmen, Produkten, Veranstaltungen und Mobilität erstellen wir jetzt auch CO2-Bilanzen, entwickeln grüne Marketingstrategien sowie Klimaschutzkonzepte und beraten Unternehmen zum Thema Green Innovation.

ARKTIK ist seit ferner Kurzem offizieller Beratungspartner des TÜV NORD für die Erstellung von CO2-Bilanzen und den Ausgleich der CO2-Emissionen.

Mehr zu unseren Klimaschutzangeboten für Unternehmen finden Sie auch auf unserer neuen Website: www.klimaneutral.arktik.de




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