Grüne Wirtschaft

Ein Interview mit Bodo von Braunmühl, Leiter Unternehmenskommunikation von Delivery Hero, einem weltweiten Lieferdienst-Vermittler.

Ich denke, dass die Zeit der "harten Bandagen" in Deutschland vorbei ist.

Ich denke, dass die Zeit der "harten Bandagen" in Deutschland vorbei ist.

10.01.2014 - Bild: Bodo von Braunmühl

UHS.de: Herr von Braunmühl, Sie sind Leiter Unternehmenskommunikation von Delivery Hero, einem weltweiten Lieferdienst-Vermittler. Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell und was ist Ihr Kunden-Nutzen?

BODO VON BRAUNMÜHL: Wir bieten in aktuell 14 Ländern Plattformen, über die unsere Kunden Essen online bestellen können. In Deutschland sind wir mit dem Lieferservice-Vermittler lieferheld.de einer der führenden Anbieter im Markt. Einfach formuliert: Wir helfen hungrigen Menschen einfach und schnell an ihr Lieblingsessen zu kommen. Die Vorteile für die Kunden sind die große Auswahl, die unabhängigen Restaurant-Bewertungen und die Freiheit auch bargeldlos zahlen zu können. Wir stellen auch sicher, dass nur Restaurants gelistet werden, mit denen die Kunden überwiegend zufrieden sind. Wer schlechten Service bietet, fliegt raus. Wer tollen Service und Qualität bietet, wird besonders hervorgehoben. Und der Kunde zahlt in jedem Fall nur den Preis, den er auch bei einer direkten Bestellung im Restaurant zahlen würde.

Von welchen gesellschaftlichen Trends profitieren Sie?

Vom Mega-Trend „Flexibilität“. Wenn Online-Angebote gut gemacht sind, dann bieten sie Menschen die Möglichkeit, ihre Wünsche einfach und schnell zu befriedigen. Wer Hunger hat, aber keine Lust zu kochen, der möchte ohne großen Aufwand in kurzer Zeit mit gutem Essen beliefert werden. Dafür sorgen wir. Wir wollen Essens-Bestellungen zu einem einfachen, genussvollen Erlebnis machen.

Wagen Sie einen kleinen Ausblick: Wird es in 10 Jahren noch Supermärkte geben oder bestellen die Kühlschränke anhand von Algorithmen das Essen automatisch nach Hause?

Die Logistikbranche weltweit arbeitet an Konzepten, mit denen Menschen noch schneller, kostengünstiger und effizienter mit den gewünschten Waren beliefert werden sollen. Das aktuelle Drohnen-Experiment von Amazon und das Stichwort „same day delivery“ geben da schon einen Vorgeschmack. Wir selbst sind in diesem Feld ein Vorreiter, denn unsere Kunden erwarten schnelle Lieferungen und ein warmes Essen. Entsprechend experimentieren wir bei Delivery Hero auch mit neuen Liefer-Modellen. Dadurch sterben aber keine Supermärkte aus. Vielmehr sind alte Geschäftsmodelle bedroht, die allein auf telefonische Essens-Bestellungen setzen.

Viele online-basierte Geschäftsmodelle im E-Commerce sind als „Dotcom-Blasen“ immer wieder extrem überbewertet und „retten“ sich von einer Finanzierungsrunde zur nächsten, ohne dauerhaft Gewinn zu erwirtschaften. Wie nachhaltig ist Ihr Geschäftsmodell? Befinden Sie sich bereits in der Gewinnzone?

Delivery Hero ist erst seit 2010 am Markt, doch bereits im letzten Jahr haben wir den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Das nach wie vor riesige Interesse von Investoren zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Für die Zukunft kann man es auf diesen Nenner bringen: Wer in unserer Branche die Bedürfnisse der Menschen erkennt, der wird erfolgreich sein. In diesem Sinne wird es künftig auch darum gehen, dass Sortiment an Liefer-Essen kontinuierlich zu erweitern und dem Trend nach gesunder, hochwertiger Nahrung immer besser gerecht zu werden. Nur so können wir in den Alltag möglichst vieler Menschen Einzug halten.

In kaum einem Segment der Online-Branche wird mit so harten Bandagen gekämpft wie bei der Online-Vermarktung von Speisen. Gewinnt hierbei der „Skrupellosere“ oder kann man sich mit attraktiven Alleinstellungsmerkmalen einem erbitterten Konkurrenzkampf weitestgehend entziehen?

Ich denke, dass die Zeit der harten Bandagen in Deutschland vorbei ist. In den Gründungstagen unserer Branche war das noch anders, aber mittlerweile haben wir ein friedliches Miteinander der Wettbewerber. Wir jedenfalls schauen nur auf uns selbst, und konzentrieren uns darauf, den Kunden von Lieferheld einen immer besseren Service bieten zu können.

Ist die Übernahme von unternehmerischer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft ein Thema für Delivery Hero?

Wir haben mittlerweile rund 700 Mitarbeiter und sind auf vier Kontinenten vertreten. Ein Unternehmen unserer Größe muss sich dem Thema Corporate Social Responsibility stellen. Nur um beispielhaft etwas herauszupicken: Wir unterstützen Ernährungsprojekte gemeinnütziger Organisationen wie die des Deutschen Kinderhilfswerkes und unterstützen unsere Partner-Restaurants mit Materialien, die modernsten Standards entsprechen, auch und gerade im Hinblick auf gesundheitliche Aspekte von Verpackungsmaterial, in dem frische Lebensmittel transportiert werden.

Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben? Welche Möglichkeiten bieten Sie Ihren Mitarbeitern, um diese langfristig zu binden?

Die Unternehmenskultur begründet sich auf der einen Seite auf unseren Unternehmenswerten. Hier sprechen wir auch von einer Caring Culture, wir wollen uns um unsere Mitarbeiter intensiv kümmern. Besonders bei uns ist auch die starke Internationalität, wir beschäftigen in Berlin 340 Menschen aus 43 Nationen. Ich denke, man kann uns zusammenfassend als erwachsenes Start-up bezeichnen. Wir verbinden traditionelle Start-up-Elemente wie Großraum-Atmosphäre, Tisch-Kicker, Play Station und eine fröhliche Partykultur mit gereiften Strukturen für Verantwortung, Mitsprache, Aufstiegsmöglichkeiten, u.a.. Übrigens: Auch die kleinen „benefits“ kommen bei unseren Mitarbeitern gut an, beispielsweise Rabatte bei der BVG und Fitnessstudios, Relocation Packages, oder Sprachkurse.

Wie attraktiv schätzen Sie die E-Commerce Branche aktuell für Frauen ein und von welchen weiblichen Eigenschaften könnten Unternehmen in diesem Segment besonders profitieren?

Ich denke, wie in jeder Branche, sind gute Arbeitnehmer, egal ob weiblich oder männlich, gerade stark gesucht. Die E-Commerce Branche wächst zudem sehr stark und beständig, sprich: der Bedarf an guten Fach- und Führungskräften ist sehr groß, auch bei uns. Klar ist: Frauen könnten und sollten gerade in Führungspositionen und in der IT noch stärker vertreten sein. Allgemeine Aussagen zu den Stärken von Frauen im Job sind nicht ganz leicht, aber ich nenne mal beispielhaft das Aufsetzen von Prozessen, Empathie und allgemeine soziale Kompetenz als persönlich empfundene weibliche Stärken.

Wie innovationsorientiert ist Delivery Hero? Verraten Sie uns, was in 2014 passiert?

Innovation ist ein Schlüsselthema für uns, denn nur wenn wir als Innovationsführer wahrgenommen werden, bleiben wir die erste Wahl für unsere Kunden. So haben wir Online Payment und das iPad-Kassensystem 9cookies in den Markt eingeführt. Wir waren auch die ersten, die ihren Kunden mit einer App versorgt haben. Dies schlägt sich auch in Zahlen nieder: Unsere App wurde inzwischen mehr als 2,4 Millionen Mal heruntergeladen, da halten wir alle Wettbewerber auf großen Abstand. Auch für die Zukunft ist unser klarer Anspruch, Innovationsführer im Markt zu sein. Ein eigenes Innovationsteam arbeitet kontinuierlich daran, dass wir diesen Anspruch auch gerecht werden.




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