Grüne Wirtschaft

Hautpflege mit Pfandsystem: Zauberblick über die Herausforderung von Zero-Waste-Kosmetik

INTERVIEW | Letztes Jahr sprachen wir mit Irina Gerlez über die Einführung des Zero-Waste-Konzepts bei Zauberblick. Heute erzählt sie uns, wie es ihnen damit bisher ergangen ist und was noch geschehen muss, damit die Kosmetikbranche nachhaltiger wird.

INTERVIEW | Letztes Jahr sprachen wir mit Irina Gerlez über die Einführung des Zero-Waste-Konzepts bei Zauberblick. Heute erzählt sie uns, wie es ihnen damit bisher ergangen ist und was noch geschehen muss, damit die Kosmetikbranche nachhaltiger wird.

28.02.2022 | Ein Interview geführt von Anika Dewald | Bild: Zauberblick

Zero-Waste ist bei Kosmetikprodukten aktuell noch eine seltene Ausnahme. Die Gründerin Irina Gerlez aus Hamburg hat sich getraut und ist diesen Schritt letztes Jahr mit ihrem Unternehmen Zauberblick gegangen. Nun ist es Zeit, zurückzuschauen: Ist das Konzept von den Kund*innen angenommen worden? Welche Herausforderungen hat Zauberblick auf sich nehmen müssen und: Welchen Aufwand bedeuten wiederverwendbare Verpackungen eigentlich für das Unternehmen? Wir haben nachgefragt.

LifeVERDE: Liebe Irina, letztes Jahr hast du uns von eurem Zero-Waste-Konzept erzählt, das auf einem Pfandsystem eurer Kosmetikbehälter beruht. Ihr wart damals noch ganz am Anfang. Wie wird das System seither von euren Kund*innen angenommen?

Irina Gerlez: Wir müssen unglaublich viel Aufklärung betreiben. Für die meisten Menschen ist zwar ein Mehrweg-System aus der Getränke Branche bekannt, aber mit Kosmetikprodukten noch immer unvorstellbar. Hier gibt es noch jede Menge zu tun. Jedoch sind wir sehr stolz auf immer mehr Kund*innen (im Studio und Online), die tatsächlich die Behälter zurück bringen oder diese an uns dann zurück senden auf unsere Kosten. Sobald diese bei uns eintreffen, gibt es pro Behälter 5 € Pfand zurück.

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen dabei?

Die größten Herausforderungen lagen darin, erstmal das richtige Material für die Verpackung zu bestimmen. Es gibt auf den ersten Blick einige Optionen für nachhaltige Verpackungen. Jedoch sind die meisten davon entweder noch nicht genug erprobt oder in der Praxis nicht wirklich nachhaltig. Bei künstlich erzeugten Materialien gibt es um zum Beispiel das Thema der Allergische Reaktionen. Bei nachwachsenden Stoffen ist die Massenproduktion am Ende ökologisch nicht wirklich vertretbar. Hier kann man schnell in die Greenwashing Falle tappen.

Die zweite Herausforderung war, Flaschen und Tiegel zu finden, die in unser Konzept passen. Sie dürfen weder zu schwer noch zu leicht sein und nach Möglichkeit vom Design so, dass man Lust bekommt sie evtl. auch zuhause wiederzuverwenden für andere Dinge.
Für uns ist ein (Glas-) Mehrweg-System nach wie vor die sauberste Methode und trägt zur Kreislaufwirtschaft bei. Das ist der wichtigste Punkt für uns.


Die Gründerin Irina Gerlez (Bild: Zauberblick)

Gibt es Kund*innen, die gerade wegen eures Zero-Waste-Konzepts auf euch aufmerksam geworden sind?

Klar, vor allem sind es Kund*innen, die sich generell mit ihrem Konsumverhalten auseinandersetzen und hinterfragen. Das finden wir richtig gut und hoffen, dass immer mehr Menschen dieses System und unsere Hautpflege natürlich nutzen und schätzen. ;)

Die Glasbehälter für eure Produkte sind nicht nur für das Auge ansprechend designt, sondern sind auch dafür gemacht, wiederverwendet zu werden. Wie hoch ist der Aufwand auf eurer Seite in Bezug auf Reinigung, Überprüfung auf Unversehrtheit, also die Rückführung in den Gebrauchskreislauf?

Richtig. Unsere Behälter sind so designt, dass man sie zuhause Zweck entfremden kann und anderweitig einsetzen kann. So soll Abfall vermieden werden. Sollten Kund*innen, warum auch immer, doch eine Entsorgung vorziehen, wird in Kürze die sachgerechte Entsorgung der Flaschen und Tiegel in den Grünen Punkt Containern möglich.

Der bessere Weg ist natürlich die Rückgabe, denn so wird nicht nur Abfall, sondern auch unnötige Produktion vermieden. Natürlich entsteht hierbei Aufwand für Prüfung, Reinigung, Abfüllung auf unserer Seite. Hier macht es im Augenblick noch wenig Sinn, über exakte Richtwerte zu sprechen. Wir sind ganz klar in der Lernphase und müssen investieren, um unsere Prozesse zu verstehen und zu optimieren. Mit jeder Rückgabe werden wir besser. Grundsätzlich lässt sich allerdings sagen, dass es stets besser ist, eine gewisse Menge auf einmal zu prüfen und zu reinigen. Dasselbe gilt übrigens auch für unsere Kund*innen. Klar nehmen wir Behälter einzeln an. Besser ist es aber, ein paar zu sammeln. Das spart Verpackung und CO₂.

Von der Verpackung zum Inhalt: Was waren 2021 die Lieblinge eures nachhaltigen Hautpflegesortiments und welche Trends siehst du da in den kommenden Monaten?

Hautbedürfnisse sind sehr unterschiedlich, daher ist diese Frage schwer zu beantworten. Aber zu unseren Bestsellern zählt der GESICHTSREINIGER MicroSilver BG™ – Waschlotion gegen Hautunreinheiten, unsere drei Hautcremes - Liquid Silk Hydra Care, Hydra Care Rich für die Nacht und die leichte Tagescreme Hydra Care Light. Bei den Seren ist es das HYALURON SERUM mit Argireline® welches einen Lifting Effekt hat und die Gesichtsmuskulatur entspannt, sowie unser Gute Nacht Serum Vitamin A, welches den wertvollen Retinol Inhaltsstoff in sich trägt.

Gibt es einen Bereich, den ihr in diesem Jahr neu- oder weiterentwickeln möchtet?

Unbedingt, wir arbeiten bereits an einer zweiten Hautpflege Linie. Diese soll auch für die jüngere Zielgruppe erschwinglich sein und Lust auf das Mehrweg-System machen.


Ein Zauberblick Produkt in einer hochwertigen Glas-Verpackung (Bild: Zauberblick).

Welchen Wunsch im Bezug auf Nachhaltigkeit hast du zukünftig für die Kosmetikbranche?

Ich persönlich wünsche mir, dass wir wegkommen von dieser "Geiz ist geil" Mentalität und Wegwerfgesellschaft. Gute Dinge haben ihren Preis und schließlich möchten wir faire Bedingungen haben. Sei es am Arbeitsplatz durch gute Bezahlung, einen durchdachten Umgang mit unseren Ressourcen und Systemen, die grundsätzlich der Müllvermeidung dienen. Vielen ist nicht klar, wie viele Mio. Müll die Beauty Branche Jahr für Jahr produziert. Von alleine wird da nichts passieren. Da müssen die Konsument*innen sich schon ein stückweit bewegen, wenn sie wirklich was dagegen tun wollen. Noch mehr, noch günstigere Massenware ist allerdings nicht der Weg.

Und eine letzte Frage: Du hast uns erzählt, dass ihr bei Zauberblick Nachhaltigkeit nicht nur im Hinblick auf eure Produkte und deren Verpackung lebt, sondern auch als Teil eurer Unternehmensphilosophie im Umgang mit Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Lieferant*innen und Kooperationspartner*innen. Kannst du uns kurz beschreiben, wie sich das auswirkt, was genau damit gemeint ist?

Für uns ist „Nachhaltigkeit“ kein brandneuer Trend, der in erster Linie etwas mit Konsum zu tun hat. Sie beginnt für uns bei uns im Unternehmen tatsächlich mit dem respektvollen Umgang miteinander. Einander zu verstehen, die Interessen des Anderen zu wahren, auch wenn es nicht immer einfach ist. Wir haben keine „ICH ZUERST“ Mentalität, sondern es steht das Große Ganze immer im Vordergrund. Wenn wir uns für Kooperationspartner, Geschäftspartner und Mitarbeiter entscheiden, dann hoffen wir auf eine langfristige Zusammenarbeit. Das verbindet und hält in schweren Zeit zusammen.
Hier kommen wir nochmal zum Punkt „faire Bedingungen“. Wir möchten, dass es allen gut geht und jeder von der Geschäftsbeziehung profitiert. Vom Hersteller über Mitarbeiter bis zum Kunden.
 

 

Vielen Dank für das Interview, liebe Irina!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an ZAUBERBLICK stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

 

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