COTONEA steht für konsequent nachhaltige Textilien – vom Bio-Baumwollanbau in Uganda und Kirgistan bis zur fairen Verarbeitung nach höchsten Standards. Im Interview mit LifeVERDE erklärt das Unternehmen, warum echte Transparenz, soziale Verantwortung und ökologisches Handeln untrennbar zusammengehören. Dabei geht es nicht um grüne Etiketten, sondern um gelebte Überzeugung. Wer wissen will, wie nachhaltige Textilproduktion anders – und besser – geht, sollte unbedingt weiterlesen.
LifeVERDE: COTONEA steht für ökologische und faire Textilien – was war der ursprüngliche Impuls, diesen nachhaltigen Weg einzuschlagen?
Aus eigener Motivation wollten wir das Richtige und etwas Sinnvolles machen. Das findet im Cotonea Leitsatz seinen Niederschlag: „Cotonea will Nutzen stiften, das Leben der Menschen verbessern und dabei beim Anbau und in der Herstellung die Lebensgrundlagen erhalten bzw. noch verbessern“ Der Ausgangspunkt dafür war eine 150 jährige Erfahrung mit Baumwolle, deren Anbau und Verarbeitung weltweit über Jahrzehnte immer auslaugender für die Ackerböden geworden ist.
Was unterscheidet Ihre Bio-Baumwolle konkret von konventioneller Baumwolle – sowohl im Anbau als auch in der Verarbeitung?
Der Anbau in ganz kurzen Worten: Richtiger Bioanbau verbessert und erhält dauerhaft die Fruchtbarkeit des Bodens. Konventioneller Anbau geht zu Lasten der Bodenfruchtbarkeit. Ausführlich kann man sehr viel dazu sagen, hier ein paar Schlaglichter dazu:
- Im Bioanbau wird kein gentechnisch verändertes Saatgut genommen.
- Dadurch gibt es keine irreversiblen Änderungen der Flora und Fauna und keine Abhängigkeit von Saatgutkonzernen.
- Es kommen keine Pestizide und synthetische Düngemittel zum Einsatz, diese schädigen die Bodenmikroorganismen.
- Es entsteht eine deutlich höhere Biodiversität durch Wechselfruchtanbau oder gar Mischfelderanbau.
In der Verarbeitung ist der Unterschied vor allem die Anwendung von Chemikalien, Farbstoffen und Hilfsmitteln. Bei der Verarbeitung nach IVN BEST oder GOTS ist die Auswahl aus einer Positivliste von Substanzen vorgeschrieben. Chemikalienlieferanten legen ihre Rezepturen beim Standard offen und können dann auf die Positivliste kommen. Zusätzlich gelten sehr strenge Grenzwerte für Rückstände im Textil, die vielleicht durch Reaktion von erlaubten Substanzen entstehen können und die nicht gewollt sind. Die Philosophie des IVN BEST ist: Es ist alles verboten, was in Verdacht steht, schädlich zu sein. Also nicht nur Substenzen die erwiesener Maßen schädliche Folgen haben können.
Bild: Cotonea
Wie stellen Sie Transparenz und Rückverfolgbarkeit in Ihrer Lieferkette sicher? Können Sie ein Beispiel nennen?
Cotonea kauft die Baumwolle direkt bei den Farmern. Die Farmer sind in Kirgistan und in Uganda. Es ist eine sehr langjährige Zusammenarbeit mit immer den gleichen Farmern. Die Baumwolle wird dann Schritt für Schritt zur Verarbeitung in die einzelnen Prozessschritte gegeben, typischer Weise Spinnerei, Flächenbildung, Ausrüstung und Konfektion. Dabei weiß Cotonea schon ganz zu Beginn der Kette, welche Baumwolle für welchen Endzweck eingesetzt werden soll und kann die Verarbeitung hin zu optimalen Produktqualität anweisen. Schritt für Schritt werden die Verarbeitungsergebnisse überprüft.
Welche sozialen Standards setzen Sie in Ihren Anbauprojekten und in der Produktion um – und wie werden diese kontrolliert?
Selbstverständlich müssen die Kernarbeitsnormen der ILO (International Labour Organisation) eingehalten werden. Das sind z.B. keine Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit, Freiheit von Arbeitern, sich zu vereinigen, Gesundheitsvorsorge durch sichere Arbeitsplätze und mehr. Darüber hinaus werden die Farmer in Landwirtschaftspraktiken unterrichtet, deren Kenntnis führt dann zu besseren Erträge und damit Einkommen. In beiden Ländern wurden Kooperativen gebildet. Die Kontrolle erfolgt zum einen durch regelmäßigen Kontakt von Cotonea mit den Farmern und den Verarbeitungsbetrieben, zum anderen durch Audits einer unabhängigen Zertifizierungsorganisation. Cotonea nützt dabei den strengen Standard Fair for Life von Ecocert.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen regelmäßig beim Versuch, ökologisch und gleichzeitig wirtschaftlich zu produzieren?
Das ist eine gute Frage. Klar ist, dass echte Biobaumwolle mit hochwertiger Verarbeitung zu teureren Produkten führt als die konventionelle Massenproduktion. Das Wichtigste ist, das Produkt muss dem Kunden gefallen. Dann kommen Zusatznutzen wie gesundheitlich unbedenklich dazu. Cotonea gibt seinen Produkten eine hohe Langlebigkeit mit auf den Weg, häufige Waschzyklen erlauben nicht nur, dass Produkte weniger häufig produziert und gekauft werden müssen, sondern auch, dass sie dadurch sogar wirtschaftlicher als konventionelle Produkte sind, wenn man den gesamten Lebenszyklus betrachtet.
Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit Partnern und Bauernkooperativen in den Anbauländern konkret aus?
Es gibt einen regelmäßigen Austausch zwischen den Farmern und Cotonea. Aufkommende Probleme versuchen wir gemeinsam zu lösen, so zum Beispiel wurde die EU Bio-Verordnung geändert. Die Farmer in Kirgistan bekommen das nicht von sich aus mit. Hier helfen wir, die wichtigen Änderungen herauszufinden und in ihre Sprache übersetzen zu lassen. Ein anderes Beispiel in Uganda ist, dass Cotonea hilft, Kunden für die Wechselfrüchte wie Sesam oder Chili zu finden.
Foto: unsplash/Kwon Junho
Welche Ihrer Produkte sind besonders gefragt – und worauf achten Ihre Kund*innen beim Kauf am meisten?
Besonders beliebt sind die Cotonea Handtücher, bei denen man den Unterschied am schnellsten spürt. Kaufmotive sind sehr vielseitig, außer Design und Farbe gibt häufig der weiche, komfortable Griff der Produkte und die Nachhaltigkeitswerte den Ausschlag und klar Menschen mit Allergien finden gerne bei Cotonea ihre Ausstattung.
COTONEA spricht häufig von einem „ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis“ – was bedeutet das für Sie im Unternehmensalltag?
Für Cotonea ist es nicht so, dass es „normale“ konventionelle Produkte und dazu eine Biolinie gibt. Nachhaltigkeit umfassend gedacht, also Ökologie, Soziales und Wirtschaftlichkeit muss für die ganze Firma gelten, nicht nur für einen Teil. Dann wird für Mitarbeiter und Lieferanten verständlich, was gewünscht ist und die Kunden können sich darauf verlassen, dass die Werbeaussagen nicht aus der Luft gegriffen sind, wie es oft der Fall ist. Diese Werte sind dann auf dem Werksgelände sichtbar und werden in den vielen Alltagsentscheidungen auch umgesetzt.
Wie begegnet COTONEA aktuellen Trends wie Kreislaufwirtschaft oder Textilrecycling? Gibt es hierzu konkrete Projekte oder Pläne?
Diese Fragestellung steht am Anfang. Wir hoffen sehr, dass von der Politik ein richtiger Kreislaufwirtschaftsbegriff definiert werden wird, der zwischen dem Naturkreislauf und dem Industriekreislauf unterschiedet. Zwangsrecyclingquoten für Baumwollprodukte führen zu absolut minderwertigen Produkten. Cotonea orientiert sich bei der Produktentwicklung am Crade to Cradle Prinzip im Naturkreislauf. Es gibt erst Überlegungen, eigene Produkte, von denen wir wissen, dass keine kritischen Substanzen enthalten sind, zurückzunehmen und diese fachgerecht biologisch abzubauen, kompostieren, und dann dem Boden wieder zuzuführen. Das schließt den Kreislauf wirklich.
Was möchten Sie Verbraucher*innen mit auf den Weg geben, wenn es um bewussten Textilkonsum geht?
Eine klare Ansage, Firmen stellen her und verkaufen, was die Kunden und Kundinnen wünschen. Das ist in der Regel nachhaltige und billige Produkte. Und genau das bekommen sie dann auch. Das Preisschild sieht man zuerst und kann es vergleichen, billig. Die Nachhaltigkeit wird dann mit grünen Hangtags oder ähnlich geliefert. Es ist viel gewonnen und Kunden würden weniger betrogen, wenn sie verstehen werden, dass ein wirklich ökologisches und sozial hergestelltes Produkt nicht nur 5% teurer sein kann als ein konventionelles Massenprodukt. Zur Zeit verbreitet sich über chinesische Onlineplattformen UItra-Fast-Fashion rasant und macht der bisherigen Fast-Fashion enorme Konkurrenz. Deswegen sollten sich Kunden überlegen, ob die oft gehörte Aussage „Das ist so billig, da kann man nichts falsch machen“ stimmt. Ein nachhaltiger Textilkonsum sieht jedenfalls anders aus. Jedes nicht hergestellte Produkt ist das nachhaltigste. Deswegen ist der beste Rat, weniger aber hochwertiger zu kaufen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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