Grüne Wirtschaft

Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Strategien für ressourcenschonende Unternehmensprozesse

INTERVIEW | Die Europäische Union verfolgt mit dem Programm „Digitale Dekade“ das Ziel, bis 2030 eine nachhaltige digitale Transformation in Europa umzusetzen. Doch wie weit sind deutsche Unternehmen dabei und welche Schritte können sie auf diesem Weg unterstützen?

INTERVIEW | Die Europäische Union verfolgt mit dem Programm „Digitale Dekade“ das Ziel, bis 2030 eine nachhaltige digitale Transformation in Europa umzusetzen. Doch wie weit sind deutsche Unternehmen dabei und welche Schritte können sie auf diesem Weg unterstützen?

INTERVIEW | 27.03.2025 - Bilder: Evergreen Media

Die Digitalisierung bietet Unternehmen nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch bedeutende Potenziale für mehr Nachhaltigkeit. Smarte Technologien können dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und Umweltbelastungen zu reduzieren. In diesem Interview erklärt Dr. Frank Hofmann, Mitbegründer und Vorstand der otris software AG, wie das gelingt.


Vorstand der otris software AG, Dr. Frank Hofmann

LifeVERDE: Wie würden Sie die Bedeutung der Digitalisierung für nachhaltige Unternehmensstrategien beschreiben?

Dr. Frank Hofmann: Die Digitalisierung ist ein Schlüsselfaktor, um Nachhaltigkeitsziele erreichen zu können. Durch den Einsatz smarter Technologien können Unternehmen ihren Ressourcenverbrauch deutlich reduzieren. Beispielsweise ermöglicht die Digitalisierung eine präzisere Datenerfassung und -analyse, wodurch ineffiziente Prozesse identifiziert und optimiert werden können. Das führt zu geringeren Kosten und gleichzeitig zu einem positiven Effekt auf die Umwelt.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie digitale Technologien zu mehr Ressourceneffizienz führen?

Ein gutes Beispiel ist das digitale Vertragsmanagement. Unternehmen, die auf papierlose Prozesse umstellen, sparen Papier, Energie und nicht zuletzt Arbeitszeit, die bei der Produktion, dem Transport und der Suche sowie Organisation von Dokumenten anfallen. Die Ergebnisse unserer Studie zur digitalen Transformation in Unternehmen haben gezeigt, dass die Umstellung auf digitale Workflows den Ressourcenverbrauch erheblich senken kann. Die größten Herausforderungen bei der Digitalisierung von Verträgen und anderen Dokumenten sind für viele Entscheider von Unternehmen Datensicherheit und Integration in bestehende Systeme.

Entscheider sehen die größte Herausforderung in Datenschutz und Integration in bestehende Systeme (© otris.de).

Welche Rolle spielt die Integration von Künstlicher Intelligenz in nachhaltige Digitalisierungsstrategien?

Künstliche Intelligenz (KI) kann Nachhaltigkeitsziele effektiv unterstützen, indem sie komplexe Prozesse automatisiert und optimiert. Beispielsweise können KI-gestützte Systeme Energieverbrauchsmuster analysieren und Empfehlungen zur Optimierung geben. Gleichzeitig ermöglicht KI die Entwicklung personalisierter Lösungen, die individuell auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten sind. Das steigert die Effizienz und minimiert den ökologischen Fußabdruck.

Ein anschauliches Beispiel ist der Einsatz von KI zur Nachhaltigkeit im Bereich der Logistik. KI-gestützte Algorithmen können Routenplanung und Flottenmanagement optimieren, wodurch Treibstoffverbrauch und Emissionen reduziert werden. In der Fertigung helfen KI-Systeme dabei, Produktionsprozesse in Echtzeit zu überwachen und Abfall durch präzise Prognosen und Anpassungen zu minimieren. Diese Anwendungen zeigen, wie KI konkret zur Ressourcenschonung beitragen kann.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre digitalen Technologien auch langfristig nachhaltig bleiben?

Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre digitalen Technologien regelmäßig gewartet und aktualisiert werden, um sie effizient und sicher zu halten. Dazu gehört auch die Berücksichtigung technologischer Innovationen, um mit der Entwicklung Schritt zu halten. Ein gutes Beispiel ist der Übergang zu effizienteren Rechenzentren oder Cloud-Lösungen, die weniger Strom verbrauchen.

Gleichzeitig sollten Unternehmen darauf achten, die Systeme an neue gesetzliche oder technische Anforderungen anzupassen. Innovationsbereitschaft und eine strategische Planung, die die Lebenszyklen digitaler Technologien berücksichtigen, sind hierbei essenziell.

Welche Herausforderungen sehen Sie noch bei der Umsetzung solcher Digitalisierungsprojekte?

Neben den bereits genannten liegen Herausforderungen beispielsweise in der Akzeptanz der Mitarbeiter – insbesondere bei KI – und in deren Schulung. Es reicht nicht aus, neue Ansätze einfach einzuführen. Oft ist eine Änderung und Anpassung der Firmenkultur notwendig. Deshalb ist es wichtig, alle Beteiligten frühzeitig einzubinden und durch Schulungen die notwendige Kompetenz für den Umgang mit neuen Systemen zu schaffen.

Deutsche Unternehmen kämpfen noch immer mit fehlendem Vertrauen in KI (© otris.de).

Wie beeinflussen digitale Lösungen den Energieverbrauch in Unternehmen?

Digitale Lösungen haben das Potenzial, den Energieverbrauch in Unternehmen erheblich zu reduzieren. Beispielsweise ermöglichen sie eine präzisere Steuerung von Maschinen und Prozessen, wodurch Überproduktion und Energieverschwendung vermieden werden können. Auch die Einführung von Smart-Building-Technologien, die den Energieverbrauch in Echtzeit analysieren und optimieren, spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

Eine reine Reduzierung der Energie ist jedoch nicht ausreichend. Der Ausbau grüner Energie schreitet voran, Ökostrom wird daher in Zukunft auch wieder günstiger werden. Der Umstieg darauf ist zentral, da jede digitale Technologie Strom verbrauchen wird.

Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen fördern oder behindern nachhaltige Digitalisierung in Deutschland?

Ein Beispiel für förderliche Maßnahmen sind Subventionen für Unternehmen wie das Bundesprogramm “Digital Jetzt”, das speziell kleine und mittlere Unternehmen bei Investitionen in digitale Technologien unterstützt. Darüber hinaus treiben steuerliche Anreize, beispielsweise für energieeffiziente IT-Infrastrukturen, den Wandel voran.

Auf der anderen Seite können unklare Vorschriften oder übermäßige Bürokratie die Einführung innovativer Technologien erschweren. Es ist entscheidend, dass Politik und Wirtschaft eng zusammenarbeiten, um einen klaren, innovationsfreundlichen Rechtsrahmen zu schaffen, der sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele fördert.

Welche Risiken sehen Sie bei der Einführung nachhaltiger digitaler Strategien und wie können diese minimiert werden?

Ein Hauptproblem ist die initiale Kostenbelastung. Viele Unternehmen zögern, in neue Technologien zu investieren, da die Amortisation nicht sofort sichtbar ist. Zusätzlich können technische und kulturelle Barrieren den Erfolg gefährden. Um diese Risiken zu minimieren, ist eine sorgfältige Planung notwendig. Pilotprojekte, die schrittweise ausgerollt werden, können helfen, Fehler zu identifizieren und Lösungen zu skalieren. Die Einbindung von Experten und Partnern unterstützt diesen Prozess effektiv.

Wie sehen Sie die Zukunft der nachhaltigen Digitalisierung?

Die nachhaltige Digitalisierung wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, die das Potenzial hat, sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile zu schaffen. Neue Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), Blockchain und fortschrittliche KI werden eine zunehmend zentrale Rolle spielen.

IoT-Sensoren können beispielsweise Echtzeitdaten sammeln, um Ressourcen effizienter zu nutzen, während Blockchain die Transparenz in Lieferketten erhöht. Fortschrittliche KI wird weiterhin Prozesse optimieren und neue Ansätze für Energieeinsparungen ermöglichen. Entscheidend wird sein, dass Unternehmen bereit sind, langfristig zu investieren und neue Technologien konsequent in ihre Strategien zu integrieren. Mit dem richtigen Mindset können wir gemeinsam große Fortschritte erzielen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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