Grüne Wirtschaft

Im Interview: Anna Litwak von Futurefashionguide.com

Der Future Fashion Guide bietet zwei Hauptfunktionen: Den Label-Guide und den Store-Guide zu über 150 Eco-Designerlabels.

Der Future Fashion Guide bietet zwei Hauptfunktionen: Den Label-Guide und den Store-Guide zu über 150 Eco-Designerlabels.

UMWELTHAUPTSTADT.DE: Warum war es aus Ihrer Sicht wichtig, eine neue Plattform für nachhaltige Mode zu schaffen?

ANNA LITWAK: Grüne Modelabels sind oft klein und haben wenig Markenstärke, obwohl sie in Qualität und Design erfolgreichen konventionellen Labels absolut ebenbürtig sind. Das liegt ganz einfach daran, dass nachhaltige Mode teurer in der Produktion ist und die Budgets fürs Marketing dadurch schrumpfen. Denn Eco-Fashion hat nur eine Chance wenn sie nicht teurer als gängige Mode angeboten wird. Somit bleibt Eigenwerbung oft auf der Strecke und Eco-Fashion hat insgesamt eine viel geringere Präsenz und Verbreitung als sie eigentlich haben müsste. Hier kommt der Future Fashion Guide ins Spiel. Er bietet zwei Hauptfunktionen: Den Label-Guide und den Store-Guide. Den schnell wachsenden Pool von über 150 Eco-Designerlabels können Besucher mit wenigen Klicks nach verschiedenen Attributen filtern, um genau das zu finden, was sie suchen (für wen? was genau? Welcher style? Wie Eco?). Mit einem Klick aufs Label werden dem Besucher dann die aktuelle Kollektion, ein Text über das Label, Eco-Kriterien und direkte Kaufmöglichkeiten (online und offline) angezeigt. Ebenso funktioniert es mit den Eco-Boutiquen und Eco-Showrooms im Store-Guide, die sich zusätzlich über eine Karten-Funktion eingrenzen lassen. Im Magazinteil gibt es regelmäßig interessante Artikel und Aktionen. Für uns ist es wichtig, vor allem den Endkunden anzusprechen und ihm unmittelbare Kaufmöglichkeiten anzubieten. So wollen wir auch endlich eine Brücke zum Mainstream bauen, denn das ganze Thema von nachhaltiger Mode ist bisher vor allem aus der Insider-Perspektive von Herstellern, Messen und engagierten Aktivisten aufgezogen worden. Wenn grüne Mode hingegen im Mainstream thematisiert wird, dann vor allem im Zusammenhang mit "bad news", d.h. Berichterstattung über Tragödien und Missstände in der Modeindustrie. So wichtig das auch ist, um auf der politischen Ebene etwas zu verÄndern - die Popularität und die Verkaufszahlen von nachhaltiger Mode werden dadurch kaum verbessert und das hat psychologische Gründe: Mode kauft man eben am Ende des Tages nicht aus Mitleid oder Bestürzung, sondern aus Begeisterung und Faszination für das Produkt. Nachhaltigkeit allein ist für die meisten Konsumenten nicht reizvoll. Sie muss eher als Selbstverständlichkeit im Hintergrund bleiben, während die Mode die Reize ausspielt, die ihr schon immer zu eigen waren. So sind wir uns mit vielen unserer Designer einig, dass nachhaltige Fashion in erster Linie Fashion sein muss, wenn es in der grünen Mode nicht bei Debatten und Lippenbekenntnissen bleiben soll.

Was sind die Kriterien für die Aufnahme der Labels im Future Fashion Guide? Worauf verlassen Sie sich in Sachen Glaubwürdigkeit? Greenwashing ist ja auch in der Mode ein Thema...

Wir nehmen mit jedem Label persönlich Kontakt auf, schauen auf vorhandene Zertifizierungen wie GOTS, doch gibt es gerade unter den kleinen Labels viele, die sich die mitunter teuren Zertifizierungen nicht leisten können und statt dessen auf Transparenz und persönliche Nähe zum Kunden setzen, was ihre Produktionsbedingungen und die Offenlegung der nachhaltigen Strategien angeht. In Fällen, wo keine Zertifikate vorliegen müssen wir uns auf andere Nachweise und auf unsere Menschenkenntnis im persönlichen Gespräch verlassen. Schwarze Schafe geben sich meist schnell zu erkennen, weil ihnen die spezielle Kompetenz fehlt, die man braucht um ein nachhaltiges Label zu führen. Von auswendig gelerntem CSR-Vokabular eines Pressechefs lassen wir uns nicht beeindrucken... Voraussetzung für die Aufnahme eines Labels in den Guide ist das Vorhandensein von zwei oder mehr nachhaltigen Kriterien (z.B. Lokale Produktion + Bio-Stoffe + natürlich gegerbtes Leder) und für die Aufnahme ebenso wichtig: das Design. Ein Label kann noch so nachhaltig sein - wenn die Mode nicht stark im Design ist oder zumindest sehr stilvoll für den every-day-Einsatz, kommt es für den Future Fashion Guide nicht in Frage. Exklusivität und Stil-Stärke sind nun einmal Haupt-Attribute der Mode und die dürfen nicht vernachlässigt werden, bloß weil es gewissermaßen "um den guten Zweck" geht. Das gehört zum Kern unseres Konzepts.

Was sähe der Idealfall aus, was Sie mit dem FFG erreichen kännen?

Wie bereits angedeutet, wir wollen Brücken zum Mainstream bauen, wollen, dass grüne Mode zu einem zentralen Trendthema auch auߟerhalb von Kenner-Kreisen wird. Denn bei allem gebotenen Optimismus - wenn nachhaltige Fashion noch viele Jahre lang ein Nischenprodukt für eingefleischte Idealisten bleibt, dann wird die positive Kraft all dieser engagierten Designer weitgehend verpuffen. Ohne Mainstream kein Wandel! Der Idealfall könnte zum Beispiel so aussehen: Es ist Januar 2014, Dieter Bohlen trägt schon die dritte Sendung in Folge ein nachhaltiges Sakko, die grüne Fashion Week bekommt beinahe mehr Medienaufmerksamkeit als die konventionellen Messen und das Öko-Wollpullover-Image hat sich aus den Köpfen der Menschen verabschiedet. Nachhaltige Selbstverständlichkeit kehrt ein.

Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Schnittpunkte, um die Entwicklung zu forcieren?

Image, Image und Image.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit lavera für den lavera Showfloor Jan/13 im Umspannwerk Alexanderplatz?

Vor 4 Jahren startete der lavera Showfloor Berlin mit dem Veranstalter Catwalk Enterprises und lavera als Hauptsponsor und strategischem Partner. Im September 2012 verlängerte lavera seinen Vertrag allerdings nicht weiter und entschied sich, eigenständig als Veranstalter des neuen lavera Showfloor zu fungieren, so musste kurzfristig ein neues Organisationsteam auf die Beine gestellt werden. Wir kennen Marina Rudolph und Anna Gerloff von ecoist.in bereits von der Green Fashion Week im Januar 2012. ego/ego, das ist unsere auf Sinn und Nachhaltigkeit ausgerichtete Medienagentur, war dort unterwegs um den "Green Fashion Report 2012" zu drehen. Die ecoist.in Ladies haben uns damals Ariane Sommer und Co. vor die Kamera geholt. Im Sommer haben sie uns eingeladen das YES WE DO! Event im Watergate filmisch zu dokumentieren. Die ecoistinnen sind jetzt das neue Organisations-Team für die den lavera Showfloor und holten auch den Future Fashion Guide ins Boot. Dank der vielen Kontakte, die wir inzwischen zu exklusiven Eco-Designern pflegen, konnten wir eine wirklich tolle Auswahl von Labels für den lavera Showfloor verpflichten.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Labels für den lavera Showfloor gewählt?

Auf der Berlin Fashion Week ist es wichtig zu glänzen, etwas zum Vorzeigen zu haben und red-carpet-Flair zu verbreiten. Ansonsten geht eine Veranstaltung, die neben dem Mercedes-Benz Zelt stand halten muss, völlig verloren. Deshalb haben wir High Fashion und Haute Couture akquiriert. Wir freuen uns sehr, mit gutem Gewissen sagen zu köˆnnen, dass diese unglaublichen Labels wirklich alle nachhaltig arbeiten. TAMMAM Bridal&Couture zum Beispiel, produziert zu 100% ökosozial. Kaethe Maerz bis zu 95%. ܈brigens kreiert die Designerin von Kaethe Maerz für ihre Shows immer sehr imposante Kopfbedeckungen. Ich verrate hier mal ein Geheimnis: Einer dieser Hüte in der Show am 16.01.13 wird 1,5 Meter breit sein.

Das klingt spannend, was für Tipps haben Sie noch?

Ein kleiner Geheimtipp ist auf jeden Fall die Show von goodsociety. Diese wird von einer Live-Performance der Band DIAZPORA begleitet und die wird so richtig sexy einheizen! Und wer auf Promi-Jagd ist, kann sicher an jedem Abend fündig werden, aber einen garantierten Volltreffer gibt's am Donnerstag zur Show von Ada Zanditon. Katie Melua wird da sein, um die Show der Britischen Designern zu supporten. Der lavera Showfloor ist Übrigens eine öˆffentliche Veranstaltung. Besucher köˆnnen sich zu allen Shows akkreditieren unter http://www.lavera-showfloor.de/akkreditierung.html


Was ist für 2013 beim FFG in Planung?

Viele neue Labels werden in den kommenden Wochen im Guide erscheinen, wir freuen uns über die vielen Anfragen aus aller Welt. Die Labels melden sich erfreulicherweise inzwischen schon von selbst bei uns, denn rein per Suchmaschine könnten wir einige von ihnen niemals finden... Außerdem möchten wir 2013 den Green Fashion Report als festes Web-TV-Format etablieren. Freie, informative und unterhaltsame Berichterstattung von den grünen Mode-Events der Berlin Fashion Week. Zur Zeit geben wir dem Konzept den letzten Schliff und sind auf der Suche nach Sponsoren und Medienpartnern, die das Projekt unterstützen möchten, so dass wir zur Berlin Fashion Week im Sommer loslegen können.

Nützliche Links zum Thema:

Präsentation aller 12 Labels des lavera




Kommentare
schneider
17.01.2013
Wann gibt es denn endlich die Plattform für Grüne Mode JOBS ???

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