Grüne Wirtschaft

Hafermilch selbst anrühren und Verpackungsmüll sparen

INTERVIEW | Pflanzliche Milchalternativen wie Hafermilch sind zwar nachhaltiger, verursachen aber trotzdem viel Müll. Dem entgehst du, wenn du Hafermilchpulver nutzt.

INTERVIEW | Pflanzliche Milchalternativen wie Hafermilch sind zwar nachhaltiger, verursachen aber trotzdem viel Müll. Dem entgehst du, wenn du Hafermilchpulver nutzt.

02.12.2021 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bild: Nikolai Cherniche, Unsplash

 

Dich nerven die Mengen an Verpackungen, die durch deinen (Pflanzen)milch-Konsum entstehen? Philip von Have ging es ähnlich. Daher gründete er das Unternehmen Blue Farm und entwickelte zusammen mit Katia Pott eine Hafermilch-Alternative, die deutlich weniger Verpackungsmüll verursacht: Hafermilchpulver bzw. Oat Base genannt.

Warum Hafermilchpulver Müll einsparen kann, wie du aus dem Pulver eine schnelle Hafermilch zauberst und woraus es hergestellt wird, erzählt dir Philip im Interview.

LifeVERDE: Philip, Blue Farm hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Industrie der Milchalternativen zu verändern. In welche Richtung möchtet ihr diese lenken?

Philip: Wir verfolgen die Vision, ein Lebensmittel zu kreieren, welches gut für die Menschen und noch besser für den Planeten ist. Wir möchten mit unserem smarten Haferdrink-Produkt eine treibende Kraft dieser starken Bewegung sein und empfinden es vor allem als unglaublich spannend, welches Potenzial der Wandel hin zu einer pflanzlichen Ernährung für die Umwelt bietet.

Pflanzliche Produkte sind für die zukünftige Versorgung des Lebensmittelmarktes und hinsichtlich des Klimawandels mehr als nur eine Alternative – sie sind die Basis einer klimafreundlichen Ernährung und Grundvoraussetzung für die Bewirtschaftung der global knapper werdenden landwirtschaftlichen Flächen. Die immer größer werdende Verpackungsmüllbelastung ist ein weiteres Element des Klimaproblems. Wir ermöglichen es Konsument*innen, ihre Müllbelastung jeden Tag etwas zu reduzieren.


Die beiden Gründer*innen von Blue Farm: Katia Pott und Philip von Have (Bild: Blue Farm).

Pflanzliche Milchalternativen gelten allgemein als nachhaltiger als tierische Milchprodukte. Sind sie das immer und was macht eine Milchalternative aus eurer Sicht wirklich nachhaltig?

Ja, in den meisten Fällen stimmt das. Vor allem in Hinblick auf eine ressourcenschonende Produktion (mit einhergehendem Wasserverbrauch und freigesetzten Emissionen) sind pflanzliche Produkte klar im Vorteil gegenüber Milchprodukten. Zudem ist der Aspekt des Tierleids ein enorm wichtiger, der für viele Nutzer*innen ja Hauptgrund dafür ist, eine vegane Ernährung vorzuziehen. Auch dies beziehen wir in unsere Definition von Nachhaltigkeit mit ein.

Unser Anspruch ist außerdem, in allen Produktions- und Logistikbereichen einen möglichst umweltfreundlichen Weg zu gehen. Natürlich kann man sich immer noch verbessern, jedoch verstehen wir Nachhaltigkeit auch als Prozess. Gerade sind wir dabei, noch bessere Lösungen für unsere Verpackungen oder Kunststoffkomponenten (unserer Mixflasche) zu finden. Zudem beziehen wir Nachhaltigkeit ganzheitlich auf unser Unternehmen. So versenden wir beispielsweise klimaneutral und achten in unserem Büroalltag darauf, keine unnötigen Ressourcen zu verbrauchen.

Eure pflanzliche Milchalternative kommt in Form eines Haferdrinkpulvers daher. Wie kamt ihr auf diese Idee?

Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker (Cappuccino, ohne Zucker) war Blue Farm Co-Gründer Philip genervt von den unzähligen Milchtüten im Müll und entwickelte so die Unternehmensidee. Er schaute sich einmal genauer an, woraus ein konventioneller Haferdrink eigentlich besteht und stieß schnell darauf, dass sich dieser zu 90% aus Wasser und zu 10% aus einer Haferbasis zusammensetzt. So war die Idee zu Blue Farm geboren, die er zusammen mit Co-Gründerin Katia weiter umgesetzt hat. Der gesellschaftliche Wandel hin zu pflanzlicher Ernährung eröffnet uns bei Blue Farm die Chance, ganze Produktkategorien neu zu denken, die einen gesünderen und gleichzeitig umweltschonenden Konsum ermöglichen. Diese Vision treibt uns jeden Tag an.

Was macht das Haferdrinkpulver aus eurer Sicht nachhaltiger als „fertige“ Hafermilch?

Mithilfe einer Lifecycle-Analyse betrachten wir alle Faktoren unseres Produkts – vom Anbau des Hafers über die Weiterverarbeitung zu unserer Oat Base bis hin zu allen Transportwegen und den Emissionen, die beispielsweise unser Verpackungsmodell verursacht. Wir haben festgestellt, dass wir vor allem im Downstream-Bereich hinsichtlich der Nutzung und Entsorgung unseres Produkts starke Vorteile gegenüber einer konventionellen Hafermilch aus dem Tetrapack aufweisen können. Der wichtigste Punkt dabei: Bei Blue Farm wird Haferpulver für 4 bis 8 Liter gleichzeitig in eine Packung gefüllt und damit erheblich Ressourcen gespart.

Wie wird aus dem Pulver die pflanzliche Milch zubereitet und wie würdet ihr den Geschmack beschreiben?

Die Zubereitung unserer Blue Farm Hafermilch ist absolut einfach: Mithilfe unserer Portionierungsanleitung fügt man einfach zu der gewünschten Menge Oat Base Wasser im entsprechenden Mischverhältnis hinzu – rührt oder schüttelt dies für 10 Sekunden und fertig ist der cremige Haferdrink.

Blue Farm schmeckt köstlich nach Hafer, ist dabei aber nicht fettig-vollmundig, sondern angenehm frisch. Zudem hat unsere Hafermilch einen leicht süßlichen Geschmack, was darauf zurückzuführen ist, wie wir unsere Oat Base herstellen: Dank unseres Fermentationsprozesses spaltet sich der gemahlene Hafer so in seine Bestandteile auf, dass die Base den hafereigenen Zucker entfaltet. Wir fügen dabei keine Süßungsmittel oder sonstigen Zucker hinzu. Der Geschmack unseres Blue Farm Haferdrinks lässt sich als natürlich beschreiben, da wir im Gegensatz zu den Haferdrinks aus dem Tetrapack gänzlich auf Zusatzstoffe verzichten können (welche die Konsistenz des Haferdrinks beispielsweise stabilisieren und das Geschmackserlebnis meist stark vollmundig werden lassen).


Die Hafermilch ist blitzschnell aus Wasser und der Oat Base angerührt (Bilder: Blue Farm).

Das Haferdrinkpulver besteht zu 100 % aus Vollkornhafer. Woher kommt der Hafer und wo wird er verarbeitet?

Wir beziehen unseren Hafer aus verschiedenen europäischen Quellen. Unser Bio-Haferpulver stammt aus einer (aus Sicht unseres Unternehmenssitzes in Berlin) regionalen Landwirtschaft in Polen. Produzieren lassen wir unsere Oat Base in Deutschland. 

Wieso ist nur ein Teil eures Haferdrinkpulvers Bio-zertifiziert und möchtet ihr das ändern?

Wie in jedem Startup gibt es auch bei Blue Farm anfängliche Hürden zu überwinden und man startet vielleicht nicht mit einem hundertprozentig perfekten Setup. Eine unserer anfänglichen Hürden war es, einen Anbieter für Bio-Hafer zu finden, weshalb wir zunächst mit einem konventionellen Hafer gestartet sind. Jedoch möchten wir gegebenenfalls im nächsten Jahr auf unsere konventionelle Sorte verzichten und ausschließlich auf Bio umstellen.

Transparenz ist euch sehr wichtig. Wie setzt ihr diese um und was ist dabei manchmal schwierig?

Aktuell arbeiten wir daran eine Übersicht auf unserer Webseite zu implementieren, in der wir mehr Transparenz rund um Nachhaltigkeit bei Blue Farm schaffen möchten. Wie zum Beispiel, woher unsere Zutaten stammen, wo produziert wird oder wie nachhaltig unser Versand ist. Wir freuen uns, dass dies auch durch unsere Kund*innen und Community immer stärker eingefordert wird. Denn das ist ein Zeichen dafür, dass Konsument*innen immer sensibilisierter für Klimaschutz-Themen werden, ein immer größeres Wissen dazu ansammeln und eine immer stärkere Aufklärung von Unternehmen anfordern, um davon ihre Kaufentscheidung abhängig zu machen. Es zeigt uns, dass hier ein Umdenken stattfindet, was dem übergeordneten Ziel des Klimaschutzes stark zuträglich ist. Eine absolut erfreuliche Entwicklung unserer Meinung nach!

Daneben teilen wir zahlreiche Einblicke in unseren Arbeitsalltag, unser Team und in aktuelle Projekte via Social Media oder unseren Kund*innen-Newslettern.

Natürlich möchte man aber gerade auch als junges Unternehmen noch nicht alles bis ins Detail preisgeben, um beispielsweise Mitbewerber*innen nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten. Zudem ändern sich gerade in der Anfangsphase einige Dinge schnell, wie zum Beispiel Zulieferer oder Produktionsstätten, weshalb man sich in der Kommunikation noch nicht zu stark festlegen möchte. Gerade auch hinsichtlich der sensiblen Themen rund um Nachhaltigkeit müssen Kennzahlen in komplexen Rechenmodellen detailliert validiert werden, um sie publizieren zu können.

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Philip!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Blue Farm stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Alternativen zu Fleisch findest du hier:  Veganer Fleischersatz: Mit Erbsen gegen die Massentierhaltung

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